Vieles hat sich verschoben in diesen Zeiten der Pandemie, nicht nur die Wahrnehmung der eigenen Lebensumstände, sondern auch ganz profane Dinge wie zum Beispiel die Zeitpunkte, zu welchen Musikerinnen und Musiker ihre Platten veröffentlichen. Das öffentliche Leben verlangsamt sich oder kam über längere Zeit fast gänzlich zum Erliegen, Produktionsroutinen konnten nicht wie gewohnt begonnen, fortgesetzt oder abgeschlossen werden, Promotion musste und muss neu gedacht werden, denn Releasekonzerte sind gerade keine Option. Das Warten erfordert auch auf der anderen Seite mehr Geduld, wer daheim auf das Erscheinen neuen Materials wartet - nicht selten eine der wenigen Freuden im sonst so trostlosen, weil eingeschränkten Alltag - braucht jetzt Ausdauer. So auch bei Ganser, Post-Punk-Formation aus Chicago. Deren zweites Album "Just Look At That Sky" ist, um es vorsichtig zu formulieren, mit einem leicht erhöhten Sehnsuchtsfaktor markiert und nun auf den 31. Juli via Felte terminiert. Bislang vorausgeschickt haben die vier die Singles "Bags For Life" und "Lucky", heute nun geht der Song "Emergency Equipment And Exits" raus. Das Video dazu hat die Band nahezu in Eigenregie in der Upper Westside ihrer Heimatstadt aufgenommen, in der Hauptrolle (weil auch Leadvocals) diesmal Bassistin Alicia Gaines. Durch die Hintertür in ein menschenleeres Industriegebiet, so wandert sie zu Zeilen wie "And it all seemed so big, so real, surreal, it's a long way down..." bis hin zu einer moorartigen, verwitterten Landschaft - David Lynch hätte seine Freude daran. Dass der Weg von Ganser mit diesem Song nicht durch den Notausgang, sondern weiter steil bergauf gehen wird, daran besteht für uns keinerlei Zweifel.
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