Girls „Father, Son, Holy Ghost“ (Turnstile)
Grundgütige Dreifaltigkeit – was es nicht alles gibt! Da treffen sich zwei Mädels und bringen unter dem Namen „Boy“ eine gutgelaunte Sommerplatte unters Volk und just zur gleichen Zeit melden sich zwei Jungs unter dem Namen „Girls“ zurück und verzücken die Musikbranche mit dem Nachfolger ihres hochgelobten Debüts „Album“, das schon im Jahre 2009 hohe Wellen geschlagen hat. Doch nicht genug der Eigenartigkeiten*, ist doch Christopher Owens, der Sänger der Combo, ein ehemaliges Mitglied der in Amerika in den Spätsechzigern gegründeten Erweckungsbewegung Children Of God. Das zu wissen, setzt einen ziemlich merkwürdigen Bezug zum Albumtitel und zu so manchem Songtext auf „Father, Son, Holy Ghost“ – doch dazu später.
Die Musik der beiden ist eine zwar merkwürdige, aber durchaus bezaubernde Mischung aus Beach Boys, Guns’n‘ Roses und Pink Floyd und wer so virtuos quicklebendigen Surfsound mit Hard- und Progrock zu vermischen versteht, der sollte eigentlich vor Selbstbewußtsein platzen – nicht so die zwei. Schüchtern, fast kindlich pubertär nehmen sie den Hörer mit auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen der juvenilen Gefühlswelt, fast möchte man dem Album deshalb Wedekind’sche Dimensionen unterstellen. Für die verschämten und unbedarften Zeilen, mit denen die zwei ihr „Frühlingserwachen“ illustrieren, muß man sie einfach lieben.
Begonnen beim noch hoffnungsvollen „Honey Bunny“ („They don’t like my boney body, they don’t like my dirty hair ... you will love me for all the reasons everyone hates me“) über das verliebt-verträumte „Alex“ („I'll sing you a song, would you listen to a lover's song? ... Anywhere, anyway, only you“) bis hin zum wütenden, kopflosen und trotzigen „Die“ („We’re all going straight to hell“) – Girls verstehen es nahezu perfekt, die Balance aus zuckersüßer Melodie, gelegentlicher Atempause und beinhartem Rockfetzen über alle Songs zu halten. Keine Angst, weder vor einfachen Texten noch vor einfachen Akkorden – nur dann kann man so rührend über beschämende Zurückweisung singen („Saying I Love You“), sich glaubhaft im Selbstmitleid verkriechen („Just A Song“) ode die Magie des Neuanfangs beschwören („Magic“).
Natürlich ist es grober Kisch, wenn Owen allen Ernstes auch noch seine Mutterliebe thematisiert („My Ma“) oder im monströsen „Vomit“ zu krachenden Gitarren samt Orgeln und Backroundchor seiner Angebeteten ins Dunkel hinterhertaumelt – wer aber will ihnen das übelnehmen? Und zugegeben, wenn in „Forgiveness“ fast acht Minuten zu Worten, die man in deutscher Übersetzung niemals hören will („Nothing’s gonna get any better, if you don’t have a little hope, if you don’t have a little love, in your soul, nothings gonna get any better, if you’re drowning in your fear, if you’ve got nothing but sorrow, in your soul“) die Selbstreinigung gepriesen wird, dann wird einem schon mal etwas schummrig zumute.
Aber es spricht ja nichts dagegen, sich ab und zu auch von den einfachen Dingen angreifen zu lassen und sich mit den Jungs zu freuen, wenn sie am Ende ernüchtert, aber versöhnt verkünden: „Maybe it’s allright, I mean, I went and found the modern world, but I miss the way life was when you were my girl.“ Komplizierter müssen die Dinge nicht sein. Vielleicht macht man es sich zu einfach, vielleicht geht man den beiden gerade mächtig auf den Leim – trotzdem: Nichts weniger als das Album des Jahres (so far).
