Montag, 31. Mai 2010

Gehört_145



Teenage Fanclub „Shadows“ (Pias)
Nachdem die Überraschung sich gelegt hat und somit die Antwort auf die erste Frage „Ach herrje – die gibt’s noch?“ mit einem klaren „Ja.“ beantwortet werden konnte, kommt schon die zweite hinterher: „Waren die eigentlich schon immer so brav?“ Und auch hier ein, wenn auch zögerliches, eingeschränktes, „Eigentlich ja.“ Gut, es hat Zeiten gegeben, da haben selbst die zahmen Glasgower Titel wie „Satan“, „Metal Baby“ oder „Alcoholiday“ gebracht, 1991 war das, „Bandwagonesque“ hieß die Platte dazu, die Zeiten waren härter und die Konkurrenz groß und selbst Nirvana mußten sich damals in der Reihe erst einmal hinten anstellen. Was danach kam, war dann eher Indiepop als –rock, unaufgeregt, fast behutsam und sehr leichtfüßig. Schöne Songs schreiben sie jedenfalls bis heute, auch auf „Shadows“ ist ein Sack voll drauf und spätestens beim zweiten Stück „Baby Lee“ ertappt man sich schon bei Mitsummen, so eingängig sind die Sachen geraten. Krawall, soviel ist sicher, mögen die Jungs nicht mehr so gern, ganz selten wird’s mal, wie bei „Shock And Awe“ und „The Back Of My Mind“ etwas kratziger und auch dann nur mit Anstand und Zimmerlautstärke, so als wollten sie keinen ihrer treuen Hörer über die Maßen verschrecken. Der Rest glänzt golden, fast schon herbstlich. Alles so schön folky hier, man entspannt sich Lied um Lied ein bißchen mehr und wird die Band wegen dieser Platte am Ende nicht weniger mögen als vorher.
http://www.teenagefanclub.com/

Sonntag, 30. Mai 2010

Meine Frau sagt ... [7]



... Lena Müller-Odenthal (oder so) hat den Grand Prix gewonnen - hab' ich nicht gesehen. Sie aber schon und meint, alle wären durchgedreht. Weil's so schön war. Und weil der Rest, von zwei, drei Ausnahmen abgesehen, ziemlicher Müll war. Na, freuen wir uns mal kurz mit, die Platte von der Lena - "My Cassette Player", voraussichtlich die nächsten 100 Jahre auf Platz 1 in den Charts - bleibt "so naja" und man kann ruhig weiter zu Adele oder Kate Nash greifen, das hat die Lena ja offensichtlich auch gemacht. Und beim nächsten Album vielleicht drauf achten, nicht so heillos viele unbeschriftete, unbespielte Tapes auf dem Boden verteilen, könnte ja einer auf die Idee kommen, da mal genauer hinzuschauen ...

Donnerstag, 27. Mai 2010

Gehört_144



Marina & The Diamonds „The Family Jewels“ (Warner)
Das wird den Bloggern und Rezensionsautodidakten ja gern vorgeworfen, dass sie sich allzuschnell auf eine Meinung festlegen und diese dann völlig unreflektiert und ohne Scheu durch die Weltgeschichte posten. Stimmt. Macht aber auch einen Riesenspaß. Auf den Bauch zu hören und draufloszuschreiben, als gäbe es kein morgen. Und so kann es dann passieren, dass man ohne große Fachkenntnis das Debüt von Marina Diamandis alias Marina & The Diamonds „The Family Jewels“ mit einer satten Maximalpunktzahl kürt, einfach weil es von Beginn an bestens gefällt und unterhält und damit nicht aufhört bis der letzte Takt verklungen ist. Erstklassiger Pop, jeder Song, ob langsam oder schnell, ob laut oder (weniger oft) leise, eine runde Sache – die Stimme eine Wucht, irgendwo zwischen Jennifer Rush, Kate Bush, Amanda Palmer und Siouxie Sioux (klar geht das!) und bis zu Halskrause vollgepumpt mit elektrisierender Energie. Neu? Iwo. Mainstream? Klar, volle Kanne. Aber wer an Robbie Williams noch Trostpunkte verteilt, der darf hier nicht kleinlich sein. Höhepunkte? Schwer zu sagen, eigentlich alle 13. Die kleine Spur, den letzten Dreh perfekter vielleicht „I’m Not A Robot“, „Girls“ und „Guilty“. Ob das in einem Jahr noch jemand hört? Keine Ahnung. Das ist Pop, wer will das wissen!? Fenster auf, Scheiben runter, lautmachen!
http://www.marinaandthediamonds.com/

Wenn dit stimmt ...



... dass "dicker Asa, gutes Mann" ans Millerntor wechselt, dann ist die Beflockung Ehrensache und das Trikot schon so gut wie jekooft. Mann, Mann, Mann, da kommt zusammen was zusammengehört. Na, müssen wir mal schön aufpassen. Irre!

