Freitag, 31. März 2017

A Tribe Called Quest: Generationsübergreifend

Und natürlich kann man Kendrick Lamar heute nicht bringen, ohne nicht wenigstens den aktuellen Clip von A Tribe Called Quest hinterher zu schicken: Die Herren haben bekanntlich 2016 das geschafft, was Lamar ein paar Monate zuvor schaffte - das HipHop-Album des Jahres nämlich. Auf "We Got It From Here ... Thank You 4 Your Service" war/ist auch "Dis Generation" vertreten, Hiro Murai hat daraus eine schwarz/weiße Collage aus Mannequin Challenge, Gullivers Reisen und Live Performances gebastelt, sehr feiner Stoff.

GENTS: Einen Versuch wert [Update]

Natürlich ist das grenzwertig. Es gibt ja Dinge, die möchte man eigentlich in der letzten Ecke der eigenen Erinnerung abgelegt lassen - schwülstigen 80er Pop mit Muscle-Shirts, Netzeinsätzen und gegelten Blondtollen zum Beispiel, dazu gehörten auch die Geschwister Goss aka. Bros, aber auch Leute wie Howard Jones, Erasure oder A Flock Of Seagulls. Jeder von denen hatte seine Zeit (Erasure meinen sogar, ihre hätte nie geendet) und fraglos auch einige schöne Stücke im Angebot. Und nicht zwingend sind die, die in diese Fußstapfen treten, von vornherein zu verdammen. Das dänische Duo GENTS zum Beispiel geht in Sachen Klischee schnurstracks Richtung Übererfüllung, die Videos dampfen und die Stücke perlen geradeso, als hätte es nie ein Vorurteil zu dieser Musik gegeben - allein das ist schon bewundernswert. Theis Vesterlokke (Keyboard) und Niels Fejrskov Juhl (Gesang) stammen aus Kopenhagen und benennen mit Wham! und den Tears For Fears gleich mal zwei erstklassige Vorbilder aus der besagten Zeit. Nach der EP "Embrace The Future" (2015) soll nun am 8. April das Album "About Time" erscheinen, von diesem sind bislang die Stücke "Bonny", "Cold Eyes" und ganz neu "Brother" in Umlauf. Bitte reinhören, tut gar nicht weh und kann im richtigen Moment sogar Spaß machen. Versprochen.

Update: Haben tatsächlich ihre Momente - auch bei der neusten Single "Lost In The City".




Faber: Spätgeborener

Jemandem zu sagen, er benehme sich so, als sei er mit fünfzig auf die Welt gekommen, ist nicht gerade das, was man mit Mitte zwanzig als Kompliment versteht. Über Julian Pollina alias Faber liest man aber: "Er ist gerade einmal 23, klingt und schreibt aber wie ein 50-Jähriger" - nun, das ist wohl nicht so oder eben ganz anders gemeint. Die Stimme des Zürchers jedenfalls ist rauchig und gegerbt genug, um in höheren Gewichtsklassen mitzuspielen, die Lakonie kommt in XXL-Portionen auf den Teller und auch sonst kann man mit den Liedern des jungen Mannes viel Spaß, aber auch ein beklommenes Herz und feuchte Augen haben. Gerade ist der Titeltrack seines für den 7. Juli geplanten Debütalbums "Sei ein Faber im Wind" samt Kurzfilmchen erschienen, unbedingt sollte man sich aber danach noch seine gesammelten Werke beim sattsam bekannten Videodealer anschauen. Wer immer noch nicht genug hat, der geht ab April zu Sophie Hunger, denn da spielt er im Vorprogramm, im Herbst kommt er dann als Headliner noch mal vorbei - alle Termine unter http://www.fabersingt.com/.

Donnerstag, 30. März 2017

INVSN: Womens March

Das könnte auch das Manchester der 80er sein: Schaut man sich die triste Kulisse im neuen Video von INVSN an, dann wandern die Gedanken schon gern mal zur trostlosen Ästhetik von Joy Division. Nur die Zahl der Frauen im Clip erscheint überproportional hoch. Natürlich nicht ohne Grund, denn der Band aus Umea geht es in "Immer Zu", dem Song zum Film, schließlich um die Inszenierung starker Frauen - die Männer der Freundinnen, die beim Dreh halfen, so Sängerin Sara Almgren, mußten für die Zeit daheim bleiben. Das Album der fünfköpfigen Kapelle mit dem Titel "The Beautiful Stories" wird übrigens am 9. Juni via Dine Alone Records erscheinen.

Sketch Club: Große Worte, leichter Klang

Luftig leichter Pop aus Australien? Nichts gegen einzuwenden. Auch nicht gegen diese drei Herren aus Melbourne. Sketch Club sind seit 2009 beisammen, haben in der Zeit mit "Burn This House" und "Break Rewind" zwei EPs aufgenommen und gerade eben die dritte angekündigt. Am 14. April soll "The Primitive Calls And Graceless Falls" erscheinen und die erste Single "Quiet" geht heute schon samt Video auf Sendung.

W. H. Lung: Aller Anfang [Update]

Okay, eine Band nach einer Supermarktkette zu benennen ist jetzt vielleicht nicht gerade der ganz große Rock'n Roll, aber was soll's, entscheidend ist ja, wie's klingt. Und da haben W. H. Lung aus Manchester mit ihrer Debütsingle "Inspiration" keinen schlechten Einstieg gewählt - schiefer Indierock auf knapp acht Minuten Spieldauer, das geht ja gut los. Das Trio verfügt dazu über ganze drei Presseshots, von denen das obige noch das Aussagekräftigste ist, aber auch darüber schauen wir mal hinweg. Kann ja alles noch kommen.

Update: Gerade kommt ein neues Sonderangebot rein - "Nothing Is" geht also gleich an die Frischetheke...

Dream Wife: Klar verständlich

Da muß man nicht lange zwischen den Zeilen lesen, die eigentliche Message wiederholt Rakel Mjöll ja oft genug. "I am not my body, I’m somebody", das erinnert so ein bisschen an das Statement, das Schauspielerin Emma Waston vor einigen Wochen der Presse entgegenschleuderte, als diese nach dem Zusammenhang von Emanzipation und freizügigem Covershooting für die Vanity Fair befragt wurde. Es geht also um weibliches Selbstverständnis und Dream Wife, das Londoner Trio, haben dazu auch einiges zu sagen resp. singen. Die aktuelle Single "Somebody" ist eine angenehme Mischung aus rotzigem Rock und geschmeidigen Popmelodien, kann man nur hoffen, daß der letztjährigen "EP1" bald ein vollwertiges Album folgt.

Mittwoch, 29. März 2017

Wire: Nur nicht nachlassen

Wire
„Silver/Lead“

(Pink Flag)

Warum haben Gebetsmühlen eigentlich so ein negatives Image? Eigentlich spricht doch nichts dagegen, wenn bestimmte Dinge häufiger in Erinnerung gebracht werden, man also versucht, durch unablässige Wiederholung einem Sachverhalt Nachdruck zu verleihen oder im besten Falle die Meinung des Gegenübers in eine neue Richtung, zu einem neuen Horizont zu lenken – dem oft sehr hübsch gestalteten, buddhistischen Kunstgewerbe jedenfalls tut man damit großes Unrecht. Und was in der Religion funktioniert, kann doch in einer Ersatzreligion wie der Popmusik nicht ganz so falsch sein. Beispiel Wire: Es ist zwar anstrengend, aber keineswegs sinnfrei, die Bedeutung dieser Band wieder und wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Vierzig (!) Jahre sind Colin Newman und Graham Lewis zwischen Punk, Wave, Synthpop und Post-Punk unterwegs, haben bahnbrechende Alben abgeliefert, sich mit Freuden neu erfunden, auch mal danebengelangt, die Delle ausgestanden – weitergemacht. Und auch das eine Art Mantra: Seit ihrer Rückkehr ins Studio im Jahr 2008 haben die Herren wirklich keine schlechte Platte abgeliefert, seit dieser Zäsur zelebrieren die vier sowohl Wandelbarkeit als auch Kontinuität und zeigen mithin, wie man auch nach so langer Zeit dem eigenen Anspruch und dem der Anhänger gerecht werden kann.

