Mittwoch, 31. Oktober 2012

Aber mit Stil

Liars, 59:1, München
30. Oktober 2012

Lustige Wortspiele über Unwetter und New York sollte man dieser Tage aus Piätätsgründen wohl besser vermeiden. Trotzdem darf man annehmen, dass den Liars aus NYC die Reise durch gemütliche und gut beheizte deutsche Kleinklubs eher gelegen kommt, als daheim durch menschenleere Straßen und kniehohes Brackwasser zu waten. Am Dienstag war also das 59:1 in München gebucht, ein Ort, dessen Raummaße eher denen eines größeren Wohnzimmers mit Tresen und Garderobe entsprechen, der aber bei allem unverständlichen Hin zur Hallenkultur gerade deshalb nicht genügend gewürdigt werden kann.

Auch die Liars wurden, nach dem eher klaustrophobischen Einstieg des Supports The Haxan Cloak, mit der Umgebung recht schnell warm – zumindest konnte man das annehmen, wenn man den Dreien durch ihr infernalisch lärmendes Set folgte. Dieses war zwar nicht übertrieben lang, konnte aber die Bedenken all jener zerstreuen, die befürchtet hatten, mit den gewandelten, weil jetzt deutlich elektronisch verbrämten Klängen des letzten Albums „WIXIW“ hätten die Jungs ihre frühere Lust am Lärm verloren. Nein, sie gaben schon ordentlich Zunder und vermochten auch die neuen Stücke wie „Flood To Flood“, „Octagon“ und „No. 1 Against The Rush“ auf artgerechte, sprich ohrenbetäubende Weise zu zerlegen.

Während Sänger Angus Andrew hinter einem Bollwerk aus Tasten und Strippen genußvoll zum Krach die Mähne schüttelte, wechselte der deutlich zurückhaltendere Aaron Hemphill zwischen Gitarre, Drums und Keyboard – Julian Gross tat im Hintergrund an den Kuhfellen, im eleganten weißen Anzug, ein Übriges dazu, dass die Songs sowohl druckvoll als auch eine Spur organischer klangen als aus der Konserve. Von den vorangegangenen Alben gab es jeweils nur eine Arbeitsprobe – „Scarecrows...“ von „Sisterworld“, „By Your Side“ vom monothematischen „Drum’s Not Dead“ und als Abschluß eine furioses „Broken Witch“ von ihrer zweiten Platte „They Where Wrong...“ Dass einem auf dem Heimweg der Schädel noch längere Zeit nachbebte, ließ sich verschmerzen, stilvolles Gepolter wie dieses ist schließlich nicht alle Tage zu bekommen.

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