Donnerstag, 31. Mai 2012

Kompletter

Die Tourdates allein hätten vielleicht schon gereicht - zusammen mit dem neuen Albumteaser wirkt das ganze aber nicht mehr so trocken: Am 20. August erscheint das neue Album von Bloc Party, genannt "Four", und für Deutschland halten die Jungs im Spätherbst immerhin vier Bühnentermine bereit:

11.11. Hamburg - Docks
12.11. Stuttgart - Theaterhaus
13.11. Dresden - Eventwerk
15.11. München - Tonhalle

Einfach gemacht

Liars „WIXIW“ (Mute)

Am Ende ein hoher Ton, der sich schnell im Nichts verliert – vorbei. Fade out für eine Platte, die ob ihrer Konsequenz staunen läßt, kurz nur zwar, aber die Frage bleibt: Wo ist er hin, der Krach? Das knochenschüttelnde, ungestüme, verzerrte, ohrenbetäubende Getöse, mit dem sie seit Jahren ihre Fans verzückten und alle, die nicht dazugehörten, gnadenlos verprellten?

Die Liars, mithin noch immer die unorthodoxeste Kreativkombo, die das Label Mute zu bieten hat, haben die Waffen getauscht, der Krawall ist der wohl dosierten Schönheit, das Geböller dem Beat gewichen und trotzdem, trotzdem ist das keine so große Überraschung. Zu irritieren wußten sie schon immer, als sie auf ihrem Erstling „They Threw Us All...“ neben allerlei Kurzware einen Dreißigminutenmarathon unterbrachten, als sie einem Instrument ein komplettes Album widmeten („Drums Not Dead“), ganz zu schweigen von den Lärmorgien, die man auch auf den späteren Werken zu hören bekam.

Irritation heißt also nun: Eingängigkeit. Heißt Melodie, ja sogar Anmut. Die Mehrzahl der Stücke auf „WIXIW“ ähnelt auf angenehme Weise den Soloversuchen von Thom Yorke, auch Angus Andrews Organ taugt manches Mal zu diesem Vergleich. Düstere Beats, der Gesang an anderer Stelle nur ein rezitatives Stimmengewirr, schwere, kunstvoll verschlaufte Sythievariationen – ob „Octagon“ oder das provozierend harmonische „No. 1 Against The Rush“, ob die klackernden Schläge von „A Ring On Every Finger“ und, noch schöner, bei „Flood To Flood“, hier ist kein Bit falsch gesetzt. Der Titeltrack (sprich: Wish You) als experimentelle, auch atonale Fuge, die nach einem Drittel in ein Trommelsperrfeuer mündet, der Tranceteppich von „Who Is The Hunter“ und das bratzige, tja „Brats“ – kein Schwachpunkt auszumachen.

Das sechste Album also und der kräftigste Schnitt – viele andere Bands wären für ihren Mut gelobt worden. Kategorisierungen haben sich die Liars gleichwohl schon immer verweigert, „Mut“ braucht es hier so wenig wie putzige „Like-Its“, denn sie haben diese Veränderung gewollt und also einfach gemacht, ob es wem gefällt, ist ihnen vermutlich nicht ganz so wichtig. Dass es, subjektiv betrachtet, dann doch eines der spannendsten Alben des laufenden Jahres geworden ist, darf man dann aber trotzdem erwähnen. http://liarsliarsliars.com/

Album im Komplettstream bei pitchfork.com

Mittwoch, 30. Mai 2012

Flesh for fantasy

Ein Schelm, der meint, solche Formen würde ein Männergesicht in der weiblichen Fantasie annehmen, andererseits könnte das Bild auch gut als Kontrapunkt zum viel diskutierten Cover der Manic Street Preachers (Jenny Saville für "Journal For Plague Lovers") dienen. In Fact: es handelt sich um die Verpackung zur neuen Platte "Beams" von Matthew Dear, die Ende August erscheinen wird - was man so hört, ist zum Beispiel Track Nummer eins "Her Fantasy" und der läßt doch schon mal aufhorchen - hier.

Noch ein Huhn

Ein wenig Ereignisdropping gefällig? 1991 also: Jahr des Rebhuhns, Jahr der Birne (denn der wird hierzulande nun für ein gefühltes Jahrhundert zum Kanzler ernannt), der Karneval macht Pause, weil der Golfkrieg donnert, Lena Meyer-Landrut wird geboren und das Unglück nimmt seinen Lauf, Serge Gainsbourg stirbt, was die Sache auch nicht besser macht. Irgendwo dazwischen erblickt auch Azealia Banks das Licht von New York, also ihrer Welt und fast auf den Tag nach 21 Jahren erscheint in Ermangelung ihres ersten Albums die EP "1991" im Netz - vier Titel, nicht die Menge also, aber mit "1991" und "Van Vogue" wenigstens zwei neuere Tracks dabei. Das Ganze als Komplettstream: hier.

Selbstläufer[in]

Sollte mal jemand auf der Suche nach der weiblichen Entsprechung zu Ian Curtis sein - nun, bei Jenny Beth von den Londoner Newcomern Savages könnte er fündig werden. Zur Not tun es natürlich auch Siouxsie Sioux oder Patti Smith, Hauptsache der Sound stimmt. Und der ist herrlich gestrig, quasi postpunky, zwei Songs sind auf den ersten Griff verfügbar: "Husbands" und "Flying To Berlin", dazu noch ein Konzertmitschnitt von "Shut Up" aus dem nordenglischen Salford - passenderweise in einer Location namens The Führer Bunker. Kann ja nix schiefgehen.


Stillgestanden

Japandroids „Celebration Rock“ (Polyvinyl)

Ausnahmslos gute Nachrichten von der heimlichen Lieblingsband aus dem kanadischen Vancouver: Die Platten der Japandroids sehen noch immer so bestechend schlicht aus und auch am Sound haben Brian King und David Prowse dankenswerterweise überhaupt nichts gedreht – vive l’arrét! Wie schon auf dem Vorgängeralbum „Post-Nothing“ huldigen die beiden ungezügelt dem rohen Garagepunk, noch immer sind es die Stooges von vorgestern und No Age von gerade eben, die für zwanghafte Einordner die Vorbilder abgeben, noch immer grillen sie ihr heißes Herz auf den Saiten ihrer Noisegitarren und klopfen es mit ungestümem Eifer Stück für Stück windelweich.

