Planningtorock “W” (DFA)
Fast hätte man darauf wetten mögen, dass Janine Rostron, Videokünstlerin und Multiinstrumentalistin aus dem Norden Englands, mit ihrem gehypten Projekt Planningtorock natürlich nirgendwo anders heimisch werden konnte als in einem verrümpelten Hinterhof der Avantgarde-Metropole Berlin. „Dickes B“ also wieder mal als Mekka der Musikszene – hört bzw. sieht man sich die Arbeiten auf/zu Rostrons neuem Album „W“ an, ist man fast versucht, daran zu glauben.
Der Assoziationen gibt es viele, angefangen beim eigenwilligen Äußeren der Dame selbst in ihrem aktuellen Video „Doorway“: Der spextaugliche Fachbegriff für solche Spielereien nennt sich „Skullmorphing“, die plastisch verformten Gesichtspartien erinnern den Betrachter wahlweise an Camerons „Avatar“-Blaumännchen, stark überzeichnete Darstellungen des griechischen Schönheitsideals oder die teils grotesken Filmgestalten eines Matthew Barney. Musikalisch sucht man die Parallelen nicht zuletzt beim schwedischen Geschwisterpaar Karin Dreijer Anderson und Olof Dreijer, die zusammen mit Rostron schon im letzten Jahr den ehrenwerten, aber fast ungenießbaren Versuch unternahmen, die Darvinsche Evolotionstheorie in eine Art Bio-Oper zu packen. Doch auch wenn die stärkste Verwandschaft zu Andersons Alter Ego Fever Ray zu bestehen scheint, gibt es doch ein paar erwähnenswerte Unterschiede.
Im Gegensatz zur Schwedin setzt Rostron eher auf ein gleichwertiges Wechselspiel aus analogem, eher sinfonischem Instrumentarium, das sich – wenn auch digital eingespeist – hier den Synthieklängen als passende Ergänzung zugesellt. Mehr noch als Anderson nutzt die Wahlberlinerin ihre markante und wandlungsfähige Stimme als zusätzliches Stilmittel – fast jeder Song wird so auch in der Stimmlage variiert. Zuguterletzt entfernt sich Rostron auch deutlich öfter von den homogenen und hypnotisch anschmiegsamen Melodien, anders als Fever Ray scheut sie nicht die Ausflüge in weniger düstere Gefilde: Schon „Manifesto“, der vierte Song, wirkt mit seinen jazzigen Sequenzen etwas heller und beschwingter, der Electroclash von „I Am Your Man“ deutet auf eine Person ohne Geschlechtsspezifik hin und bezeugt, dass Peaches offenkundig zum auserwählten Freundeskreis gehört – „I don’t need a microphone to tell you what I’m realy feeling for you”, wunderbar.
Vieles, was textlich kryptisch und schwer deutbar bleibt wie das herrlich behäbige, fast erhabene „Breaks“ („Don’t be seduced, I tell you now my truth, I’m on fire ... we break too easily“) setzt dennoch die Ausrufezeichen auf „W“ – „Living It Out“ entpuppt sich als lässige Spielart von, ähem ... Italodisko, „Milky Blau“ zupft synthetisch den Marschrhythmus, wohingegen „Jam“ seinem Namen alle Ehre macht, atonal zuweilen, ein munteres Klappern und Jaulen, die Stimme am Ende als bloßer Laut. Mit „Janine“ gibt’s am Ende noch eine eigenwillige Version des Stücks von Arthur Russell, bevor Mdme. Rostron hernach Marc Almond umarmt und sich mit dem wavigen „9“ gekonnt vom Acker macht.
http://planningtorockoffical.tumblr.com/
Fast hätte man darauf wetten mögen, dass Janine Rostron, Videokünstlerin und Multiinstrumentalistin aus dem Norden Englands, mit ihrem gehypten Projekt Planningtorock natürlich nirgendwo anders heimisch werden konnte als in einem verrümpelten Hinterhof der Avantgarde-Metropole Berlin. „Dickes B“ also wieder mal als Mekka der Musikszene – hört bzw. sieht man sich die Arbeiten auf/zu Rostrons neuem Album „W“ an, ist man fast versucht, daran zu glauben.
Der Assoziationen gibt es viele, angefangen beim eigenwilligen Äußeren der Dame selbst in ihrem aktuellen Video „Doorway“: Der spextaugliche Fachbegriff für solche Spielereien nennt sich „Skullmorphing“, die plastisch verformten Gesichtspartien erinnern den Betrachter wahlweise an Camerons „Avatar“-Blaumännchen, stark überzeichnete Darstellungen des griechischen Schönheitsideals oder die teils grotesken Filmgestalten eines Matthew Barney. Musikalisch sucht man die Parallelen nicht zuletzt beim schwedischen Geschwisterpaar Karin Dreijer Anderson und Olof Dreijer, die zusammen mit Rostron schon im letzten Jahr den ehrenwerten, aber fast ungenießbaren Versuch unternahmen, die Darvinsche Evolotionstheorie in eine Art Bio-Oper zu packen. Doch auch wenn die stärkste Verwandschaft zu Andersons Alter Ego Fever Ray zu bestehen scheint, gibt es doch ein paar erwähnenswerte Unterschiede.
Im Gegensatz zur Schwedin setzt Rostron eher auf ein gleichwertiges Wechselspiel aus analogem, eher sinfonischem Instrumentarium, das sich – wenn auch digital eingespeist – hier den Synthieklängen als passende Ergänzung zugesellt. Mehr noch als Anderson nutzt die Wahlberlinerin ihre markante und wandlungsfähige Stimme als zusätzliches Stilmittel – fast jeder Song wird so auch in der Stimmlage variiert. Zuguterletzt entfernt sich Rostron auch deutlich öfter von den homogenen und hypnotisch anschmiegsamen Melodien, anders als Fever Ray scheut sie nicht die Ausflüge in weniger düstere Gefilde: Schon „Manifesto“, der vierte Song, wirkt mit seinen jazzigen Sequenzen etwas heller und beschwingter, der Electroclash von „I Am Your Man“ deutet auf eine Person ohne Geschlechtsspezifik hin und bezeugt, dass Peaches offenkundig zum auserwählten Freundeskreis gehört – „I don’t need a microphone to tell you what I’m realy feeling for you”, wunderbar.
Vieles, was textlich kryptisch und schwer deutbar bleibt wie das herrlich behäbige, fast erhabene „Breaks“ („Don’t be seduced, I tell you now my truth, I’m on fire ... we break too easily“) setzt dennoch die Ausrufezeichen auf „W“ – „Living It Out“ entpuppt sich als lässige Spielart von, ähem ... Italodisko, „Milky Blau“ zupft synthetisch den Marschrhythmus, wohingegen „Jam“ seinem Namen alle Ehre macht, atonal zuweilen, ein munteres Klappern und Jaulen, die Stimme am Ende als bloßer Laut. Mit „Janine“ gibt’s am Ende noch eine eigenwillige Version des Stücks von Arthur Russell, bevor Mdme. Rostron hernach Marc Almond umarmt und sich mit dem wavigen „9“ gekonnt vom Acker macht.
http://planningtorockoffical.tumblr.com/
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