Dienstag, 25. Mai 2010

Gehört_142



Darwin Deez „Darwin Deez“ (Rough Trade)
Ja klar, bin ja selber schuld, dass ich mich so von Äußerlichkeiten leiten lasse und auch dann noch nicht hören wollte, als alles um mich herum schon „Hit!“, „Sensation!“ und „Herzallerliebst!“ geschrien hat. Dabei hätte ich mir von dieser Platte nur den ersten Titel anhören müssen und ich wäre in nullkommanix genauso schnell in den Honigtopf gefallen und nicht mehr herausgekommen. Andereseits: Dieses Cover – nee, bei aller Liebe, das sollte als Entschuldigung durchgehen, warum ich nun also in Sachen Darwin Deez erst mit einiger Verspätung in den vielstimmigen Jubelchor einstimmen kann. Zurück also zum Titel Nummer 1: „Constellations“: Das Ding ist ein so sagenhaft unverschämter Ohrwurm, dass man sich fragt, wo die Band um den ondulierten Titelkopf das wohl hergezaubert haben mag. Lustigerweise fallen einem dazu ganz zwanglos eine Reihe ähnlicher Initialzündungen wie Becks „Looser“, Adam Greens „Jessica Simpson“ oder auch Leslie Feists „Mushaboom“ ein, die ja auch alle irgendwann aus dieser LoFi- aka. AntiFolk-Nische auf die große, glitzernde Popbühne gehüpft sind. Die Texte zu den einzelnen Songs sind standesgemäß verworren, böse, traurig, gewitzt, albern und manchmal auch alles zusammen. Auf den Kinderreim (Constellations) folgt die lebensmüde Klage über das Leben im anonymen Molloch Großstadt (The City), im „Suicide Song“ dann zwangsläufig der freudlose Absprung – später wieder Wolkenwandern (Up In The Clouds) und Tagträumen (Bed Space). Das alles verpackt in zuckersüße, lustig überdrehte Synthetiksounds mit viel Plastikgitarren, Drumpads, blecherne Casiotunes und jede Menge gemeinschaftsstiftende Handclaps. Wenn Deez in „The Bomb Song“ beschwingt über grünen Himmel, braune Wolken, Haarausfall und verseuchtes Wasser palavert, brauchts schon ein Mindestmaß an Humor, um den mitwippenden Beinen nicht den Swing zu verbieten. Bleibt die Hoffnung, dass die Songs nicht wie beim ähnlich quietschfidelen Mika irgendwann von Auto- und Handyspots gleichsam aufgesogen werden und in der bunten Konsumblase verschwinden. Und – ja, dass diese Coverfrisur nicht einen neuen Trend setzt ...
http://www.myspace.com/darwindeez

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