Freitag, 18. März 2016

Nada Surf: Mutmacher

Nada Surf
„You Know Who You Are“

(City Slang)

Schlechte Tage braucht kein Mensch. Geben wird es sie trotzdem immer wieder. Und manchmal können sie tatsächlich recht nützlich sein. Wenn man nämlich mal so ein verdammt schlechtes Exemplar erwischt hat, dann wird man erst mal merken, wie wichtig Platten wie diese, wie wichtig die Musik Matthew Caws, Daniel Lorca und Ira Elliot ist. Ein knappes Vierteljahrhundert immerhin gibt es Nada Surf nun und ganz zu Beginn waren sie auch mal so richtig hart und kantig, also fast Punk. Das hat sich im Laufe der Jahre, Album für Album, so langsam gegeben und wenn sie heute rocken, dann klingen sie nicht rotzig und verwegen, sondern eher vorsichtig, so als könnten sie sonst all die verschrecken, die sie doch gerade mit ihrer Musik unentwegt umarmen wollen. Und das ist vollkommen in Ordnung, denn Nada-Surf-Songs gehören zu jedem ordentlich gepflegten Soundtrack, den man dann hervorholt, wenn man Trost, Zuwendung und Zerstreuung braucht, Nada Surf sind die Mutmacher ihrer Branche.

Da wo R.E.M. immer etwas zu weinerlich und zu kompliziert waren, bestachen und bestechen sie mit verblüffender Beiläufigkeit, mit einem erstaunlichen Gespür für einfache Melodien und Worte. Natürlich liegt in dieser Beiläufigkeit auch die Gefahr, dass ein/e jede/e schon genug solcher Stimmungsaufheller von ihnen abgespeichert hat, die Notwendigkeit, immer und immer mehr davon zu bekommen, entsteht nicht wirklich, so lange die alten Sachen ihren Dienst tun. Dennoch wird man auch auf dem neuen Album wieder ein paar Stücke finden, die aufzuheben sich lohnt. „Out Of The Dark“ zum Beispiel mit seinen gutgelaunten Bläsern ist so eines, das wirkt im Handumdrehen und steht exemplarisch für das Rezept der New Yorker: Eingängige Instrumentierung, Caws weiche, wohlmeinende Stimme und ganz, ganz viel Empathie: „No one knows how the story goes, everybody looks ahead. Fate doesn't mean there's nothing you can do, there's a reason to get out of bed”, und weiter “You don't have to run around a park, you don't have to be some kind of hero, but it'd be good to get out of the dark and get yourself around some other people.”



Viel komplexer muss man es also gar nicht machen, um bei Zuhörer ein Glücksgefühl zu erzeugen. Man muss das deshalb nicht gleich Erbauungsrock nennen, auch wenn sie es wie ganz am Schluß auch mal etwas übertreiben („Victory’s Yours“). Wessen Himmel sich durch solche Songs schon mal entscheidend aufgehellt hat oder jetzt mit „Friend Hospital“ oder „Gold Sounds“ diese Erfahrung machen darf, der wird nichts Abfälliges über das Trio sagen wollen. Und vielleicht läßt sich ja manche Beziehung auch mit einem Lied wie „Believe You’re Mine“ noch mal kitten, ein Versuch wäre es wenigstens wert. Dass die Gitarren nicht ganz und gar ausgestöpselt worden sind, ist im Übrigen auch eine der guten Nachrichten – ein bisschen Elektrizität hat schließlich noch keiner Komposition geschadet und bei „New Bird“ hört man, wie gut das gelingen kann. Und solange das so bleibt, dürfen sie gern wiederkommen. http://www.nadasurf.com/

02.04.  Hamburg, Michelle (Akustik)
03.04.  Hamburg, Mojo Club
04.04.  Köln, Live Music Hall
05.04.  Dortmund, FZW
17.04.  Stúttgart, LKA
18.04.  Berlin, Huxley's
19.04.  Nürnberg, Hirsch
20.04.  Wien, WUK
21.04.  München, Muffathalle
22.04.  Zürich, Dynamo

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