EMA „Past Life Martyred Saints“ (Rough Trade)
Künstler, die ihre Namen in komischen Kürzeln verarbeiten, sind auf dieser Website aus naheliegenden Gründen natürlich besonders willkommen, Erika M. Anderson hätte es aber auch unter ihrem Klarnamen mühelos zu einem Ehrenplatz geschafft. Nach diversen mehr oder weniger abseitigen Projekten wie den Gowns oder Amps For Christ schickt sie sich mit ihrem Solodebüt an, ein schaurig-schönes Gegenstück zum sommersonnigen und quietschbunten Formatsound der us-amerikanischen Charts zu setzen, wo einzig Lady Gaga ein halbwegs überraschendes, hier verrucht-luzides Image neben all den Hupfdolen wie Kesha, Rihanna und Kate Perry zu pflegen in der Lage ist.
(Wer im Übrigen ermessen will, zu welchen Verirrungen Befindlichkeitspop auch zu Zeiten von Barack Obama noch fähig ist, muß sich nur die aktuelle 9/11/Single der vermeintlich geschichtsbewußten Afroamerikanerin Beyonce Knowles zu Gemüte führen – was da unter dem Deckmantel der Vaterlandsliebe mit dem patriotischen Vershammer zusammengeschustert wurde, ist wohl nur für hartgesottene Rednecks oder Liebhaber von weißen Zipfelmasken ernsthaft zu ertragen: „And I gladly stand up, next to you and defend her still today, cause there ain’t no doubt I love this land, God bless the USA. And I’m proud to be an American, where at least I know I’m free ...“)
Die Ahnengalerie für EMA ist natürlich trotz des düsteren, sperrigen Sounds recht umfangreich, PJ Harvey und Karen O. sind so sicher mit von der Partie wie ihre Schwester im Geiste Karin Dreijer Andersson (The Knife/Fever Ray), naheliegend auch die Verwandschaften mit dem Electrogothic einer Zola Jesus oder dem torkelnden Knochenblues von Anna Calvi.
Schon der Beginn furios - sieben zähe Minuten lang schiebt sich ein graues Narrenschiff durch die Kulissen, anfangs noch zurückhaltend, zaudernd, später gedrängt und getrieben von tosender See. Tonnenschwere Synthesizergebirge folgen und Anderson fügt ihrer Stimme eine weitere Schattierung, die von Kim Gordon hinzu – „Fuck California, you made me boring, I’ve bled all my blood out …“. Der „Milkman“ knirscht und kreischt zum Gotterbarmen, die Stimme verfremdet, gehechselt als Dreingabe. „Marked“ dann als kleine Horrorshow – grollende Gitarrenläufe, dunkel dräuendes Wummern, eine Stimme wispert aus dem Höllenschlund: „I wish that every time he touched me he left a mark“.
Beschaulicher wird es nicht – auch „Butterfly Knife“ erzählt bildhaft Mörderisches zu hart angeschlagenen Saiten. Den Blues hebt sie sich für den Schluß auf, „Red Star“ kommt mit feinem Feedback, ohnehin nach eigener Aussage ihr liebstes Stilmittel, um die Ecke. Der Song beschließt eine Platte, die sicher an Polly Jean Harveys neuestem Opus gemessen wird, diesem Vergleich aber ohne weiteres standhalten kann – „Let America Shake“.
http://cameouttanowhere.com/
Künstler, die ihre Namen in komischen Kürzeln verarbeiten, sind auf dieser Website aus naheliegenden Gründen natürlich besonders willkommen, Erika M. Anderson hätte es aber auch unter ihrem Klarnamen mühelos zu einem Ehrenplatz geschafft. Nach diversen mehr oder weniger abseitigen Projekten wie den Gowns oder Amps For Christ schickt sie sich mit ihrem Solodebüt an, ein schaurig-schönes Gegenstück zum sommersonnigen und quietschbunten Formatsound der us-amerikanischen Charts zu setzen, wo einzig Lady Gaga ein halbwegs überraschendes, hier verrucht-luzides Image neben all den Hupfdolen wie Kesha, Rihanna und Kate Perry zu pflegen in der Lage ist.
(Wer im Übrigen ermessen will, zu welchen Verirrungen Befindlichkeitspop auch zu Zeiten von Barack Obama noch fähig ist, muß sich nur die aktuelle 9/11/Single der vermeintlich geschichtsbewußten Afroamerikanerin Beyonce Knowles zu Gemüte führen – was da unter dem Deckmantel der Vaterlandsliebe mit dem patriotischen Vershammer zusammengeschustert wurde, ist wohl nur für hartgesottene Rednecks oder Liebhaber von weißen Zipfelmasken ernsthaft zu ertragen: „And I gladly stand up, next to you and defend her still today, cause there ain’t no doubt I love this land, God bless the USA. And I’m proud to be an American, where at least I know I’m free ...“)
Die Ahnengalerie für EMA ist natürlich trotz des düsteren, sperrigen Sounds recht umfangreich, PJ Harvey und Karen O. sind so sicher mit von der Partie wie ihre Schwester im Geiste Karin Dreijer Andersson (The Knife/Fever Ray), naheliegend auch die Verwandschaften mit dem Electrogothic einer Zola Jesus oder dem torkelnden Knochenblues von Anna Calvi.
Schon der Beginn furios - sieben zähe Minuten lang schiebt sich ein graues Narrenschiff durch die Kulissen, anfangs noch zurückhaltend, zaudernd, später gedrängt und getrieben von tosender See. Tonnenschwere Synthesizergebirge folgen und Anderson fügt ihrer Stimme eine weitere Schattierung, die von Kim Gordon hinzu – „Fuck California, you made me boring, I’ve bled all my blood out …“. Der „Milkman“ knirscht und kreischt zum Gotterbarmen, die Stimme verfremdet, gehechselt als Dreingabe. „Marked“ dann als kleine Horrorshow – grollende Gitarrenläufe, dunkel dräuendes Wummern, eine Stimme wispert aus dem Höllenschlund: „I wish that every time he touched me he left a mark“.
Beschaulicher wird es nicht – auch „Butterfly Knife“ erzählt bildhaft Mörderisches zu hart angeschlagenen Saiten. Den Blues hebt sie sich für den Schluß auf, „Red Star“ kommt mit feinem Feedback, ohnehin nach eigener Aussage ihr liebstes Stilmittel, um die Ecke. Der Song beschließt eine Platte, die sicher an Polly Jean Harveys neuestem Opus gemessen wird, diesem Vergleich aber ohne weiteres standhalten kann – „Let America Shake“.
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2 Kommentare:
Beyoncé und Ku-Klux-Klan, ist das ironisch?
Verwirrt, derciri
Zumindest eben das: verwirrend ...
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