Dienstag, 31. Januar 2012

Bang, bang!



Diese Seite ist, wer häufiger vorbeischaut, weiß das, ein Freund – grammatikalisch korrekter: eine Freundin – ungezügelten Geschrammels. Grenzenloser Jubel deshalb über die Nachricht, dass die Urgottheit aller Schrammelei, die britische Band The Wedding Present, nach vierjähriger Schaffenspause in diesem Jahr ein neues Album mit Namen “Valentina” plant. Glaubt man ihrem Label Scopitones, so ist für den Herbst 2012 auch eine Tour auf dem europäischen Festland geplant, vorerst muss Fan sich mit dem Song “You’re Dead” begnügen. Kein Cover der Dirty Pretty Things, trotzdem gut – hier.

Dem Ende entgegen


Pop.1280 „The Horror“ (Sacred Bones)
Wann, wenn nicht in diesem Jahr – dem Jahr der (nun aber endgültigen) Apokalypse, zumindest, wenn man den oberschlauen Maya glauben will – wann also, wenn nicht jetzt ist mit einer auffälligen Häufung endzeitlicher Unterhaltung zu rechnen? Als erstes steigen deshalb Pop.1280 in den Ring, ein Cyberpunk-Quartett aus New York City, benannt nach einem derben Kurzkrimi des Ende der Siebziger verstorbenen Amerikaners Jim Thompson. Genaugenommen werkeln Chris Bug, Ivan Lip, John Scultrane und Andrew S. schon geraume Zeit an diversen kleinformatigen Singles und E.P.’s herum, “The Horror” ist nun ihr erstes reguläres Album und zweifellos eines, das die akustische Wahrnehmung in gewöhnungsbedürftige Grenzbereiche führt. Wer zur Mitte der Achtziger noch nicht der Taubheit anheim gefallen ist, dem dürfte das vorliegende Amalgam aus Birthday Party, Pussy Galore, den frühen Sonic Youth und den Swans reichlich bekannt vorkommen, allen anderen bleibt die unvoreingenommene Freude auf infernalischen Sound: dumpfes Schlagwerk, fetter Flatterbass, kreischende Gitarren und verstörende Synthies. Wenn die vier zu Melodien fähig sind, so können sie das ganz gut kaschieren, Bugs Stimme hallt dazu drohend und schwer verständlich aus dem Geräuschgewitter hervor, ein wahrhaft teuflisches Vergnügen. Stupider Gleichklang allerdings Fehlanzeige, es wird sehr wohl in Tempo und Besetzung variiert – nach heftigem Beginn (“Burn The Worm”/”New Electronix”) gelingt mit “Nature Boy” schon die erste, wenn auch recht krude Tanznummer, “Hips to the right and hips to the left, right, left, right, left“, da linst der „Mussolini“ um die Ecke. Auch die Vorauskopplung „Bodies In The Dunes“ pumpt recht schön, für „Beg Like A Human“ wiederum wurden, wohl schweren Herzens, einige Instrumente ausgestöpselt – keineswegs zum Schaden des Songs. Alles dabei also, Industrial, Metal, Punk, Electro, für Menschen mit guten Ohren auch mal eine kleine Joy-Division-Hookline (“Crime Time”), so läßt sich selbst dem nahenden Untergang noch etwas Gutes abgewinnen. http://www.myspace.com/population1280

Ganz bei sich



Die White Stripes sind Geschichte, The Dead Weather machen Winterpause und die Plattenpresse giert nach Futter - Jack White macht jetzt in Solo. Ende April soll "Blunderbuss" (zu deutsch entweder "Tollpatsch" oder "Donnerbüchse") erscheinen und von diesem gibt es mit "Love Interruption" schon einen ersten, eher beschaulichen Ausblick - hier. White zum Album selbst: "These songs were written from scratch, had nothing to do with anyone or anything else but my own expression, my own colors on my own canvas." Das, lieber Jack, hatten wir fast vermutet.

Montag, 30. Januar 2012

Verschönerung



Neulich im Auto: Endlich mal einen passablen Radiosender gefunden, der innerhalb einer halben Stunde nicht drei Wiederholungen und 20 Minuten Werbung, sondern am Stück mindestens fünf Songs aufbietet, die mir völlig unbekannt sind - zähneknirschende Begeisterung also. Mit dabei das elektrisierende "On My Shoulders" des finnisch-französischen Jointventures The Dø und die Erkenntnis, an deren Album "A Mouthful" im Jahre 2010 schmählich vorbeigehört zu haben. Jetzt haben sich Dan Levy und Sängerin Olivia Merilahti mit "Tightrope" einen Song des US-amerikanischen Soulsternchens Janelle Monaé, Schlüsselstück ihres letzten Werkes "The ArchAndroid" vorgenommen - mehr als neun Minuten allerbeste Krawallmeditation, hier.

Immerhin



Die einen werden sagen "Was, schon wieder/immer noch?", andere "Wieso erst dann?", deshalb die Nachricht in aller Kürze, weil es momentan nicht mehr als diese Wasserstandsmeldung gibt: Nach einem bandinternen Treffen in der lauen Pazifikluft Santa Barbaras gab Martin Gore in einem Interview bekannt, dass Anfang 2013 mit einem neuen Album von Depeche Mode zu rechnen ist [Punkt] http://www.depechemode.de/

Retro? Afro!



Im letzten Jahr mit einer ebenso befremdlichen wie furiosen Joy-Division-Coverversion von "She's Lost Control" und dazugehörigem Voodooclip aufgefallen, nun ist für März das Album des südafrikanischen DJs und Rappers Spoek Mathambo angekündigt. "Father Creeper" wird die Platte heißen und vorab gibt es auf seiner Website einen ersten Titel als kostenlosen Download - "Put Some Red On It", hier.

Sonntag, 29. Januar 2012

Lieber Lothar!



Da hast Du uns ja einen mächtigen Schrecken eingejagt, als heute Mittag die Nachricht über den Ticker kam, der Sender VOX drehe gerade mit Dir eine Dokusoap. Noch dazu die drohenden Worte: "Ich [also ein Lothar Matthäus] möchte den Menschen zeigen, wie ich wirklich bin" - ja meinst Du denn, die Leute wollen das wissen? Klar, die Fernsehnation hat die Effenbergs, Sarah "Brüh im Glanze" Connor, die grenzdebile Katzenberger und so manchen Unsinn mehr überstanden, da sollte sie denn auch den Lodda noch schaffen, meinst Du. So recht weiß man zwar nicht, was nach der ohnehin schon legendären Homestory mit Frauke Ludowig und dem inzwischen historischen Satz "Die Schuhe müssen zum Gürtel passen" noch kommen kann, aber Deine Ausführungen, was so alles auf uns zukommt, lassen Großes, wenn nicht Magisches erahnen: "Die Kamera wird mich aber bei allem begleiten, was mein Leben ausmacht: meine Freundin Joanna, meine Kinder, meine Reisen, meine Arbeit, meine Freizeit ...", holla! Sag mal - Joanna, ist das dieses affenscharfe, minderjährige slowenische Dessousmodel oder war das diese unglaublich tolle, ebenfalls minderjährige Münchnerin, die immer im knallengen Lederoutfit..., Du siehst, Aufklärung tut Not, wir können es kaum noch erwarten! Einen Zahn hast Du uns Zuschauern aber dennoch gezogen mit Deiner strikten Ansage: "Dusche und Schlafzimmer sind tabu, Sex-Szenen wird es mit Sicherheit nicht geben.", Mist, das hätte uns nun aber brennend interessiert - ein knapp 52jähriger Exfussballer im Badezimmer, alter Spielverderber. Na egal - wir freuen uns auf die "ganzheitliche Begleitung", wie das Dein Sender so blumig umschreibt und wünschen Dir schon mal eine Riesenquote - niemand hat die so sehr verdient wie Du, ehrlich!

