Wir sind Helden „Bring mich nach Hause“ (Columbia)
Der Blick ins Netz, welches ja in puncto Summe der möglichen Nebengeräusche den konventionellen Printmedien inzwischen deutlich den Rang abgelaufen hat, zeigt, dass die Helden und im Speziellen deren Frontfrau Judith Holofernes noch immer eine prima Reibungsfläche für Debattierer und Diskutanten abgeben. Ob es um die Namen ihrer Kinder, ihre Meinung zu deren Erziehung oder die Wahl ihres Wohnortes geht, stets kann sie mit reichlich Meinung, mit Häme, Schulterklopfen und Kopfschütteln rechnen. Natürlich trifft sie das nicht unvorbereitet, wer sich wie sie in den Fokus stellt wird wissen, womit er/sie zu rechnen hat. Trotzdem ist es erstaunlich, dass diese Band trotz der offensiven, wohl bewußten Zurückhaltung der restlichen Mitglieder des Ensembles seit Jahren ein gleichbleibendes Grundrauschen umgibt, immer leicht anschwellend im Turnus der Veröffentlichung der jeweiligen Alben. Die Gefahr, dass die Bewertung dieser wiederum bei all dem Tamtam hintenüberfällt, ist da natürlich nicht eben klein.
Neben so wichtigen Dingen wie: Friedrich oder Kevin? Waldorf oder Montessori? Kreuzberg oder Zehlendorf? gilt es also zu klären: Ist die neue Platte auch eine gute Platte? Die Antwort darauf ist ein klares Jain. Man kann nicht einmal sagen, welche Eindrücke, die positiven oder die negativen, eigentlich überwiegen. Im Vergleich zum Debüt ist das neue Album sicher ein schlechteres, den Vorgänger „Soundso“ aber übertrifft es mit Leichtigkeit. Das liegt am erfreulichen Umstand, dass die Helden sich nicht mehr ausschließlich auf die Reimkünste ihrer Sängerin verlassen, sondern wieder angefangen haben, Musik zu machen. Und zwar phasenweise gar keine so schlechte. Schwungvolle Beispiele sind sicher „Was uns beiden gehört“ und „Dramatiker“, ebenso der satte, spielfreudige Blues von „Im Auge des Strums“ und das druckvolle „Kreise“. Der Anfang, also „Alles“, müßte dann als Gegenbeispiel herhalten – für den Beginn einer Platte ohnehin eine schlechte Wahl, nach diesem trägen und zähen Stück braucht man eine Zeit, um mit dem Rest warm zu werden. Auch die „Flucht in Ketten“ ist eher halbgar geraten und kommt nicht recht von der Stelle.
Stark sind die Helden seit jeher bei den gefühligen, nach innen gewandten Stücken, der liedgewordene Beschwerdebrief an die Elterngeneration bei „Die Ballade von Wolfgang und Brigitte“ und das dunkle „Meine Freundin war im Koma ...“ können überzeugen, da macht es auch nichts, dass Holofernes‘ Stimme zuweilen bricht. Das fällt erst wieder bei „23:55“ ins Gewicht, hier stört der dünne Gesang, der zuweilen nur ein Kiecksen ist und wird auch durch flottes Musizieren nicht wettgemacht.
Auch bei den Texten ist man zwiegespalten. Zur Genüge bekannt ist ja der Hang der Band zu Assoziationsketten, Wortspielereien und zum bunten Metaphernfestival, und sehr oft gefällt das noch immer, ist klug und auch mal überraschend. Und trotzdem ertappt man sich bei dem Wunsch, Judith Holofernes hätte ab und an besser ein paar Drehungen weniger gemacht und den einfachen Satz dem verschachtelten vorgezogen.