Eingebettet in ein eher beschauliches Tischfeuerwerk (Celebration, schon klar) folgt ein Killer auf den nächsten, „Fire’s Highway“ lockt mit fröhlichem Mitgrölchorus, für „Evil’s Sway“ gibt King den frustrierten Schwerenöter („a candle's pulse is no companion, when all you see is sexual red, you burn away your dreams inside a journal and leave those primal words unsaid” – spaßige Sprachbilder zu Hauf (“Elvis from hell”, “her blitzkrieg love”) und im Hintergrund jault, scheppert und spotzt es, als gäbe es kein Morgen. Apropos Vorbilder: Auf der Website der Band ist zu lesen, dass auch der olle Springsteen mit seinem “Born To Run” dazugehören soll. Da ist man zunächst etwas irritiert und meint, hier beiße sich was – hört man allerdings das wunderbare “The House That Heaven Built”, dann ist das so weit nicht weg vom Röhren des Bosses und klingt trotzdem rotzig genug.

Natürlich werden selbst die Japandroids älter und natürlich haben sie dazu auch den passenden “Coming of middle-age”-Song parat: “Gimme that naked new skin rush, gimme that you and me in a grave trust, gimme that girls love running wild and free, gimme that boys out swimmin through the streets” – “Younger Us” ist ihr ganz persönliches “fuckit” und die tongewordnene Sehnsucht nach dem bittersüßen, dem leichten “damals” und auch das rumpelt gewaltig. Acht Songs, mehr braucht es manchmal nicht zum Glück. http://japandroids.com/

Dienstag, 29. Mai 2012

Waterlulu?

Vorsicht ist geboten bei vollmundigen Ankündigungen, die Künstler im Vorfeld über Kommendes daherschwadronieren - Lou Reed behauptete bekanntlich bis zur Veröffentlichung seiner "Lulu", die Zusammenarbeit mit Metallica habe das Größte an Rockmusik hervorgebracht, was ihm jemals gelungen sei - nun, man weiß mittlerweile, wie Leid ihm dieser Satz tut und dass er wohl mit dieser Platte sein ganz persönliches "WaterLulu" erlebt hat. Wenn nun also Michael Gira, Oberkopf der Swans, ein ähnliches Statement zur Ende August erscheinenden Platte "The Seer" verbreitet, dann - ja, eben, Vorsicht: "The Seer took 30 years to make. It’s the culmination of every previous Swans album as well as any other music I’ve ever made, been involved in or imagined." Bei allen Bedenken läßt der Blick auf die Gästeliste allerdings ahnen, dass Gira vielleicht doch die Wahrheit spricht, dort tummelt sich nämlich neben Karen O und Mitgliedern von Bands wie Low und Mercury Rev auch Jarboe, Band-Ikone und bei den letzten Werken schmerzlich vermißt. Deshalb lassen wir ab sofort all unser Mißtrauen fahren, freuen uns am kompletten Text der Verlautbarung, am Tracklisting und an einem kleinen Teaserfilmchen - alles bei den Freunden von quietus.com.

Montag, 28. Mai 2012

Meer oder weniger

Keine Woche nach der Meldung, dass es im August ein neues Livealbum von Antony And The Johnsons mit dem Titel "Cut The World" geben werde, veröffentlicht Antony Hegarty mit "Rise" einen brandneuen Song. Enstanden ist dieser für den Film "Coral Rekindling Venus" von Lynette Wallwort über, man ahnt es, den Schutz der Korallenriffe - auf der Website zum Film ist der Song auch für nichts oder wenig zu hören/sehen/haben.

Zusammen mit den Mädels von Cocorosie hat Mr. Hegarty im Übrigen auch noch den Titel "Tearz For Animals" aufgenommen, erschienen als B-Seite auf deren neuer Single "We Are On Fire" und zu hören als spanischer Radio-Rip (was es nicht alles gibt).

Aufheller

In Punkto Gesundheit liest man dieser Tage nicht nur gute Nachrichten über Bobby Womack - gut deshalb, wenn ab und an ein Track seines neuen, Anfang Juni erscheinenden Albums "The Bravest Man In The Universe" für Aufhellung der Stimmung sorgen kann: Nur kurz erst im Netz und schon überall "Top of (Post)List" seine Kollaboration mit Lana Del Rey für den Titel "Dayglo Reflection" - hier.

Tanz der Gegensätze

Releaseparty Kofelgschroa/G.Rag Y Los Hermanos Patchekos
Kranhalle München, 27. Mai


Es passiert in der Branche sicher nicht so häufig, dass der erfahrene Partner freiwillig den Aufschlag übernimmt und dem Jungspund gleichsam die Mainstage überläßt – an einem Abend der Gegensätze wie diesem passte das jedoch irgendwie ins Bild: War doch die altehrwürdige Trikont mit den CD-Debütanten Kofelgschroa zur Doppelplattentaufe erschienen, die vergleichsweise jungen Gutfeeling Records boten dagegen mit G.Rag Y Los Hermanos Patchekos die Lokalmatadoren auf. Da aber die beiden Labels mehr als freunschaftlich miteinander verbandelt sind, konnte von „Support“ oder „Headliner“ in der ausverkauften Kranhalle keine Rede sein – man teilte sich friedlich ein aufgekratztes, erwartungsfrohes Publikum.

Gegensätze also – auch auf der Bühne: Die vier Jungs von Kofelgschroa, mit ihrer charmanten Verplantheit wohl etwas nervös gestartet, bewältigten den selbstbetitelten „Hebauf“ durchweg bravourös und präsentierten die Songs ihres Erstlings mit einer Hingabe, die manch kleineren Mangel in Solo oder Zusammenspiel schnell vergessen machte. Alle zwölf Stücke des Albums kamen zur Aufführung, die stärksten dort waren auch live die Höhepunkte: Die hypnotische Single „Sog ned“, das sehnsuchtsgefärbte „14 Dog“, die leidenschaftliche „Verlängerung“ natürlich als Zugabe, den vokalakrobatischen Wechselgesang „Oberammergau“ quittierten die Zuhörer ganz zum Schluß mit johlender Begeisterung – da hatten sie es auch schon geschafft. Sichtlich erleichtert, nahmen sie den ausgelassenen Beifall der alten und der neugewonnenen Anhängerschaft entgegen, von der anfänglichen Irritation und Unsicherheit war da kaum noch etwas zu spüren.