Freitag, 27. Januar 2012

Filed under: Atrocity Exhibition


Man darf bekanntmachen: Joy Division Joystick Mr Big, schwarz, hochwertiges Silikon, 200 x 45 mm, 2 AA-Batterien (im Setpreis nicht enthalten), im Onlineversand 27,39 Euro zuzügl. Versandkosten. Nachdem das Disney-Shirt (s.u.) also vom Markt ist, hat sich das SPIN-Magazine die unbezahlbare Mühe gemacht, all das zusammenzutragen, was im Namen der Postpunkikonen aus Manchester schon verbrochen worden ist - man sieht: Der Beispiele sind mannigfaltig und das Shirt ist dabei nur der kleinste Aufreger - hier.

Daneben



Es gibt Momente, da wäre die Kamera mal besser aus geblieben, Filmchen, die hätte man mal lieber nicht gesehen. So auch die Privatperformance von Schätzchen Azealia Banks im Hause Lagerfeld, wo sich eine illustre Gesellschaft von weiß Gott welcher Prominez mit nickendem Kopf und wippendem Bein bei Kerzenschein an einem Liedchen über Oralverkehr ("212") erfreut. Ist die Auster geschlürft und der Schampus gesoffen, wird mal schnell das iPad für ein "Ich bin dabeigewesen"-Foto gehoben und wenn der Song vorbei ist, heißt's: Nun aber ab ins Bettchen, Kleine! Mensch Mädel, das hätteste Dir besser mal geschenkt - jede Menge Fremdscham, und alles nur für einen Strickpulli vom Zopfträger. Selber ärgern - hier.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Tweedy vs. Popeye



Was anfangs ganz harmonisch aussieht, entwickelt sich binnen kürzester Zeit zum handfesten Drama - Jeff Tweedy und seine Hauskombo Wilco haben sich für ihr neuestes Video "Dawned On Me" per Zeichentrick auf einen Bootssteg vermalen lassen, auf welchem auch Popeye, Erzfeind Bluto und Olive landen. Letztere entwickelt umgehend eine flammende Zuneigung zum Bandleader, was zwangsläufig in einer heftigen Klopperei münden muss - selber sehen, hier.

Ohne Worte, Teil 2


"Spock" ist draußen, nun folgt "Blip" - Vince Clark und Martin Gore, der eine mal, der andere noch Mitglied bei Depeche Mode, zusammen als VCMG unterwegs in Sachen Minimal Techno, veröffentlichen aus ihrem Album "Ssss" die zweite Single - anhören: hier.

Alles, nur kein Durchschnitt



Lana Del Rey “Born To Die” (Vertigo Berlin)
Die Türen hoch, die Tore weit, Fanfaren auf Anschlag – die Branche japst im Dauerdelirium, bereit für den nächsten Hype, die malade Musikindustrie lechzt auf dem Krankenbett nach Linderung der Phantomschmerzen und doch landet am Ende alles im Rachen von Dotcomkim. Diesmal unter der Zirkuskuppel: Die bleichgesichtige Verwandlungskünstlerin Lana Del Rey, 25, in der Sedcard ein Album unter anderem Namen, für das sich ehrlicherweise niemand so recht interessiert hat, nun aber, gepusht von Guy Chambers, mit “Born To Die” der Sprung aus dem Stand zur Popikone. Natürlich wird kein Mensch gezwungen, die mediale Hysterie mitzugehen, im Unterschied zum Phänomen Lady Gaga, wo der Inhalt der reizvollen Verpackung, also die Musik, von erschreckender Durchschnittlichkeit ist, erwartet den Hörer bei Lana Del Rey jedoch ein deutliches Plus an Substanz.

Keine Ahnung, ob die SPEX das Copyright auf die Charakterisierung besitzt, “Hollywood Sadcore” trifft jedoch in jeglicher Hinsicht punktgenau das, was für die einen das Faszinierende, für andere das Abstoßende an der Amerikanerin ausmacht. Hollywood steht für die kalkulierte Inszenierung, für die Provokation, die Irritation, die sexuellen Anspielungen. Sie hat die porzellanpüppchenhafte Verletzlichkeit ebenso im Repertoire wie den psychotischen Vamp, sie gibt bereitwillig die Projektionsfläche, um gleich danach jegliche Doppeldeutigkeit von sich zu weisen. Die Beschaffenheit ihrer Lippen wird mit der gleichen Ernsthaftigkeit diskutiert wie der Kontoauszug von Mitt Romney, segensreiches Ballyhoo, Gesprächsfutter – soweit bekannt, Allgemeinplatzfestival.

Die Traurigkeit ist es wohl, die das Album als Grundrauschen, als Subtext begleitet und die einen dabeibleiben läßt – für einen Song sicher kein Alleinstellungsmerkmal, in der Gesamtheit der zwölf Stücke allerdings nicht so häufig zu finden. Sie deshalb gleich zur einzig legitimen Erbin von Christa Päffgen alias Nico auszuloben, geht dennoch zu weit – ganz so trostlos und bleischwer sind ihre Lieder doch nicht geraten. Sie orientieren sich eher an der leidenschaftlich überdrehten und surealen Kulisse von Lynchs “Wild At Heart” (Chris Isaaks “Wicked Game” meint man mehrmals wiederzuerkennen) und entfalten, versehen mit den passenden Requisiten, einen dauerhaften Reiz. Das gilt für das betörende Titelstück ebenso wie für die geschickt gesampelten Downtempostücke “Video Games” und “Blue Jeans”.

Aber neben diesen Stücken, die frühzeitig im Netz kursierten, fällt auch der weniger bekannte Rest kaum ab: “Off The Races” mit seinem mädchenhaft albernen Kieksen (“I’m sorry that I’m misbehavin “) auf pochendem Beat, ihre frivole Interpretation der Landeshymne (“Money is the anthem of success, so put on mascara, and your party dress,..., I sing the National Anthem, while I'm standing over your body, hold you like a python and you can't keep your hands off me“). Schwachstellen einzig das arg verkitschte „Dark Paradise“ (obwohl der Kitsch dieses Album irgendwie ja auch groß macht) und das dahinplätschernde „This Is What makes ...“, dafür gelingen der dunkle Schwof vom „Million Dollar Man“ und die schnulzige Fototapete „Summertime Sadness“ grandios. Man kann es am Ende drehen wie man will, für „Born To Die“ gibt‘s im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Finger weg! oder bedingungslose Hingabe. Alles andere ist F.D.P.

Talk That Talk


Auch wenn sie auf keinem noch so billigen 80er-Jahre Sampler fehlten - sie waren schon etwas Besonderes: Talk Talk, die britische Synthieband um Genius Mark Hollis, feiert ihr 30jähriges Bestehen mit einem exklusiven Tribute-Sampler. Das Ende Mai zeitgleich erscheinende Jubiläumsbuch versammelt alle der gewöhnungsbedürftigen James-Marsh-Cover, auf 80 Seiten gibt es zudem handgeschriebene Texte der Band und allerlei Kommentare all jener Musiker, die Talk Talk zu ihren Ideengebern und Vorbildern zählen. Musikalisch mit von der Partie sind die White Lies, Ex-Depeche-Mode-Mitglied Alan Wilder, Joan As Police Woman, Grandaddys Jason Lytle und andere mehr.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Schulte sein Schreibtisch - Vorgriff



Bei Schulte, dem Glücklichen, ist schon Sommer. Was ein ordentlicher Sportchef ist, der kümmert sich natürlich schon um die mannschaft der kommenden Saison. Erster Neuzugang des FC St. Pauli ist Florian Mohr vom SC Paderborn, 27 und in Hamburg geboren. Kommt also heim, der Junge, wird schon in höchsten Tönen gelobt und die Frage ist nur noch: Spielt er im Sommer in Liga 1 oder 2?