Mittwoch, 26. Mai 2010

Gehört_143



Stereo Total „Baby Ouh!“ (Indigo)
Stereo Total entziehen sich schon seit Jahren jeder ersthaften Annäherung und Kritik und daran wird sich auch – welche Überraschung! – mit dem neuen Album nichts ändern. Der Modus Operandi ist unverändert derselbe: lustige Schüttelreime – gerne auch obszön, Kinderlieder, Pubertätslyrik, klassisches Chanson und herkömmlicher Schlager kommen zusammen in einen Topf, werden durch den großen Fleischwolf gedreht, mit möglichst billigem Sound aufgepeppt und wahlweise lasziv, charmant oder agressiv präsentiert, voilá! Diesmal dabei: eine mehr als doppeldeutige Neufassung der Vogelhochzeit, Rita Pavones „Wenn ich ein Junge wär‘“ in einer netten Haudraufversion, die Auflösung der Frage „(Was gibt es in) Divines Handtasche?“ und das schmissige „Hallo Damenklo“ gleich zu Beginn. Die Antwort zur anstehenden Wertedebatte haben die beiden auch parat, „I Wanna Be A Mama“ und „Babyboom ohne mich“ sind nur auf den ersten Blick ein Gegensatzpaar, nach Brezel Görings Geständnis „I will teach him how to live of prostitution, I will teach him how to kill, oh yeah!“ ist man dann doch ganz froh, dass Madame Cactus sich kurz darauf dem Nachwuchsdiktat verweigert. Sehr schön auch das pluckernde „Barbe á Papa“ und Görings „Radio Song“ in alter, liebgewonnener Remmler-Tradition. Spannungspunkte wie erwartet: wenige bis keine, alles trasht altvertraut aus den Boxen und trotz aller Wiederholung hat man sie doch irgendwie immer noch gern. Schwierig wird es dann, wenn das Duo nicht mehr wie gewohnt als Stichwortgeber fungieren, sondern Zitate aufgreifen, die ihre besten Zeiten als schmieriger Treppenwitz schon weit hinter sich haben (Gut zu Vögeln). Da wird das Eis dünne und der Grat recht schmal und in weiter Ferne grüßt schon mal die nächste Ü30-Mottoparty. Aber was soll’s, damit werden sie wohl auch noch fertig werden.
http://www.stereototal.de/news/index.html

Dienstag, 25. Mai 2010

Gehört_142



Darwin Deez „Darwin Deez“ (Rough Trade)
Ja klar, bin ja selber schuld, dass ich mich so von Äußerlichkeiten leiten lasse und auch dann noch nicht hören wollte, als alles um mich herum schon „Hit!“, „Sensation!“ und „Herzallerliebst!“ geschrien hat. Dabei hätte ich mir von dieser Platte nur den ersten Titel anhören müssen und ich wäre in nullkommanix genauso schnell in den Honigtopf gefallen und nicht mehr herausgekommen. Andereseits: Dieses Cover – nee, bei aller Liebe, das sollte als Entschuldigung durchgehen, warum ich nun also in Sachen Darwin Deez erst mit einiger Verspätung in den vielstimmigen Jubelchor einstimmen kann. Zurück also zum Titel Nummer 1: „Constellations“: Das Ding ist ein so sagenhaft unverschämter Ohrwurm, dass man sich fragt, wo die Band um den ondulierten Titelkopf das wohl hergezaubert haben mag. Lustigerweise fallen einem dazu ganz zwanglos eine Reihe ähnlicher Initialzündungen wie Becks „Looser“, Adam Greens „Jessica Simpson“ oder auch Leslie Feists „Mushaboom“ ein, die ja auch alle irgendwann aus dieser LoFi- aka. AntiFolk-Nische auf die große, glitzernde Popbühne gehüpft sind. Die Texte zu den einzelnen Songs sind standesgemäß verworren, böse, traurig, gewitzt, albern und manchmal auch alles zusammen. Auf den Kinderreim (Constellations) folgt die lebensmüde Klage über das Leben im anonymen Molloch Großstadt (The City), im „Suicide Song“ dann zwangsläufig der freudlose Absprung – später wieder Wolkenwandern (Up In The Clouds) und Tagträumen (Bed Space). Das alles verpackt in zuckersüße, lustig überdrehte Synthetiksounds mit viel Plastikgitarren, Drumpads, blecherne Casiotunes und jede Menge gemeinschaftsstiftende Handclaps. Wenn Deez in „The Bomb Song“ beschwingt über grünen Himmel, braune Wolken, Haarausfall und verseuchtes Wasser palavert, brauchts schon ein Mindestmaß an Humor, um den mitwippenden Beinen nicht den Swing zu verbieten. Bleibt die Hoffnung, dass die Songs nicht wie beim ähnlich quietschfidelen Mika irgendwann von Auto- und Handyspots gleichsam aufgesogen werden und in der bunten Konsumblase verschwinden. Und – ja, dass diese Coverfrisur nicht einen neuen Trend setzt ...
http://www.myspace.com/darwindeez

Meine Frau sagt ... [6]



