Montag, 21. Januar 2013

Auf den Leim

Big Harp 
„Chain Letters“ 
(Saddle Creek)

Also, da erzählt einem der Typ diese abenteuerliche Geschichte, die so klingt, als wäre sie original aus dem nächstbesten Groschenheft abgeschrieben, geht so: Halbwegs talentierter, natürlich verarmter und verkannter Musiker – nennen wir ihn Chris – lernt auf dem ewigen Gemucke und Getoure mit seiner Kapelle Art In Manila (oha!) die Frau seines glücklosen Lebens – meinethalben Stefanie – kennen. Große Liebe, klaro, man trinkt, man raucht miteinander, landet in der Kiste, die aus dem Augenblicksding in nullkommanix eine ordentliche Beziehung macht, ein, zwei Kinder danach, gemeinsame Wohnung, das ganze romantische Zeugs. Ach ja, das Mädchen machte natürlich auch in Musik, The Good Life (haha!), und natürlich folgen sie nun ihrer jetzt gewissermaßen vereinten Berufung und gründen diese geheimnisvolle, tiefschwarze Schrammelkombo mit Namen Big Harp – er will den alten Country, sie den Folk der 70er, es soll roh, krachert, teuflisch und laut klingen, der olle Cave, der Iggy, Cohen, Pixies, drunter wollten sie es nicht machen, sie hatten sich einiges vorgenommen. War das nicht so, dass man dem Autoverkäufer nur ja kein Wort glauben soll, weil er einem die rostigste Karre als Neuwagen unterjubelt und noch einen satten Reibach damit macht? Hat nicht schon Muttern gesagt: Selbst ist der Mann? Und was passiert dann, wenn man den eitlen Wisch beiseite legt, nur auf die Musik und den eigenen Bauch hören will? Ja was? Verdammt, dann klingt’s nach Cave, nach Cohen, den Pixies und dem hohläugigen Iggy, dann schmeckt man den Rost der Karre, die quietscht und schaukelt und jault wie ein leckgeschlagenes Narrenschiff, dann ist das tatsächlich Blues, Country, Gospel, Roots und Folk, Alter! Dann ist das wirklich groß. Das hätte der White Jack nicht viel besser hinbekommen, wenn der seine Stefanie noch dabeihätte. Auf den Leim gegangen, sagst Du? Ach was, geh heulen! http://bigharp.com/

Komplettstream des Albums via AVClub.

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