Bloc Party
„Hymns“
(Infectious Music/PIAS)
Zu einfach möchte man es ihnen auch nicht machen. Bloc Party haben in den letzten Jahren ja kein sehr glückliches Bild in der öffentlichen Wahrnehmung abgegeben – nach den erneuten Soloausflügen von Sänger Kele Okereke musste sich dieser fragen lassen, ob er denn überhaupt noch Frontmann seiner eigenen Band wäre (was nach einigem Hin und Her geklärt werden konnte), es gab noch reichlich Unzufriedenheit, woraufhin wiederum das Personalkarussell kräftig rotierte. Schön war das alles nicht, auch weil nach dem letzten Album „Four“ die Stammkundschaft von der Fahne zu gehen drohte, hatte sich doch die einstige Indierock-Kapelle hörbar vom ausschließlich zickig-zackigen Hochfrequenzsound zu Gunsten tanzbarer Elektronik abgewandt. Alles halb so wild, weil die Substanz bewahrt schien und „Four“ bei aller Unentschiedenheit genügend Interessantes bot. Solches zu finden wird nun auf „Hymns“ leider schon deutlich schwieriger.
Die Masche, mit einer hübschen Idee pro Song auch ein anständiges Album abliefern zu können, ist ja so neu nicht, auch die Strokes haben auf ihrem Debüt „Is This It“ nichts anderes gemacht, als jedem Track ein einziges, prägendes Riff zu verpassen – funktioniert hat es prächtig. Wenn allerdings die Idee nicht trägt oder im schlimmsten Falle gar nicht vorhanden ist, wird es schwer, die Hörer bei Laune zu halten. Man kann nun auf der vorliegenden Platte allzu deutlich hören, wie dünn das Material ist, aus welchem der Großteil der Stücke hier verbastelt wurde. Dem Opener „The Love Within“ helfen noch die synthetischen Beats, die in wippender Regelmäßigkeit abschmieren, bei „Only He Can Heal“ ist es der operettenhaften Chor im Hintergrund, der etwas Spannung bringt, doch damit war’s das auch fast schon. Viel Leerlauf, hier ein paar gekräuselte Gitarren programmiert, dort Okereke’s gewohnt barmender Gesang – mehr kommt oft nicht.
Einzige Ausnahme das tatsächlich feine „Different Drugs“, bei dem sich zeigt, dass Geschwindigkeit nicht alles ist, sondern ein paar klug verbaute, ansprechend düstere Klangflächen ausreichen, um sich im Ohr für längere Zeit festzukrallen. Ein Wort noch zu „Into The Earth“: Eigentlich wäre ein Song, der so locker zu ein paar Jack-Johnson-Akkorden dahingeträllert wird, sein Sonderlob wert, dennoch wirkt er auf einem Tanzalbum wie diesem wie ein Fremdkörper – mutig ist er allemal. Das ändert aber nichts daran, dass „Hymns“ mit viel Wohlwollen gerade mal okay geht. Unter der Maßgabe, dass man von einer so vollmundig angekündigten Platte doch bitteschön begeistert und bestenfalls sogar mitgerissen werden möchte, ist das dann aber doch eine recht schlappe Leistung. Das Cover erweist sich in dieser Hinsicht leider als Sinnbild: Bunte Lichtspiele, die im Ungefähren bleiben und sich allzu schnell verflüchtigen, das hätte man gern anders gehört. http://blocparty.com/
01.03. Hamburg, Markthalle
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