Dass der Weg zum Erfolg ein steiniger war, darf man gerne
glauben. Für den einzigen Bewerber im Kreis der Großen ohne literarische
Vorlage, der sich ganz auf die Strahlkraft der Story von Drehbuchautorin
Michaela Hinnenthal verlassen mußte, der noch dazu von der eigenen Verleihfirma
recht stiefmütterlich behandelt wurde, galt es, alle verfügbaren Hebel in
Bewegung zu setzen. Und obschon die Münchner ganz gewiß auch keine Unbekannten
mehr sind – immerhin haben sie es 2004 mit ihrem Erstling „Aus der Tiefe des
Raumes“ gleich zum Gewinner des Bayerischen Filmpreises geschafft und auch
„Blöde Mütze!“ fand reichlich Anerkennung auf diversen Festivals – trotzdem ging
es mit „Wintertochter“ darum, eine neue Stufe zu nehmen und mit imensem Aufwand
die Jury von der Qualität des Stoffs und seiner Darsteller zu überzeugen.
Dienstag, 1. Mai 2012
Gewinnergeflimmer
Eine Geschichte, zu schön, um sie einfach liegen zu lassen:
Da balgen sich die Feuilletons der großen Meinungsmacher um die Frage, ob denn
Dresens „Halt auf freier Strecke“ hauptsächlich mit dem Tränenbonus punkten
konnte, wieso „Barbara“ von Christian Petzold nur mit dem Silbermodell der Lola
„abgewatscht“ (SZ) worden ist und warum der Schwaben-Emmerich und sein
„Anonymous“ wohl so gut als Feindbild aller deutschen Filmschaffenden taugt.
Und ganz nebenbei, fast unbemerkt, gewinnt das Münchner Produzententeam der Lieblingsfilm GmbH um Thomas Blieninger und Philipp Budweg mit Wintertochter den Deutschen
Filmpreis 2012 in der Kategorie Kinderfilm. Und zwar nicht einfach so, sondern
– ein Novum in der Geschichte des Preises – mit Hilfe einer Wildcard, und,
ebenso erstaunlich, gegen so etablierte Produktionen wie „Tom Sawyer“, „Wickie
auf großer Fahrt“ und „Fünf Freunde“.
„Wintertochter“ ist der
zweite Kinofilm unter der Regie von Johannes Schmid, ein eigenwilliges
Roadmovie über die zwölfjährige Kattaka (Nina Monka), die am Weihnachtsabend
zufällig erfährt, dass ihr eigentlicher Vater nicht der ist, mit dem sie die
Jahre ihrer Kindheit verbracht hat, sondern ein namenloser russischer Matrose.
Wutentbrannt beschließt sie kurzerhand, diesen Unbekannten zu suchen –
begleitet wird sie auf ihrer ungewissen Reise in einem alten Barkas nach
Stettin, wo das Schiff des Vaters liegen soll, und später nach Danzig von ihrer
Nachbarin, der alten Lene (Ursula Werner). Eine bewegte und bewegende Reise
wird daraus, die manche Überraschung bereithält – ein blinder Passagier taucht
plötzlich auf und auch Lene hütet ein tragisches Geheimnis, welches der Film
nach und nach preisgibt. In München lief der Film 2011 in nur einem
Programmkino – mit dem Preis im Rücken ist nun eine zweite Runde über die
Leinwände geplant, die hoffentlich noch ein paar mehr Zuschauer in die Kinos
locken kann.
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