Donnerstag, 19. August 2010

Gehört_172



Matthew Dear „Black City“ (Ghostly International)
Da arbeitet sich einer, so scheint es, von ganz unten an die Oberfläche, kommt aus Grabestiefen nach und nach ans Tageslicht, noch müden Schrittes und mit verhangenem Blick. Matthew Dear gelingt gleich mit dem ersten Titel seines Albums (Honey) eine kleine Irritation, denn dieser Track lässt rein gar nichts von Dears eigentlicher Profession ahnen, Techno-DJ, Remixstar, Produzent, wat willste? Auch Song Nummer zwei „I Can’t Feel“ löst die Spannung noch nicht ganz, obschon mit feinen Loops unterlegt, bleibt er doch seltsam zurückhaltend, ja fast abweisend. Man ertappt sich dabei, wider besseren Wissens zu fragen: „Das ist doch, klar, kenn ich – Frank Tovey, aber ist der nicht schon ...?!“ Doch während wir noch beim seeligen Fad Gadget verharren, gibt Dear auf dem Titeltrack schon den Bowie, und jetzt endlich ist er ganz bei sich. Hier und auf dem Rest der großartigen Platte präsentiert das smarte Multitalent aus Detroit eine Art technoiden, düsteren Bastardbeat, meilenweit entfernt vom puristischen, reinen Dance seines Debüts „Leave Luck To Heaven“, eher die unterkühlte Weiterentwicklung des Nachfolgers „Asa Breed“ aus dem Jahr 2007. Mal sphärisch und verschwommen, mal mit punktgenauen, perkussiven Synthiechords, die zuweilen so wunderbar analog und staubig klingen, dass einem gleich auch noch eine Menge anderer Vorbilder einfallen aus Zeiten, als Elektronik noch Avantgarde war und Spielwiese einiger weniger Verwegener. Sein eintöniger Sprechgesang dient als perfekte Ergänzung, die Songs wälzen sich schwer und behäbig durch die dunkle Kulisse und erreichen selten, wie beim brazzigen „You Put A Spell On Me“ eine höhere Schlagzahl. Am Ende geht’s dann mit „Gem“ wieder zurück in die kühle Gruft – uns lässt er mit der ungeklärten Frage zurück, wie denn diese klaustrophobische Musik zum stylischen Äußeren passen will, wie ein Untoter sieht er nun weiß Gott nicht aus ...
http://www.matthewdear.com/

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