Unentschieden am Ende, mit leichten Vorteilen für die Heldenmannschaft. Denn immerhin bemühen sie sich Zeit ihres Bestehens um Abwechslung und vertonen nicht seit Jahr und Tag den gleichen feuchten Tagtraum wie Humpes Doppelhaushälfte. Dass sich dabei einiges abnutzt, ist wohl unabdingbar und zu verschmerzen.
http://www.myspace.com/wirsindhelden
Der Blick ins Netz, welches ja in puncto Summe der möglichen Nebengeräusche den konventionellen Printmedien inzwischen deutlich den Rang abgelaufen hat, zeigt, dass die Helden und im Speziellen deren Frontfrau Judith Holofernes noch immer eine prima Reibungsfläche für Debattierer und Diskutanten abgeben. Ob es um die Namen ihrer Kinder, ihre Meinung zu deren Erziehung oder die Wahl ihres Wohnortes geht, stets kann sie mit reichlich Meinung, mit Häme, Schulterklopfen und Kopfschütteln rechnen. Natürlich trifft sie das nicht unvorbereitet, wer sich wie sie in den Fokus stellt wird wissen, womit er/sie zu rechnen hat. Trotzdem ist es erstaunlich, dass diese Band trotz der offensiven, wohl bewußten Zurückhaltung der restlichen Mitglieder des Ensembles seit Jahren ein gleichbleibendes Grundrauschen umgibt, immer leicht anschwellend im Turnus der Veröffentlichung der jeweiligen Alben. Die Gefahr, dass die Bewertung dieser wiederum bei all dem Tamtam hintenüberfällt, ist da natürlich nicht eben klein.
Neben so wichtigen Dingen wie: Friedrich oder Kevin? Waldorf oder Montessori? Kreuzberg oder Zehlendorf? gilt es also zu klären: Ist die neue Platte auch eine gute Platte? Die Antwort darauf ist ein klares Jain. Man kann nicht einmal sagen, welche Eindrücke, die positiven oder die negativen, eigentlich überwiegen. Im Vergleich zum Debüt ist das neue Album sicher ein schlechteres, den Vorgänger „Soundso“ aber übertrifft es mit Leichtigkeit. Das liegt am erfreulichen Umstand, dass die Helden sich nicht mehr ausschließlich auf die Reimkünste ihrer Sängerin verlassen, sondern wieder angefangen haben, Musik zu machen. Und zwar phasenweise gar keine so schlechte. Schwungvolle Beispiele sind sicher „Was uns beiden gehört“ und „Dramatiker“, ebenso der satte, spielfreudige Blues von „Im Auge des Strums“ und das druckvolle „Kreise“. Der Anfang, also „Alles“, müßte dann als Gegenbeispiel herhalten – für den Beginn einer Platte ohnehin eine schlechte Wahl, nach diesem trägen und zähen Stück braucht man eine Zeit, um mit dem Rest warm zu werden. Auch die „Flucht in Ketten“ ist eher halbgar geraten und kommt nicht recht von der Stelle.
Stark sind die Helden seit jeher bei den gefühligen, nach innen gewandten Stücken, der liedgewordene Beschwerdebrief an die Elterngeneration bei „Die Ballade von Wolfgang und Brigitte“ und das dunkle „Meine Freundin war im Koma ...“ können überzeugen, da macht es auch nichts, dass Holofernes‘ Stimme zuweilen bricht. Das fällt erst wieder bei „23:55“ ins Gewicht, hier stört der dünne Gesang, der zuweilen nur ein Kiecksen ist und wird auch durch flottes Musizieren nicht wettgemacht.
Auch bei den Texten ist man zwiegespalten. Zur Genüge bekannt ist ja der Hang der Band zu Assoziationsketten, Wortspielereien und zum bunten Metaphernfestival, und sehr oft gefällt das noch immer, ist klug und auch mal überraschend. Und trotzdem ertappt man sich bei dem Wunsch, Judith Holofernes hätte ab und an besser ein paar Drehungen weniger gemacht und den einfachen Satz dem verschachtelten vorgezogen.
Unentschieden am Ende, mit leichten Vorteilen für die Heldenmannschaft. Denn immerhin bemühen sie sich Zeit ihres Bestehens um Abwechslung und vertonen nicht seit Jahr und Tag den gleichen feuchten Tagtraum wie Humpes Doppelhaushälfte. Dass sich dabei einiges abnutzt, ist wohl unabdingbar und zu verschmerzen.
http://www.myspace.com/wirsindhelden
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