„Silver/Lead“, und damit näher zum Punkt, ist wieder ein wunderbares, dabei vergleichsweise homogenes Album geworden. Größere Ausschläge und Überraschungen, wie noch auf den Vorgängern „Nocturnal Koreans“ (2016) und  „Wire“ (2015) zu hören, bleiben diesmal aus – kein „Harpooned“, kein „Fishes Bones“, sondern meistenteils gefällige Melodien mittels anständiger Gitarrenpower und ohne großen elektronischen Firlefanz. Das geht also eher zurück zu den Gründerjahren der Band. Mit Retro muß man Colin Newman allerdings nicht kommen, keinen Begriff hasst er wie diesen und Wire haben ein solches Etikett auch nicht verdient. Stücke wie „Short Elevated Period“ mit seinem feinen Sing-A-Long-Chorus, „Forever And A Day“ oder auch der vorsichtige Groove von „This Time“ klingen noch immer frisch und zeitgemäß. Der Titel des Albums entspringt im übrigen, passend zur Zeit, einem Gedanken von Graham Lewis, der die Welt hier aus der Sicht eines mexikanischen Drogenbosses beschreibt – man könne, so meint dieser, alle Probleme auf zweierlei Weise lösen, entweder mit Geld (Silver) oder einer Kugel (Lead). Keine sehr tröstliche Einschätzung. So oder so, der Job der Gebetsmühlen ist noch lange nicht vorüber. http://www.pinkflag.com/

Dienstag, 28. März 2017

Goldfrapp: Das beste beider Welten

Goldfrapp
„Silver Eye“
(Mute Records)

Wenn es elementar wird, kommen nicht selten ein paar reichlich bedeutsame Bilder dazu. Erst kürzlich hat Simon Green aka. Bonobo auf seinem wunderbaren Album “Migration” die tiefgreifenden Veränderungen der menschlichen Gesellschaft verhandelt und auf dem Cover brannte prompt ein alttestamentarischer Dornenbusch. Jetzt tut er das wieder, wenn auch in etwas kleinerem Maßstab – einen Strauch in der Hand, die Haare in Flammen, die Künstlerin im Selbstportrait. Über direkte Bezüge zum Wüstenspektakel des altehrwürdigen Mose ist jetzt zwar nichts bekannt, dennoch: Auch Alison Goldfrapp und Will Gregory kümmern sich auf ihrem nunmehr siebten Album ums Große und Ganze, Schlagworte wie Antropomorphismus, Paganismus und Mystik werden ins Spiel gebracht, der Mond, das silberen Auge, übernimmt als Gezeitenlenker eine zentrale Rolle, es geht um den Ursprung, um Sinnsuche und körperliche Erfahrungen, grundsätzliche Dinge also.

Nach der Innerlichkeit des letzten Werkes “Tales Of Us”, in Szene gesetzt mit dunkel dräuendem Akustikfolk, sah es fast so aus, als wäre die Zeit der Maschinen für Goldfrapp passé – so kann man sich täuschen. Passend zum Haupthema der Platte kommt die neue als Fortsetzung einer älteren daher – „Supernatural“ leiht den flackernden Rhymthus, der Vorgänger dagegen Düsternis und Tiefe, „Silver Eye“ ist demnach ein vielgestaltiger Hybrid aus beiden. Die zwei hatten also wieder große Lust auf wummernde, synthetische Klänge – gleich zu Beginn pumpt „Anymore“ einen richtig fetten Beat durch die Membran, sexuelle Anspielungen nicht zu knapp, „Systemagic“ stampft hintendrein und will keine Ruhe geben. Es folgt ein Wogen zwischen mächtigen, sphärischen Soundscapes und präzise pochenden Disconummern. „Become The One“ ist die schönste von ihnen, nebenbei auch Goldfrapps poetisches Statement zur Transgenderdebatte, geht es doch darum, der innersten Bestimmung zu folgen und so letztendlich die endgültige Freiheit zu finden.

Ein weiteres, wunderbares Paar: „Everything Is Never Enough“ mit seinen nadelstichartigen Loops und gleich danach „Moon In Your Mouth“ als hymnisch strahlende Ballade. Auf die Frage übrigens, welches der bisherigen Alben ihr im Vorfeld kein solches Gefühl der Zufriedenheit gegeben hat wie das jetzige, mochte Alison Goldfrapp in einem Interview mit der Plattform Popjustice nicht genauer eingehen, man darf wohl annehmen, daß „Head First“ keine so herausragende Rolle in ihrem persönlichen Ranking spielt. Anders als diese reinen und streckenweise etwas dünnen Tanzplatte gelingt dem aktuellen Werk jedenfalls das Kunststück, zwei grundlegende Quellen ihrer langjährigen Arbeit zu einem beeindruckenden Ganzen zu formen. Ein großer Wurf. Und an die Herren von Depeche Mode vielleicht noch dies (this note’s for you): So klingt er, der zeitgemäße, ernsthafte und handwerklich anspruchsvolle Synthpop – ganz ohne bemühtes Pathos. https://www.goldfrapp.com/

Hiva Oa: Verstörend schön [Update]

Man nennt das dann wohl Diskrepanz, aber vielleicht können einem das die beiden gelegentlich mal erklären: Hiva Oa ist der Name einer traumhaften Insellandschaft Marke Postertapete im südöstlichen Pazifik, einem Ort also, wo man unbedingt und sofort hinwill und der eng mit dem Werk und der Biografie des Malers Paul Gaugin verknüpft ist. Hiva Oa ist aber auch der Name eines Bandprojektes von Stephen Houlihan und Christine Tubridy aus Belfast, die einen Sound fabrizieren, der mit Palmen und Sandstrand nur schwer zu assoziieren ist und von dem man trotzdem nur schwer wegkommt. Hin- und hergerissen ist demnach eine mögliche Überschrift für diesen elektronischen Noise der leidenschaftlichen Sorte. Das Duo hat vor einigen Monaten eine EP mit dem Titel "mkII (Part 1)" veröffentlicht, für den 7. April ist nun das Erscheinen von "mkII (Part 2)" terminiert und die erste Single "So Many Lies" knirscht und kracht schon mal ziemlich heftig. Und schön.

Update: Und eben weil's so schön ist, hier noch ein zweiter Song von der neuen - "Astroturfing", die gesangliche Unterstützung kommt von Amelinda Burich.

Slowdive: Nachgezogen

Sieht ganz danach aus, als ob dieser Sommer besonders für die Shoegazing-Gemeinde ein schöner werden könnte: Erst kündigen Ride ihr neues Album "Weather Diaries" an, jetzt legen Slowdive nach und stellen für den 5. Mai ihren selbstbetitelten Longplayer in Aussicht. Ein erster Titel der Platte, die bei Dead Oceans erscheint, ist mit "Star Roving" ja schon seit Anfang des Jahres unterwegs, jetzt schicken sie eine Videoclip für den Song "Sugar For The Pill" hinterher.

03.04.  Berlin, Festsaal Kreuzberg

Sonntag, 26. März 2017

Agent Blå: Feeling blue

Über die schwedische Post-Punk-Band Agent Blå durften wir hier ja schon einige Male staunen, nun geben sie uns bald einen neuen Grund: Für den 9. Juni ist bei Kanine Records ihr Debütalbum "Agent Blue" angekündigt - zehn Songs, von denen wir zwei, nämlich "Strand" und "Don't (Talk To Starngers)" schon kennen. Hier kommt die dritte Vorabsingle - "Rote Learning" lärmt schön und macht Lust auf mehr.

Samstag, 25. März 2017

The Jesus And Mary Chain: Trotz als Antrieb

The Jesus And Mary Chain
„Damage And Joy“

(ADA/Warner)

Wer knapp zwanzig Jahre weg war, der hat viel zu erzählen. Genau das tun die Gebrüder Jim und William Reid gerade. 1984 veröffentlichten die beiden unter dem Namen The Jesus And Mary Chain mit „Psychocandy“ eines der stilprägendsten, brillantesten Indie-Rock Alben der letzten Dekaden, welches auf bis dato kaum gekannte Weise infernalischen Krach und zarteste Melodien miteinander verwob. Wenn das Duo laut war (und sie galten lange Zeit als die Lautesten), dann ließen sie jede noch so gruselige Metall-Kombo ihrer Tage wie eine Vorschulband klingen, wenn sie leise waren, dann wirkte das immer noch befremdlich und bedrohlich genug, um nicht in die falsche Schublade gesteckt zu werden. The Jesus And Mary Chain waren also einmal ganz groß. Es kamen dann weniger erfolgreiche Tage, nach dem immer noch famosen „Honeys Dead“ aus dem Jahr 1992 haben sie nach und nach einiges von ihrem fürchterlichen Ruf drangegeben, ’98 schien dann mit „Munki“ endgültig Schluss zu sein. Die Beispiele derer, die vom Ruhm der alten Tage nicht lassen wollten und dafür jetzt umso trauriger dastehen (Peter Murphy, Gary Numan, Echo And The Bunnymen, Gang Of Four, you name it) sind zahlreich, warum also, so fragt man sich, müssen es die Brüder dennoch riskieren?