Die G.Rags wucherten kurz darauf mit dem Pfund ihrer in jahrelanger Bühnenpräsenz geschulten Professionalität – hier wurde nicht abgestimmt, sondern forsch angespielt, die Bigband kam schnell ins Rollen und hatte die kleine Halle nach nur wenigen Minuten komplett im Sack. Den elf Musikern bei ihrer Arbeit zuzuschauen ähnelt ja immer auch ein bißchen dem Besuch einer Kleinkunstvorstellung im Theater – zu beobachten, wie sie miteinander interagieren, wie sie sich herausfordern, antreiben, ihren offenkundigen Spaß im Großkollektiv ausleben, hat immensen Unterhaltungswert und fesselt den Zuschauer mindestens ebenso wie es den Zuhörer mitreißt. Das Repertoire, seit ’99 geschliffen und nach sechs Alben reichlich erprobt, verträgt die aktuellen Sachen vom Album „Pain Perdu“ ebenso wie die alten; zu liebgewonnenen Covern von NoMeansNo („Rags’n Bones“) und den Minutemen („King Of The Hill“) fügt sich ein Uraltstück wie „Go Insane“ ebenso problemlos wie der neue „Train Song“ oder ein wilder „Swing Monaco“. Besondere Verdienste müssen wie üblich dem Triumvirat am Blech und den beiden Schlagmännern zugerechnet werden, unbedingte Würdigung gilt aber auch dem Black Rider für seine halsbrecherische Leistung an der Blues Harp und als Brauseexperte.

Ein paar gutgelaunte Stunden mit jeder Menge WinWin – für die Bands, die sich – wacker die eine, furios die andere – durch den Abend schlugen, die Plattenfirmen, sicher erleichtert und zufrieden ob der großen Resonanz, und natürlich für’s Taufpublikum – fraglos hätte am Ende wohl ein jeder der Anwesenden für’s Patenamt zur Verfügung gestanden.


Sonntag, 27. Mai 2012

Atzenfrei und Spaß dabei

Frittenbude „Delfinarium“ (Audiolith)

Ein weitverbreiteter Irrglaube behauptet ja gern, alles, was hierzulande im Entferntesten mit Techno zu tun habe, müsse persé musikalisch einfalls- und textlich anspruchslos sein – billige Partymucke, marsch, in die Ecke zum Schämen. Nun, diese These lies sich schon bei Deichkind, der Referenzband Nummer 1 aus HamburgamburgH, nicht aufrecht erhalten – „großartige Sprachschöpfer“, so die Süddeutsche, ein „Hochkultur-Kollektiv“ gar laut Frankfurter Rundschau – ja, was denn nun? Kein Verlaß auf’s Klischee – auch bei Referenzband Nummer zwei, der Frittenbude aus Geisenhausen goes Berlin, die gerade auf Audiolith mit „Delfinarium“ ihr drittes Album veräußert hat und von ausgelassenem Kirmesgedudel ungefähr so weit entfernt ist wie HP Baxter von Günter Grass.

Sicher kein Zufall, dass dieses Album mit einer wehmütigen Rückschau auf vergangene, ausgelassene Zeiten beginnt („Von allem zuviel“) – sorglos, weil naiv, das scheint vorbei, Frittenbude nähern sich ihrer Generation mehr noch als auf den Vorgängeralben mit dem heiligen Ernst der enttäuschten Jugend. Wo die Hamburger Spießgesellen den Feierbefehl noch per Dekret zelebrieren, muß man bei Frittenbude schon lange suchen – „Heute nur Einmal“ ist vielleicht der einzige Titel, der ein wenig von der Spontanität und Selbstvergessenheit früherer Tage in sich trägt. Vorbei – die restlichen vierzehn Stücke tragen durchweg Frustration, Ratlosigkeit und Wut im Subtext, alles gut durchdacht, wohlüberlegt, manchmal etwas hölzern, aber immer geistreich.

Klare Bekenntnisse haben Martin Steer, Johannes Rögner und Jakob Häglsperger ja noch nie vermissen lassen, auch diesmal gibt’s mit „Heimatlos“ mehr und mit „Deutschland 500“ („…deine Nazis, hier wo sie hingehörn, hier wo sie niemand störn, hier wo sie gut aussehn, weil sie dir super stehn…“) weniger verklausulierte Ansagen zum Selbstverständnis der Band – Ansichtssachen, für deren Direktheit man heute fast dankbar sein muss, die Zeiten sind anonymer und beliebiger geworden. Wenn dazu zwischendrin die kleinen Redewendungen und Gedankenspiele sich anschicken, ein Lächeln ins Gesicht des Hörers zu zaubern, dann ist das die andere, die fast poetische Seite der Fritten: „Die Nacht ist unser Diktator, und jeder Tag ein Rolator“ („Heimatlos“) klingt nur im ersten Moment albern, schleichende Entfremdung als „dieses Gespenst, nenn es Alltag, unsere innere Altmark“ („Innere Altmark“) passend beschrieben und auch die Beschwerdeführung an die spruchblasengefütterte Umgebung könnte kaum eingängiger sein „wenn nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht“ („Gibt es Uruguay eigentlich noch“).

