Support: Der Englische Garten
Atomic Cafe, München, 26.04.2013
Gleich vorweg: Bandnamen und Leadgesang werden gemeinhin grob überschätzt. Natürlich klang „Superpunk“ weitaus cooler als die Entlehnung aus einem der ödesten Hollywood-Streifen (den Comic mal außen vor), und natürlich kann Carsten Friedrichs noch immer nicht singen. Der ausgelassenen Stimmung tat beides an diesem Abend jedoch keinen Abbruch – die Liga warf ihren ganzen distanciert hanseatischen Charme in die Runde und prompt wurde aus Neugier Begeisterung. Schon Superpunk, im vergangenen Jahr überraschend verschieden, waren ja von Gewöhnlichkeit weit entfernt, ihre Mischung aus 60’s-Rock, wohltemperiertem Northern Soul und Garagenmucke hatte schon zu Lebzeiten Liebhaberwert, Friedrichs‘ Texte wirkten dazu nicht selten etwas ungelenk und spröde und genau da lag ihre Chance – hatte man sich Songs wie „Matula…“, „Neue Zähne…“ und „Ein bisschen Seele“ erst mal schöngehört, blieben sie einem für immer.
Mit den Liedern der Liga wird es einem nicht viel anders ergehen, das läßt sich nach dem lässigen Debütvortrag in München unschwer voraussagen. Neben Friedrichs hat sich ja auch Bassist Tim Jürgens nach alt bei neu eingeschrieben, ergänzt werden sie von Philip Morton Andernach, der auch schon für Max Mutzke ins Bass-Saxophon bließ, dem Tapete-Gründer Gunther Buskies himself an den Tasten und Ex-Blumfeld-Drummer André Rattay. Der Sound der Liga gerät eine Spur funkiger als der von Superpunk, neben den bekannten Reminiszenzen pendeln die fünf zwischen Velvet Underground („Frühling im Park“) und klassischem Motown-Soul („Der fünfte Four Top“), auch ein Cover des Rektors h.c. der Hamburger Schule Bernd Begemann darf natürlich an so einem Abend nicht fehlen – „Viel zu glücklich…“ fügt sich bestens ein in die Reihe der tragikomischen Betrachtungen von Land und Leuten.
Neben einer Ode an den Berliner Schauspieler und Drehbuchautor Werner Enke (Obacht – Münchenbezug!) gibt’s auch eine an’s eigene Beinkleid („Meine Jeans“), Peter Parker wird genauso gewürdigt („Weine nicht, es ist nur ein Film“) wie die Heimatstadt resp. das ambivalente Verhältnis zur selbigen („Ein Fremder in der eigenen Stadt“). Altersmilde trübt den Blick auf’s Selbst („Ich lass mich gehen in letzter Zeit“) und auf den Gegenüber („Jeder auf Erden…“) und gegen Ende wird – der Haken ist Friedrichs wohl bewusst – noch einmal rangewanzt an’s Dauerthema Fußball („Nimm mich mit zum Spiel“), druckvoll, straight, mit Witz und freundlichem Understatement, man kann es halt. Zum Kehraus dann doch noch zwei Superpunk-Nummern – „Man kann einen ehrlichen Mann…“ und „In der Bibliothek“, das Publikum dankt es lauthals, die Band findet’s fabelhaft: „Danke, sehr freundlich!“ Ein Abend, der passt.
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