Dienstag, 24. Januar 2012

Nazi Sci-Fi on Tour



Am 4. April kommt der in Finnland produzierte Science-Fiction "Iron Sky" in die Kinos, mit dabei Tilo Prückner, Götz Otto, Julia Dietze und - natürlich - Udo Kier. Gesponnen wird die Geschichte deutscher Wissenschaftler, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in eine Polarstation auf dem Mond mit Namen Neuschwabenland geflohen sind und von dort, klar, nichts weniger als die Zerstörung des verkommenen Planeten planen. Die Musik zum Film haben passenderweise die Slowenen Laibach zu verantworten, die zu diesem Zwecke auch zu einer Konzertreise aufbrechen werden, laut Website stehen bisher vier Termine (1 x Schweden, 3 x England) fest. Filmtrailer und mehr - hier.

The Return of the Ladies' Man



Leonard Cohen “Old Ideas” (SmiCol)
Der Konsens ist bekanntlich im Leben schwer zu finden, im eitlen Musikbusiness ist er nahezu unmöglich. Ob die Gallaghers einfach dumm, Scooter zu prollig, U2 von vorgestern oder die Stones nur noch peinlich sind – eine übereinstimmende Meinung wird man dazu kaum ausmachen. Es gibt allerdings Sachen, da sollte man sich auf keinerlei Diskussion einlassen, der Kanadier Leonard Cohen ist eine davon. Seine Verdienste um die hohe Kunst des Songwritings sind unbestritten und wer da draußen klarkommen und vom Leben ernstgenommen werden will, hat, wenn schon kein Buch, so doch mindestens eine seiner Platten im Regal stehen, egal ob’s nun die “Songs Of Love And Hate”, “Songs From A Room” oder das 75’er Best-Of mit dem legendären Spiegelcover ist. Und wer sich jetzt ertappt fühlt, dem sei gesagt, er darf auch mit dem aktuellen Album anfangen – ein größeres Kompliment kann man “Old Ideas” wohl kaum machen.

Wenn Jungspund Jarvis Cocker seinem Idol unterstellt, er schreibe seit Jahren “penitential hymns with jocular humility”, sinngemäß also hymnische Bußpredigten in humorvoller Demut, dann ist es das und vieles mehr, was auch dieses, sein zwölftes Werk ausmacht. Es geht um menschliche Katastrophen und Irrwege, um Vergebung und Heilung, um Einsichten, Auswege, Verrücktheit und Starrsinn, um das Schicksal und seinen Schöpfer, um die Sinnsuche, die immer gleichen Fragen, die alten Ideen also, die auch Cohen wie Sisyphus den Felsbrocken den Berg hinauf wälzt („Show me the place, help me roll away the stone, show me the place, I can't move this thing alone, show me the place where the word became a man, show me the place where the suffering began”). Wie er diese Plackerei all die Jahrzehnte mit einem Lächeln auf den Lippen bewältigt, bleibt sein Geheimnis und sein Markenzeichen zugleich.

Was einen erwartet? Schwergewichtige Kostbarkeiten in Text und Ton, begleitet von einem begnadet temperierten Backroundchor, geführt von der Stimme eines 77jährigen, die, wenn das überhaupt geht, noch tiefer, noch gegerbter klingt als zuvor. Einzigartig, wie der sich selbst („...a lazy bastard, living in a suit...“) in „Going Home“ über die Schulter schaut und auch gleich in die Pfanne haut: “He wants to write a love song, an anthem of forgiving, a manual for living with defeat, a cry above the suffering, a sacrifice recovering, but that isn't what I want him to complete.“ Anrührend, wie er mit bildhafter Sprache sein Bittgebet (“Amen”) zum Besten gibt: „Tell me again when the day has been ransomed and the night has no right to begin, try me again when the angels are panting and scratching at the door to come in... tell me that you love me then“ – eine Trompete, ein paar Streicher, nicht mehr. Zusammen mit dem tiefschwarzen Barpianostomp von “Darkness” sind das schon drei Songs, die mehr Gehalt haben das Gesamtwerk der Strokes (etc., Name beliebig wählbar).

Während Cohens Stimme bei “Anyhow” nur noch ein düsteres Raunen ist, schwingt sie sich für “Crazy To Love You” in vergleichsweise hochgelegene Gefilde, wo “Come Healing” mit Spiritualität nicht geizt, tanzt ‘the Ladies’ Man’ bei “Different Sides” leichtfüßig übers edle Holzparkett. Feinsinnige Gegensätzlichkeiten, große Lieder, “stripped to the bones” – und das alles ohne Zutun von Altenpfleger Rick Rubin. Und auch wenn’s aus einer komplett anderen Küche kommt – Cohen hat mit dieser Platte die gefühlte Fortsetzung von Scott-Herons “I’m New Here” vorgelegt. So ungefähr jedenfalls.

Montag, 23. Januar 2012

Geht's noch, Disney? [Update]


Es gibt Dinge, die so unfassbar dumm sind, dass sie einem beim besten Willen nicht einfallen würden. Hofft man jedenfalls. Beim Chefredakteur der BILD eine mordsmäßige Drohung auf der Mailbox zu hinterlassen - ein Beispiel. Einen Transrapid von München ins Erdinger Moos zu betonieren, schon älter, aber auch nicht ohne. Ganz neu: Disney verkauft seit kurzem über seine Netstores und im Disneyland ein T-Shirt, auf welchem Mickey Mouse und das Logo des Joy-Division-Covers von "Unknown Pleasures" miteinander verhackstückt worden sind. Man möchte meinen, dass dem Konzern die Bedeutung des Bandnamens geläufig sein sollte, dass sie auch wissen, welches Ende es mit Bandleader Ian Curtis genommen hat. Nö? Na eben - dumm. Mehr - pitchfork.

Update: Aus die Maus - Disney hat das Shirt mittlerweile aus dem Verkauf genommen.

Klingt nach mehr



Das britische Bandprojekt The B.E.F. (British Expiditionary Force) um die Gebrüder Justin und James Lockey und Sänger Aid Burrows hat nach dem Debüt "Chapter One: A Long Way From Home" seine zweite Platte angekündigt. Ende März soll nun "Chapter Two: Konstellation Neu" erscheinen - und auch wenn der düstere, technoide Sound bisher nur zur Nischenmucke taugte, macht der Clip zur Neuveröffentlichung Lust auf mehr - Aid Burrows dazu: "The tactic we've used is the 'more' method. More sounds, more layers, more people. More face to face, more angles, more songs. If we've done our sums right, it should total more than the individual pieces". Mehr sehen - hier.

