Kraftklub
„In Schwarz“
(Universal)
Alles halb so schlimm das Ganze. Aber der Gag war es wert. Nach dem vermummten Krawalleinstieg mit „Hand in Hand“ kamen Kraftklub mit „Unsere Fans“ gewohnt schnell auf den Punkt, und zwar auf einen wunden. Sie drehten den Spieß einfach um und machten ihren Fans den Vorwurf, mit dem sich sonst die andere Seite herumschlagen muss: Ideale verraten, käuflich geworden, harmlos, lahm und ohne Biss. Schon Zeit also, sich loszusagen? Schon eine Beziehungskrise? Kannste getrost vergessen. Kraftklub sind wahrscheinlich wie ihr Anhang einfach nur zwei Jahre älter und um ein paar Erfahrungen reicher, ansonsten hat sich weder etwas zum Besseren oder Schlechteren geändert. Der Sound bleibt einfach bis eintönig und hält sich noch immer nicht für so wahnsinnig wichtig – viel wichtiger sind vielmehr ihre Pointen und die setzen die Schnodderschnauzen aus Chemnitz, der „Stadt die immer schläft“, noch mit der gleichen grimmigen Ernsthaftigkeit wie schon auf dem Debüt.
Schimpfen, wüten und ein paar Dinge klarstellen – die selbsternannte Lieblingsband (der Liebslingsband) setzt auf Bewährtes, weil vieles noch nicht, wie man so gern sagt, zu Ende erzählt ist. Das meint nicht gerade den einen oder anderen kleinen Diss, hier in Richtung Frida Gold („Alles wegen dir“) oder Cro („Deine Gang“), sondern eher ein deutliches Statement (denn eine klare Haltung kann niemals schaden) in Sachen Neue Rechte und Duckmäusertum („Schüsse in die Luft“), Gentrifizierungsspießer („Meine Stadt ist lau“) und rosabebrillte Konsensprediger („Schöner Tag“). Felix Brummer hat es immer noch nicht so mit dem Singen und schreit seinen Unmut lieber laut hinaus und irgendwie muss da auch ihr Geheimnis liegen, dass sie nach Rammstein und Marteria zum dritten ernstzunehmenden Schwergewicht des jungen und angenehm unangepassten Ostens macht.
Die sperrige, rotzige Ehrlichkeit der fünf hat immerhin dafür gesorgt, dass der Anti-Berlin wieder eine Hymne hat, dass man mit der oft so missliebig beäugten Zone nicht nur ulkige Randfichten und unbelehrbare Hinterwäldler verbindet, sondern eben auch Coolness und – oh Wunder – eine eigene, vertretbare Meinung. Die Klubtour war in nullkommanix ausverkauft, Hype auf sächsisch also (wie so schön ungläubig im Proberaumskit zu hören), dem jungen Teil des Landes, so er nicht atemlos durch die Nacht rennt, kann das nur guttun, den alten wird es nicht weiter kratzen. Erwähnt sei noch, dass auch die Liebe (auch die enttäuschte) auf dem neuen Album nicht zu kurz kommt, auch wenn es zu einem neuerlichen Knaller wie “Kein Liebeslied“ diesmal nicht gereicht hat. Aber manchmal reicht, wie man hört, auch ein olles Fahrrad, um seinen Gefühlen Auslauf zu geben. Es bleibt dabei – sie sind nicht wie die anderen Jungs, besser ist das. www.kraftklub.to
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