Der Grund ist simpel – sie konnten und wollten, so Jim Reid in einem seiner zahlreichen Interviews, es nicht ertragen, daß sich so viele Bands der Neuzeit auf sie als Idole berufen, selbst aber nicht ansatzweise das Feuer, nicht die Wucht in die Songs bringen, die diesen Verweis verdient. So jedenfalls sehen es die beiden Brüder und haben daraus, halb aus Trotz, halb aus gekränkter Eitelkeit, mit „Amputation“ gleich eines der vierzehn neuen Stücke gestrickt. Und die ganze Platte obendrein. Daß diese dann aber bestenfalls an den rauen Britpop ihrer späteren Schaffensperiode anknüpft und kaum noch an den düsteren Furor der Gründerzeit erinnert, läßt sich allerdings nicht verleugnen. Grundsätzlich ist daran nichts Schlimmes, Veränderung ist überall und auch die beiden Noiserocker werden älter. Nur sollten sie sich vielleicht mit ihrer Häme über neue Musikergenerationen etwas zurückhalten, erst recht eingedenk der Tatsache, daß es in einem derart beschleunigten Kulturbetrieb wie dem heutigen noch schwieriger geworden ist, nachhaltig und unverwechselbar zu bleiben. Nicht nur, weil man es nicht könnte, sondern auch weil die Bedürfnisse der Zuhörer sich nicht zum Besseren entwickelt haben.

Das Brüderpaar jedenfalls versucht es jetzt, weitere Änderung, mit einem nicht uncharmanten Mehr an Weiblichkeit. Neben ihrer Schwester Linda (“Can’t Stop The Rock”), der etwas unbekannteren Bernadette Denning (“Always Sad”) und Ex-Belle-And-Sebastian-Chanteuse Isobell Campbell (“Song For A Secret”/”The Two Of Us”) darf sogar das skandalumwitterte Popsternchen Sky Ferreira für „Black And Blues“ ein Duett trällern, ansonsten fröhnen die Herren auffällig oft ihrer Liebe zu den Beach Boys und den Ramones. Für den Song „Get On Home“ lassen sie dann endlich auch mal wieder die Gitarren auf höherem Tempolevel knirschen, hier bekommt man eine Ahnung davon, was denn noch möglich gewesen wäre. Sonst: Die fällige Abrechnung der Schotten mit dem Amerika der Gegenwart (William lebt ja seit langem in Los Angeles und weiß deshalb, was er vermißt) und ein paar krude Lyrics zum Freitod eines Kollegen: „“I killed Kurt Cobain, I put the shot right through his brain and his wife gave me the drug, 'cause I'm a big, fat, lying slob …“ Sollte man alles nicht so ernst nehmen – sagt der Mann, der früher mal davon träumte, wie John F. Kennedy zu sterben. Sie sind zurück und es hätte schlimmer kommen können, viel mehr bleibt für’s erste nicht zu sagen. http://thejesusandmarychain.uk.com/

20.04.  Darmstadt, Central Station
21.04.  Hamburg, Fabrik
24.04.  Berlin, Huxleys Neue Welt
25.04.  Köln, Live Music Hall

Freitag, 24. März 2017

JW Ridley: Mann der Stunde

Junge, traurige Männer, die kühle Synthesizer-Melodien spielen - nicht eben selten heutzutage. Und doch darf man sich diesen hier mal vormerken: JW Ridley aus London ist mit seinem Song "Everything (Deathless)" so etwas wie das Lieblingskind der Stunde bei den führenden BBC-Radio-DJs, produziert hat den Song Dan Carey (Bat For Lashes, Yeasayer, Toy) und das Video hat der Junge, genauso wie das Demo des Songs selbst, allein daheim aufgenommen. Da sage einer, die Jugend von heute sei nicht genügsam...

Trementina: Weit entfernt [Update]

Versöhnliche Töne zum Wochenausklang, heute von einer chilenischen Shoegazing-Band namens Trementina. Cristobal, Vanessa, Lucas und Andrés kommen aus der Universitätsstadt Valdivia und haben bislang die beiden Alben "Almost Reach The Sun" und "Brilliant Noise" veröffentlicht. Nun ist für den 24. März bei Burger Records mit "810" das dritte angekündigt, fein versponnener Traumpop, zwei Singles haben wir davon anzubieten - "Please, Let's Go Away" und ganz aktuell "Oh Child". Der Name des Albums benennt im Übrigen einfach die Entfernung der Heimat- zur Hauptstadt Santiago in Kilometern. Muß man erst mal draufkommen.

Update: Und für "Oh Child" haben wir jetzt auch ein passendes Video parat.


Donnerstag, 23. März 2017

Gorillaz: Und los geht's!

So, der erste Steckbrief ist also draußen, ab nun kann kräftig gehypt werden: Die Gorillaz haben gerade die Veröffentlichung des neuen Albums bekannt gegeben, über das in den letzten Wochen auf allen Kanälen spekuliert worden ist. "Humanz" soll es heißen und am 28. April im Laden stehen. Auch wenn es noch keine weiteren Informationen gibt, die Liste der Gäste ist schon bekannt und übertrifft rein mengenmäßig die der Inaugurationsfeier von Donald Trump. Mit dabei also Grace Jones, Mavis Staples, Danny Brown, De La Soul, Pusha T, Kali Uchis, Kelela, Vince Staples, Jehnny Beth von den Savages, D.R.A.M., Popcaan, Jamie Principle, Kilo Kish, Anthony Hamilton, Peven Everett und Zebra Katz. Puh. Neben dem im Januar geposteten Song "Hallelujah Money" mit Benjamin Clementine gibt es jetzt auch schon drei weitere Stücke zu hören - "Saturn Barz", "Ascension", "Andromeda" und "We Got The Power" samt Cartoon-Animationen.







Ride: Charmeoffensive [Update]

Wer heute Shoegazing sagt, muß auch von früher reden - und das meint im besonderen das geniale Pärchen Mark Gardener und Andy Bell von Ride, deren Werke "Going Blank Again" und "Nowhere" den Kanon relevanter Werke dieses Genres entscheidend mitbestimmen. Live waren die Herren ja schon geraume Zeit wieder unterwegs, Gerüchte um eine vollständige Wiederaufnahme der Geschäfte machten denn auch schon seit längerem die Runde. Nun folgt endlich der Ankündigung eines neuen Albums, produziert von Alan Moulder und Erol Alkan, nach zwanzig Jahren ein erster Song mit dem Titel "Charm Assault" - die neue Platte soll im Sommer bei Wichita Recordings erscheinen.

Update: Und gleich hinterher, weils so schön war, der zweite Song "Home Is A Feeling". Der Titel des neuen Albums steht mittlerweile auch fest - "Weather Diaries" wird am 16. Juni veröffentlicht, das Video zur ersten Single "Charm Assault" liegt mittlerweile auch vor.



Marteria: Vom anderen Stern

Nach den Jungs mit dem K also jetzt noch der Typ mit dem M: Marteria, unser Mann in Rostock, hat sein neues Album angekündigt - "Roswell" soll am 26. Mai bei Sony erscheinen und für den ersten Track "Aliens" hat sich Mr. Lanciny Hilfe bei den Beatsteaks geholt und performt nun zusammen mit Teutilla. Daß auch das Album-Artwork wieder vom Feinsten sein wird, läßt sich an den ersten Presseshots erkennen, da sind wir ja vom Vorgänger "Zum Glück in die Zukunft" schon verwöhnt worden.

The Black Angels: Auf eigene Gefahr [Update]

Optisch hat sich nicht viel verändert, man sollte also das Cover des neuen Albums, vor allem aber den Clip der ersten Single "Currency" nicht allzu lange anstarren. The Black Angels, Psychrockband aus Austin/Texas, haben gerade ihr nächstes Album "Death Song" angekündigt und was für das Artwork gilt, darf man auch auf den Sound des Quintetts beziehen - wütende Gitarrenorgien, daß die Herzklappen vibrieren. Wie man hört, geht die Band bald mit A Place To Bury Strangers auf Tour, der Veranstalter ist wohl gut beraten, die Höhe der abgeschlossenen Haftpflichtversicherung nochmals zu überdenken.

Update: Und hier kommt mit "I'd Kill For Her" ein weiterer Song samt Video vom neuen Album.

06.06.  Zürich, Mascotte



Mittwoch, 22. März 2017

The Vultures: Gefährliche Mischung

Alkohol und Glücksspiel sind eine gefährliche Mischung. Das beweisen einmal mehr die Londoner von The Vultures. Im Video zu ihrer aktuellen Single "Suicide" wackelt ein überdimensionaler Duracell-Hase vor der Kamera herum, der Sound irgendwo zwischen Tindersticks, Zigeunerweise und Filmscore, in etwa jedenfalls. Das dazugehörige Album "Three Mothers Part 2", der Nachfolger zu - Achtung! - "Three Mothers Part 1", wird am 14. April bei Ciao Ketchup Recordings erscheinen.

