Mittwoch, 27. Januar 2016

Get Well Soon: Mit anderem Maßstab [Update]

Get Well Soon
„Love“
(Universal)

Konstantin Gropper kann wahrscheinlich machen was er will, er wird wohl auf ewig mit der Berufsbezeichnung Popakademiker klarkommen müssen. Zumindest so lange, wie jeder dahergelaufene Rezensent (wie auch dieser hier) nicht müde wird wiederzukäuen, dass der blasse junge Mann einer der ersten Absolventen der 2003 gegründeten Popakademie Baden-Württemberg und also seiner Heimatstadt Mannheim war. Nun ist ja an dieser Ergänzung so gar nichts Despektierliches, schließlich gereicht es ihm (und nicht der besagten Akademie) zum Vorteil, dass er nicht nur einer der ersten, sondern weit und breit auch der bekannsteste und erfolgreichste Schüler seit Gründung war – ein Blick in die Analen des Hauses verrät nämlich außer ihm nichts wirklich Bemerkenswertes. Zudem ist er natürlich aus der Rolle des Talents schon längst herausgewachsen – das aktuelle Album ist immerhin schon das vierte des gebürtigen Oberschwaben, mithin hat er die hohe Kunst des orchestralen, schwelgerischen Pops hierzulande so unverkennbar und langanhaltend geprägt, dass es schwer ist, seine Musik überhaupt noch nach nationalen Maßstäben zu messen.

Knapp vier Jahre sind seit „The Scarlet Beast O' Seven Heads“ vergangen, um Grundkonzept gab es dennoch nicht viel Änderungsbedarf. Schwergewichtige, raumgreifende Kompositionen, dicht verwoben und mit maximal möglichem Instrumentarium eingespielt – Gropper ist noch immer einer, der lieber klotzt als kleckert. Vielleicht waren die Stücke in den Anfangstagen etwas dunkler und bedrohlicher gestimmt, dafür versucht sich der Mittdreißiger jetzt auch mal als „Soulist“ wie etwa beim groovenden „It’s A Catalogue“. Seine Stimme weiß Gropper noch immer nach Bedarf zu variieren, mal gibt er den charmanten Crooner, dann wieder geht’s hinauf ins barocke Falsett. Ebenso verlässlich: Es bleibt fast immer kontrolliert, selten wird einmal wie für die zehn Sekunden am Ende von „Marienbad“ mit der gesamten Kavallerie Krach geschlagen, er ist wohl einfach zu gut erzogen für derlei Kraftmeierei.

Aufmerksamkeit kann man schließlich auch anders bekommen – „Young Count Falls For Nurse“ beispielsweise erweist sich als ein unbeschwert swingendes Stück Pop im Großformat mit wenig Drama, aber viel Lässigkeit, der Kehraus „It’s A Fog“ dagegen glänzt mit großer Orchestrierung in altgewohnter, epischer Breite, wechselt aber zur Mitte hin mal eben Rhythmus und entwickelt so einen ganz eigenen Drive. Der dann mit einem Schlag abrupt endet. Man kann Konstantin Gropper ja vorwerfen, dass besagte Kontrolle die kreativen Ausbrüche vermissen lässt, dass sein manirierter Stil nicht jedermanns Sache ist und manchem auch als eitle Verkünstelung erscheinen mag – ganz sicher fehlt es weder an Mühe, Ideenvielfalt und Ambition, da dürfen nach seinem Verständnis auch eine gewisse Theatralik und das richtige Pathos nicht fehlen. Und wenn einer hierzulande den Pop mal wieder und immer noch groß und unbeschränkt denkt, wird das dem internationalen Renommee ganz gewiss nicht schaden. http://www.youwillgetwellsoon.com/

01.03.  Bremen, Schlachthof
02.03.  Berlin, Huxley’s Neue Welt
03.03.  Köln, Gloria
04.03.  Hamburg, Gruenspan
05.03.  Leipzig, Täubchenthal
06.03.  Heidelberg, Halle02
08.03.  Stuttgart, Im Wizemann
09.03.  Graz, PPC
10.03.  Wien, Ottakringer Brauerei
11.03.  München, Muffathalle
12.03.  Zürich, Stall 6
28.04.  Gera, Clubzentrum COMMA
29.04.  Dortmund, Konzerthaus
30.04.  Frankfurt am Main, Mousonturm

Update: Gerade frisch reingeschneit - der Videoclip zu "It's A Catalogue", Hauptdarsteller hier Piet Fuchs (Stromberg, Wilsberg, Tatort), Schnittstelle Bildundtonfabrik.



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