... dass es ihr mit John Irving genauso gehe wie mit mir: Je länger sie ihn kennt, desto besser scheint er zu werden. Das neue Buch "Letzte Nacht in Twisted River" ließe sich ebenso gut an wie die vorangegangenen, und auch wenn ich die Story nur ansatzweise begriffen habe (was für einen Mann am Frühstückstisch zwischen Kinderplappern und Sportteil mehr als respektabel ist) scheint soweit sicher, dass es sich wieder um Ringen, Bären und ein klein wenig Masturbation drehen dürfte. Wer also den Irving mag, der kann getrost zugreifen ...
http://de.wikipedia.org/wiki/John_Irving

Montag, 24. Mai 2010

Gefunden_61



Ein bißchen Spott muß schon sein, nach dieser beispiellosen Saison werden die Bayern das auch gut verschmerzen können - aber wer ist auf die bescheuerte Idee gekommen, den Jungs bei Ankunft aus Madrid ein selten dämliches "Mia San Mia"-Lebkuchenherz um den Hals zu nötigen? Feinheiten: Andreas Görtlitz war klug genug, darauf zu verzichten - Ärger mit dem Management kann der verschmerzen, geht ja eh zu Saisonende. Und Shootingstar Badstuber (Meine Frau: "Wie heißt der? Batstubbe??") scheint spät zu begreifen, dass solche Dinge in Zeiten moderner Medien ab jetzt in seiner Google/Pics-Personalakte abgelegt sind, für immer. Rensing ist das alles so unglaublich wurscht, das auch. Und Ribery hatte vorher schon unterschrieben ...

Freitag, 21. Mai 2010

Schädel dir einen!



Nettes Gimmick von Jung von Matt zum 100jährigen Vereinsjubiläum - kann man ganze Familienalben mit vollpflastern ...
http://www.schaedelgenerator.de/

Gehört_141



Kelis „Fleshtone“ (Interscope)
Wer bisher dachte, Apps wären eine lustige Spielerei, mit denen man eine Menge nichtsnutziger Dinge anstellen kann, der weiß nun, dass man zum Beispiel ein Gadget wie Shazam durchaus auch sinnvoll einsetzen kann. Beim neuen Album von Kelis zum Beispiel ist es geradezu unabdingbar, diesen sog. Musikidentifikationsdienst zu aktivieren, denn Mrs. Rogers aka Kelis hat mit ihrem neuen Album einen so saftigen U-Turn hingelegt, dass der Wiedererkennungseffekt, überspitzt formuliert, nahezu gegen Null geht. Alle, die jetzt verstört „Scha(n)de!“ oder gar „Ketzerei!“ schreien, sollte man allerdings daran erinnern, das Kelis seit ihren frühen Anfangstagen im ausgehenden letzten Jahrtausend nie lupenreinen Rap oder R’n’B gemacht hat, sie war immer schon nah am Tanzboden verortet und obendrein noch jemand, der nur zu gern irritiert und provoziert (siehe Gegensatz von „Caught Out There“ und „Good Stuff“). Den Schritt hin zu klassischem Dancefloor, die Kollaboration mit David Guetta also muß deshalb nicht gleich jeder frenetisch beklatschen, das Ergebnis – losgelöst von geschmacklichen Vorlieben und Aversionen – kann sich aber dennoch hören lassen und zeigt, dass ein solches Mixtape wie „Confessions ...“ von Madonna beileibe kein Einzelfall und ergo auch kein „white thing“ bleiben muß. Sicher, Kelis begibt sich mit der neuen Ausrichtung ein Stück weit hinein in eine unabdingbare Verwechselbarkeit (und der Tanzboden ist nun auch mal ein Haifischbecken) und auch bei dem neuen Album gibt es natürlich Tracks, die einen nicht gerade vom Hocker hauen. Mit dem nach wie vor verführerisch brüchigen und warmen Timbre ihrer Stimme und dem sicheren Gespür für einen zwingenden Beat gelingt ihr aber auch erstklassiges Material – „4th Of July“, „Acapella“ und „Scream“, um nur die Créme zu nennen. Also: Noch eine „Kelis Was Here“ und man hätte sie geprügelt – „Fleshtone“ ist gewagt und entspricht so ganz ihrem titelgewordenen Motto „Emancipate (Yourself)“, was der Hörer, der Fan damit macht oder halt auch nicht, wird sich bald zeigen.
http://www.myspace.com/kelis

