Kranhalle München, 27. Mai
Es passiert in der Branche sicher nicht so häufig, dass der
erfahrene Partner freiwillig den Aufschlag übernimmt und dem Jungspund
gleichsam die Mainstage überläßt – an einem Abend der Gegensätze wie diesem
passte das jedoch irgendwie ins Bild: War doch die altehrwürdige Trikont mit
den CD-Debütanten Kofelgschroa zur Doppelplattentaufe erschienen, die
vergleichsweise jungen Gutfeeling Records boten dagegen mit G.Rag Y Los
Hermanos Patchekos die Lokalmatadoren auf. Da aber die beiden Labels mehr als
freunschaftlich miteinander verbandelt sind, konnte von „Support“ oder „Headliner“
in der ausverkauften Kranhalle keine Rede sein – man teilte sich friedlich ein
aufgekratztes, erwartungsfrohes Publikum.
Gegensätze also – auch auf der Bühne: Die vier Jungs von
Kofelgschroa, mit ihrer charmanten Verplantheit wohl etwas nervös gestartet, bewältigten
den selbstbetitelten „Hebauf“ durchweg bravourös und präsentierten die Songs
ihres Erstlings mit einer Hingabe, die manch kleineren Mangel in Solo oder Zusammenspiel
schnell vergessen machte. Alle zwölf Stücke des Albums kamen zur Aufführung,
die stärksten dort waren auch live die Höhepunkte: Die hypnotische Single „Sog
ned“, das sehnsuchtsgefärbte „14 Dog“, die leidenschaftliche „Verlängerung“
natürlich als Zugabe, den vokalakrobatischen Wechselgesang „Oberammergau“ quittierten
die Zuhörer ganz zum Schluß mit johlender Begeisterung – da hatten sie es auch
schon geschafft. Sichtlich erleichtert, nahmen sie den ausgelassenen Beifall
der alten und der neugewonnenen Anhängerschaft entgegen, von der anfänglichen Irritation
und Unsicherheit war da kaum noch etwas zu spüren.
Die G.Rags wucherten kurz darauf mit dem Pfund ihrer in
jahrelanger Bühnenpräsenz geschulten Professionalität – hier wurde nicht
abgestimmt, sondern forsch angespielt, die Bigband kam schnell ins Rollen und hatte
die kleine Halle nach nur wenigen Minuten komplett im Sack. Den elf Musikern
bei ihrer Arbeit zuzuschauen ähnelt ja immer auch ein bißchen dem Besuch einer Kleinkunstvorstellung
im Theater – zu beobachten, wie sie miteinander interagieren, wie sie sich
herausfordern, antreiben, ihren offenkundigen Spaß im Großkollektiv ausleben, hat
immensen Unterhaltungswert und fesselt den Zuschauer mindestens ebenso wie es den Zuhörer mitreißt. Das Repertoire, seit ’99 geschliffen und nach sechs
Alben reichlich erprobt, verträgt die aktuellen Sachen vom Album „Pain Perdu“
ebenso wie die alten; zu liebgewonnenen Covern von NoMeansNo („Rags’n Bones“)
und den Minutemen („King Of The Hill“) fügt sich ein Uraltstück wie „Go Insane“
ebenso problemlos wie der neue „Train Song“ oder ein wilder „Swing Monaco“.
Besondere Verdienste müssen wie üblich dem Triumvirat am Blech und den beiden
Schlagmännern zugerechnet werden, unbedingte Würdigung gilt aber auch dem Black
Rider für seine halsbrecherische Leistung an der Blues Harp und als
Brauseexperte.
Ein paar gutgelaunte Stunden mit jeder Menge WinWin – für die
Bands, die sich – wacker die eine, furios die andere – durch den Abend
schlugen, die Plattenfirmen, sicher erleichtert und zufrieden ob der großen
Resonanz, und natürlich für’s Taufpublikum – fraglos hätte am Ende wohl ein
jeder der Anwesenden für’s Patenamt zur Verfügung gestanden.
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