Chk Chk Chk: Großer Spaß voraus

Das ging dann doch schneller als gedacht: Auch die drei Ausrufezeichen !!! (Chk Chk Chk) aus New York haben eine neue Platte fertig und wenn man der ersten Single "The One 2" trauen darf, dann ist von dem Album ähnlich großer Spaß zu erwarten, wie ihn 2015 der Vorgänger "As If" geboten hat und vorher "Thr!!!er" und vorher "Strange Weather" und vor... - eben. Erscheinungstermin ist der 19. Mai, Titel "Shake The Shudder, Label natürlich Warp Records.

Dienstag, 21. März 2017

Mogwai: Gerne auch grundlos

Wieder was gelernt: Man braucht nicht unbedingt einen Anlass, um seiner Lieblingsbeschäftigung zu fröhnen. Das trifft wohl auch auf die Musik zu und hier insbesondere auf Mogwai. Die schottische Postrock-Formation hat gerade, quasi aus heiterem Himmel, zu einer umfassenden Welttournee geblasen, letzte Tonmeldungen waren die Arbeit für den Soundtrack einer BBC-Dokumentation zum siebzigsten Jahrestag des Abwurfes der Atombombe auf Hiroshima und Stuart Braithwaites Mitwirken in der Supergroup Minor Victories. Was von diesen Dingen live eine Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten, ein Pflichttermin sind diese Konzerte allemal. Und zur Einstimmung spendiert die Band gleich noch einen hübschen Teaser in Überlänge.

14.10.  Berlin, Columbiahalle
16.10.  Hamburg, Docks
17.10.  Köln, E-Werk
26.10.  Kaserne Basel, Reithalle
01.11.  Wien, Arena
02.11.  Leipzig, Täubchenthal
03.11.  München, Backstage

Fazerdaze: Bilderrätsel

Bis zum Album "Morningside" ist's leider noch was hin, aber deshalb werden wir nicht müde, die Musik der zauberhaften Neuseeländerin Amelia Murray aka. Fazerdaze zu loben: Kürzlich erst das Video zur tiefenentspannten Single "Little Uneasy", nun kommt der nächste Clip hinterher - "Lucky Girl" irritiert mit schnell verschnittener Bildsprache, der Sound allerdings fügt sich auf's Beste in die bisherigen, auch früheren Stücke ein. Nun, mehr wird auch hier garantiert folgen, bis dahin darf weiter geschwelgt werden.

19.05.  Hamburg, Molotow
20.05.  Köln, Gebäude 9

Hater: Reingelegt

Hater
„You Tried“

(PNK SLM Recordings)

Ehre, wem Ehre gebührt: Man sollte also neben den zahlreichen, verheißungsvollen Bands auch mal all die kleinen Labels loben, die sich auf der Suche nach neuen Tönen allabendlich in dunklen Kaschemmen und Dorfklubs die Beine in den Bauch stehen, sich tags drauf durch terabytegroße Datenmengen wühlen, die ungefragt die Breitbandkanäle und Postfächer zu verstopfen drohen und nicht selten auch die Promoterohren auf eine harte Belastungsprobe stellen. Und dann müssen sich ja auch noch tausende und abertausende unterbezahlte Praktikanten immer wieder neue, immer wieder andersklingende Lobpreisungen aus den Hirnen pulen, damit es doch noch was wird mit dem Durchstart, dem Superhype. Stetes Wandeln am Abgrund, freudlose Sklavenarbeit – so stellt man sich das vor. Es könnte aber auch sein, daß es in diesem Falle etwas anders gelaufen ist. Daß die vier jungen Musiker aus Malmö den schwedischen Plattendealer Punk Slime Recordings ausgekuckt hatten und sich der besseren Chancen auf einen lukrativen Vertrag wegen einfach mal Hater nannten – kommt immer an, klingt kernig, brutal, paßt zur Zeit. Als man dort den Trick bemerkte, war’s aber schon zu spät – reingelegt!

Eigentlich sollten Caroline Landahl, Måns Leonartsson, Adam Agace und Lukas Thomasson nämlich besser Lover heißen, denn mit Hass hat zumindest der Sound des Quartetts so viel zu tun wie Frauke Petry mit der Mutter Gottes. Wunderbar eingängiger Dreampop schwebt einem da entgegen, wer Fear Of Men oder Pains Of Being Pure At Heart mag, der wird das hier lieben. Produziert wurden die zauberhaften Melodien von Joakim Lindberg, der auch schon für die Debüt-EP „Radius“, erschienen im Sommer vergangenen Jahres, hinter den Reglern stand. Schon dort war die zarte und manchmal angenehm schiefe Stimme Langdahls ein zentrales Element, dazu flirrender Gitarrentwang, der den Ausbruch oft nur taktweise andeutet und sonst bei klug instrumentiertem Pop verbleibt. Stücke wie „Carpet“, „Mental Haven“ oder das großartige „Heavy Hearts“ haben, so hört man, auch den Jungs von Radio Dept. Gefallen, so sehr, daß sie Hater für einige Termine mit auf Tour genommen haben. Bleibt zu hoffen, daß ihr Label mit „You Tried“ bald so erfolgreich genug ist, um eine weitere Reise durch Europa zu finanzieren – sie hätten es verdient. https://hatermalmo.bandcamp.com/

Montag, 20. März 2017

James Blake: Die erste Rolle

Man ist ja immer hin- und hergerissen bei solchen Bildern: Einerseits hat man die musikalisch unbestritten großartige, sonst aber der diesseitigen Welt abhanden gekommene Beyoncé vor Augen, die sich kürzlich tatsächlich als eine Art Black Madonna mit Heiligenschein und Babybauch in Pose warf. Andererseits haben solche Inszenierungen des Mutterglücks, ob prominent oder nicht, ja auch immer etwas rührendes, großartiges an sich, dem man sich nur schwer entziehen kann. So auch bei Natalie Portman. Die nämlich stand für die Regisseurin Anna Rose Holmer und James Blake für dessen wunderschönen Song "My Willing Heart" vor der Kamera und mit ihr, noch bestens geschützt, die mittlerweile geborene Tochter Amalia. Daß diese trotz oder auch wegen des Videodrehs dringend nach draußen wollte, läßt sich unschwer erkennen, ein paar Tage später war es dann auch soweit. Das pränatale Filmdebüt ist ihr jedenfalls ganz gut gelungen, Mama kann ihr ja dann baldmöglichst auch den Rest des feinen Albums "The Colour In Anything" vorspielen.

Sonntag, 19. März 2017

Drangsal: Wem die Stunde schlägt

Drangsal
Support: Flut
Ampere, München, 18. März 2017

Wer Max Gruber längere Zeit nicht gesehen hat, durfte schon einigermaßen irritiert sein: Kaum noch was übrig vom kurzgeschorenen Sonderling, der mit entrücktem Blick im Blitzlicht fremdelt - Drangsal, so der mittlerweile fast irreführende Name seiner Formation, kommen als fünfköpfige Liveband mit viel Schwung und (jawohl!) Charme daher und machen aus dem Debütalbum "Harieschaim" das, was es im Grunde schon von Anfang an war - eine ausgelassene Tanzplatte mit dunklen Untertönen. Und natürlich hätte es die bayerische Verstärkung in Person des schlacksigen Keyboarders und Gitarristen Theo Kraus gar nicht nötig gehabt, um hier in München Pluspunkte zu sammeln. Kürzlich erst im Vorprogramm von Casper zu sehen, brauchte Gruber im proppenvollen Klub keine drei Takte, um das Publikum zum Schwärmen zu bringen. Material dafür haben die Jungs ja genug im Programm: "Der Ingrimm", "Schutter", "Hinterkaifeck" und natürlich "Allan Align", alles schönster Wavepop mit willkommenen Verweisen an The Smiths, The Orange Juice, Prefab Sprout und den geschmackvoll ausgelassenen Teil der Neuen Deutschen Welle. Hinzu kommt Grubers angstfreie Liebe zur eigenen Sprache - wenn die Ansagen und Hörproben nicht täuschen, dann wird das neue Album, dessen Fertigstellung kurz bevorsteht, noch mehr davon enthalten - blaue Stunden, Liebeslieder, 10.000 Volt, solche Sachen. Klingt spannend. Daß sich die Band auch ihre Liebe zu Lärm und Krach bewahrt hat, ist ebenso lobenswert - für eine Hommage an die wundervollen Turbonegro wurde im Zugabenblock mal kurz durchgewechselt: Gruber an die Drums, die Gitarre zum Bass und am Mikro Sam Segarra, fertig war die Trashkombo. Und in Stammbesetzung am Ende sogar noch "For Whom The Bell Tolls" von Metallica - die Überraschung war ganz auf ihrer Seite. Die Botschaft: Bei Drangsal muß man mit allem rechnen. Beste Aussichten also für die Zukunft.