Donnerstag, 20. Mai 2010

Gehört_140



The Black Keys „Brothers“ (Nonesuch)
Gemäß dem Verhaltensmuster eines neunmalklugen Hobbyrezensenten, das SZ-Autor Hilmar Kluthe kürzlich in seinem sehr amüsanten Artikel „Sagen Sie Ihre Meinung zu dem Artikel“ diagnostizierte, liefere ich mit diesen Zeilen ein geradezu exemplarisches Beispiel für eine laienhafte Kurzbesprechung, gern aus „Rezession“, ab. Muß ich mich doch mangels mühsam erworbener, journalistischer Lebenserfahrung und ohne praxisnah erkämpftes Hintegrundwissen schlichtweg auf mein Bauchgefühl und schnöden „zeigefreudigen Subjektivismus“ verlassen – mehr noch, steht mir doch in diesem speziellen Fall nicht einmal der Werksbezug der Band selbst zur Verfügung. Wer das nicht ertragen kann, muß spätestens jetzt die Lektüre beenden – für den unerschrockenen Rest wage ich die Behauptung: Das neue Album der Black Keys ist ein richtig gutes geworden. Wenn ich genau mitgezählt habe, dürfte es das sechste des Duos aus dem amerikanischen Nordosten sein und dass es noch immer so frisch wie ein Debüt klingt, können sich Dan Auerbach und Patrick Carney durchaus als Verdienst anrechnen lassen. Die puristische Ästhetik des Covers und natürlich auch der Titel erinnern irgendwie an die Talking Heads, sonst haben The Black Keys mit ihnen aber kaum etwas gemeinsam – eher gemahnt ihr rauher Bluesrock an die späten Gun Club und auch Auerbachs Stimme läßt einen zuweilen an das kratzige, überdrehte Organ eines Jeffrey Lee Pierce denken. Zweimannbands klingen ja manchmal aufgrund fehlender Manpower etwas limitiert – Johnossi sind so ein Fall und auch die vielgelobten White Stripes kommen ab und an etwas zweidimensional daher, nicht so The Black Keys: Sie fahren die volle Palette an Instrumentierungen auf, pimpen wo nötig noch einmal behutsam elektronisch auf und schaffen so einen erstklassigen Song nach dem anderen: „Howlin‘ For You“ stampft lässig einher, „She’s Long Gone“ gibt den irrlichternden, haltsuchenden, schweren Blues, „Too Afraid To Love You“ könnte mit all seiner Traurigkeit in eine deprimierend halbleere, düstere Barkulisse passen und „Ten Cent Pistol“, „I’m Not The One“ und das barmende „Never Gonna Give You Up“ wiederum sind allerfeinster Soul Marke Bill Withers. Der Sound bleibt durchweg erdig und grobkörnig und ist doch so abwechslungsreich, dass einem ob des Ideenreichtums der beiden regelrecht angst werden kann. Ein großer Wurf also und vielleicht einer der Favoriten für das irgendwann anstehende Jahresendpolling ...
http://www.theblackkeys.com/

Mittwoch, 19. Mai 2010

Gefunden_60.1



Erst der Beitrag, dann der überraschende Nachtrag: Heute ist Präsident Corny Littmann überraschend von seinem Amt zurückgetreten - der entsprechende Wortlaut seiner Abschiedsverlautbarung hier.

Gefunden_60



Ein kleiner Beitrag als Ergänzung zur immerwährenden Aufstiegs- aka. Jahr100-Dauerparty, zu sehen in der NDR-Mediathek aus der Reihe "45 Min": Mythos FC St. Pauli

Dienstag, 18. Mai 2010

Gehört_139



Band Of Horses „Infinite Arms“ (Columbia)
Auf der Suche nach Gründen, warum diese Band seit einigen Jahren mit so traumwandlerischer Sicherheit eine derart bezaubernde, anrührende Musik zustande bekommt, gelangt man zwangsläufig über das allgegenwärtige Wikipedia zu den Vorzügen ihrer Heimatstadt Seattle. Nach eingehender Lektüre läßt sich nun klugscheißen, es dürfte wohl zu gleichen Teilen am milden Klima und reichlich vorhandenen Wasser liegen, dass viele Bewohner dieser Stadt so zufrieden und gelassen wirken – angeblich ist Seattle ja auch schon mehrfach zur „most livable city“ dieses an lebenswerten Städten nicht gerade armen Landes gewählt worden. „Infinite Arms“ könnte glatt über die ortsansässige Touristikinfo vertrieben werden, so sehr hat diese Platte „ohrenscheinlich“ Zufriedenheit und entspannte Sanftheit verinnerlicht. Waren die beiden Vorgänger „The Funeral“ und „Cease To Begin“ noch deutlich dunkler gefärbt, ist diese Düsternis auf dem neuen Album gänzlich verschwunden und endgültig einer eher versöhnlichen Melancholie und Verträumtheit gewichen. Heller und fast beschwingt kommen manche Stücke daher, keine Rede mehr von „No One’s Gonna Love You“, kaum noch Spuren solcher fast entrückt klingenden Oden wie „Detlef Schrempf“ oder „Cigarettes, Wedding Bands“. Jetzt heißen die Songs „Older“, „Evening Kitchen“ und „On My Way Back Home“ und klingen auch so. Manchmal gerät das etwas zu gemütlich, wird zu nah am traditionellen Countryfolk musiziert – die Breitwandepen „Factory“ und „Laredo“ werden deshalb nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Anderes wiederum ist dann wieder angenehm flott arrangiert – das großartige „Compliments“ mit jubilierender Gitarre, das luftige „Dilly“ und auch „North-West Appartment“ gegen Ende zeigen, dass Ben Bridwell und Kollegen die Pedals nicht ganz weggepackt haben. Im Grunde ihres Herzens bleiben Band Of Horses aber hoffnungslose Romantiker, die herzzerreißende Liebeslieder in den besternten Abendhimmel singen. In diesen Momenten (Infinite Arms, For Anabelle) sind sie ganz bei sich und man möchte sich dazusetzen und so bald nicht mehr aufstehen.
http://stream.bandofhorses.com/

Montag, 17. Mai 2010

Hören + Sehen



Johnny Logan, Einkaufscenter Elisenpark, Greifswald
10. Mai 2010, 14:32 Uhr
Leider heißt die Rubrik nicht "Weghören+Wegsehen", ging nämlich nicht. Ein Trauerspiel, Baumarkt-Tingeltangel der schlimmsten Sorte und die Frage: Muß man es so weit kommen lassen? In Platt heißt es dazu wohl: Wat mut dat mut. Eben.