Sonntag, 22. Januar 2012

Neues Geschäftsmodell



Das Geschäftsmodell "Bekannte Band spielt ihr bekanntestes Album in kompletter Länge" ist mittlerweile ja fast ein alter Hut, Sonic Youth, die Pixies, The Cure und andere haben sich daran versucht. Was Amanda Palmer, Frontfrau der Dresden Dolls auf dem Festival of Music And Art des Museum of Old And New Art, kurz: MONA FOMA, kürzer: MOFO, in Hobart/Australien spontan auf die Beine stellte, gab der Sache dann einen neuen Dreh. Nachdem dem Kurator des Festivals, Violent-Femmes-Drummer Brian Richtie, ein Programmpunkt in die Binsen gegangen war, entschied sich Palmer, nicht ein zweites Mal mit ihrer Band auf die Bühne zu steigen, sondern mit einer auf die Schnelle zusammengestöpselten Supergroup (John Parish, Mick Harvey, Brian Viglione und Ritchie selbst) das erste und wohl auch stilprägendste Album der Violent Femmes in Gänze zu performen. "The Violent Femmes' first record is in the blood of every musician I know," so Palmer vor dem Gig "It would probably help to rehearse, but everybody knows these songs, and even if we fuck up, it's fine. The whole point of this is to get onstage and freak out. It's a lot easier to freak out over three-chord folk-punk songs than 'Bohemian Rhapsody'". Nun, sie haben es nicht versägt, das kann man den Kommentaren im Netz zweifelsfrei entnehmen - hier zum Anfüttern "Blister In The Sun" inklusive Nummerngirl, den Rest - selber suchen.

Freitag, 20. Januar 2012

Ungerecht



Nada Surf “The Stars Are Indifferent To Astronomy”
(City Slang)
Die Welt ist nicht gerecht. Wäre sie es, müßten katholische Priester in Frauenhäusern ein soziales Pflichtjahr absolvieren, wäre das Dschungelbuch beliebter als das Dschungelcamp, Steve Jobs noch am Leben und Harald Schmidt Bundespräsident. Wäre die Welt gerecht, Nada Surf würden schon jetzt für ihr Lebenswerk ausgezeichnet werden, für ihre Fähigkeit also, in schöner Regelmäßigkeit Liedsammlungen zu veräußern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Leben mit Gutgläubigkeit und ostentativem Frohsinn etwas erträglicher zu gestalten. Da die Welt aber ist wie sie ist, werden sie auch für dieses (wie für das vorangegangene, in der Tat schwächere Cover)-Album nicht nur Lob zu hören bekommen. ‘Zu harmlos, zu wenig Biss, kaum Brüche’ wird es heißen, dabei gehen sie doch dieses Mal für ihre Verhältnisse recht forsch zu Werke. Schon der Opener “Clear Eye, Clouded Mind” will ein Wachmacher sein und schrammelt gar munter drauflos, selbst eine so bandtypisch melancholische Rückblende wie “When I Was Young” (“What was that world I was dreaming of?”) entwickelt mit zunehmender Länge einigen Drive und für “Teenage Dreams” („Sometimes I asked the wrong questions but get the right answers, ... it‘s never too late for teenage dreams“) gestattet sich Matthew Caws sogar den einen oder anderen schiefen Akkord. Sie packen also wieder etwas fester zu – man hatte es auf “The Weight Is A Gift” und “Lucky” schon schmerzlich vermißt – dieser Umstand, gepaart mit ihrem unbeugsamen Willen zur süßen Harmonie (die Bläser im wunderbaren “Let The Fight Do The Fighting”, die Hooks bei “No Snow On The Mountain”, ach!) machen aus “The Stars …” eine ordentliche, ja eine gelungene Platte. Wenn es ihnen doch nur jemand danken würde … http://www.nadasurf.com/

25.02. München/Backstage
26.02. Berlin/Huxley's Neue Welt
27.02. Hamburg/Markthalle
28.02. Köln/Life Music Hall

Nahrungs- vs. Handelskette



"Die Drogeriemarktkette Schlecker ist insolvent. Das teilte das Unternehmen mit. Zuletzt hatten die Nachfolger von Firmenpatriarch Anton Schlecker nach einem Investor gesucht - offenbar vergebens."
Spiegel Online, 20. Januar 2012

"Die Drogerie war bis in die 1990er-Jahre hinein eine Art protestantischer Beichtstuhl. Nirgendwo sonst kam das Wesen eines Dorfes – die soziale Kontrolle – besser zum Ausdruck als dort. Die Leute kauften beim Drogisten die intimsten Dinge und gaben so nebenbei viel von ihrem Privatleben preis. Der Drogist wusste nicht nur, was die Bewohner im Urlaub gemacht hatten – schließlich entwickelte er ihre Fotos –, sondern auch, wer Sex hatte – wenn sie bei ihm Kondome kauften – und wer schwanger war – Folsäure, Kräuterblut, etc. Deshalb handelt "Gegen die Welt" auch von der Drogisten-Familie Kuper, von ihrem Aufstieg und Fall und ihrem verzweifelten Kampf gegen die Invasion von Schlecker. Was in Ostdeutschland in wenigen Monaten geschah, vollzog sich im Westen über einen sehr viel längeren Zeitraum: der Wandel von einer Bedarfsgemeinschaft zur Konsumgesellschaft; die vollständige Durchdringung durch den Kapitalismus."
Jan Brandt im Fluter über sein Buch "Gegen die Welt"

Donnerstag, 19. Januar 2012

Neue Wege



The Maccabees „Given To The Wild“ (Fiction)
Sie hatten einen gehörig verwöhnt, zwei blitzsaubere Alben, an “Wall Of Arms”, dem letzten, war nur noch das alberen Cover zu bemängeln – ansonsten: quicklebendiger, vor Ideen sprudelnder Indiepop, fiebrig, nervös, sympathisch. Klar, dass man etwas mißtrauisch wurde, als die Band Ende letzten Jahres der englischen SUN anvertraute, sie hätten nun alles etwas breiter, vielschichtiger anlegen wollen. Worte wie “cinematic” und “film score” fielen und am Ende hieß es dann recht selbstbewußt: “As we've got better, we've also got bigger.” Nun, sie haben Wort gehalten. “Given To The Wild” ist ein Schwergewicht geworden, epischer, ausufernder und variantenreicher als seine Vorgänger, das Weniger an Leichtigkeit versuchen die fünf aus London durch üppige Arrangements zu kompensieren. Und hätten sie sich nicht ein so gutes Gespür für den Spannungsaufbau, für die Melodien der Songs bewahrt – die Sache wäre kräftig in die Hose gegangen. So jedoch gehen sie guten Gewissens den Weg, den auch ihre Nachbarn Foals schon mit Erfolg eingeschlagen haben, auch deren letztes Album “Total Life Forever” hatte nur noch recht wenig mit dem hektischen Erstling “Antidotes” gemein. Hier also: wuchtige Klanggebirge von Beginn an – “Feel To Follow” und “Ayla” arbeiten sich langsam in Hörerhirn, Bläsersätze und bildhafte Emotion („The wait is over under halcyon skies, the wait is over for an innocent life...“), alles kein Kleinkram mehr. Bei „Forever I’ve Known“ heulen Instrumente und Orlando Weeks klare, hohe Stimme im Gleichklang, anrührend, steinerweichend: „And I know, know that nothing stays forever, forever I've known, nothing stays forever … can you just try?” Mit “Pelican” gibt’s zur Mitte hin einen kleinen und wohldosierten Rückgriff auf die letzte Platte, nicht ohne ein Augenzwinkern (“And we go back to where we came from, like those before and those to come, and know its the ever and the more, and again and again and again, in the end nothing comes easy”). Ein Einschub, nicht mehr, danach: Chöre, Leidenschaft, wieder Chöre, dazu jede Menge elektronischer Verzierungen – die Maccabees geben sich richtig Mühe. Der Vergleich mit den frühen Arcade Fire ist sicher nicht von der Hand zu weisen, auch deren Credo hieß damals “Opulenz mit Sachverstand”. Für diesen Fall jedenfalls lautet das Fazit: The bigger, the better. http://www.themaccabees.co.uk/