Girls In Synthesis: Present Punk Perfect

Gerade erst ein Interview mit dem Urgroßvater des Punk, Johnny Rotten im Magazin der Süddeutschen Zeitung gelesen und dabei allerlei Erhellendes über die Erzieherrolle des Oberanarchos, seine Stieftochter Ari Up (The Slits) und seinen Schwiegervater, den Herausgeber des Berliner Tagesspiegels Franz Karl Maier erfahren. Passend dazu die Debütsingle "The Mound" der Londoner Punk-Kapelle Girls In Synthesis auf den Tisch bekommen. Vielleicht nicht ganz die Pistols, aber auf jeden Fall in deren Tradition (gleich darunter die Flipside "Disappear", jetzt auch mit Video). Noch mehr kann man die Verwandtschaft aus einem Livemitschnitt der Band aus dem vergangenen Jahr, hier bei Bandcamp, heraushören - wild, wütend und ungezügelt. Present Punk Perfect.



Freitag, 17. März 2017

Artwhy: Erst der Anfang

Artwhy
„Robotic Audience“

(Artistfy Music)

Der einzige Haken ist tatsächlich, daß nach knapp fünfzehn Minuten schon wieder Schluss ist. Was jetzt kein wirklicher Nachteil, aber vielleicht ein kleiner Wermutstropfen ist, zumindest für all jene, denen der neue Stil des Berliner Trios Artwhy gut gefällt. Seit 2010 machen die Jungs gemeinsame Sache und natürlich wissen Pablo Schomburg (Bass/Keyboards), Leonard Wagenbreth (Gesang/Gitarre) und Nils Noack (Drums), wie man Langformate füllt. Schließlich haben sie schon zwei davon veröffentlicht – wenn auch mit einem etwas anderen Sound. „Stripes“ und „Wall Paint“ hießen die Alben und auf ihnen präsentierten sich die drei entschieden indie-rockiger. Warum der große Durchbruch trotz unbestreitbarer Qualitäten nicht kam (und ob dieser mit all seinen Nebenwirkungen überhaupt so wahnsinnig wünschenswert ist), wissen wir nicht, aber vielleicht war das einer der Gründe, warum nun nachkorrigiert wurde und Artwhy auf der aktuellen EP mehr nach den Klaxons, den Foals, gern auch The Whitest Boy Alive klingen. Lyrisch vertrackt nicht nur die Texte, sondern auch das Statement der Band zur Neuausrichtung: „Unser vierter Mann ist die elektronische Facette mit ihren schier unendlichen Möglichkeiten Töne zu erzeugen. Wenn die Freiheit der Kunst auf die technischen Möglichkeiten der Moderne trifft, multiplizieren sich die Ausdrucksweisen und damit die Chance ein poetisches Abbild unserer subjektiven Wahrheit in Form und Klang zu bringen." Etwas einfacher formuliert - die vier Stücke federn ganz fabelhaft, alles flirrt recht leichtgewichtig, einzig „Madness“ zieht die Leinwand mal etwas breiter auf, die Melodien allerdings bleiben betörend. Insofern kann „Robotic Audience“ eigentlich nur ein Anfang sein, gut vorstellbar, daß es die ‘audience‘ bald nach mehr verlangt. https://de-de.facebook.com/ArtwhyBand/

31.03.  Lübeck, Blauer Engel
01.04.  Hamburg, Astrastube
03.04.  Hannover, Kulturpalast Linden
04.04.  Bremen, Papp
05.04.  Hildesheim , Club VEB
06.04.  Lüneburg, AstA Wohnzimmer
08.04.  Kiel, Prinz Willy
09.04.  Bonn, Cafe La Victoria
10.04.  Wiesbaden, Der Weinländer
11.04.  Stuttgart, Cafe Weiß
13.04.  Passau, Cocktailbar Roots
14.04.  Wien, Das Bach
15.04.  Traunstein, Tropical
16.04.  Bamberg, Live-Club
20.04.  Berlin, Rock At Sage
29.04.  Altötting, Plattenzimmer
30.04.  Bad Kötzting, Bahnhof Kötzting
05.05.  Cuxhaven, Open
06.05.  Hamburg, Freundlich Und Kompetent
02.06.  München, Munich Sessions
03.06.  Wien, Cafe Carina

Kasabian: Heul doch!

Manch einer glaubt ja, das englische Kleinstädtchen Leicester sei erst wegen des letztjährigen Fußballmärchens auf der Landkarte erschienen. Nichts falscher als das. Es widerspräche nämlich auf das Maximalste dem Selbstverständnis dieser vier Herren, die unter dem Namen Kasabian seit mehr als zehn Jahren die Welt mit markigen Sprüchen und elektrifizierter Rockmucke unterhalten. Vor drei Jahren ist deren letztes Album "48:13" erschienen und seitdem gab es kaum ein Sommerfestival ohne die Band, aber auch kaum neue Töne. Das ändert sich gerade - am 28. April soll "For Crying Out Loud", ihre sechste Platte, erscheinen und die erste Single "You're In Love With A Psycho" groovt sich schon mal ganz annehmbar ein. Und daß Sänger Sergio Pizzorno glühender Leicester-City-Fan ist, rundet die Sache dann auch noch schön ab.

Spoon: Wahre Größe

Spoon
„Hot Thoughts“ 
(Matador)

Das Thema „Übergänge gestalten“ kennt man normalerweise nur aus dem gehobenen Personalmanagement und aus der kindlichen Früherziehung – bekanntermaßen schwanken auch die gruppendynamischen Prozesse bei Rockbands (wir haben das in Dokumentationen über Oasis oder Metallica schön beobachten dürfen) zwischen dem einen und dem anderen Extrem. Ein gute Band vermag so etwas natürlich so zu managen, daß es dem Fan nicht weiter auffällt – Spoon sind, daran gemessen, eine sehr gute Band. Nicht nur, daß sie das vorliegende, mittlerweile neunte Album wie auch schon den Vorgänger „They Want My Soul“ mit dem Produzenten Dave Fridmann in Angriff genommen haben, sie mußten dabei ohne ihren langjährigen und maßgeblichen Kollegen Eric Harvey auskommen, der Spoon nach der letzten Tour verlassen hat. Und wie zum Trotz hat Britt Daniel dennoch nicht die Nummer sicher gewählt, sondern ist in Sachen Soundentwicklung konsequent den eingeschlagenen Weg weitergegangen. Keineswegs, in dem er seine Stammhörer verschreckt und komplett neue Wege einschlägt, er macht nur die alten von Mal zu Mal ein wenig breiter und erweitert so das Klangspektrum auf behutsame, zumutbare Weise.

Wir hören also auf „Hot Thoughts“ auch weiterhin seinen markant rauen Gesang, die schnalzenden Gitarren und die staubtrockenen Drums, Stücke wie der Titelsong, „First Caress“ oder erst recht die fabelhafte Single „Can I Sit Next To You“ rocken ganz wunderbar und unterscheiden sich nicht wesentlich von den Glanzlichtern früherer Tage. Soweit die Tradition, die eigentlichen Überraschungen platzieren die Texaner aber an anderer Stelle: Nehmen wir beispielsweise das knapp sechsminütige „Pink Up“ – der vibraphongeführte, wattierte Groove ist derart geschmeidig geraten, daß man sich fragt, wieso solche Töne nicht früher zur Aufführung gekommen sind. „Shotgun“ setzt wenig später noch einen drauf und bringt den Funk der 70er, Disco und manches mehr auf denkbar kleinem Raum zusammen. Und „Tear It Down“ zu guter, ja bester Letzt, zitiert derart ungeniert die Beatles, daß man schnell mal in den Linernotes nachschaut, ob dort nicht doch irgendwo ein gewisser McCartney gelistet ist. Ach ja – die wirklich großen Bands zeichnet aus, daß sie nach mißratenen Alben mit neuer Kraft und neuen Ideen zurückgekommen sind. Eine Erfahrung, die Spoon noch fehlt – sie haben einfach noch nichts wirklich Schlechtes geschrieben. http://www.spoontheband.com/

16.06. Mannheim, Maifeld Derby
17.06. Berlin, Festsaal Kreuzberg
19.06. München, Technikum
20.06. Hamburg, Uebel und Gefährlich

Kraftklub: Flammendes Inferno

Die überraschendsten Meldungen sind ja noch immer die besten - diese hier ist gestern wie man so schön sagt viral gegangen: Kraftklub haben ihr drittes Album fertig und dieses heißt mit kleinem Verweis an die Musik ihrer Eltern "Keine Nacht für Niemand". Am 2. Juni ist die Veröffentlichung geplant, dreizehn Stücke sind drauf und für das Video zur ersten Single "Dein Lied", eine bitterböse Beziehungskistenabrechnung, haben sich Felix Brummer and friends gleich das ganze Symphonieorchester Berlin samt Pyroshow geholt.