Der Sound zum eindrucksvollen Wortschwall ist, keine wirkliche Überraschung, von ausgesuchter Klasse, als liebgewonnenes MashUp aus Electro, Synthpop, Indie und Dance stets wandelbar, eingängig und unbedingt clubtauglich. Ruhigere Momente wechseln mit stampfendem, treibendem Beat, für „Wings“ mogelt sich sogar eine dieser glitzernden Indiegitarren ins Ensemble, dass es einem richtig warm ums Herz werden will. Und irgendwie möchte man den Jungs, die sich doch offensichtlich so schwer mit ihrer Heimat und ihrem Für und Wider tun, am Ende versichern, dass sie mit dieser, ihrer Art, Musik zu machen, vielen das Auskommen eben da etwas entspannter machen, nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher. http://schandenschmuck.de/

Freitag, 25. Mai 2012

Sie schon wieder

Nun gut, das letzte Album "Aphrodite" war nicht ganz so das, was man sich so unter innovativer Tanzmucke vorstellt, kein Trend, nirgends. Anfang Juni wird dennoch eine Best-Of-Compilation von Kylie Minogue in die Läden kommen, das in der DeLuxe-Edition satte 42 Titel aus immerhin 25 Geschäftsjahren enthält. Der jetzt überraschend aufgetauchte Titel "Time Bomb" wird darauf allerdings nicht vertreten sein - ein Video gibt's trotzdem - hier.

Doppelherz

The Temper Trap “The Temper Trap” (Infectious)

Mit dem Begriff “Powerpop” sollte man als Rezensent einigermaßen vorsichtig umgehen, nicht wenigen Menschen stellen sich bei diesem Wort die Nackenhaare auf, Powerpop gilt schnell als billig, liebedienerisch, “großes Kino” und ist als Verkaufsargument eher kontraproduktiv. Wenn man jedoch “Power” nicht mit “Einfalt” verwechselt, dann kann die Charakterisierung durchaus eine hilfreiche sein – Pop, bei dem Kraft und Emotion in Versalien geschrieben werden, was kann daran falsch sein?

Die australischen Temper Trap lassen sich mit ihrer klangewordenen Lust an Überschwang, Fülle und Melodie ohne schlechtes Gewissen in diese Kategorie packen, schon bei ihrem Debütalbum “Conditions” aus dem Jahr 2009, von dem es im Übrigen eine hörenswerte Remixvariante gibt, sparten sie nicht mit kalorienhaltigen Arrangements und anrührendem Sentiment – Sänger Dougy Mandagis hohe Stimme gab dem Ganzen zudem eine verblüffend luftige, träumerische Anmutung.

Daran hat sich glücklicherweise auf dem neuen Album nicht viel geändert, noch mehr als der Vorgänger erinnert es an Meilensteine des Genres wie etwa „Whatever You Say, Say Nothing“ der schottischen Band Deacon Blue oder auch „Hot Fuss“ von den Killers. Eine große Kunst, die The Temper Trap verinnerlicht haben wie kaum eine andere Band, ist ihre Fähigkeit, neben allem Pomp und zuckersüßen Brimborium in jeden Song eine Vielzahl kleiner, kluger Verfeinerungen mit einzuflechten, wie beispielsweise die bratzigen Synthies von „Need Your Love“ und „Never Again“, die gern auch mal als dauerhaftes Grundrauschen einen Song wie „Dreams“ geradewegs zurück in die 90er schicken.

Das aufgekratzte „London’s burning“, das die Riots in der englischen Metropole im vergangenen Jahr zum ratlosen Schulterzucken umformuliert („Now who's the one to blame when the children go insane? Dancing on their broken dreams, while London's burning from within...“), erinnert wohl nicht ohne Grund an The Clash: Different times, same problems. Das leidenschaftliche, zarte „Trembling Hands“ wiederum ruft einem das (deutlich dunklere) „Rest My Chemistry“ von Interpol ins Gedächtnis: So throw me a line, somebody out there help me ... I'm on my own, I'm afraid that I have come here to win you again with trembling hands.“

Emotion satt, baby! Dem verzückten Liebeswerben von “Miracle” (“clever minds will second guess, but for me, your a living miracle“) folgt schnurstracks der Einsamkeitsblues von „This Isn’t Happiness“ – „Rabbit Hole“ und „I’m Gonna Wait“ sind traurig und trotzdem wunderschön. Manchmal wie bei „The Sea Is Calling“ schiessen die vier auch über’s Ziel hinaus – Zeilen wie „naked in light we are born, ... our mothers will cry, is there something in the sky?“ klingen dann doch arg nach Kühlschrankpoesie. Weil der Rest aber so grandios, so verführerisch ist, wird man ihnen solche Ausrutscher gern verzeihen – Powerpop im allerbesten Sinne. http://www.thetempertrap.com/

Donnerstag, 24. Mai 2012

Zusammen für den dritten Mann

Nicht das erste Mal, dass die beiden Gefallen an einer Zusammenarbeit gefunden haben, wohl aber dass Beck auf dem Label Third Man Records von Jack White veröffentlicht: Am 28. Mai erscheint dort die Doppelsingle "I Just Started Hating Some People Today"/"Blue Randy" - Kostprobenschnipsel davon gibt es hier.

Jein

The Cult “Choice Of Weapon” (Cooking Vinyl)

Auf der ewigen Rangliste der sträflich unterschätzten Rockalben liegen The Cult mit ihrem selbstbetitelten Werk aus dem Jahr 1994 ganz vorn, nicht davor und nicht danach erreichten Ian Astbury, Billy Duffy und der Rest der Truppe einen derart hohen Grad an Intensität, Leidenschaft und Vielfalt. Songs wie “Gone”, “Black Sun” und “The Saints Are Down” sind viel zu selten in ihrer Größe gewürdigt worden, kaum ein Stück hat Kurt Cobains Abgang derart eindringlich betrauert wie “Sacred Life” – die Konzerte zur Platte, damals passenderweise mit den Geistesbrüdern von Mother Tongue bespielt, waren schlichtweg legendär.

Soviel zur Historie. Leider muß gesagt werden, dass die Band in der heutigen Besetzung diese Qualität nicht mehr oder nur zu selten liefern kann. Natürlich ist man nach allem Kommen und Gehen froh, dass The Cult noch oder vielmehr wieder da sind, natürlich liegt es auch nicht an Astburys Stimmbändern, dass man etwas vermißt – er quält sie nach wie vor ohne jede Rücksicht und schmirgelt sich Schicht um Schicht die Ängste aus der wunden Seele. Liebesadressen an die gemarterte Tierwelt, vom Teufel gejagt, mit Albträumen durch die Wüste stolpernd, todesbleiche Rösser vor Augen – es liegt beileibe nicht am Einsatz des Frontmannes, warum am Ende doch nicht so die Freude aufkommen mag wie zum Beispiel noch beim Vorgänger “Born Into This”.