Mittwoch, 18. Januar 2012

Ende einer Irrfahrt



First Aid Kit „The Lion’s Roar“ (Wichita)
Wenn alles vorbei ist, man sich eine Pause und etwas Besinnung gönnt, glaubt man zu verstehen, wie sich Odysseus gefühlt haben muss, als er, gerade der Schattenwelt entronnen, an der Sireneninsel vorbeischipperte. Wann hat es das in letzter Zeit schon gegeben, dass man mit entrücktem Blick und in versunkener Andacht Stimmen wie denen der schwedischen Geschwister Johanna und Klara Söderberg lauschen durfte – kindlich und kräftig zugleich, einschmeichelnd, voller Widerhaken? Von irgendwoher schreit jemand noch fix „Amy MacDonald“, doch für solche Warnungen ist es jetzt zu spät, kein Mastbaum weit und breit, an den man sich ketten könnte, und so geht es hinab, betört, betäubt, verfallen ... „And I'm a goddamn coward, but then again so are you, and the lion's roar, the lion's roar, has me evading and hollering for you, and I never really knew what to do“, natürlich könnte man hier, nach dem Titelsong, noch von der Fahne gehen, aber man will’s ja gar nicht, will diesen flauschigen Countrypop so schnell gar nicht fliehen. Nicht bei „Emmylou“ und auch nicht nach dem bezaubernden „In The Hearts Of Men“. Schon klar, dass man hier keine tiefschürfenden Erkenntnisse erwarten kann, sondern den Alltagsweisheiten und Tagträumereien zweier knapp zwanzigjähriger Mädchen lauscht. Und wenn sich diese beim Königsjodler von „To A Poet“ ohne jede Angst emporschwingen – „And so I ask where are you now, just when I needed you, I won’t ask again because I know there’s nothing we can do“ – dann ist man danach trotzdem noch dabei, weil man sich dem Charme und der Simplizität der Songs einfach nicht entziehen kann. Und will. Und wenn’s nur für die Dauer dieser Dreiviertelstunde ist, die einen glauben macht, diese wohltuende Wärme, die Klarheit wäre das Leben. http://thisisfirstaidkit.com/

Hai weg


"Aufgrund unverhältnismäßig hoher Betriebskosten stellt Grooveshark den Zugriff aus Deutschland ein. Wir werden Sie vermissen! Sie können uns gerne schreiben. Wir hoffen, eines Tages zurück zu kommen. Wenn Sie die Betriebskosten für Anbieter wie Grooveshark herabsetzen wollen, können Sie eine höfliche Nachricht an die GEMA zu schicken."

Dienstag, 17. Januar 2012

Mehr Licht



Matthew Dear „Headcage“ (Ghostly International)
Kaum zu glauben, aber der Welt smartester Techno-DJ Matthew Dear hat sich, zumindest für die Dauer einer EP und vier kleinen Liedchen, entschlossen, etwas mehr ins Tageslicht zu rücken. Soll heißen, von der düsteren Stimmung seines letzten Studioalbums „Black City“ ist auf „Headcage“ nicht mehr viel zu hören. Pluckernde Beats und luftige Loops, alles etwas organischer, so scheint es, Dear wird doch wohl nicht zum Sunnyboy werden? Entstanden ist „Headcage“ in Zusammenarbeit mit den schwedischen Fever-Ray-Produzenten Van Rivers & The Subliminal Kid, am schönsten und bestechendsten geraten sind dabei die flirrende Kollaboration „In The Middle (I Met You There)“ mit Drums-Frontmann Jonathan Pierce und das Schlußstück „Around The Fountain“, das fast schon Tribal-Qualitäten hat und ein wenig an TV On The Radio erinnert. Für Lust auf mehr soll Dear ja in diesem Jahr noch das Album „Beams“ im Köcher haben – dieser Kurztrip jedenfalls ist schon mal gelungen.

Stilsicher



Okay, auch Paul Weller ist also offenbar dem Trend erlegen, die Namen der eigenen Kinder als Tribut an Vergangenheit und Vorbilder zu wählen, aber - und das ist der Unterschied - er beweist dabei zumindest Geschmack. Man hatte ja befürchten müssen, dass die gerade geborenen Zwillingssöhne, mit Liam und Noel versehen, des Lebens nicht mehr froh werden könnten, so aber sind es, laut eigener Website wohlauf und kerngesund, Bowie und John Paul geworden. Respekt.

Montag, 16. Januar 2012

Keine Zeitverschwendung



Cloud Nothings „Attack On Memory“ (Wichita)
Eine Spur von Understatement klingt da schon durch: „I need time to start moving“ schmirgelt Dylan Baldi, als Garage-Punk-Band Cloud Nothings quasi eine Ich-AG, in der ersten Single „Stay Useless“ zu irre schrammelnden Gitarren ins Mikro – dabei legt der Mann aus Cleveland/Ohio nur knapp ein Jahr nach seiner letzten Platte mit „Attack On Memory“ zu Jahresbeginn sein nunmehr drittes Album vor. Arrangiert und gemischt hat dieses Steve Albini, wer das weiß, verknüpft leicht Nirvanas „In Utero“, lange nicht so glatt und gefällig wie deren supertolle Jahrmillionenplatte, und „Surfer Rosa“ der Pixies mit Baldis LoFi-Sound. Stücke wie „No Future/No Past“ oder „No Sentiment“ stehen deutlich in der Tradition des grobkörnigen Slackerkrachs, für „Wasted Days“ nimmt man sich ganze neun Minuten Zeit für kreischendes Gitarrengetöse. Möglich, dass Baldi mit seinem näheren oder auch weiteren Umfeld nicht ganz so zufrieden ist – die wütend gebellten Texte legen diesen Schluss zumindest nahe – wie so oft verleitet ihm das aber keineswegs den Spaß am leidenschaftlichen Musizieren. „Attack On Memory“ ist ein mit acht Songs zwar knapp gefülltes Werk, aber in puncto Hingabe und Energie eines, das durchaus ein größeres Publikum verdient hat. www.myspace.com/cloudnothings/music

Schulte sein Schreibtisch - Philipp für Philipp



Seine Schwester Bernadette ist ja als Schauspielerin mittlerweile eine größere Nummer - erst vor zwei Wochen gab sie für Kopper und Odenthal im hessischen Tatort die traumatisierte Hauptverdächtige - nun könnte auch Bruder Philipp Heerwagen seinen Bekanntheitsgrad ein Stück weit erhöhen: Aufgrund der Verletzung von Stammtorhüter Philipp Tschauner wurde er jetzt für den FC St. Pauli vom VfL Bochum bis zum Saisonende ausgeliehen. Bei Unterhaching und den Bayern als Talent gestartet, ist der Junge inzwischen 28 Jahre alt, die Standards aus der Abteilung Charmeoffensive hat er jedenfalls parat: "Privat war ich schon sehr oft in Hamburg, allerdings nie an der Alster oder ähnlichem, diese Seiten kenne ich gar nicht von der Stadt. Wenn ich hier war, dann immer auf St. Pauli - eigentlich kenne ich wirklich nur diesen Stadtteil." Kann ja nix schiefgehen ...

