Mittwoch, 11. April 2018

Diamond Thug: Astropop

Diamond Thug
„Apastron“

(Kudukudu)

[uh-pas-truh n, -tron]
noun, plural apastra [uh-pas-truh]. Astronomy.
The point in the path of a celestial object orbiting a star at which
it is farthest from the star.

So, jetzt mal Hand auf’s Herz: Was fällt uns denn zu folgenden Stichworten ein: Heliozentrisches System, Gravitationskraft, numerische Exzentrizität, Drehimpulserhaltung? Na, klingelt’s? Genau: Popmusik. Äh, bitteschön, was?! Okay, also genaugenommen reden wir hier erstmal vom deutschen Wissenschaftler Johannes Kepler, der ein maximal gescheiter Mann war und Anfang des 17. Jahrhunderts eine Reihe wegweisender Gesetze austüftelte, mit denen man nicht nur Planetenbahnen herleiten konnte, sondern die neben der Astronomie gleich die komplette neuzeitliche Wissenschaft revolutionierten. Wem diese recht stümperhafte Zusammenfassung zu sehr nach öder LK-Streberei klingt, der darf sich jetzt gern mal ein paar Jugendliche dazu vorstellen, die so viel Spaß an des klugen Mannes „Spinnereien“ hatten, daß sie diese ihrem Hobby zugrunde legten. Und schon sind wir bei der südafrikanischen Band Diamond Thug, also Chantel Van T, Ted Buxton, Danilo Queiros und Adrian Culhane aus Kapstadt.



Die vier haben nämlich gerade ihr Debütalbum mit einem Begriff aus der Keplerschen Himmelsmechanik, dem Apastron, benannt (was den fernsten Punkt auf der Umlaufbahn eines Sterns kennzeichnet) und das nicht nur, weil es mega klingt und mal eben hipp ist. Aus der Handreichung zur Platte (siehe auch nachfolgende Bilder von Hannah Shone) kann man nämlich entnehmen, daß sie den Sound ihrer Songs in enger Beziehung sowohl zu den Unbegreiflichkeiten als auch den Gesetzen des Weltalls sehen, den Forscher sogar namentlich mehrfach erwähnen und auch sonst alles ziemlich abgespaced klingen lassen. Astropop, you know? Wir hören Van T’s wandelbare, volumenreiche Stimme, wunderbar dahinfließende Lavelampen-Synthetik, schillernde Gitarrenakkorde und jede Menge kluge Effektspielereien, Flöten, Madolinen, solche Sachen.

Man ist geneigt, sich das Album bei angemessener Lautstärke unter der gewölbten Kuppel eines Planetariums vorzustellen und plötzlich kommt einem das Ganze überhaupt nicht mehr trocken und theoretisch vor, sondern offenbart einen fast schon liebevollen Bezug zu den unfassbaren Weiten des Universums: Das leicht psychedelische „Choo Choo“, der Neofolk von „Sapphire“, die kunstvoll verschlaufte Melodik bei „Quietly Become“ und die satten, perkussiven Passagen gleich darauf in „The Descent“ – alles sehr dicht, auf den Punkt strukturiert, ausgewogen. Fast so wie der Kosmos selbst eben. Folgerichtig nehmen sie in „The Pale Blue“ auch Bezug auf die berühmte Rede des (eher neuzeitlichen) Genies Carl Sagan zu einer Erdaufnahme der Raumsonde Voyager, es wird lang, es wird episch und auch mal laut und bleibt wie das ganze Album in der Wirkung fast hypnotisch. Seit drei Jahren haben Diamond Thug ihr Talent Stück für Stück immer wieder aufblitzen lassen – mit diesem Album dürften sie sich in Lichtgeschwindigkeit auf die Erfolgsbahn katapultieren. http://www.diamondthug.com/


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