Natürlich hängt alles davon ab, von welcher Seite man sich der Band nähert – als beinharter Metaller vermißt man auf diesem Album wohl wenig, denn grundsoliden Hardrock, ehrliche Riffarbeit wie bei “Amnesia” oder “Lucifer”, das können The Cult anno 2012 natürlich immer noch. Dem Indiekonsumenten fehlt es beim Großteil der zehn Stücke schlichtweg an Differenzierung, an Unterscheidbarkeit. Stücke, die ein wenig herausragen aus diesem Hochdruckgebläse und hier deshalb auf etwas mehr Gegenliebe stoßen: “Elemental Light” bietet die herbeigesehnte Abwechslung – abbremsen, Luft holen, raushauen – etwas mehr Spannung also, auch “Life>Death” steigert sich langsam und der Abschluß mit “This Night In The City” versöhnt mit etwas Innerlichkeit und schön geschliffenen Akkorden. Ein klares Unentschieden also, ein vielleicht – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. http://thecult.us/main/

Mittwoch, 23. Mai 2012

Kindergarten Blitzkrieg

Hat das Herbert Grönemeyer so wirklich gewollt? Die amerikanische Kinderkapelle Children Medieval Band, bekannt geworden durch ihr Rammstein-Cover "Sonne", hatte kürzlich in Denver ihren ersten Großauftritt, natürlich im Vorprogramm von Rammstein. Muss man nicht mögen, kann man sich aber ruhig mal anschauen.


Nicht so super

So klein und so gemein - ein Virus hat Sängerin Ibadet Ramadani erwischt und noch immer ziemlich fest im Griff, die Konzerte von Super 700 in München (heute) und Stuttgart (morgen) mussten deshalb abgesagt werden. Auf der bandeigenen Website heißt es, dass Ausweichtermine bald gesucht und bekanntgegeben werden sollen, denn "es soll kein Erreger mehr dazwischenkommen und unser aller Unmut erregen." Als kleine Entschädigung eine Aufnahme des Konzerts in Berliner Magnet Club vom 9. März 2012.


Legenden im Kleinformat

Laid Back "Cosyland" (Brother Music)

Da schreit alles Legende: Kaum eine Band steht mit so wenigen Songs so sinnbildlich für eine Dekade, hier die 80er. Tim Stahl und John Guldberg haben unter dem Namen Laid Back der tanzenden Menschheit vielleicht nur drei, vier Songs hinterlassen - "Sunshine Reggae", klar, "Bakerman" ebenso, dazu noch "High Society Girl" und "White Horse" - diese aber sind von solch einprägsamer Qualität, dass selbst ein verkopfter Regisseur wie Lars von Trier nicht umhin konnte, sich des Videos für "Bakerman" anzunehmen (und das auf ganz und gar amüsante Weise). Nach der letzten Platte "Happy Dreamer" gibt's nun eine Art Minialbum, darauf findet sich neben Neuem auch eine Langversion ihres Clubhits "Cocaine Cool". Kompletter Stream: hier.

Buchstabensuppe

The Gossip bringen ihr nächstes Video unter die Leute - "Move In The Right Direction" kommt mit fetter Typo daher und zuweilen befürchtet man, gleich hüpft MC Hammer in's Bild - can't touch this, brrrr. Anschauen - hier. Tourdaten gibt's neben den bekannten Festivalauftritten im Sommer auch noch obendrauf:

12.11. Frankfurt, Jahrhunderthalle
13.11. Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
16.11. Hamburg, Sporthalle
18.11. Berlin, Velodrom
19.11. München, Zenith
20.11. Leipzig, Arena
28.11. Stuttgart, Porsche Arena

Herzallerliebst

Schnell die Eintagsfliege gefeiert, denn lang wird dieses putzige Google-Doodle bekanntlich nicht zu sehen sein: Zum 78sten Geburtstag von Robert Moog gibt's einen schönen Analog-Synthesizer zum Knöpfchendrehen und Tastendrücken inklusive Aufnahmefunktion, hach ... Ausprobieren: hier. Wer davon nicht genug bekommen kann, der darf im Übrigen im Doodle-Museum weiterspielen, dorthin wandert nämlich das gute Stück am Ende dieses langen Tages.

Dienstag, 22. Mai 2012

Von Bord

Keine Rede von Ratten und sinkendem Schiff - aber der Captain geht und das ist schon eine Notiz wert: Nach neun Dienstjahren, acht davon als Spielführer, verläßt nun auch Fabio Morena den FC St. Pauli. Nach Rothenbach, Naki und Kruse geht also ein weiteres Urgestein, man muss schon ein gewisses Grundvertrauen in den Gestaltungswillen von Helmut Schul... ähem, ist ja auch weg, na egal, von wem auch immer haben, um nicht etwas nachdenklich zu werden.

Nur nicht weitersagen

The Walkmen “Heaven” (Bella Union)

Eine der meistgebrauchten Redewendungen, auch im hiesigen Rezensionsarchiv, für talentierte, aber sträflich vernachlässigte Künstler oder Bands lautet: “Hoffentlich schaffen sie ja mit diesem Album ihren verdienten Durchbruch!” An dieser Stelle darf man sich gern auch mal selbst hinterfragen – was ist denn um Himmels Willen so erstrebenswert am “großen Durchbruch”? Was bringt dieser denn außer überlaufenden Twitter-Accounts, eine große Menge wenig anspruchsvoller, formatgeschulter Gewohnheitskonsumenten und einen sorgloseren Blick auf den eigenen Kontostand? Die Liste derer, die Qualität mehr oder minder schnell durch Massenkompatibilität ersetzt haben und somit vieles von ihrem Reiz verloren, ist endlos – Coldplay, Snow Patrol, Kings Of Leon, es sind die altbekannten Namen, die jeder für sich selbst ergänzen kann.