Freitag, 13. Januar 2012

Hybridmodell


Charlotte Gainsbourg „Stage Whisper“ (Because)
In der Automobilindustrie sind Hybridversionen ja schon seit längerer Zeit „the next big thing“, ein jeder Hersteller arbeitet sich daran ab und wer nicht mindestens ein solch innovatives Fahrzeug im Portfolio hat, ist schnell von vorgestern. Innerhalb der Musikbranche sind Hybridlösungen bisher noch eher selten – Charlotte Gainsbourg, berühmte Tochter, Actrice und Chanteuse hat sich nun mit „Stage Whisper“ erfolgreich an einer versucht. Acht bisher unveröffentlichte Studiotracks, wieder in Zusammenarbeit mit Beck Hansen entstanden, und dazu jede Menge Live-Aufnahmen der beiden letzten Alben „5:55“ und „IRM“, als Zugabe noch das Dylan-Cover „Just Like A Woman“ aus dem Soundtrack des Biopics „I’m Not There“. Die neuen Songs könnten in ihrer Spannweite gegensätzlicher nicht sein, zwischen dem satten Elektrorock von „Terrible Angels“ und „Memoir“ als zart gezupfter Ballade liegen Welten. Der dunkel pochende Wave bei „Paradisco“ ist grandios, „All The Rain“, auch nicht gerade ein Stimmungsaufheller, trommelt sich hypnotisch in den Gehörgang und selbst wer mit der Musik von Noah And The Whale sonst nicht besonders viel anfangen kann, den wird das Duett mit Sänger Charlie Fink ("Got To Let Go") nicht unberührt lassen. Eine erstaunliche stilistische Vielfalt, die Madame hier zum Besten gibt, mal Beeps und Beats, mal Streicher und Harfenklänge, selbst ein kleines, aber feines Limahl-Zitat läßt sich bei „Anna“ finden. Der Live-Kram ist ohnehin bekannt und für gut befunden – Papa hätte also allen Grund, stolz zu sein. http://www.charlottegainsbourg.com/

Donnerstag, 12. Januar 2012

Schlecht beraten



Ihr Album war nach denen von Fever Ray, Planningtorock und Zola Jesus schon ein arger Spätzünder, wenn nicht sogar Aufkocher, und trotzdem kein wirklich schlechtes - was Katie Stelmanis und ihre kanadische Wavekombo Austra sich allerdings mit dem Video zum Song "Spellwork" gedacht haben - man weiß es nicht so recht. "Spooky" soll es sein - doch gruselig ist allein das sackähnliche Vintagekleid, mit welchem sie durch das Ensemble aus lauter Rotkäppchen, Spitzenhäubchen und sonstigen neugothischen Klischeefiguren hüpft. Sich derart unvorteilhaft in Szene setzen zu lassen, das braucht schon einigen Mut. Das der Clip ansonsten wie der Abspann zu Shyamalans "The Village" daherkommt, ist dann fast schon egal. Nun gut, der Song ist okay - Augen zu und durch, hier.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Gut gemeint



The Big Pink „Future This“ (4AD)
Das spotzt und scheppert gleich mördermäßig los. Robbie Furze und Milo Cordell, seit 2009 als Geheimtipp des alternativen Elektrorocks unterwegs, lieben das Viel und das Mehr, schon auf ihrem ersten gemeinsamen Album “A Brief History Of Love” schichteten sie mit Ausdauer Klangspur auf Klangspur aufeinander, “Future This” nimmt hier nichts zurück. Was anderen als Opulenz ausgelegt wird, gerät dem Duo jedoch mehrheitlich eine Spur zu aufdringlich, sie klingen in ihren schwächsten Momenten wie die Retrovariante von Starship, deren unsägliches “We Built This City” man eigentlich schon erfolgreich verdrängt hatte. Der Bezug auf Laurie Anderson erscheint einem in Kenntnis des Ergebnisses “Hit The Ground (Superman)” mindestens fragwürdig, wenn nicht sogar rufschädigend – Cordells Aussage “We had to clear the song with her, but I don't know if she's heard it” möchte man deshalb ein “besser nicht” hinzufügen. Alles schlecht also? Nicht ganz, “13” sticht mit feinem Gitarrenkrach und einem lupenreinen Schlagzeugsolo aus der durchschnittlichen Masse, mit “Jump Music” haben sie ihren Prodigy-Moment und der Titeltrack entfacht sogar so etwas wie gefühligen Glanz. Für einen großen Wurf reicht’s, trotz aller Mühe, am Ende aber nicht. http://musicfromthebigpink.com/

iDaumenkino



Flipbook paßt natürlich besser: Die Noisekombo A Place To Bury Strangers hat sich beim Videoclip zu "So Far Away" von ihrer neuen E.P. "Onwards To The Wall" (VÖ 7. Februar) für die denkbar preiswerteste Dramaturgie entschieden. Mithilfe einer speziellen Applikation (Hipstamatic) wurde einfach die Fotosammlung des iPhones von Sänger Oliver Ackermann fix auf 70er getrimmt und in eine Art Zufallspräsentation geladen, fertig ist die Kiste - hier.

No Future



Es gibt wenige, die von der Dunkelheit so profunde Kenntnis haben wie Leonard Cohen. Der letzte, der ebenfalls Näheres wußte, nannte sich "Man in black" und hat seine Eindrücke in Stücken wie "I See A Darkness", "Ain't No Grave" und "Meet Me In Heaven" den Jenseitigen hinterlassen. Cohens neues Album "Old Ideas" wird hierzulande am 31. Januar erscheinen, daraus ist jetzt ein neuer Track vernetzt worden - "The Darkness" ausnahmsweise in Text und Ton.

I caught the darkness
It was drinking from your cup
I caught the darkness
from your little cup
I said, Is this contagious?
You said, Just drink it up.

I’ve got no future
I know my days are few
Ah, the present’s not that pleasant
just a lot of things to do
I thought the past would last me
but the darkness got that too

I should have seen it coming
It was right behind your eyes
You were young and it was summer
I just had to take a dive
Winning you was easy, baby,
but the darkness was the prize

I don’t smoke no cigarettes
I don’t use the alcohol
I ain’t had much lovin’ yet
but that’s always been your call.
Hey, I don’t miss it baby
I got no taste for anything at all

I used to love the rainbow
and I used to love the view
I loved the early morning
and I pretended it was new
But I caught the darkness, baby,
And I got it worse than you

I caught the darkness,
it was drinking from your cup
I caught the darkness
from your little cup
I said, Is this contagious?
You said, just drink it up.

Dienstag, 10. Januar 2012

Nächster sein



Keine Atempause - das neue Jahr ist noch keine zwei Wochen alt und schon jagt ein VÖ-Termin den nächsten. Jetzt: Xiu Xiu, Einmannprojekt von Jamie Stewart mit wechselnden Gastroll/Innen, werden am 27. Februar ihr Album "Always" in die Arena werfen - daraus schon jetzt das erste Stück. "Hi" - äh, hier.

With their heads bowed



Hoffnungslose Romantiker und/oder Spätgeborene freuen sich ja stets über das, was man nüchtern "zeitgeschichtliche Dokumente" nennt. Der diesbezüglich hochgeschätzte Netzdienstleister The Quietus bietet dieser Tage unter dem Topic Rock'sBackPages ein Interview mit Joy Division von Paul Rambali (NME) aus dem August 1979 an, geführt also kurz nach Veröffentlichung ihres ersten Albums "Unknown Pleasures". Lieberhaberstück - hier.

