Haiyti
Hansa 39, München, 10. März 2018
Es hatte dann doch ein bisschen was von einer Abi-Party. Was natürlich vorrangig am Durchschnittsalter des Publikums lag - gerade volljährig, geschätzt. Kleine und größere Flaschen kreisten in der Runde, maximal aufgekratzte Stimmung, Kajal satt, hohe Beanie-Dichte, das eben. Ein DJ zum Einzählen, schon sprang sie auf die Bühne - Schuhe Plateau, Shirt abgeschnitten, Haare wirr unter einem Hut vergraben. Wer sie nicht kennt, dürfte Ronja Zschoche alias Haiyti eher nach Neukölln verorten, doch aus Berlin kommt tatsächlich nur Kitschkrieg, das Label, das ihr zusammen mit Trettmann, Megaloh und Joey Bargeld zur zweiten Heimat geworden ist. Sie selbst stammt aus dem Hamburger Kiez. "Die Kleine macht jetzt Kasse" als Tourmotto, da ist alles Nötige gesagt. Nach München war sie mit ihrem Album "Montenegro Zero" gekommen - angeprollte Egomucke, angstfrei abgemischte Beats aus Hip Hop, Trap, Dance, Electro, bissige Reime, bestens geeignet zum gnadenlosen abfeiern.
Wie ein Flummi sprang sie über die kleine Bühne, die ausgelassene Crowd dankte ihr den Einsatz mit glänzenden Augen und textsicherem Gebrüll. Jeder Track ein Hit jetzt, das Handy ein Trapphone, der Onkel ein Mafioso, ein bisschen Italiano, die Kippen von Kate Moss, alle anderen Schlampen - zwischendurch Auftritt "Zeitboy" (der seine Sache dank Karaoke-Text aus dem Netz ganz ordentlich machte) und, weniger glamourös, Martini aus Plastikbechern. Nicht so wichtig für's Gelingen der großen Sause offenbar der ziemlich miese Sound - zu leise, kein Volumen, was auf Platte mächtig Druck macht, blieb an diesem Abend leider seltsam flach. Nun, der Masse in der Hüpfburg war's egal, beim furiosen "Berghain" tanzten zum Schrecken der Security am Ende mehr Leute auf als vor der Bühne, kurz darauf war Schluss. Und der Saal schnell leer - weiter ging's zur nächsten Party.
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