Montag, 3. Mai 2010

Gehört_135



The Dead Weather „Sea Of Cowards“ (Warner Bros.)
Es ist schon verwunderlich. „Horehound“, das Debüt von The Dead Weather ist noch nicht mal ein Jahr in den Läden und schon steht der Nachfolger im Regal. Nun, da an der gewaltigen Arbeitsfreude eines Jack White niemand mehr den leisesten Zweifel haben kann, muss die Frage vielmehr lauten: Kann mit der kaum zu bändigenden Quantität im Ausstoß auch die Qualität noch Schritt halten? Und – schon wieder verwunderlich – nach den ersten Umdrehungen möchte ich fast behaupten, die Band um Gitarrenquäler White und The-Kills-Chanteuse Alison Mosshart hat einem streitbaren ersten ein besseres zweites Album folgen lassen. Die Frage, wie das gelungen ist, läßt sich nicht ganz so einfach beantworten – manchmal sind es ja nur Nuancen, die einen Eindruck in die eine oder andere Richtung kippen lassen. „Sea Of Cowards“ ist nicht das komplett widerspenstige, sperrige Monster, als welches „Horehound“ noch um die Ecke kam – sicher sind auch hier die überdrehten Blueschords, die kreischenden Riffs in der Überzahl, aber es wird deutlich öfter variiert, Pausen werden vermehrt gesetzt und „Hörbarkeit“ wirkt nicht gleich wie ein Schimpfwort. Die beiden ersten Titel, übergangslos ineinanderlaufend, „Blue Blood Blues“ und „Hustle And Cuss“ könnte man fast schon als „old school“ im white‘schen Sinne bezeichnen, straffer Beat, satter Blues mit einer sehr angenehmen Verwandtschaft zu den göttlichen Mother Toungue. Ein U-Turn dann für „The Difference Between Us“, Mosshart erinnert hier verdächtig an Emily Haines‘ Metric oder auch Garbage mit Shirley Manson – elektronisch verzierter Rock mit Breakbeatzugabe. Für „I’m Mad“ wurde dann wohl jeder Regler und jedes Drehknöpfchen am Pult einmal auf Funktion getestet – Sägen, Jaulen, das ganze Programm und auch nicht anders zu erwarten bei diesem Titel. Nach der eher mittelmäßigen Singleauskopplung „Die By The Drop“ folgt das grandiose „I Can’t Hear You“, auch hier wieder im Sinne der ersten beiden Songs mit differenzierterer, soll heißen abwechslungsreicherer Struktur, Mosshart kreischt sich gefährlich nah an White’s Akkorde heran, so dass man schon Schwierigkeiten bekommt, beide – Mensch und Gitarre – auseinander zu halten. „Gasoline“ und „Looking For The Invisible Man“ sind beides klassische White-Stripes-Stücke, hier bekommt der Chef seine Show und seinen Applaus. Eigenwillig erscheint mir „No Horse“, ich hätte nicht geglaubt, dass in dieser Musik auch der Soul sein Plätzchen findet – tut er aber, wenn auch auf recht brachiale Art und Weise. Zum Ende hin noch mal ein bisschen Dampf auf den Kessel, „Jawbreaker“ glänzt mit stampfendem, gleichwohl variiertem Tempo. Nach 35 Minuten ist der Spuk vorbei, der Abschluß diffus wie schon beim Vorgänger – die Luft ist raus, wer will es ihnen verdenken. Ach übrigens: Was machen eigentlich die Raconteurs, Mr. White?
http://www.thedeadweather.com/

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