Mittwoch, 23. Januar 2013

Krebskampfmaschinen

John Green
"Das Schicksal ist ein mieser Verräter
"
(Hanser)

Für viele Leute sind hinweisende Aufkleber auf Büchern oder CD's eine große Hilfe: "Explicit Content"? Muß gut sein. "Spiegel-Bestsellerliste"? Das heißt für die einen, hier kann ohne viel zu überlegen zugegriffen werden (für Menschen, die das beides gut beherrschen, sind diese Listen gemacht), der kulturkritische Magazinleser täuscht sich schließlich nie. Anderen gilt das eher als Warnung: Hände weg - Massengeschmack! John Green's Roman "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" dürfte beide Aufkleber tragen und ginge es nach dem Humorverständnis des Autors oder auch der Protagonisten, käme noch ein dritter hinzu: Achtung - Krebsbuch! Denn ja, es geht die ganzen 280 Seiten um den ermüdenden, manchmal hoffnungs-, in jedem Falle illusionslosen Kampf von Teenagern gegen wuchernde Metastasen, Lungenödeme und haufenweise Tumore, es geht um verzweifelte Eltern, um wütende Kinder, um die ganz große und deshalb auch ganz reine Liebe, es ist kitschig bis zum Abwinken und dennoch unglaublich anrührend. Man will ja als Rezensent nicht der Versuchung erliegen, den eigenwilligen, wortwitzigen und manchmal recht lakonischen Tonfall des Autors zu kopieren, es reicht wohl, wenn man erwähnt: Lange kein Buch, was einen so angefaßt und mitgerissen hat wie dieses. Was den Cineasten die Gefühlsachterbahn eines Pedro Almodovar ist, das wird dem Leser, wenn es denn passt, dieses Buch sein. Und auch: ja, alle Klappentexte treffen in's Schwarze. Deshalb: Pflichtlektüre.

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