Donnerstag, 20. Mai 2010

Gehört_140



The Black Keys „Brothers“ (Nonesuch)
Gemäß dem Verhaltensmuster eines neunmalklugen Hobbyrezensenten, das SZ-Autor Hilmar Kluthe kürzlich in seinem sehr amüsanten Artikel „Sagen Sie Ihre Meinung zu dem Artikel“ diagnostizierte, liefere ich mit diesen Zeilen ein geradezu exemplarisches Beispiel für eine laienhafte Kurzbesprechung, gern aus „Rezession“, ab. Muß ich mich doch mangels mühsam erworbener, journalistischer Lebenserfahrung und ohne praxisnah erkämpftes Hintegrundwissen schlichtweg auf mein Bauchgefühl und schnöden „zeigefreudigen Subjektivismus“ verlassen – mehr noch, steht mir doch in diesem speziellen Fall nicht einmal der Werksbezug der Band selbst zur Verfügung. Wer das nicht ertragen kann, muß spätestens jetzt die Lektüre beenden – für den unerschrockenen Rest wage ich die Behauptung: Das neue Album der Black Keys ist ein richtig gutes geworden. Wenn ich genau mitgezählt habe, dürfte es das sechste des Duos aus dem amerikanischen Nordosten sein und dass es noch immer so frisch wie ein Debüt klingt, können sich Dan Auerbach und Patrick Carney durchaus als Verdienst anrechnen lassen. Die puristische Ästhetik des Covers und natürlich auch der Titel erinnern irgendwie an die Talking Heads, sonst haben The Black Keys mit ihnen aber kaum etwas gemeinsam – eher gemahnt ihr rauher Bluesrock an die späten Gun Club und auch Auerbachs Stimme läßt einen zuweilen an das kratzige, überdrehte Organ eines Jeffrey Lee Pierce denken. Zweimannbands klingen ja manchmal aufgrund fehlender Manpower etwas limitiert – Johnossi sind so ein Fall und auch die vielgelobten White Stripes kommen ab und an etwas zweidimensional daher, nicht so The Black Keys: Sie fahren die volle Palette an Instrumentierungen auf, pimpen wo nötig noch einmal behutsam elektronisch auf und schaffen so einen erstklassigen Song nach dem anderen: „Howlin‘ For You“ stampft lässig einher, „She’s Long Gone“ gibt den irrlichternden, haltsuchenden, schweren Blues, „Too Afraid To Love You“ könnte mit all seiner Traurigkeit in eine deprimierend halbleere, düstere Barkulisse passen und „Ten Cent Pistol“, „I’m Not The One“ und das barmende „Never Gonna Give You Up“ wiederum sind allerfeinster Soul Marke Bill Withers. Der Sound bleibt durchweg erdig und grobkörnig und ist doch so abwechslungsreich, dass einem ob des Ideenreichtums der beiden regelrecht angst werden kann. Ein großer Wurf also und vielleicht einer der Favoriten für das irgendwann anstehende Jahresendpolling ...
http://www.theblackkeys.com/

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