„Waiting For Something To Happen“
(Universal)
Oh ja, die können mächtig nerven. Nicht die Vier aus London wohlgemerkt, sondern all jene Mitmenschen, die entweder aus purer Bequemlichkeit, angeborener Lethargie oder Angst vor Veränderung sehnsüchtig darauf warten, dass sie irgendwer irgendwann irgendwie bei der Hand nimmt, sie anschiebt und endlich losmacht. Für all die Zeitgenossen, die immer noch glauben, jemand anderes als man selbst sei für das eigene, zuweilen recht unbefriedigende Leben verantwortlich, haben die Veronica Falls diese, ihre zweite Platte gemacht. Natürlich übersetzen sie die Aufforderung „Krieg endlich mal deinen Arsch hoch!“ in sanftere, gefälligere Verse, auch der Sound dazu hat weiterhin so überhaupt nichts Drängendes, Ungeduldiges und Zorniges – sie bleiben, wie auch schon auf ihrem selbstbetitelten Debüt, das sympathische und charmant poppige Schrammelquartett, weit davon entfernt, jemandem weh tun zu wollen.
Das Schräge, Kratzige und Verkantete ist aus den Songs des neuen Albums nahezu komplett verschwunden, fast schon lieblich und verträumt gerät der Vortrag der dreizehn Stücke und wenn sich, wie bei „Teenage“, „Shooting Star“ oder „My Heart Beats“ dann doch mal eine Dissonanz oder ein Quietschen eingeschlichen hat, beschränkt sich das auf bedauerlich kurze Momente. Es ist ja nicht so, dass man sich für die Spieldauer eines Albums nicht mit dem zarten Wechselgesang von Roxanne Clifford und James Hoare arrangieren könnte – bei Romy Croft und Oliver Sim von The XX hat das schließlich auch prima funktioniert.
Nur kommen die Veronica Falls eben aus einer anderen Ecke und die Vorstellung, jugendliche Emotion („Broken Toy“, „So Tired“) ließe sich nur mit dieser Art von fein gewebtem Gleichklang vertonen, möchte man so recht nicht glauben. Das Spottlied „If You Still Want Me“ macht hier den Unterschied, ähnlich wie „Falling Out“ klingt es etwas dunkler, voluminöser und die Anleihen beim Gitarrenspiel von The Cure wirken klug platziert. Es bleibt eine schöne Platte, keine Frage, und trotzdem möchte man die Titelzeile – wohlwollend, versteht sich – an die Band zurückgeben: Für die Zukunft, Folks, wäre ein bisschen Abwechslung, vielleicht auch der Kick ins besagte Hinterteil sicher nicht die schlechteste Empfehlung. http://veronicafalls.com/
Der Kick für unterwegs:
30.04. Zürich, Mascotte
02.05. Wien, Arena
03.05. München, Feierwerk
04.05. Stuttgart, Merlin
05.05. Dresden, Beatpol
06.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg
08.05. Hamburg, Molotow
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