Last Auftritt Millerntor 2009/10: 1:2



Wieder da - und ich weiß wieder, warum es gerade dieser Verein so leicht schafft, mein Herz zu erobern (sorry, da muß man auch mal sentimental werden dürfen ...), es wird sich so schnell kein Stadion, keine Mannschaft finden lassen, die so schnell und trotzdem so nachhaltig zu begeistern weiß, deren Fans eine so unvergleichliche Stimmung erzeugen können, auch wenn das Spiel wie hier fast bedeutungslos und noch dazu streckenweise übel anzuschauen war. Wenn ich das alles über die Jahre, die ich nicht am Millerntor war - viele, zu viele warens - vergessen hatte, jetzt war's wieder da. Noch einmal: Forza, St. Pauli! Und ein paar iPhone-Impressionen ...
Draufgehalten: St. Pauli vs. SC Paderborn 07

Freitag, 7. Mai 2010

Übrigens ...


Gefunden_59



Welche der beiden Scheiben soll's denn sein? Abgesehen von der schwierigen Wahl ist die Musik auf beiden die gleiche - und auch gleich gut: schöner instrumentaler Electrokram das, reinhören!
http://www.myspace.com/holyfuck

Donnerstag, 6. Mai 2010

Gehört_138



Nada Surf „If I Had A Hifi“ (Rykodisc)
Kürzlich hatte ich hier die Musik von Nada Surf in anderem Zusammenhang als „intelligent“ bezeichnet, davon will ich auch keinen Deut abweichen, haben sie doch immerhin mit „Let Go“ eine der wunderbarsten Platten des amerikanischen Gitarrenpop gemacht, die in keinem Jahrhundertkanon fehlen darf. Ein wenig sind sie dann aber ins Hintertreffen geraten, die allwissende Musikkritik hatte das Folgealbum „Weight Is A Gift“ noch wohlwollend zur Kenntnis genommen, „Lucky“ spielte dann nicht mehr so die große Rolle. Hauptvorwurf, das war nicht nur zwischen den Zeilen zu lesen: Nada Surf seien über die Jahre zu harmlos, zu spannungsarm geworden und die Zeiten, in denen sie mit ihrer Musik Maßstäbe zu setzen wußten, seinen unwiderbringlich vorbei. Hand auf’s Herz: ganz so sehr daneben lag diese Einschätzung nicht, auch wenn schnell vergessen wird, dass die Jungs auch auf weniger guten Alben immer noch einzigartige Stücke anzubieten hatten (Always Love, See These Bones). Nun also ein Cover-Album und die Frage, ob diese zwölf Songs aus fremder Feder vielleicht wieder versöhnen können. Die Setlist spricht schon mal eine mutige Sprache – Altbewärtes steht hier neben eher Abseitigem, allseits Bekanntes und einiges, was überraschen kann. Natürlich schreit die Wahl von Depeche Mode’s Klassiker „Enjoy The Silence“ ganz laut „Warum? Warum immer die gleichen Songs?“, man hört es und merkt, dass dem Stück doch noch eine feine und neue Seite abgerungen wurde, Respekt. „Love Goes On“ dagegen klingt trotz schöner Bläsersätze mit Grant McLennan noch eine Spur frischer und schlüssiger. Arthur Russells „Janine“ ist im Original schon sehr kurz, Nada Surf haben es trotzdem noch einmal halbieren können, trotzdem schön. Gelungen sind auch Dwight Twilleys „You Were So Warm“ und die spröde Spoon-Single „The Agony Of Laffitte“ – letztere kann dann auch mal mit ein paar rauheren Chords aufwarten, das freut. Mit der Version von Kate Bush’s „Love And Anger“ kann ich so gar nichts anfangen, die geht für mich ziemlich daneben, bei „Question“ von The Moody Blues liegt’s eher am breitbeinigen Bluesrock, der meine Sache nicht ist. Auch „Bright Side“ – eines der Stücke mit aktueller Quelle – klappt nicht so gut, die leicht angepunkte Note von The Soft Pack fehlt und läßt das Stück somit etwas flau erscheinen. Zwei Ausflüge in „fremdsprachige“ Gefilde noch – französisch hatten Nada Surf ja schon früher im Programm, nun also „Bye Bye Beaute“ von Benjamin Biolays Schwester Coralie Clement, einer der besseren Songs. Das etwas düstere „Evolution“ der spanischen Mercromina geht dank der schönen Hooklines als gewagt und gewonnen durch. Unterm Strich bleibt das Album für mich aber dennoch recht durchwachsen, die zwingenden Melodien, die einen früher packen konnten, kommen einfach zu kurz und zu selten. Als Coverband wiederum funktionieren Nada Surf nur bedingt, insofern kann „If I Had A Hifi“ nur ein durchaus interessanter Zwischenstopp bleiben.
http://www.nadasurf.com/

