Donnerstag, 18. September 2014

Esben And The Witch: Vergröberung

Esben And The Witch
„A New Nature“

(Nostromo)

Irgendwo musste der Haken ja sein, irgendwo der Grund, weshalb Rachel Davies mit ihrer Band nach dem eigentlich recht erfolgreichen „Wash The Sins…“ eine Crowdfundig-Plattform bemühte, um das Geld für die neue Platte in Eigenregie zusammen zu bekommen. Und er oder besser sie sind schnell gefunden, denn eigentlich gibt es gleich zwei Kriterien, die eine Ausnahme von der Regel notwendig machten: Esben And The Witch wollten für die neue Platte den großen Schnitt und das bedeutete eine komplette Abkehr vom Sound des Vorgängers – statt fortgesetzter Verfeinerung in Richtung Shoegazing, Dreampop und Referenzen wie den Cocteau Twins sollte nun die Kehrtwende in Richtung Noise und Post-Rock kommen, grob verzerrte Gitarrenwände die luftigen Klangteppiche ersetzen. Und da Mut auch bei Indielabels gute Argumente braucht und ebensoviel Zeit kostet, haben sich die drei aus Brighton kurzerhand zum Spendenaufruf entschlossen. Noch dazu sollte auch nicht irgendwer diesen Schritt begleiten – Steve Albini schien dem Trio der Geeignetste zu sein, Songs mit der Länge von einer knappen Viertelstunde zu bändigen und die Energien und Ideen in die richtigen Bahnen zu lenken. Und so ungewohnt das alles klingt – es hat eine Vitalität und Energie, die beeindruckt. Das Scheppern und Krachen der Gitarren, das Auf und Ab, die Breaks und Pausen, die oft nur zum Luftholen dienen, bis die nächste Welle geordneten Lärmens anrollt – zarten Verästelungen wie auf dem doch sehr wavelastigen Debüt „Violent Cries“ sucht man hier vergebens. Dagegen setzen sie Brachiales wie „Blood Teachings“, das gegen Ende mächtig Fahrt aufnimmt, das erwähnte, überlange „The Djungle“, das für die Dramatik auch Bläser bereithält, und vor allem „No Dog“, zu dem einem neben den Stooges auch noch der Bombast-Metal der Mellon-Collie-Pumpkins und natürlich PJ Harvey einfallen. Es ist nicht also unbedingt die leichte Verdaulichkeit, die den Reiz von „A New Nature“ ausmacht, sondern vielmehr die Wucht und die Unmittelbarkeit, mit der die Band ihre Vorstellungen in die Tat umsetzen. Respekt dafür. http://esbenandthewitch.co.uk/

19.10.  Köln, Gebäude 9
20.10.  Berlin, Bi Nuu
21.10.  Dresden, Beatpol
22.10.  München, Muffatcafé
23.10.  Schorndorf, Manufaktur

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