The Antlers “Burst Apart” (Rubyworks)
Das Jahr läuft sich warm. Fettes Grün überall, gut gelaunte, ausgelassene Menschen bevölkern die Straßen und auch das Musikbusiness atmet einmal kräftig durch. Vom asthmatischen Anfall ESC einmal abgesehen, räumen branchentypisch die Großen und die Altbekannten ihre Frischware in die Auslagen, Beastie Boys, Lady Gaga, Foo Fighters, der Dealer jubelt. Einzig das Branchensegment Indierock will sich nicht so recht aufraffen, schaut noch mit verklärtem Blick zum letzten großen Wurf der Kanadier Arcade Fire zurück und fragt sich wehmütig, wer denn um Himmels Willen Ähnliches im Jahre 2011 auch nur annähernd erreichen soll.
Dass sich nun ausgerechnet das feinsinnige Künstlerkollektiv The Antlers anschickt, dem Klagen ein Ende zu setzen, hat schon eine gewisse Ironie, denn um das Thema „Klagen“ haben sich eben jene Mannen um Sänger Peter Silberman mit ihrem letzten Album „Hospice“ mehr als verdient gemacht. Zur Erinnerung: Auf dieser Platte, deren Cover schon auf einfache und eindrückliche Art wegweisend war, verarbeitet die Band die Geschichte der Liebe einer an Knochenkrebs erkrankten Frau zum Erzähler und Textgeber – fast ein cineastisches, überaus ehrenwertes, gleichwohl in der Breite schwer vermittelbares Thema. Dieses Trio, dem Schweres offenbar leichter von der Hand geht, schickt sich nun also mit dem Nachfolger „Burst Apart“ an, eine ganze Zunft zu retten.
Das Cover diesmal weniger plakativ, eher irritierend – auf den ersten Blick nimmt man einen goldenen Fleck war, so als habe jemand einen Farbbeutel an eine schwarze Wand geschmissen. Erst bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieses Bild als sonnendurchfluteter Wald, betrachtet durch ein imaginäres Loch im Gestrüpp. Was so simpel erscheint, dient doch als schönes Sinnbild für die Musik der drei New Yorker. Beschränkt man sich nämlich auf den ersten Eindruck, so nimmt man nur einen Bruchteil vom Gehalt und der Tiefe der Songs, auch auf „Burst Apart“, wahr – mit einem Schritt nach vorn entfaltet sich eine Pracht und Anmut, die so doch noch recht selten zu hören war.
Nahezu bei jedem der zehn Stücke möchte man begeistert rufen: „Diese Stimme! Diese Melodien!“, denn auch wenn die Kompositionen einfach und konventionell gestrickt sein mögen, im Zusammenspiel entfalten Text und Sound eine fast magische Mischung. Zunächst das elegische Eröffnungsstück „I Don’t Want Love“ mit seinem nüchternen Statement (“So if I see you again, desperate and stoned, keep your prison locked up, and I will leave my gun at home. I don’t want love.”), danach das mehr als gegensätzliche und unverschämt entspannte “French Exit”. „Parentheses“ wiederum überzeugt mit feinen Drumsequenzen und natürlich wieder mit Vocals (Diese Stimme!), deren Perfektion sicher manchen von Bonos Albträumen untermalen dürfte.
Mit „No Widows“ wandeln die Antlers auf bekanntem, mehr als melancholischem Terrain, der Song ist von einer bittersüßen Trauer, die fast schon körperlich greifbar ist („No shirts to hang and fold, no kid out in the cold, no widows in the walls, no widows at the phone ... no perfect love above, no punishment below.“) – diese Melodien! Dass dem Album gegen Ende ein Spannungspunkt fehlt, ist vielleicht die einzige, sehr sachte Kritik – nach dem dann tatsächlich vertonten Albtraum „Every Night My Teeth Are Falling Out“ verhallen die restlichen Songs ohne Aufbäumen in zuweilen rein instrumentaler Verträumtheit oder bitterem Monolog („Putting The Dog To Sleep“). Am überzeugenden Gesamteindruck von „Burst Apart“ ändert das allerdings nichts.