Gehört_137



The Foals „Total Life Forever“ (Warner Bros.)
Wer die Foals im Jahre 2008 mit ihrem damaligen Debüt „Antidotes“ gerade wegen ihres nervösen, fiebrigen Sounds ins Herz geschlossen hatte, der muß nun, nach Erscheinen der neuen Platte , sehr stark sein. Denn diese schweißtreibende Spielart des Indierocks, fast ununterbrochen hyperventilierend am nächsten Herzkasper entlangzubalancieren, dieses Flirrende, Überhitzte (Cassius, Balloons) wurde für den Nachfolger „Total Life Forever“ spürbar entschärft. Trotzdem kein Grund für tränengetränkte Trauerarbeit – die Foals 2010 sind nicht weniger interessant und spannend als zwei Jahre zuvor, sie haben nur einen etwas anderen Dreh dafür gefunden. Schon auf dem Erstling war ja mit „Big Big Love“ eine vergleichsweise breit angelegter, schwelgerischer Song platziert, länger als der Rest – aus heutiger Sicht eine Art Vorgriff auf das aktuelle Album. Dabei muß man keine Angst haben – die Foals sind immer noch sehr funky und tanzbar sowieso, die starken Songs im Mittelteil und gegen Ende sind jetzt aber eben die beruhigten, die verträumten. Abgesehen von einem kleinen Instrumental (Fugue) ist auf „Total Life Forever“ kein Stück unter vier Minuten, Länge ist also Programm und bei den Spannungsbögen, mit welchen die Band die Songs wachsen läßt, auch notwendig. Die ersten drei Stücke würde ich eher als konventionelle Tracks bezeichnen – lustigerweise erinnert „Miami“ ein wenig an die späten Cure, als sie sich für Momente aus der angestammten Düsterecke herauswagten. Mit „Black Gold“ beginnen die wahren Perlen dieser Platte, wie viele folgende Stücke setzt hier zur Hälfte eine Art hypnothisierende Sogwirkung ein, wenn die Refrains nur noch mantraartig wiederholt oder angerissen werden und der Beat nicht mehr zu stoppen scheint. Knappe sieben Minuten, ein kleiner „Chris-Isaak-Moment“ wie auch schon bei The XX, ein wunderbarer Song. Auch „Spanish Sahara“ und „This Orient“ halten Länge und Qualität, mal langsamer, mal beschleunigter. „After Glow“ spielt sich von einer anfangs getragenen in eine atemlose, wuchtig donnernde Stimmung, bevor dann „Alabaster“ mit unerwarteten Drumloops zu gefallen weiß. Zu „Two Trees“ fällt mir dann fast gar nichts mehr ein, da glitzern und funkeln die Gitarrenpickings wunderbar im marineblauen Etwas, im Hintergrund zittert eine Mandoline – ein Genuß. Auch der Schluß mit „What Remains“ gelingt vorzüglich, noch einmal knarzen die Saiten und hämmern die Sticks, dann ist es vorbei und man weiß, wozu eine Funktion wie „All Repeat“ von Nutzen ist. Die Foals haben sich also ein wenig neu erfunden und es scheint prächtig zu funktionieren. Wenn man sich auch zum gewöhnungsbedürftigen, hubbard’schen Titel einige böse Gedanken nicht verkneifen kann, das Cover zumindest meint man besser zu verstehen, wenn das Album ein paar Mal rotiert ist ...
http://www.foals.co.uk