The Walkmen aus New York haben sich diesem traurigen Trend bisher standhaft verweigert, “Heaven” ist ihre mittlerweile sechste Platte und auch diese ist nicht die “Nummer sicher”, sondern ein wirklich kurzweiliges, raffiniert arragiertes Stück Indierock. Natürlich ist hier nichts neu erfunden, aber im Vergleich zum jeweiligen Vorgängeralbum schaffen es die fünf immer wieder, um eine Ecke weiter zu gehen, neue Klangfarben zusammenzumischen und so sich und dem Hörer eine abermalige Herausforderung zu bieten.

Hamilton Leithausers Stimme hat noch immer die herrlich versoffene Patina des jungen Rod Stewart und die kippligen Vibrationen von Feargal Sharkey, und jetzt, so scheint es, versucht er sich an seinem Rock’n Roll. Schon die Titel swingen – “Love Is Luck”, “Heartbreaker”, “The Love You Love” – allesamt wunderbar eingängige Schunkler, die gern ein wenig kratzen dürfen. Dazu Zeilen wie “
Oh golden dreams, golden dreams, all lose their glow, I don't need perfection, I love the whole”, das liest man vielleicht nicht zum ersten Mal, aber warum den Jungs nicht ein Stück Altersweisheit und rückblickende Gesetztheit gönnen. „Line By Line“ klingt, als wäre es bei den Crazy Horse in die Lehr gegangen, auch die ruhigeren Parts wie „Southern Heart“ oder „Nightingales“ können gefallen. Jeder Song, das ist das erstaunlich, entfacht seinen eigenen Zauber und keiner wirkt überflüssigt oder wie bloßes Füllmaterial. Nach dem betördenen „Lisbon“ ist das also schon wieder eine nahezu perfekte Platte – hoffentlich merkt‘s keiner. http://www.thewalkmen.com/

Montag, 21. Mai 2012

Music Monks

Bei Youtube braucht man hierzulande danach gar nicht erst suchen - Urheberrecht, Baby! - bei tape-tv dagegen wird man fündig: Hot Chip veröffentlichen zu ihrem Song "Night And Day" vom in naher Zukunft erscheinenden Album "In Our Heads" einen recht amüsanten Vidoclip. Regisseur Peter Serafinowicz hinterlies im Übrigen noch einen lustigen Kommentar vom Set: "Many animals were harmed during the making of this video. Regrettably, none of them made the final edit." Na denn los - hier.

Sonntag, 20. Mai 2012

Not My Kind Of Music

Garbage „Not Your Kind Of People“ (Cooperative Music)

Am besten mal gleich mit der Tür in’s Haus: Nicht wenige werden sich an die schottische Eintagsfliege Stiltskin und ihren Song „Inside“ erinnern, an das voyeuristische Badehosenfilmchen, die krachenden Gitarren zu albernem Teenagergekicher, die – wenn auch wieder nur bei den Smashing Pumpkins geklaut – doch perfekt da hineinpassten und das Stück in der Erinnerung zu halten vermochten. 1994 war das, Cobain hatte sich gerade selbst aus dem Rennen genommen und Grunge sagte zum Abschied etwas lauter „Servus!“. Ein Jahr später dann das Debüt von Garbage, eingepackt in pinken Flokati, eigentlich zu spät und dennoch erstaunlich gelungen – zu dieser Zeit. Zwei Redewendungen deshalb zu dieser Band: Die salomonisch biblische – „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“, und die urbritische – „One should leave off with an appetite“ – zu Deutsch: Geh, wenn es am schönsten ist.

Man hört sich dieses neue, fünfte Album von Garbage, der Band von Produzent und Schlagzeuger Butch Vig und Vorzeigevamp Shirley Manson an und denkt, ein wenig mitleidig vielleicht, sie hätten nach ihrem Debüt wohl besser aufhören sollen. Den Jeans-Spot kann heute keiner mehr sehen, ohne dass er sich peinlich berührt fühlt, Garbage mag man heute, gerade weil sie so stoisch an den alten Blaupausen festhalten und genauso klingen wollen wie Mitte der Neunziger, nicht wirklich gern beim Musizieren zuhören. Was damals vielleicht noch rotzig klang, wirkt heute eher ranzig – überproduzierter Rockbrei mit wenigen Einfällen, Bubblegum at it’s best und schon gleich gar nichts zum Fürchten dabei.

Kaum eines der elf Stücke, das nicht zugekleistert wurde mit allerlei Brimborium aus spotzender Synthetik und breitbeinigen Haudraufriffs. Wenn Mansons Stimme zu Beginn verschwörerisch raunt „I wanna be you dirty little secret” (Automatic Systematic Habit), dann muß einem das für den Rest des Albums wie ein schlechter Witz vorkommen, denn “little” oder geheimnisvoll ist hier so überhaupt nichts, im Stile eines Dampfhammers wird einem jeder Song gnadenlos um die Ohren gehauen. „Big Bright World“, „Control“, „I Hate Love“, „Battle In Me“, allesamt vorhersehbares Mittelmaß, dröhnend, lärmend, von Inspiration kaum eine Spur. Das Shoegazing von „Felt“ haben die Raveonettes besser im Repertoire und selbst das vermeintlich laszive „Sugar“ wirkt bei mehrmaligem Hören nur noch platt und klebrig.

Überzeugen kann allein die Single „Blood For Poppies“, hier mal ein federnder Beat, ein wenig Abwechslung vom sturen „Gib ihm!“, allein – es bleibt die Ausnahme. Man weiß nicht so recht, ob man die Botschaft im Titelsong nicht einfach nur mißverstanden hat, ob einem die Ironie von „We are extraordinary people“ entgangen ist – von Besonderheit ist bei dieser Platte jedenfalls rein gar nichts zu spüren. Bleibt nur die wiederum salomonische Klammer als bedauerndes Fazit: „Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.“ http://garbage.com/

Samstag, 19. Mai 2012

On air [Update]

Lange gewartet und nicht enttäuscht: Endlich ist der Remix von Vince Clarke für die erste Single der neuen Liars "No.1 Against The Rush" verfügbar - via Soundcloud kann man das Ding hören, ab 28. Mai gibt's das ganze auch, wie man so schön schreibt, in "physischer" Form.

