Mittwoch, 9. Dezember 2015

Jennylee: Unverzichtbar

Jennylee
„Right On!“

(Rough Trade)

Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass Jenny Lee Lindberg als einzige der vier Damen der Indierock-Kapelle Warpaint noch nicht mit dem Leadgesang betraut wurde (und das liegt, anders als man vielleicht vermuten möchte, keinesfalls an ihrer Stimme). Es ist wohl eher so, dass der Sound des Quartetts aus L.A. mehr als der manch anderer Band besonders von der Wirkmächtigkeit ihres Bassgitarrenspiels abhängt, hier wird das Gerüst gebaut, die Richtung vorgegeben und der Groove der Stücke geboren, hier entscheidet sich, ob ein Song einfach nur so dahinplätschert oder ob er in Form bleiben und Fahrt aufnehmen kann. Hört man sich unter diesem Aspekt die beiden großartigen Alben von Warpaint an, wird man keinen Track finden, der nicht maßgeblich von der Kunstfertigkeit der Bassistin profitiert. Wenn sie also in ihrer Band aus nachvollziehbaren Gründen zu voller Konzentration angehalten wird – was liegt dann näher, etwaige weitere Begabungen in einem Soloprojekt auszutesten. Wie Jenny Lee Lindberg der Internetplattform DIY kürzlich verriet, beschäftigt sie sich schon seit mehreren Jahren mit eigenen Kompositionen, was sie bislang vor einer Veröffentlichung abhielt war die Angst, ihr Gesang könnte dem eigenen Anspruch und dem der Arrangements nicht genügen. Nun, diese Sorge scheint nach den ersten Durchgängen der Debütplatte unbegründet – Lindberg ist ja nach eigener Aussage eine Freundin des ersten Takes, mag also nicht allzu lang an einmal aufgenommenem Material herumdoktern, diesem bewusst unbehauenen, manchmal fast skizzenhaften Charakter der Stücke kommt ihr dunkles, etwas ruppig-brüchiges Timbre gut zupasse. Dass der Bass, ob nun in der düsteren und wavigen Spielart („Never“, „Offerings“) oder eher funky („Boom Boom“) den Hauptpart übernimmt, ist keine allzugroße Überraschung. Angenehm, dass Lindberg darüberhinaus auch die anderen Instrumente nicht einem Computerprogramm überlässt, sondern analog und durchaus prominent besetzt: So wurde das Schlagzeug größtenteils von Bandkollegin Stella Mozgawa eingespielt, ebenfalls an Bord war mit Dan Elkan der Live-Gitarrist der Broken Bells. Ein interessantes, inspiriertes Album, auf dem sich Zartes (“Long Lonely Winter”) neben Schroffem (“Riot”) findet. Und auch wenn für das kommende Jahr Warpaint Nummer drei angekündigt ist: Diese Platte ist weit mehr als ein Pausenfüller. http://www.jennyleelindberg.com/

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