Dienstag, 4. Mai 2010

Gehört_136



The National „High Violet“ (4AD)
Wollte man die Musik von The National mit einem einzigen Wort umschreiben, so fiele mir als erstes „gedämpft“ ein. Alles, was die fünf Amerikaner in letzter Zeit abgeliefert haben, grob gerechnet ab der Veröffentlichung ihres dritten Albums „Alligator“, scheint mit dicken Samtbahnen ausgefüttert zu sein, die jede übertriebene Erschütterung und noch den kleinsten Ausreißer herunterzudimmen vermögen. Wenn sich auf „Sad Songs For Dirty Lovers“ Sänger Matt Berninger noch zu dem einen oder anderen Schrei hinreißen ließ, so scheint ihm danach, spätestens aber mit dem neuen Album jedwede Aufgeregtheit fremd geworden zu sein. Das mag sich jetzt vielleicht negativ anhören, ist aber keineswegs als Böswilligkeit gemeint – man hat sich halt eingerichtet im schummrigen Kosmos der Band und nimmt eine so melancholisch angewärmte Platte wie „High Violet“ trotz oder auch wegen fehlender Innovationen wohlwollend zur Kenntnis. Wie immer bei solch verhaltenen Produktionen sind es die Kleinigkeiten, die das Herz resp. Ohr erfreuen: der düstere Charme des traurigen „Sorrow“, die fast schon aufgeweckte Rhythmik bei „Anyone’s Ghost“, die elektronischen Spielereien zu Beginn von „Little Faith“. Die beiden ersten Leaks vor Erscheinen, „Afraid Of Everyone“ und „Bloodbuzz Ohio“, stehen mit ihren schwelgerischen Melodien stellvertretend für die Grundstimmung, bei ersterem gibt’s noch ein paar knorrige Gitarrenakkorde als Farbtupfer dazu und am Ende ein wenig Geschrammel, wobei man sich angenehm an die späten Platten von Wedding Present erinnert fühlt. Auch bei den folgenden Songs denke ich mir jedes Mal, jetzt müßtest du doch mal genug haben von all dem tiefsinnigen, grüblerischen Gegrummel und – schwupps, kommen „Conversation 16“, „England“ etc. um die Ecke und man lehnt sich wieder wohlig erschaudernd zurück. Es bleibt also dabei, The National machen Platten für Feinschmecker, Berninger gilt mit seinem Timbre immer noch als Märchenonkel Nr. 1 für meine Kinder und wenn die neue Interpol in diesem jahr ein Reinfall werden sollte, dann haben wir mit „High Violet“ trotzdem schon mal ein Schaf im Trockenen. Der eine kleine imaginäre Stern, der am Ende fehlt, sollte mehr Ansporn sein denn Kritik, doch ab und zu mal wieder die Leinen loszumachen ...
http://www.americanmary.com/

Gelesen_6



Berhard Schlink „Das Wochenende“ (Diogenes)
In meiner Vorstellung hätte aus diesem Thema auch ganz schnell ein sentimentales Rührstück werden können – die Revolution frisst ihre Kinder, der Abgesang der 68er, dieser ganze Kram. Möglicherweise ist ja auch genau das rausgekommen und ich hab’s nicht gemerkt – Schlink war für mich immer eher der Vater des Privatdetektivs Selb als der Autor des Vorlesers, als Krimifan nähert man sich solcher Prosa ja gemeinhin mehr als vorsichtig. Bei allen anfänglichen Vorbehalten denke ich aber, dass Schlink mit „Das Wochenende“ ein ziemlich kluges Buch gelungen ist. Die Gesamtanmutung ist ja eher die eines Kammerspiels, eines Theaterstückes ohne Regieanweisungen und Personenregister, hinzu kommt, dass Schlink sich nicht auf die alleinige Wirkung der Hauptperson, des begnadigten Ex-Terroristen fokussiert, sondern gleichsam alle an diesem Plot beteiligten Personen zu gleichen Teilen ins Bild holt. Das kann ab und an zu Verwirrung führen, manchmal geht einem der Überblick über die eine oder andere Geschichte verloren, es sorgt aber auch dafür, dass alle Facetten beleuchtet werden können, die eine (un)mittelbare Verstrickung in die Aktivitäten der RAF zur damaligen Zeit mit sich brachte, die jeden einzelnen in diesem Buch zum Getriebenen, zum Befangenen werden ließ und läßt. Sorgsam formt Schlink die Charaktere, nimmt sich viel Zeit und schreibt dabei mehr als einmal Dinge, die einem in dieser Form auch schon desöfteren durch den Kopf gegangen sind und somit auch anrühren können. Sicher gibt es auch Momente, die fragwürdig erscheinen – wenn zum Beispiel jemand unvermittelt beim Anblick einer bestimmten Situation in Tränen ausbricht, aber selbst das kann mit der sehr persönlichen Sicht der Dinge gewogen werden und vielleicht ist ja gerade diese Szene für andere Leser wiederum eine Art Einstieg in das Buch und seine Geschichte. Kurz – ein lohnendes Stück Literatur und selbst für spannungssüchtige Vielleser eine kurzweilige, willkommene Unterbrechung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Schlink