Update: Dazu gehört im Übrigen auch noch ein Remix von Matmos - hier.

Freitag, 18. Mai 2012

Hand in Hand

Kunst X Kunst: John Maus veröffentlicht nach seinem letzten Album "We Must Become The Pittiless Censors Of Ourselves" im Sommer eine Compilation unter dem schnöden Titel "A Collection of Rarities & Previously Unreleased Material" (Ribbon), sechszehn Stücke werden darauf vertreten sein, alle komplett neu abgemischt und fein verpackt in ein schmackhaftes Artwork von Wolfgang Tillmanns. Na, wenn das mal nix ist - thequietus hat mit "Mental Breakdown" aus dem Jahr 2004 einen kleinen Vorgeschmack daraus, anbei auch noch eine kleine Live-Performance ("Maniac", 2010), voilá.

Gut zu wissen

Noch ein Streifen in schwarz/weiß und die Gewißheit, das es die alten Männer noch immer können - das Rocken. Neil Young And Crazy Horse geben einen weiteren Song ihres Albums "Americana" Preis, "Clementine" heißt er und ist ein recht charmanter Rockfetzen geworden - hier.

Zweiter Streich

Neues von Stella Lindner und René Arbeithuber aka Gender Bombs - nein, die neue Platte ist es noch nicht, aber nach "Danube" gibt es einen zweiten Track, den das Duo ins Netz schickt. "Connected" kommt ohne jeden Beat aus - schlingerndes Piano und ein paar grobkörnige Schwarzweißaufnahmen sorgen für Intimität und Gänsehaut, bitte sehr.


Donnerstag, 17. Mai 2012

Gute Minuten [Update]

Genaugenommen sind es 138 Sekunden - so lange dauert der Videomitschnitt eines aufmerksamen Fans bei einem der Konzerte von The XX im Londoner Chats Palace. Sechs neue Songs hat das Trio dort neben Altbekanntem zum Besten gegeben, von einem dieser Stücke stammt der Clip.


Update: Aus dem Battersea Art Centre, ebenfalls London, gibt es mittlerweile den zweiten Mitschnitt und der hat auch einen Namen. "As I Am" ist etwas länger geraten als das erste neue Stück und auc über Youtube zu haben.


Dienstag, 15. Mai 2012

Dazwischen

Soulsavers & Dave Gahan „The Light The Dead See“ (Cooperative Music)

Keine Frage diskutiert der treue Depeche-Mode-Anhänger in den einschlägigen Foren so ausdauernd und leidenschaftlich wie die, welches der ehemaligen und aktuellen Mitglieder wohl den prägendsten Einfluß auf den dauerhaften Erfolg der Synthpopband besaß bzw. noch immer besitzt, keine Frage löst angestrengtere Debatten aus als diese, an ihrer Beantwortung trennen sich schlußendlich nach Meinung des harten Kerns die wahren Jünger von den Mitläufern. Mit Clarke haben, so heißt es, die Leichtigkeit und die Ironie die Band verlassen, mit Wilder – weitaus schwerwiegender – ging das ultraorthodoxe elektronische Gewissen, das gute „gestern“ und „früher“ also; über die Rolle des Andrew Fletchers redet eigentlich kaum jemand, was, bei allem Respekt, auch nicht als Kompliment verstanden werden kann.

Unstrittig dagegen die beiden größten Aktivposten des Trios – Martin Gore als Kreativkopf, Ideengeber und Songschreiber, David Gahan als originäre Stimme und unkaputtbare Rampensau. Beide können das Kerngeschäft des anderen durchaus gewinnbringend ergänzen wenn nicht sogar zeitweise übernehmen – Gores Gesang ist mit seiner Zartheit für einige der gemeinsamen Stücke, für seine Solowerke ohnehin die bessere Wahl, Gahan wiederum konnte mit seinen beiden Soloalben mehr als nur Achtungserfolge erringen und hat mit dem unbeirrbaren Drang zur Eigenkomposition frischen Wind ins Bandgefüge gebracht.

Und nun macht er also gemeinsame Sache mit den Soulsavers – eine Idee, entstanden während der Zuammenarbeit des Duos um Rich Machin und Ian Glover mit Depeche Mode auf deren gemeinsamer „Tour Of The Universe“ Ende 2009. Die Soulsavers dienen ja, wie ihr vollständiger Name belegt, als Soundsystem und Begleitband für markante Stimmen und charismatische Köpfe, Gahan übernimmt das Mikrophon von prominenten Vorgängern wie Mark Lanegan, Mike Patton, Jason Pierce, Richard Hawley und Gibby Haynes. Über das Ergebnis der dreisamen Songschreiberei kann nun trefflich gestritten werden – die Stücke sind allesamt recht schwermütige, düstere Blues- und Gospelnummern, die mit üppiger Instrumentierung nicht geizen und in der Mehrzahl eher an Beigaben zu einem Filmscore erinnern.

Es sind auf „The Light The Dead See“ einige gute Lieder, die das Zeug zu widerhakenbewährter Erinnerung haben, „In The Morning“ zum Beispiel, eingängig, umschmeichelnd, das klagende „Take Me Back Home“, auch „Bitterman“ schmeckt süß und voll und trägt die Spannung über die komplette Länge. Leider sind in gleicher Anzahl aber auch die zähen, die doch ziemlich simpel gestrickten Balladen vertreten, überproduziert und eine Spur zu dick aufgetragen, als dass sie fesseln könnten – „Just Try“ und auch die erste Single „The Longest Day“ gehen da mit schlechtem Beispiel voran, dicht gefolgt von mittelmäßigen Heulern wie „Presence Of God“ und dem allzu vollgepackten „Tonight“. In diesen Momenten wünscht man sich, mag es auch noch so undankbar und ungerecht sein, ein paar fette Moogs, Yamahas und flotte Drumbeats ans Set. Die Platte bleibt so eine zwiespältiges, ein getrübtes Vergnügen. Und ohne Gahans Mut zur Veränderung kleinreden zu wollen – das angekündigte Depeche-Mode-Album für 2013 wird seine Verdienste aller Voraussicht nach deutlicher herausstellen als dieser Ausflug in ungewohnte Gefilde.

