Franz Ferdinand
„Always Ascending“
(Domino Recordings)
Aus der Literatur ist das ja nun schon länger bekannt: Wer genialisch um die Ecke denkt und schreibt, dem heftet man schnell das Attribut „kafkaesk“ an, wer sich hingegen viel Zeit und Ausschweifungen gönnt, dem unterstellt man schnell eine „joycesche“ Berufsauffassung. Die Sache mit den Etiketten also, gern genommen, hüben wie drüben. Und eben auch das Ding mit den Alleinstellungsmerkmalen, den Signature Moves, dem also, was die oder den eine/n von der breiten Masse unterscheidet und den Künster als unbedingtes musthave vor dem drohenden Liebesentzug bewahrt. Was aber machen, wenn es plötzlich fehlt? Zugegeben, „franzferdinandesk“ klingt schon ziemlich schräg, dennoch kann nicht geleugnet werden, daß die schottische Indiekapelle seit ihrer Gründung um die Jahrtausendwende eine Unzahl von nachfolgenden Bands mit ihren zackigen Gitarrenriffs, die immer ein wenig an gutgelaunte Marschmusik erinnerten (die ZEIT sprach 2005 von „Drill und königlichem Überreichtum“), beeinflusst haben. Ein Name stand hier in dicken Lettern drüber: Nick McCarthy.
Nun, der smarte Junge aus Bad Aibling ist letztens ein Häuschen weitergezogen und sucht sich gerade mit dem wunderlichen Lunsentrio eine neue Herausforderung, seine Kollegen versuchen es auf „Always Ascending“ mit einem Herren namens Dino Bardot – mmmh. Es ist jetzt nicht so, daß da keine Gitarren mehr wären, sie wirken nur nicht mehr so zwingend und straight wie auf den Vorgängeralben. Schnappt man sich mit dem Titelstück, „Lazy Boy“ und „Glimpse Of Love“ drei der zehn neuen Songs, man wäre fast geneigt zu sagen: Alles beim Alten, passt. Es folgen aber noch sieben andere Versuche, die Spannung zu halten, die aber lassen in ihrer verspielten Operettenhaftigkeit (die etwas an das Projekt FFS zusammen mit den Sparks erinnert) den alten Funk, die gewohnte Griffigkeit vermissen.
Franz Ferdinand sind jetzt sexy – okay, das waren sie früher auch schon, aber da war das eher diese sympathische Halbstarkenattitüde, mit der sie ihren Altergenossen den Stock aus dem Arsch zogen und sie mit knackigen Riffs auf’s Parkett schubsten, hin zu den Mädchen, die auf den Balztanz warteten. Jetzt soll das lasziv, überhitzt und rotlichtmäßig wummern und pulsieren und ist doch meistenteils nur mittelmäßig gelungen. Das nämlich können andere auch, einige deutlich besser, damit sind sie leider nicht mehr die eine Band, sondern nur mehr die eine unter vielen. Wenn der „Lazy Boy“ durch die „Funky Town“ wippt, dann geht das noch anständig in die Beine, aber spätestens bei „Lois Lane“ werden selbige schon schwer, die Lyrics pubertär bis kitschig, und auch danach macht es die wilde Mischung aus Maschinengewehr-Techno und Saxophon nicht unbedingt besser. Am Ende („Don’t Kill Me Slow“) muß sogar noch Morrissey als Blaupause herhalten, da zappelt das Kind schon längst im Brunnen. Da drängt sich ein „lowtzowsches“ Zitat in umgekehrter Bedeutung auf: Es ist unterhaltsam, aber egal. http://franzferdinand.com/
01.03. Hamburg, Mehr! Theater
05.03. Köln, Palladium
07.03. Berlin, Tempodrom
11.03. Zürich, Halle 622
12.03. München, Tonhalle
13.03. Wien, Gasometer
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