Wieder im Geschäft



Wer die rohe Energie der Band live schon erlebt hat - zum Beispiel im Februar 2001 im Münchner Backstage - der weiß, dass diese Nachricht eine gute ist: At The Drive-In, eine der führenden Post-Hardcore-Bands aus El Paso/Texas, haben nach elf Jahren Sendepause auf ihrer Website ihre Reunion angekündigt. Cedric Bixler-Zavala, Omar Rodriguez-Lopez und Jim Ward, die sich nach so erfolgreichen Alben wie "In/Casino/Out" und "Relationship Of Command" neuen Projekten wie The Mars Volta und Sparta zuwandten, verkündeten nun: "THIS STATION IS .... NOW ....OPERATIONAL."

Montag, 9. Januar 2012

I see dead people



Schon wieder Plattencover. Der Rolling Stone hat's gefunden, ich kopier's gern weiter: Jean-Marie Delbes und Hatim El Hihi präsentieren auf ihrer Website LIVE! historische Vinylhüllen, die - Photoshop macht's möglich - um die schon verblichenen Musiker bereinigt worden sind. Eine skurille, eine befremdliche Idee, noch dazu, wenn die Titel der Alben dieses Unbehagen noch unterstützen wie etwa bei John Lennon/Yoko One "Double Fantasy", George Harrison "All Things Must Pass" oder Johnny Thunders "So Alone". Selber gucken - hier.

Erste Hilfe



Ehrlich, wären es die eigenen Gören, die da hohläugig und schwarzgewandet durch's Bild taumeln, man würde sich sorgen und ein ernsthaftes Gespräch im Familienkreis suchen. So aber läßt man sich allzu leicht anfassen vom Schmelz der hellen Stimmen und dem entrückten Zauber der Bilder des schwedischen Countryfolkduos First Aid Kit und ihrem Song "The Lion's Roar". Nicht ganz so düster ist ihnen nun die Musik zum neuesten Stück "Emmylou" geraten, auch das Video dazu erscheint in hellen, sonnigen Farben. Zehn Tage noch, dann ist ihre zweite Platte draußen und man wird hören, in welche Richtung die Reise geht.

Sonntag, 8. Januar 2012

Sanfte Magie - Nachtrag



Es gilt noch etwas nachzuholen, was gleichzeitig als Vorgriff auf Kommendes gelten soll: Wo dieser Tage der King Krule Remix des neuen Songs von Big Pink "Hit The Ground (Superman)" gefeiert wird, darf man auch gern noch einmal auf seine im November letzten Jahres erschienene EP hinweisen - in Gänze zu hören bei Grooveshark, für 5,49 Euro bei iTunes zu laden. Herrlich samtiger, voluminöser Elektrosoul, verbunden mit der Frage, woher um alles in der Welt dieser Knirps solch eine Stimme zu holen vermag. Bei pitchfork.tv gibt's zudem "Portrait In Black And Blue" als Live-Mitschnitt aus dem Brooklyn Shea Stadium, dafür und für das obige Bild von Helene Peruzzaro das sicher etwas plumpe, aber zutreffende Prädikat: magisch.

Donnerstag, 5. Januar 2012

7 von 12



Hyper, hyper, superhyper, die Branche hyperventiliert quasi und es vergeht kein Tag, an dem nicht ein neuer Track vom Ende Januar erscheinenden Lana Del Rey-Album "Born To Die" geleakt wird. Nach aktueller Zählung: sieben von zwölf. Alles nicht so superlegal, aber wen kümmert das schon, wenn ohnehin schon jeder am Durchdrehen ist. Für Traditionalisten: Das tatsächlich wahnsinnstolle "Born To Die" mit offiziellem Video auf tape.tv, für Schnappatmer der Zwischenstand auf Oh My Rock.

Meet me at the dark side



Das klingt nicht nur verheißungsvoll, das paßt auch gut zusammen: Nika Roza Danilova, besser bekannt als Zola Jesus und David Lynch, besser bekannt als der Bürgermeister von Twin Peaks, haben für einen Song gemeinsame Sache gemacht. Nachdem beide im vergangenen Jahr mit hochgelobten Alben glänzen konnten - Zola Jesus mit "Conatus" und Lynch mit "Crazy Clown Time" - trafen sie sich nun auf der dunklen Seite und versuchten sich gemeinsam an Danilovas "In Your Nature". Gute Idee, das - hier.

Einsehen



Man geht nicht ohne ein Abschiedsgeschenk - das haben auch die Grinderman begriffen. Mitte März werden sie deshalb ihren Fans das schnelle Ende der Band etwas versüßen und eine Remix-LP von "Grinderman 2" veröffentlichen. Bis auf zwei Titel sind alle diese Nachbearbeitungen allerdings schon einmal auf diversen 12-Inches erschienen - neu dafür SixToes "When My Baby Comes" und ein Remix von Yeah-Yeah-Yeahs' Nick Zinner, letzterer hier zu hören.

RMX track by track:
01 Grinderman / Fripp: "Super Heathen Child"
02 A Place to Bury Strangers: "Worm Tamer"
03 Nick Zinner: "Bellringer Blues"
04 UNKLE: "Hyper Worm Tamer"
05 Joshua Homme: "Mickey Bloody Mouse"
06 Cat's Eyes with Luke Tristram: "When My Baby Comes"
07 Barry Adamson: "Palaces of Montezuma"
08 Silver Alert: "Evil" [ft. Matt Berninger]
09 SixToes: "When My Baby Comes"
10 Andy Weatherall: "Heathen Child"
11 Factory Floor: "Evil"
12 Grinderman: "First Evil"

Zwielichtiges



Gerade erst neulich ist mir wieder das furiose "I Became A Prostitute" der schottischen The Twilight Sad untergekommen, fabelhaftes Stück vom ebenso fabelhaften Album "Forget The Night Ahead" aus dem Jahr 2009. Da paßt es ganz gut ins Bild, dass nun der erste Appetitmacher aus dem für Anfang Februar angekündigten Neuling "No One Can Ever Know" im Netz unterwegs ist, angeboten sogar als legaler Gratisdownload - hier.

Offizieller Sprachgebrauch: 59+1



Wenn ich es schon nach 20 Jahren in München nicht zum Bayern-Fan geschafft habe - bloß kein Mitleid - so ist mir wenigstens seit dem Asylbeginn der Uli Hoeneß ans Herz gewachsen, und das nicht nur, weil er den Herzensklub 2003 mit seinem Engagement vor dem sicheren Untergang bewahrt hat. In diesem Sinne: Alles Gute und vergelt's Gott!

Mittwoch, 4. Januar 2012

Entkerntes Pathos

Milagres „Glowing Mouth“ (Kill Rock Stars)
Im Grunde braucht es nur die ersten zehn Takte von “Halfway” um zu wissen, wohin bei Milagres (portug. zu dt.: das Wunder) der Hase läuft – schaden kann es natürlich nicht, sich das komplette Album der fünfköpfigen Band aus Brooklyn anzuhören, mehr noch, man kann es geradezu empfehlen. Zehn Takte also, bis die Stimme von Kyle Wilson wie warmer Regen aus den Boxen tropft, zehn Takte bis zur Erkenntnis, die Paul Lester vom Guardian so treffend formuliert: “A band that sounds like Coldplay yet doesn't suck … It's a Milagres!“

Coldplay also. Bevor jetzt mancher angewidert zurückspringt – gemeint sind hier natürlich nicht die überproduzierten, grenzenlos pathetischen Zuckerpuppen von heute, die einem nicht selten die Fremdschamesröte ins Gesicht treiben. Nein, auch Coldplay hatten einst mit „Parachutes“ ein durchaus ernstzunehmendes Album im Programm, und genau aus dieser Zeit, aus „Spies“, „Yellow“ oder „Sparks“ beziehen die Milagres einen Großteil ihrer Inspiration. Angereichert mit einigem elektrischen Gerät und diesem tatsächlich portugiesisch anmutenden Gitarrenfado, gelingen der Band einige wirklich schöne Momente.