Der komplette Albumstream auf Soundcloud - hier.

Überraschung

Endlich sind sie da - die Termine! Am Sonntag, den 24. Juni ab 23:15 Uhr geht es auf VOX endlich los. Dann nämlich startet die sechsteilige Real-Life-Doku "Lothar Matthäus - immer am Ball", der ganz Deutschland schon sehnsüchtig entgegenfiebert.

Und die Senderinfo läßt Gigantisches erahnen: "Von öffentlichen Terminen wie dem Wiener Opernball, einem Fußball-Charityspiel, der Judo-WM in Paris und seinen Dreharbeiten für die RTL-Serie "Alarm für Cobra 11" bis hin zu einer New-York-Reise mit Freundin Joanna, seinem 51. Geburtstag, Zeit mit seinen Kindern in München und Mailand, einem Skiurlaub in Zermatt, einer Zeitreise in die Heimat Herzogenaurach und Spiegeleierbraten in seinem Budapester Zuhause – Lothar Matthäus gewährt den Zuschauern einen Einblick in sein Leben."

Genau das hatte man befürchtet: Einblicke. Aber offensichtlich weiß auch der Hauptdarsteller selbst nicht ganz so genau, was da auf ihn zukommt, kommentiert er die Dreharbeiten doch mit den Worten: "Es gibt keinen festen Tagesplan. Jeder Tag kann etwas Überraschendes mit sich bringen. Ich bin manchmal selbst überrascht, wie abwechslungsreich mein Leben ist." Das lassen wir jetzt mal sacken ...

Mehr nicht?


"Der FC St. Pauli und Helmut Schulte gehen künftig getrennte Wege. Darauf verständigten sich Präsidium und Aufsichtsrat mit dem bisherigen Sportchef. Der bis Februar 2013 laufende Vertrag wurde am heutigen Dienstag aufgelöst. Der FC St. Pauli dankt Helmut Schulte für die gute Zusammenarbeit und die besonderen Verdienste, die sich Helmut Schulte um den FC St. Pauli erworben hat."Offizielle Verlautbarung auf der Website des FC St. Pauli

Montag, 14. Mai 2012

Am seidenen Faden

Die Kreativagentur futuredeluxe hat sich visuell der Zusammenarbeit zwischen Modeselektor und Thom Yorke angenommen und für den Song "This" ein wirklich sehenswertes Video produziert - zu sehen bei http://futuredeluxe.co.uk/.

Jeck

Viel Glück - mehr muss man Holger Stanislawski nicht wünschen - denn das wird er brauchen. Ansonsten kann man nur hoffen, dass er weiß was er da tut, wenn er den Trainerposten beim 1. FC Köln übernimmt ...

Freitag, 11. Mai 2012

Kein zurück


I Like Trains „The Shallows“ (ILR/Cargo)

Da wo es angebracht ist, darf man auch mal kräftig loben. Am letzten Album der Postrock-Kapelle aus Leeds schieden sich ja die Geister – den einen war gerade der Anfang deutlich zu hell geraten, die anderen störte, dass die vier gegen Ende wohl der Mut verlassen hatte und die Songs in der zweiten Hälfte wieder an schwermütigem Gewicht zulegten, ausuferten, versanken. Nun, es sind wohl die Fans der ersten Stunde, die – sofern sie keine Veränderung mögen und zugestehen – von der aktuellen Platte etwas enttäuscht sein werden. Denn I Like Trains machen unbeirrt da weiter, wo sie bei „He Who Saw The Deep“ scheinbar unterbrochen worden sind. Und diesmal, das kann man vorwegnehmen, halten sie auch durch.

Richard Formby, der Mann, der sie an den Reglern betreute, hat sie wohl im Glauben bestärkt, dass der eingeschlagene Weg der einzig richtige ist – mehr Tempo, die Gitarren leichter, die synthies gefälliger, alles wirkt wie aus einem Guß. „Beacons“ zu Beginn, danach die Singleauskopplung „Mnemosyne“ und der Titeltrack, alles federt und schwingt ganz zauberhaft, dunkel zwar noch und immer noch mit dem nötigen Grundrauschen an Trübsinn versehen, aber eben diesmal: lebendig. Das samtige „The Hive“, das einen wohlig schaudern läßt, ist nur noch einen  Schritt entfernt von den Göttern der großen Gegrummels The National und den Tindersticks, und wenn bei „The Turning Of The Bones“ nach wummerndem Beginn langsam das Harmonium seine Kreise dreht und der Beat nach vorn drängt, dann haben sie einen an der Angel.

Natürlich ist wieder viel Maritimes im Spiel, geben Leuchtfeuer, Wind, Sand und Untiefen noch immer die Blaupausen für die rästelhaften Texte ab, die David Martin mit seiner seltsam gedrückten und manchmal etwas gestelzten Stimme beisteuert. Doch anders als zuvor läßt er die Songs diesmal wachsen, zieht sie nicht zu Boden. Sie wippen erfreulich unbehelligt in stetem Takt, begleitet von glockenhellem Gitarrenpicking („We Used To Talk“) oder dem behutsamen Crescendo am Schluß („In Tongues“). Eine rundum gelungene Platte, der in ihrer Gänze auf dem diesjährigen Leipziger Wave-Gothik-Treffen (28. Mai) eine Art Feuertaufe bevorsteht – es wird interessant sein zu beobachten, wie die bisherige „Stammkundschaft“ mit den Veränderungen ihrer noch jungen Helden umgehen.

Mehr unter www.iliketrains.co.uk/ und Komplettstream bei theqietus.com


Dreckige Tropen

Neues von Azealia Banks - im Track "Jumanji" verquickt das Schätzchen tropische Steeldrums und dirty rhymes, produziert haben das Ganze Hudson Mohawke und Nick Hook, erscheinen wird es noch in diesem Monat auf ihrem Mixtape "Fantastic" - hier.