Donnerstag, 16. März 2017

Weezer: Vorschwitzen

Okay, daß die wußten, wie's geht, hätte jedem klar sein müssen - dennoch wollten sie es wohl auch wieder einmal beweisen: Weezer haben mit der Ankündigung ihres neuen Albums, das noch keinen Titel hat (und nach jetzigem Ermessen ohnehin keinen braucht, um durch die Decke zu gehen) auch gleich noch mit "Feels Like Summer" einen vorfristigen Sommer-Sonne-Party-Bummer mitgebracht. Daß dieser Song, wie das Netzportal Stereogum süffisant bemerkt, einigen Amerikanern gerade angesichts von Schneestürmen, Blizzards und sonstigem kalten Getöse wie Hohn klingen muß, ist da nur eine Randnotiz - der Rest darf schon mal vorschwitzen.

Mittwoch, 15. März 2017

WALL: Doch noch mehr

Noch so eine Nachricht, mit der man eigentlich schon viel früher gerechnet hatte, über die man sich dann aber doch ausgiebig freut: Das Post-Punk-Quartett WALL aus New York City, 2015 mit ihrer EP "Milk" hier aufgeschlagen, hat nun doch ein komplettes Album parat und wird dieses am 29. April bei Wharf Cat Records an den Start bringen. Zwei Songs von "Untitled", so der (ähm) Titel, sind bis jetzt bekannt - neben "High Ratings" aktuell noch "River Mansion", dem Vernehmen nach befindet sich mit "Charmed Life" auch noch ein Half-Japanese-Cover auf der Platte. Weniger schön im Übrigen der Folgesatz: Es wird wohl auch das einzige Album bleiben, denn laut DIY ist die Band schon gar nicht mehr aktiv, mhm.

New Order: Livestyle

Diese Meldung gehört hier zumindest der Vollständigkeit halber gemacht: New Order haben für den 26. Mai ein Live-Album mit dem Titel "NOMC15" angekündigt, aufgenommen wurde es 2015 in der Londoner Brixton Academy, neben den aktuellen Stücken finden sich unter den achtzehn Tracks der Doppel-CD aber auch Songs wie "Love Will Tear Us Apart", "Atmosphere" (beide Joy Division), "True Faith", "Temptation" und natürlich "Blue Monday" - das ikonografische Artwork stammt vom Briten Warren Jackson.

Dienstag, 14. März 2017

Depeche Mode: Schwarzmaler

Depeche Mode
„Spirit“

(Columbia)

Nun wurden also auch sie eingeholt: Ausnahmsweise ist es diesmal weniger die Musik, die das neue Album von Depeche Mode definiert, es sind zur allgemeinen Überraschung vielmehr die Texte, die Angriffspunkte liefern und Ausrufezeichen setzen. Bekanntermaßen ist von den drei gebürtigen Briten ja nur noch Andrew Fletcher wirklich ein Heimschläfer, das kongeniale Duo Gore/Gahan hatte sich aus familiären Gründen schon vor längerer Zeit  nach Kalifornien bzw. New York abgesetzt. Den Brexit durften sie noch aus der Ferne beobachten, die Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten und die damit einhergehenden Umwälzungen könnten Depeche Mode – seit Jahren eher vorsichtig bis unauffällig mit politischen Verlautbarungen – aber dann Anlass genug gewesen sein, sich ungewohnt deutlich und ausführlich zur Weltlage zu äußern.

Nun ist es nicht so, daß der Band Gesellschaftskritik in den über fünfunddreißig Jahren ihres Bestehens gänzlich fremd gewesen wäre, schließlich hat sie sich auf dreien ihrer mutmaßlich besten Alben schon früher mahnend zu Wort gemeldet: Angefangen beim Slogan „Take it from the greedy, give it to the needy“ (Pipeline) und der umweltpolitischen Anklage „The Landscape Is Changing“ von „Construction Time Again“ (1983) über die Hitsingle „People Are People“ (1984) bis hin zur Kritik an der Ignoranz der Medien im damaligen Königreich bei „New Dress“ (Black Celebration, 1986). Später musste man die Stellungnahmen zunehmend zwischen den Zeilen deuten, etwa beim Instrumental „Agent Orange“, direkte Ansprache war (zumindest in Liedform) über lange Zeit kein Thema mehr. Und gerade dies ändert sich nun also für das aktuelle Album – gleich die ersten vier Stücke geben die neue Richtung auf sehr düstere Weise vor.

Zeitenwende, Rückkehr der Ewiggestrigen und Populisten – „blame misinformation, misguided leaders, apathetic hesitation, uneducated readers”, alles liest sich ungeheuer bedrohlich. Die Welt vor dem apokalyptischen Showdown, der Abschaum mit dem Finger am Abzug und weit und breit keine Revolution der Wohlmeinenden in Sicht – soll man aufspringen auf den Zug, der sich mit laut wummerndem Maschinenlärm nähert oder fährt auch der nur ins Ungewisse oder, schlimmer noch, in Richtung Abgrund? So sehr man sich freut, daß Depeche Mode wieder mal den Blick nach draußen wagen und aus dem ewiggleichen Selbstbespiegelungs-Singsang ausbrechen, so sehr stört zuweilen allerdings der arg breite Pinsel, mit dem hier am Stimmungsbild gemalt worden ist. Keine Leichtigkeit mehr, kaum ein Moment des Innehaltens, moral overdose, alles sehr schwer und sehr schwarz.

Schlecht muß man das Album deshalb noch lange nicht nennen, bestenfalls eines, das gemessen am überraschend stimmigen Vorgänger “Delta Machine”, unter den Möglichkeiten geblieben ist. Dave Gahan, schon länger als vollwertiger Songschreiber geführt, steuert ganze dreieinhalb Stücke bei, wobei “Cover Me” (das mal etwas sphärischer und ausschweifender daherkommt) zu den Lichtblicken und “Poison Heart” eher zu den Schwachstellen der Platte zählt. Martin Gore wiederum darf sich in der Rolle des Soundtüftlers über ein paar hübsche Ideen freuen (beim feinen Loop von “You Move” meint man sein beseeltes Lächeln fast vor sich zu sehen – Kraftwerk rules!). Zudem singt er diesmal sogar zwei seiner Songs selbst ein, beide gewohntermaßen weniger Synthpop als soulige Spirituals voller Wehmut und ganz viel Gefühl. Und mit “So Much Love” gibt’s dann auch noch einen Killer für die Gemeinde – sehr viel mehr war wohl nicht zu bekommen. http://www.depechemode.com/

Komplette Tourdaten unter http://www.depechemode.com/tour

King No-One: Wer sonst?! [Update]

Klar ist es das Vor-, wenn nicht sogar Grundrecht der Jugend, in weißem Pelz oder Leopardenjacke und Glitter im Gesicht beschwingte Popmelodien zu trällern, die schweren Dinge leicht zu nehmen, den Moment zu feiern. Wie sollten sie denn sonst zurecht kommen?! Besonders der englische Nachwuchs hat ja gerade schwer an den Folgen zu tragen, die ihm der verbohrte Seniorenklügel im Parlament und in den Wahllokalen eingebrockt hat, da ist es nur recht und billig, wenn die Party etwas größer ausfällt. King No-One machen das diesbezüglich ganz prima, schon die beiden ersten Single "Halo" und "Alcatraz" waren Lehrbeispiele schillernden Britpops und auch der aktuelle Song "Antichrist" ist ein wahrer Ohrenschmeichler. Den zu erwähnen, ohne daß einem Morrissey in den Sinn kommt, ist schlichtweg unmöglich - Pathos, Stil, das große Rad. Herrlich!

Update: Und hier ist dann zu guter Letzt auch noch der Videoclip zum "Antichrist".





