Super 700, Café Muffathalle München
8. Oktober 2012
Der Münchner Szenegänger tritt dem Kulturschaffen angereister Hauptstädter ja gern mit einer Mischung aus sorgsam gepflegtem Misstrauen und freundlichem Desinteresse entgegen. Insofern stand zu befürchten, dass sich auch die letzten wackeren Besucher des Konzerts von Super 700 an diesem kühlen Herbstabend doch lieber ins benachbarte Ampere zu den greisen, schmerbäuchigen Fans der Veteranenkapelle The Pretty Things gesellen würden – immerhin war dort Willy Michl gesichtet worden, Isarflimmern, woast eh. Das ursprünglich geplante Konzert im Mai musste wegen Krankheit von Sängerin Ibadet Ramadani kurzfristig abgesagt, der Veranstaltungsort für die Wiederholung zwangsweise downgegradet werden – es gibt sicher angenehmere Begleitumstände als diese, um eine neue Platte zu bewerben.
Aber glücklicherweise, und da sind wir auch schon bei den Pluspunkten, sollte sich „Under The No Sky“ auch jetzt noch als eine Platte mit viel Substanz und langem Atem, die Band in ihrer neuen und verkleinerten Besetzung als durchweg sympathisch erweisen und so war von Vorbehalten oder fehlender Spielfreude so gar nichts zu spüren. Mit „We Will Never Drown“ gab‘s für den Auftritt dann auch gleich zu Beginn die passende Überschrift, es folgten hauptsächlich Stücke des aktuellen Albums und seines Vorgängers „Lovebites“. Dabei beschränkten sich Gitarrist Jan Terstegen, Sebastian Schmidt am Schlagwerk und Michael Haves mit Bass und Keyboard im schummrigen Tresenlicht nicht nur auf gefühligen Kammerpop, sondern ließen es zuweilen recht anständig rocken. Ein zackiges „Self Control“ aus den Anfangstagen der Band, das frisch vorwärts gehauene „S.T.T.S.M.C.“, ebenso „Fortuneteller“ und „Tango“, kamen mit ordentlich Schmackes daher, desgleichen „Dear Wolf“, der ruppigste Song des neuen Albums.
Auch Ibadet Ramadani, nach eigener Auskunft durch ausgiebiges Wirtshausessen mit genügend stimmungsaufhellenden Opiaten ausgestattet, war der Spaß am Set deutlich anzusehen, als nunmehr einzige Leadsängerin genießt sie den Focus in gleichem Maße wie sie ihn auszufüllen versteht. Mit gebremster Wucht bei den lauteren, mit viel Gespür für die leisen Töne und die Pausen dazwischen bei den getrageneren Stücken, mal ausgelassen („Live With Grace“), mal melancholisch („My Bones“, „Under The No Sky“) – Ramadani gelang es scheinbar mühelos, die Spannung über alle Songs halten. Ihren stärksten Moment hatte sie, wie auch schon auf der aktuellen Platte selbst, beim zauberhaft versponnenen „Make Rain“, wo sich zarter Acapella-Gesang und dunkel instrumentierte Passagen in stetem Wechsel befinden.
Auch Ibadet Ramadani, nach eigener Auskunft durch ausgiebiges Wirtshausessen mit genügend stimmungsaufhellenden Opiaten ausgestattet, war der Spaß am Set deutlich anzusehen, als nunmehr einzige Leadsängerin genießt sie den Focus in gleichem Maße wie sie ihn auszufüllen versteht. Mit gebremster Wucht bei den lauteren, mit viel Gespür für die leisen Töne und die Pausen dazwischen bei den getrageneren Stücken, mal ausgelassen („Live With Grace“), mal melancholisch („My Bones“, „Under The No Sky“) – Ramadani gelang es scheinbar mühelos, die Spannung über alle Songs halten. Ihren stärksten Moment hatte sie, wie auch schon auf der aktuellen Platte selbst, beim zauberhaft versponnenen „Make Rain“, wo sich zarter Acapella-Gesang und dunkel instrumentierte Passagen in stetem Wechsel befinden.
Dass „I Love You“, einer der ersten und zwingendsten Hits der Berliner, am Ende nicht zur Aufführung kam, ließ sich verschmerzen, Respekt und Applaus hatten sich die vier mit Charme und Empathie auch so schon verdient. Die Taschen prall gefüllt mit so liebens- wie preiswert gehandelten Tonträgern (nimm drei, kauf zwei) durfte man das Café mit dem guten Gefühl verlassen, diesen Abend sicher nicht den Falschen geschenkt zu haben. Und nebenan bei Willy Michl und den Pretty Things waren sowieso schon lange die Lichter aus.
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