Mittwoch, 16. März 2016

Iggy Pop: Nur keinen Nachlaß, bitte!

Iggy Pop
„Post Pop Depression“

(Universal)

Schön ist das nicht, aber immer wenn sich eine/r von den Alten ab und an zurückmeldet, beginnt im Kopf unweigerlich die Durchzählerei – Lemmy Kilmister, Lou Reed, David Bowie, alle fort für immer und es gibt weiß Gott nicht mehr viele, die eine vergleichbare Biographie vorweisen können. Patti Smith, Marianne Faithfull und Debbie Harry hier, dort vielleicht David Byrne, John Cale und Elvis Costello, in jedem Falle aber Iggy Pop. Selbiges hat sich natürlich auch Josh Homme gedacht, als der Punk-Mucker mit der Idee eines gemeinsamen Albums auf ihn zukam. Er würde so viele Chancen nicht mehr bekommen, auch weil Pop selbst auffällig häufig in letzter Zeit davon redete, mit der Platte gleichsam eine Ära beenden zu wollen. Es bereitet Homme also keinerlei Schwierigkeiten, sich gemeinsam mit Dean Fertita und Matt Helders als Fanboys zu outen und „Post Pop Depression“ im Nachhinein zu einhundert Prozent als Iggy-Pop-Schöpfung einzuordnen. Was sich bei genauem Hinhören ja auch prompt bestätigt.

Die neun Songs mischen beides – den vitalen, schartigen Rocksound der frühen Solotage und die düster besinnlichen Moritaten der späten. Gleich zu Beginn beweisen die vier ein gutes Gespür für das Zusammengehen von Melodie und Rhythmus, „Break Into Your Heart“ scheppert wie in alten Zeiten und des Meisters dunkles Raunen verleiht der Drohung den nötigen Nachdruck. Das folgende „Gardenia“ hätte auch David Bowie gut gestanden mit seinen vergleichsweise sanften Tönen, überhaupt kommt es einem so vor, als wären einige der Songs wie gemacht dafür, dass sie Pop’s alter Freund ein paar Etagen weiter oben genüsslich mitträllern kann. Es geht, nicht wirklich verwunderlich, natürlich um die bittere Pille Tod, die Vergänglichkeit und auch um das ‚danach‘ – die Frage, ob es denn ein amerikanisches Valhalla gäbe, treibt Pop ebenso um wie ein paar bittere Grußadressen an die Zurückbleibenden, wenn er sich dereinst entnervt aus dem Staub macht („Paraguay“). Der kleine, bewundernswerte Mann, der nur noch Haut und Knochen ist, hat uns ein paar ebenso knochige Songs überlassen, die sich als Vermächtnis gut machen würden. Aber das soll jetzt – bitteschön – um Himmels Willen keine falsch verstandene Aufforderung sein! http://iggypop.com/

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