Schnipo Schranke: Mutwillige Selbstenthemmung

Schnipo Schranke
Hansa 39, München, 13. März 2017

Daniela Reis und Fritzi Ernst haben ja während der Promotion für ihr aktuelles Album „Rare“ desöfteren darüber geplaudert, daß ihnen die Musik als wichtigstes Hilfsmittel gilt, um mit den Widrigkeiten des Alltags zurechtzukommen. Schmerzhafte Dinge leicht und sogar lustig klingen zu lassen ist ja keine kleine Kunst, gelingt sie, macht das vielen vieles erträglicher. Insofern sind diese versaut komischen Chansonabende, im folgenden Konzert genannt, immer auch öffentliche Therapiesitzungen – natürlich solche der außergewöhnlichen Sorte. Denn wo sonst werden so ausführlich wie ausgelassen mit Pisse, Eiter und Sperma Körperflüssigkeiten jeder Art gefeiert, wo sonst werden menschliche Unzulänglichkeiten und Peinlichkeiten so herzhaft besungen und belacht wie bei Schnipo Schranke. Das eigentliche Verdienst dieser Band ist, daß sie vermeintliche Tabuthemen gleich reihenweise abgrasen und zwar auf eine derart beiläufige und entwaffnende Art und Weise, daß man schon mitschunkelt und hüpft, bevor man überhaupt realisiert hat, daß es gerade um einen Katzensarg, das Haschpfeifchen oder ein besonders übelriechenden Furz geht. Mutwillige Selbstenthemmung – oben ohne an der Cocktailbar – da mag vieles im ersten Moment überzogen und albern klingen, ergibt aber dann einen Sinn, wenn man hinter die meistens doch ziemlich traurigen, melancholischen Texte schaut und sich vergegenwärtigt, wieviel Einsamkeit, Entfremdung und Enttäuschung darin mitschwingt. Reis und Ernst singen mit viel Humor und manchmal auch gehöriger Wut gegen ihre eigenen Dämonen an, die Freude, daß ihnen ein ausverkaufter Saal freudestrahlend dabei folgt, wirkt ehrlich und auch ein Stück weit erleichtert. Gemeinsam ist man ja bekanntlich weniger allein.

Sonntag, 12. März 2017

Artwhy: Neuorientierung [Update]

Zur Abwechslung heute mal wieder Berlin: Die Hauptstadtkapelle Artwhy, bestehend aus Pablo Schomburg (Bass/Keyboards), Leonard Wagenbreth (Gesang/Gitarre) und Nils Noack (Drums), haben sich gerade für ihre EP "Robotic Audience" so ein wenig neu erfunden. Seit 2010 zusammen auf der Bühne, hat das Trio zwei Alben ("Wall Paint", "Stripes") mit eher rockigen Songs aufgenommen, das soll sich nun ändern. Für das Kurzformat wurden zusätzlich einige elektrische Geräte ins Studio geschafft und die Band fand offenkundig viel Gefallen an den zusätzlichen Möglichkeiten. Das Ergebnis klingt jetzt eher nach den Klaxons, Maccabees oder gar den späten Foals - nicht die schlechtesten Referenzen also. Wer mag, darf das gleich anhand der ersten Auskopplung "Madness" überprüfen, bei Gefallen im Übrigen auch als Download für lau. Die komplette 12" dann am 31. März.

31.03.  Lübeck, Blauer Engel
01.04.  Hamburg, Astrastube
03.04.  Hannover, Kulturpalast Linden
04.04.  Bremen, Papp
05.04.  Hildesheim , Club VEB
06.04.  Lüneburg, AstA Wohnzimmer
08.04.  Kiel, Prinz Willy
09.04.  Bonn, Cafe La Victoria
10.04.  Wiesbaden, Der Weinländer
11.04.  Stuttgart, Cafe Weiß
13.04.  Passau, Cocktailbar Roots
14.04.  Wien, Das Bach
15.04.  Traunstein, Tropical
16.04.  Bamberg, Live-Club
20.04.  Berlin, Rock At Sage
29.04.  Altötting, Plattenzimmer
30.04.  Bad Kötzting, Bahnhof Kötzting
05.05.  Cuxhaven, Open
06.05.  Hamburg, Freundlich Und Kompetent
02.06.  München, Munich Sessions
03.06.  Wien, Cafe Carina

Update: Halbstark im Hafen - die drei Jungs haben offensichtlich einigen Spaß im Video zur neuen Single "Madness".



Sleaford Mods: Low Budget

Gern immer im Wechsel, weil sie einfach zur Zeit die bestimmenden Bands von der Insel sind: Gerade die Kritik zu den Idles und deren wunderbarem Album "Brutalism" fertig, da bringen sich auch die nicht weniger wichtigen Sleaford Mods wieder in Erinnerung. "Moptop" stammt von der aktuellen Platte "English Tapas" und bringt einen bösen Schwenk auf Boris Johnson (und vielleicht auch seine Frisurgeschwister Wilders und Trump) zu Gehör, das dazugehörige Video kommt als Low-Budget-Variante aus der Küche daher. Es braucht ja bei den beiden nicht viel - ein paar lustige Lämpchen, das "Still Hate Thatcher"-Shirt plus Beats von Andrew Fearn und die bissigen Reime von Williamson, fertig ist der Knaller. Suits perfect, mates! Und wer wissen möchte, welche Platten den Sänger des Duos Zeit seines Lebens inspiriert haben, der liest am besten gleich noch das Feature bei The Quietus.

Giungla: Wildwechsel

Die Italienerin Ema Drei hatten wir hier ja schon etwas vorwitzig als "Stromgitarren-Prinzessin" tituliert - nicht ganz zu unrecht, denn ihr Sound fußt maßgeblich auf einer ziemlich kratzigen, elektrischen Gitarre, angemischt mit programmierten Beats. Daran hat sich nicht wesentlich was geändert, gerade hat sie unter dem Moniker Giungla ihre neue Single "Cold" freigegeben und zwar auf einem neuen Label - Drei ist mit diesem Song nach London zu Some Kinda Love bzw. deren Imprint Bad Life Records gewechselt und wie man hört, hat es ihr nicht geschadet.

Samstag, 11. März 2017

HEALTH: Herangewagt

Ein wenig komisch ist das schon: Mit Versatzstücken der Band aus Manchester schmücken sich viele Bands, an Cover von New Order trauen sich dann aber die wenigsten ran. Eine Ausnahme macht da die amerikanische Post-Punk-Kapelle HEALTH. Die nämlich wagt sich für den Soundtrack zum neuen Charlize-Theron-Streifen "Atomic Blonde" nicht an irgendeinen, sondern an den wohl bekanntesten Track und nimmt mal eben ihre Version von "Blue Monday" auf.Das ist zudem nicht die einzige Meldung der letzten Wochen - vor kurzem haben die Mannen aus Los Angeles ihr drittes Remix-Album "DISCO3" veröffentlicht, das Video zu "Euphoria" zeigt einen Zusammenschnitt von Liveaufnahmen aus den letzten Jahren. Und weil auch ihr letztes Studioalbum "Death Magic" ein sehr gutes war, würden wir uns über noch mehr Neuigkeiten durchaus freuen.



Freitag, 10. März 2017

Feature: Krach zu dritt

Der Frauentag ist zwar schon vorbei, dieser Hinweis geht natürlich auch ohne den Kalendereintrag in Ordnung: Bevor Liv Willars und Jen Calleja sich mit Heather Perkins in der Wahlheimat London trafen, versuchten sie es zunächst als Duo - zu dritt und unter dem Namen Feature machte sich das Projekt dann aber doch besser und so gibt es nun nach Singles und Kurzformaten am 7. April via Upset The Rhythm das erste Album. Zwei Songs von "Banishing Ritual", so der Titel, sind schon bekannt - hier also "Schedules Align" und ganz neu "Reeling" zum Reinhören.

Agent Blå: Bald wieder vergriffen [Update]

So ist das mit den guten Dingen - kaum sind sie da, sind sie auch schon wieder weg: Vor einem Jahr haben wir an gleicher Stelle auf das hoffnungsvolle schwedische Quintett Agent Blå und zwei ihrer Songs hingewiesen. Nun, die Band gibt es augenscheinlich immer noch, nur die Lieder sind auf diesem Wege nicht mehr zu haben. Gut deshalb, daß Lucas, Felix, Emelie, Josefine und Arvid aus Göteborg - in der Zwischenzeit nur unwesentlich gealtert - heute nachlegen und mit "Strand" einen würdigen Nachfolger präsentieren. Ein Album soll für dieses Jahr auch geplant sein, besser man stellt sich das dann bald in den Schrank, bevor es wieder vergriffen ist.

Update: Und just in diesem Moment schickt das Label Kanine Records einen weiteren Song herum - "(Don't) Talk To Strangers".

Pumarosa: Nägel mit Köpfen [Update]

Jetzt kommen sie wohl nicht mehr aus - und wir in den Genuß eines kompletten Albums: Pumarosa, sehr empfehlenswertes Londoner Post-Punk-Quintett um Sängerin Isabel Munoz-Newsome, machen endlich Nägel mit Köpfen und werden am 19. Mai bei Fiction Records ihr Debütalbum "The Witch" herausbringen - zuletzt war hier ja der Track "Honey" zu hören und zu sehen, heute nun gesellt "Dragonfly" im Stream dazu.

24.04.  Berlin, Badehaus Szimpla
26.04.  Hamburg, Prinzenbar

Update: Bewährter Tausch - nach dem Ton nun auch das Bild, "Dragonfly" jetzt mit Videoclip.