Montag, 3. Mai 2010

Gehört_135



The Dead Weather „Sea Of Cowards“ (Warner Bros.)
Es ist schon verwunderlich. „Horehound“, das Debüt von The Dead Weather ist noch nicht mal ein Jahr in den Läden und schon steht der Nachfolger im Regal. Nun, da an der gewaltigen Arbeitsfreude eines Jack White niemand mehr den leisesten Zweifel haben kann, muss die Frage vielmehr lauten: Kann mit der kaum zu bändigenden Quantität im Ausstoß auch die Qualität noch Schritt halten? Und – schon wieder verwunderlich – nach den ersten Umdrehungen möchte ich fast behaupten, die Band um Gitarrenquäler White und The-Kills-Chanteuse Alison Mosshart hat einem streitbaren ersten ein besseres zweites Album folgen lassen. Die Frage, wie das gelungen ist, läßt sich nicht ganz so einfach beantworten – manchmal sind es ja nur Nuancen, die einen Eindruck in die eine oder andere Richtung kippen lassen. „Sea Of Cowards“ ist nicht das komplett widerspenstige, sperrige Monster, als welches „Horehound“ noch um die Ecke kam – sicher sind auch hier die überdrehten Blueschords, die kreischenden Riffs in der Überzahl, aber es wird deutlich öfter variiert, Pausen werden vermehrt gesetzt und „Hörbarkeit“ wirkt nicht gleich wie ein Schimpfwort. Die beiden ersten Titel, übergangslos ineinanderlaufend, „Blue Blood Blues“ und „Hustle And Cuss“ könnte man fast schon als „old school“ im white‘schen Sinne bezeichnen, straffer Beat, satter Blues mit einer sehr angenehmen Verwandtschaft zu den göttlichen Mother Toungue. Ein U-Turn dann für „The Difference Between Us“, Mosshart erinnert hier verdächtig an Emily Haines‘ Metric oder auch Garbage mit Shirley Manson – elektronisch verzierter Rock mit Breakbeatzugabe. Für „I’m Mad“ wurde dann wohl jeder Regler und jedes Drehknöpfchen am Pult einmal auf Funktion getestet – Sägen, Jaulen, das ganze Programm und auch nicht anders zu erwarten bei diesem Titel. Nach der eher mittelmäßigen Singleauskopplung „Die By The Drop“ folgt das grandiose „I Can’t Hear You“, auch hier wieder im Sinne der ersten beiden Songs mit differenzierterer, soll heißen abwechslungsreicherer Struktur, Mosshart kreischt sich gefährlich nah an White’s Akkorde heran, so dass man schon Schwierigkeiten bekommt, beide – Mensch und Gitarre – auseinander zu halten. „Gasoline“ und „Looking For The Invisible Man“ sind beides klassische White-Stripes-Stücke, hier bekommt der Chef seine Show und seinen Applaus. Eigenwillig erscheint mir „No Horse“, ich hätte nicht geglaubt, dass in dieser Musik auch der Soul sein Plätzchen findet – tut er aber, wenn auch auf recht brachiale Art und Weise. Zum Ende hin noch mal ein bisschen Dampf auf den Kessel, „Jawbreaker“ glänzt mit stampfendem, gleichwohl variiertem Tempo. Nach 35 Minuten ist der Spuk vorbei, der Abschluß diffus wie schon beim Vorgänger – die Luft ist raus, wer will es ihnen verdenken. Ach übrigens: Was machen eigentlich die Raconteurs, Mr. White?
http://www.thedeadweather.com/

Gehört_134



Crystal Castles „Crystal Castles“ (Universal)
Die Crystal Castles sind so eine Band, bei denen selektives Hören als Grundlage für eine Kaufentscheidung ganz gewaltig in die Hosen gehen kann. Wählt man beim neuen Album zum Beispiel aus lauter Lust und guter Laune die Titel „Celestica“ oder „Suffocation“, könnte man schnell zu dem Trugschluß gelangen, hier würden Michael Cretu mit seinem schauerlichen Ungetüm „Enigma“ oder die ebenso gnadenlosen Deep Forest eine unverhoffte (und nie gewollte) Auferstehung feiern – Großraumdisko rules! Die CD dann zu Hause, mit Knabberkram auf der Couch gemütlich gemacht und das Eröffnungsstück „Fainting Spells“ auf Anschlag, wird’s einem dann aber ganz schnell die Löffel vom Stamm hauen, denn da hat jemand so gar keine Lust auf den vielleicht vermuteten Kuscheltrance. Die Crystal Castles lieben offensichtlich die Irritation, denn auch auf dem Debüt von 2008 wurde mit dem bezeichnenden Stück „Untrust Us“ eine sehr verwirrende, eher umschmeichelnde Eröffnung gewählt. Die Bandbreite ist also groß angelegt, von eher ruhigen Tracks (Violent Dreams) über die verschrobene, pluckernde Variante inklusive Gitarrenanriß und betonter Dissonanz (Birds) bis hin zum selbstzerstörerischen „I’m Made Of Chalk“ am Schluß, wo gleichsam der komplette Song durch den Hechsler geschickt wird, ist alles dabei. Wenn man jetzt wie ich kein so unbedingter Fan von diesem – naja, Noise-Electro ist, wird’s gegen Ende vielleicht etwas viel, aber grundsätzlich gefällt der Ansatz des Projektes ganz gut, derart konsequent gegen die Erwartungen zu arbeiten. Wer sie lieb haben will, muß sie auch böse nehmen – das eine ohne das andere wird bei dieser Band nicht funktionieren.
http://crystalcastles.com/

1:4 - Geschafft!



Die Party kann beginnen, der Aufstieg ist geschafft! Hätte ja nicht gedacht, dass St. Pauli mal eine Gemeinsamkeit mit dem FC Bayern pflegt, aber nachdem dieser unter der Überschrift "Meister, sozusagen" die Woche beginnt, macht St. Pauli am Sonntag den Sack zu mit der clubeigenen Variante "Aufstieg, sozusagen". Ein grandioses, weil spannendes und am Ende furioses Spiel - Naki, Ebbers, Takyi, Hennings - und natürlich ein Grund, in der Arbeit im vollen Ornat zu erscheinen. Und: In einer Woche bin ich dabei! Forza St. Pauli!