Grundgütige Dreifaltigkeit – was es nicht alles gibt! Da treffen sich zwei Mädels und bringen unter dem Namen „Boy“ eine gutgelaunte Sommerplatte unters Volk und just zur gleichen Zeit melden sich zwei Jungs unter dem Namen „Girls“ zurück und verzücken die Musikbranche mit dem Nachfolger ihres hochgelobten Debüts „Album“, das schon im Jahre 2009 hohe Wellen geschlagen hat. Doch nicht genug der Eigenartigkeiten*, ist doch Christopher Owens, der Sänger der Combo, ein ehemaliges Mitglied der in Amerika in den Spätsechzigern gegründeten Erweckungsbewegung Children Of God. Das zu wissen, setzt einen ziemlich merkwürdigen Bezug zum Albumtitel und zu so manchem Songtext auf „Father, Son, Holy Ghost“ – doch dazu später.
Die Musik der beiden ist eine zwar merkwürdige, aber durchaus bezaubernde Mischung aus Beach Boys, Guns’n‘ Roses und Pink Floyd und wer so virtuos quicklebendigen Surfsound mit Hard- und Progrock zu vermischen versteht, der sollte eigentlich vor Selbstbewußtsein platzen – nicht so die zwei. Schüchtern, fast kindlich pubertär nehmen sie den Hörer mit auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen der juvenilen Gefühlswelt, fast möchte man dem Album deshalb Wedekind’sche Dimensionen unterstellen. Für die verschämten und unbedarften Zeilen, mit denen die zwei ihr „Frühlingserwachen“ illustrieren, muß man sie einfach lieben.
Begonnen beim noch hoffnungsvollen „Honey Bunny“ („They don’t like my boney body, they don’t like my dirty hair ... you will love me for all the reasons everyone hates me“) über das verliebt-verträumte „Alex“ („I'll sing you a song, would you listen to a lover's song? ... Anywhere, anyway, only you“) bis hin zum wütenden, kopflosen und trotzigen „Die“ („We’re all going straight to hell“) – Girls verstehen es nahezu perfekt, die Balance aus zuckersüßer Melodie, gelegentlicher Atempause und beinhartem Rockfetzen über alle Songs zu halten. Keine Angst, weder vor einfachen Texten noch vor einfachen Akkorden – nur dann kann man so rührend über beschämende Zurückweisung singen („Saying I Love You“), sich glaubhaft im Selbstmitleid verkriechen („Just A Song“) ode die Magie des Neuanfangs beschwören („Magic“).
Natürlich ist es grober Kisch, wenn Owen allen Ernstes auch noch seine Mutterliebe thematisiert („My Ma“) oder im monströsen „Vomit“ zu krachenden Gitarren samt Orgeln und Backroundchor seiner Angebeteten ins Dunkel hinterhertaumelt – wer aber will ihnen das übelnehmen? Und zugegeben, wenn in „Forgiveness“ fast acht Minuten zu Worten, die man in deutscher Übersetzung niemals hören will („Nothing’s gonna get any better, if you don’t have a little hope, if you don’t have a little love, in your soul, nothings gonna get any better, if you’re drowning in your fear, if you’ve got nothing but sorrow, in your soul“) die Selbstreinigung gepriesen wird, dann wird einem schon mal etwas schummrig zumute.
Aber es spricht ja nichts dagegen, sich ab und zu auch von den einfachen Dingen angreifen zu lassen und sich mit den Jungs zu freuen, wenn sie am Ende ernüchtert, aber versöhnt verkünden: „Maybe it’s allright, I mean, I went and found the modern world, but I miss the way life was when you were my girl.“ Komplizierter müssen die Dinge nicht sein. Vielleicht macht man es sich zu einfach, vielleicht geht man den beiden gerade mächtig auf den Leim – trotzdem: Nichts weniger als das Album des Jahres (so far).
[*Eigenartigkeiten, Fortsetzung: Cover nur mit Texten zu gestalten, hat eine kleine, aber feine Tradition - so gesehen bei XTC oder eben auch bei Alice Cooper. Der hatte sich für seine Platte "Zipper Catches Skin" Ähnliches überlegt - auf der Platte findet sich lustigerweise dann auch ein Stück mit dem Titel "I Like Girls", ah ja ...]
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