Soulwax: Maschinenarbeit [Update]

Und gleich noch mal Grund zur Freude: Als Soulwax aus Belgien ihre letzte Platte "Any Minute Now" veröffentlichten, war an diesen Blog (hüstel) noch gar nicht zu denken. Danach jedoch tat sich in Sachen Album nicht mehr viel, was aber beileibe nicht heißt, daß Stephen und David Dewaele auf der faulen Haut lagen. Ohnehin haben sich die beiden Brüder die Hälfte ihres Ruhmes mit Remixarbeiten erworben, ebenso bekannt sind sie durch ihre Arbeiten als 2 Many DJs und mit Radio Soulwax geworden. Es wäre aber mehr als ungerecht, sollten die beiden Workaholics nicht am EDM-Boom partizipieren, gerade rechtzeitig erscheint deshalb ihr erster neuer Song seit mehr als zehn Jahren, genannt "Transient Program For Drums And Machinery". Und wer die Herren endlich mal wieder auf der Bühne sehen will, macht sich im Frühjahr 2017 am besten auf den Weg nach Zürich, Berlin oder Köln.

30.03.  Zürich, Halle 622
31.03.  Köln, Live Music Hall
01.04.  Berlin, Huxley's Neue Welt

Update: Fremdarbeit geht immer noch - Soulwax remixen den "New Song" von Warpaint. Und mit "Missing Wires" gleich noch ein neuer Track obendrauf - das neue Album kommt übrigens am 24. März und nennt sich "From Deewee".


U2: Eingeständnis

Kürzlich mit dem Auto unterwegs und nebenher einer Radiosendung von FluxFM gelauscht. Nannte sich "FluxGenerator" und die beiden (sehr jungen) Moderatoren hatten es sich zur Aufgabe gemacht, das dreißigjährige Jubiläum von "The Joshua Tree", dem tatsächlich bahnbrechenden Album von U2, zu feiern. Mit einer einstündigen Einspielung der kompletten Platte und jeder Menge mehr oder weniger nützlicher Randnotizen. Aber: Dabei gemerkt, daß man an dem Werk doch sehr hängt, auch wenn es schwer fällt, dies der Band von heute zuzugestehen; daß viel von der eigenen Biografie dranhängt, Erinnerungsbilder, Momentaufnahmen, Kopfkino der angenehmen Art. Und daß es gar nicht so schlecht ist, zu wissen, daß zu "With Or Without You" Ross zum ersten Mal von Rachel geküßt wurde - aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Übrigens: Gerade haben U2 bekannt gegeben, daß es das Album ab dem 2. Juni via Interscope in einer fünf Kilo schweren Sonderedition geben wird - ganze sieben Platten (original und live), Remixe, B-Sides, ein Buch mit Fotografien von The Edge und Sonderdrucke von Anton Corbijn. Ob die 170 Trumpdollar gut angelegt sind, muß dann jeder selber entscheiden, fest steht, es kann auf keinen Fall schaden, die Platte in einer ruhigen Stunde mal wieder aus dem Schrank zu nehmen. Sie ist tatsächlich besser, als man heute denkt...



Lorde: Einfach Pop [Update]

Das Warten hat lange gedauert, es wurde viel geteasert und noch mehr geheimnist, herausgekommen ist dann doch ein ziemlich normaler Popsong. Vorerst jedenfalls. Ella Marija Lani Yelich-O'Connor, bekannter unter dem Moniker Lorde, hat gerade ihre neue Single "Green Light" mit einem Video venetzt - im Sommer soll dann endlich das dazugehörige Album "Melodrama" als Nachfolger von "Pure Heroine" (2013) erscheinen. Dessen Cover, siehe oben, dürfte wie der Vorabtrack für einige Diskussionen in Sachen Geschmack sorgen. Warten wir's besser mal ab.

Update: ... und hängen derweil den nächsten Track "Liability" noch hinten dran.



Donnerstag, 9. März 2017

MUNA: Unerklärlich

Das muß einem erst mal erklärt werden - warum ein Album wie "About U" von MUNA nicht schon seit Wochen die Charts anführt und Verkaufsrekorde bricht?! Stattdessen, wir zitieren mal die Liste des Grauens: Bibi und Tina, Bravo Hits Vol. 96 (!), Philipp Poisel, Falco, allzu lange darf man da gar nicht draufschauen, ohne endgültig den Glauben an das Gute im Menschen zu verlieren. Wir wollen dennoch einen weiteren Versuch der Missionierung wagen und stellen deshalb das aktuelle Video "Crying On The Bathroom Floor" ein, viel schöner geht es nun wirklich nicht mehr. Wer das jetzt immer noch nicht mag, sollte sich schleunigst bei The Biggest Loser anmelden.

Idles: People and politics

Idles
„Brutalism“

(Balley Records)

Wo anfangen bei dieser Platte? Vielleicht beginnt man am besten damit, daß die Idles, fünfköpfige Band aus Bristol, London und Newport, zu der Sorte wütender, weißer Männer gehören, die das disparate, leicht panische England zur Zeit trotz allem spannend machen. Musiker wie die Sleaford Mods oder Fat White Family, die sich nicht abfinden wollen mit der Tatsache, daß ein Haufen korrupter Politiker und Geschäftemacher gerade dabei sind, den Karren ihres ohnehin schon ziemlich angeschlagenen Heimatlandes noch tiefer in den Dreck zu fahren. Sozialstaatsabbau, Nationalismus, Spießbürgertum, Erosion der Grundrechte, eine frustrierte Jugend, vor Monaten von den Anhängern unbelehrbarer Separatisten und Populisten zum Brexit verdammt, eine Jugend, die nun langsam realisiert, daß Cool Britannia nicht mehr als ein gut verkäuflicher, aber kaum nachhaltiger Werbeslogan ist und war. Nicht, daß es anderen Ländern so viel besser erginge, daß auch uns nicht bald ein ähnliches Schicksal drohen könnte, nur erinnert das Inselleben viele gerade an die Zeiten, als eine gewisse Margaret Thatcher dem Wirtschaftsliberalismus, passenderweise eine Erfindung aus Manchester, zur fröhlichen Urständ verhalf.



“It’s not like we’ve tapped into a Zeitgeist, it’s more that the Zeitgeist has tapped into us,” so Sänger Joe Talbot in einem Interview. Jede Zeit hat also ihre Musik, damals waren es The Clash, die Pistols und die Buzzcocks, heute sind es eben die Idles. Politisch, nicht weil sie, wie sie betonen, die Welt verändern wollen, sondern weil Politik und deren Verirrungen ihren Alltag unmittelbar bestimmt, sie umtreibt und – ja, wütend macht. Um das zu unterstreichen, haben die fünf für den Titel ihres Debütalbums einen Begriff aus der Architektur der Fünfziger gewählt, als ungeschönte Betonbauten unter dem Stichwort Brutalismus für Aufsehen, Befremden und auch Faszination sorgten. Es ging und geht dabei um Radikalität, Kompromißlosigkeit, um den schmucklosen Kern – ergänzen wir für die Platte noch roh, laut und direkt. Vom noch unentschiedenen, vielschichtigeren Post-Punk ihrer ersten EP „Welcome“ aus dem Jahr 2015 haben sich die Idles über die folgenden „META“ resp. „MEAT“ bis hin zum aktuellen Langformat geradewegs in Richtung Punk entwickelt, klingen sie auf „Brutalism“ noch härter, unnachgiebiger, straighter.



Stücke wie die erste Single „Well Done“ lassen kaum Platz für Interpretationen, mach was, zeig was, Leistungsgesellschaft galore („Why, don’t you get a job, … win a medal, … get a degree, why don’t you like reggae?“) Talbots Meinung dazu: „I'd rather cut my nose off to spite my face!” Die bissigen Texte, die originellen Videos – die Idles sind nicht nur zornige, sondern darüberhinaus sehr humorige Männer: Wenn Bassist Adam Devonshire durch die Ausstellungsräume der Tate Britain ruckt und zuckt, um für "Stendhal Syndrome" die Universalität der Kunst zu betonen, dann ist das ebenso großes Kino wie Talbot als Porzellan-Smasher vor dem Jugendbild der Mutter. Die der Platte ja irgendwie auch ihren Stempel aufdrückt. Nicht nur, weil ihr in eben jenem Song „Mother“ und vielleicht auch ihren Ermahnungen gedacht wird („The best way to scare a Tory is to read and get rich!“). Talbot hat erzählt, daß er die kränkliche Frau über Jahre gepflegt hat, nachdem sie sich lange von ihrem Mann, seinem Vater, getrennt hatte. Um diese Erfahrung reicher, baute er nach ihrem Tod zusammen mit dem Vater eine Skulptur, quasi als eine Art gemeinsamer Trauerarbeit, ebenjene, die nun auf dem Cover abgebildet ist. Auch deshalb ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Album. http://www.idlesband.com/