http://www.myspace.com/theantlers
Das Jahr läuft sich warm. Fettes Grün überall, gut gelaunte, ausgelassene Menschen bevölkern die Straßen und auch das Musikbusiness atmet einmal kräftig durch. Vom asthmatischen Anfall ESC einmal abgesehen, räumen branchentypisch die Großen und die Altbekannten ihre Frischware in die Auslagen, Beastie Boys, Lady Gaga, Foo Fighters, der Dealer jubelt. Einzig das Branchensegment Indierock will sich nicht so recht aufraffen, schaut noch mit verklärtem Blick zum letzten großen Wurf der Kanadier Arcade Fire zurück und fragt sich wehmütig, wer denn um Himmels Willen Ähnliches im Jahre 2011 auch nur annähernd erreichen soll.
Dass sich nun ausgerechnet das feinsinnige Künstlerkollektiv The Antlers anschickt, dem Klagen ein Ende zu setzen, hat schon eine gewisse Ironie, denn um das Thema „Klagen“ haben sich eben jene Mannen um Sänger Peter Silberman mit ihrem letzten Album „Hospice“ mehr als verdient gemacht. Zur Erinnerung: Auf dieser Platte, deren Cover schon auf einfache und eindrückliche Art wegweisend war, verarbeitet die Band die Geschichte der Liebe einer an Knochenkrebs erkrankten Frau zum Erzähler und Textgeber – fast ein cineastisches, überaus ehrenwertes, gleichwohl in der Breite schwer vermittelbares Thema. Dieses Trio, dem Schweres offenbar leichter von der Hand geht, schickt sich nun also mit dem Nachfolger „Burst Apart“ an, eine ganze Zunft zu retten.
Das Cover diesmal weniger plakativ, eher irritierend – auf den ersten Blick nimmt man einen goldenen Fleck war, so als habe jemand einen Farbbeutel an eine schwarze Wand geschmissen. Erst bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieses Bild als sonnendurchfluteter Wald, betrachtet durch ein imaginäres Loch im Gestrüpp. Was so simpel erscheint, dient doch als schönes Sinnbild für die Musik der drei New Yorker. Beschränkt man sich nämlich auf den ersten Eindruck, so nimmt man nur einen Bruchteil vom Gehalt und der Tiefe der Songs, auch auf „Burst Apart“, wahr – mit einem Schritt nach vorn entfaltet sich eine Pracht und Anmut, die so doch noch recht selten zu hören war.
Nahezu bei jedem der zehn Stücke möchte man begeistert rufen: „Diese Stimme! Diese Melodien!“, denn auch wenn die Kompositionen einfach und konventionell gestrickt sein mögen, im Zusammenspiel entfalten Text und Sound eine fast magische Mischung. Zunächst das elegische Eröffnungsstück „I Don’t Want Love“ mit seinem nüchternen Statement (“So if I see you again, desperate and stoned, keep your prison locked up, and I will leave my gun at home. I don’t want love.”), danach das mehr als gegensätzliche und unverschämt entspannte “French Exit”. „Parentheses“ wiederum überzeugt mit feinen Drumsequenzen und natürlich wieder mit Vocals (Diese Stimme!), deren Perfektion sicher manchen von Bonos Albträumen untermalen dürfte.
Mit „No Widows“ wandeln die Antlers auf bekanntem, mehr als melancholischem Terrain, der Song ist von einer bittersüßen Trauer, die fast schon körperlich greifbar ist („No shirts to hang and fold, no kid out in the cold, no widows in the walls, no widows at the phone ... no perfect love above, no punishment below.“) – diese Melodien! Dass dem Album gegen Ende ein Spannungspunkt fehlt, ist vielleicht die einzige, sehr sachte Kritik – nach dem dann tatsächlich vertonten Albtraum „Every Night My Teeth Are Falling Out“ verhallen die restlichen Songs ohne Aufbäumen in zuweilen rein instrumentaler Verträumtheit oder bitterem Monolog („Putting The Dog To Sleep“). Am überzeugenden Gesamteindruck von „Burst Apart“ ändert das allerdings nichts.
http://www.myspace.com/theantlers
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