Das ganze Konzept wirkt im Vergleich zu ihren mutmaßlichen Vorbildern deutlich entschlackt, entkernt und bleibt trotzdem gefühlsbetonter Breitwandpop. Wenn sich Wilson im Titelstück in höchste Höhen falsettiert, in “Gentle Beast” verlorenen Zeiten nachtrauert (“Loved a girl, when I was twelve, … but I never feel the way that I felt”) - allen Songs haftet eine gewisse Grundtraurigkeit an (“Lost In the Dark”/“Gone”, etc.), die sie, vom Midtempo getragen, im schlechtesten Fall etwas vorhersehbar, im besten herzerwärmend machen.

Wie oft bei gleichgelagerten Alben wünscht man sich ab und an den einen, den schrägen, den verqueren Ton in die alles umhüllende Schwermut, Elbow haben das früher gut verstanden (heute gelingt das Guy Garvey auch nicht mehr), vielleicht ist das der Vorwurf, den man den Milagres und “Glowing Mouth” machen kann, daß sie dieser selbst befohlenen Traurigkeit allzu streng die Treue halten. Abschließend noch einmal Paul Lester: “They're not quite worth breaking your back or climbing a mountain for, but they do have a certain charm.” In der Tat. http://milagresmusic.com/

Maritimes



Gerade läßt ja der deutsche Rolling Stone über das beste Albumcover ever abstimmen - darüber wird an dieser Stelle noch zu reden sein - da passt es ganz gut, auf die letzten drei Editionen des Londoner Club-Labels Fabric hinzuweisen. Seit 2001 veröffentlichen die Jungs und Mädels aus dem Ziegelbau regelmäßig ambitionierte Compilations-CDs, ungefähr vergleichbar mit der DJ-Kicks-(Studio K7)-Reihe. Mag man von der Musik halten was man will, die Ästhetik der Verpackungen des Labels sucht seinesgleichen. Das Cover der Nummer 59 von Fabriclive war hier schon zu bewundern (Four Tet), neu im Sortiment nun Brodinski (60) und Pinch (61).

Dienstag, 3. Januar 2012

Heimarbeit

Das neue Jahr hat gerade begonnen, eine gute Zeit also, mit alten Vorurteilen aufzuräumen. Eines davon lautet: Anhänger von Depeche Mode sind durch die Bank spaßfreie, selbstverliebte Typen, die nichts so sehr hassen wie humorvolle Neubearbeitungen der Werke ihrer Idole. Weit gefehlt! Der Kolumbianer Dicken Schrader begeistert gerade zusammen mit seinen Kindern Milah und Korben die ach so eitle Fangemeinde mit seinen unorthodoxen Coverversionen, eingespielt vor der heimischen Webcam unter Zuhilfenahme von allerlei Krimskrams wie Xylofon, leeren Colaflaschen, Blockflöte, Tambourine und einem Hot-Wheels-Parkhaus (!). Vorgenommen hat er sich dabei Klassiker wie "Shake The Disease", "Strangelove" und "Everything Counts" und damit ist nun auch klar: Susan Boyle kann einpacken!

WYS is not WYG



Standard Fare „Out Of Sight, Out Of Town“ (Melodic)
Aufgemerkt – Karl Bruckmaier, hoch geachteter und nahezu unfehlbarer Außendienstler im Musikfeuilleton und Schirmherr des „Dreckigen Dutzends“, kommentierte die neuste Platte des Trios aus Sheffield für seine Verhältnisse geradezu überschwänglich mit der Notiz „NEW New Wave mit klugen Texten“, da sollte man schon mal ein Ohr riskieren. Und auch wenn der Mann, der sich neben Dylan und den Stones hauptsächlich der chinesischen Volksweise und uraltem Bluegrass verschrieben hat, bei der Kategorisierung etwas danebengreift, so liegt er mit seiner wohlwollenden Bewertung durchaus richtig.

Natürlich beackern Emma Kupa, Danny How und Andy Beswick nicht die neueste Neue Welle, sondern fabrizieren kraftvollen Indiepop, irgendwo zwischen den Cardigans, Beautiful South und Belle And Sebastian. Nach ihrem Debüt „Noyelle Beat“ aus dem Jahr 2010 und diversem Kleinklein ist „Out Of Sight, ...“ die zweite offizielle Studioplatte. “We’re now in our mid-twenties – not young and not old, not yet with kids but starting to earn money, starting to see how we fit into the wider world and how we feel about this”, lebenskluges Textwerk also von Leuten, die aus der Provinz in die weite Welt aufgebrochen sind, das Ganze verpackt in frische und gefällige Gitarrenmucke.

Ganz so beschaulich, wie das Cover vermuten läßt, geht es hier allerdings zu, Standard Fare verstecken zwischen den Akkorden durchaus Tiefsinnigeres. Neben dem anrührenden „Darth Vader“, bekannt durch das lustige Videoscribble, fällt hier besonders die frühere Single „Suitcase“ auf: Den Schmuck im Brot verbacken, die gepackten Koffer unterm Bett, mit wachem Geist jederzeit zum Aufbruch bereit – Kupa thematisiert zur süßen Melodie das ernste und zeitlose Drama des Flüchtlingsschicksals : „My only fear is how am I gonna save my family, I can get away, I can only take what I can carry.“ Der entspannte Swing von „Half Sister“ wenig später fällt ganz wunderbar aus dem Schrammelrahmen, am Ende springt Kupa, historisch völlig inkorrekt, aber quietschvergnügt, mit einer Latte Macchiato durch den Crystal Palace zu Zeiten der ersten Weltausstellung. Das Fazit: Ein ebenso nachdenkliches wie vergnügliches Album.
http://standardfare.co.uk/

The audience is pissed



Na toll - da macht man sich eine Mühe, choreografiert und dekoriert sich die Finger wund und was ist? Sitzen die Alten im Parkett, verziehen die Mundwinkel um keinen Millimeter. Man kennt Ähnliches aus "School Of Rock" oder "Love Actually", im neuen Video der Scissor Sisters zum Song "Shady Love", eingespielt im Übrigen zusammen mit Azealia Banks, gibt's diese Szenerie in der mit Abstand unfreundlichsten Variante - hier.

Montag, 2. Januar 2012

Neu aus alt



Anlass waren wohl auch die angekündigten Auftritte auf dem Future Music Festival in fünf der größten Städte Australiens im März dieses Jahres – der Neujahrausgabe des MOJO-Magazins liegt aktuell eine Cover-CD bei, die sich dem zweiten regulären Studioalbum „Power, Corruption & Lies“ von New Order widmet. Wem der Remix-Silberling mit Überarbeitungen von Tarwater, S.C.U.M., Fujiya & Miyagi und anderen noch nicht ausreicht, der kann sich bei mojo4music.com zudem durch die umfangreich verästelte Projektarbeit der Bandmitglieder (Revenge, Electronic, The Other Two, Monaco, Bad Lieutenant, The Light) klicken. Anspieltipp der Compilation: Destroyer „Leave Me Alone“ – hier.