Lissy Trullie „Lissy Trullie“ (Wichita)
Na klar, da ist die Schublade mal schnell gefunden: Model macht in Musik, hatten wir doch alles schon und war auch, von wenigen Ausnahmen mal abgesehen, nicht gerade erquicklich. Kate Moss? Neben Pete Doherty und Bobby Gillespie gesanglich keine große Leuchte. Carla Bruni? Gut angefangen, stark nachgelassen, hat demnächst wohl wieder mehr Zeit für’s Hobby. Agyness Deyn? Schon als Kleiderständerin nicht sonderlich bekannt, wird mutmaßlich auch am Mikro nicht zu Weltruhm gelangen. Vom Geträller Marke Campbell und Banks wollen wir hier besser schweigen. Nun also Elizabeth McChesney, die sich wie ihre dreiköpfige Begleitband griffig Lissy Trullie nennt und – das ist eine kleine Überraschung – ihren Kolleginnen zeigt, wie man es besser machen kann.
Im Jahr 2009 sorgte das Mädchen mit ihrem gelungenen Cover der Hot-Chip-Nummer „Ready For The Floor“ für ein wenig Aufregung, der Song fand sich auf ihrer EP „Self-Taught Learner“ und konnte mit knackigen Gitarrenlicks und passender DIY-Optik schnell einige und vor allen: die richtigen Leute begeistern. Die passende Vita hatte sie ohnehin vorzuweisen, kam sie doch mit 16 nach New York und hatte hier schon die klassisch hippe Dreifaltigkeit aus Tellerwäscherin, Djane und Model absolviert. Keine Frage also, dass nun für das erste Komplettalbum die großen Jungs ranmußten, John Hill und Dave Sitek nahmen sich also des Talents an und verpaßten der Platte einen frischen, abwechslungsreichen Sound, mit dem man sich durchaus hören lassen kann.
Es gibt auf „Lissy Trullie“ demnach viele gute und einige nicht ganz so gute Sachen, böse Stimmen werden behaupten, die Frau bediene im Gemischtwarenladen, der mit Punk, Post-Punk und No-Wave so ziemlich alles im Sortiment hat – sie macht aber als „Bedienung“, das muß man ihr lassen, eine sehr clevere Figur. „Rules We Obey“ und „Wearing Blue“ sind schattiger Indiepop mit schönen Bläsersätzen und „It’s Only You, Isn’t It?“ fiebert nervös. Bei „Madeleine“ kommt es einem so vor, als versuche Ms. Trullie, eines der wenigen erfolgreichen Laufstegvorbilder, Christa Päffgen alias NICO zu beleihen – kühl, dunkel, elektrisch der Song – es gelingt ihr besser als befürchtet. Daneben gehen eigentlich nur die matten Rocknummern wie „Caring“ und „Heart Sound“, solche haben schon Garbage und Metric im Angebot und auch bei ihnen erweisen sie sich zunehmend als Ladenhüter. Trotzdem: eine hübsche Platte ist ihr da gelungen, nichts für die Ewigkeit, aber perfekt für den Moment. http://trullie.com/
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