Kate Nash „My Best Friend Is You“ (Polydor)
Darf man dem deutschen Rolling Stone Glauben schenken, so herrscht gerade auf dem Sektor der weiblichen Solosangeszunft eine geradezu unmenschliche Leistungsdichte. Im Big Business tummeln sich hier mit Katie Melua, Norah Jones, Lily Allen, Adele und Amy Macdonald mit zwar recht unterschiedlichen musikalischen Stilen, jedoch hoch ambitioniert die sattsam bekannten Stars, wobei der Altersdurchschnitt selbst dieser vermeintlich arrivierten Solistinnen nur knapp über der amtlichen Volljährigkeit liegen dürfte. Der Nachwuchs drängt mit La Roux, Ellie Goulding oder der Harfenzupferin Joana Newsom unerbittlich von hinten nach, da ist es schwer, die Übersicht zu behalten und ebenso schwer, die hart erkämpfte Popularität zu behaupten. Auch Kate Nash hat vor drei Jahren mit ihrem Debüt „Made Of Bricks“ in und außerhalb ihrer britischen Heimat für einiges Aufsehen gesorgt und auch sie muß – was ist eigentlich die weibliche Entsprechnung von Platzhirsch? – um ihren Stammplatz in der Hörergunst bangen und kämpfen. Dem neuen Album ist dieser Kampfeswille deutlich anzumerken, „My Best Friend Is You“ möchte deutlich reifer, härter und unangepaßter klingen als der Vorgänger. Die Losung lautet: Heraus aus der Nettigkeitsfalle (in welche Kollegin Macdonald gerade erst ungebremst gerauscht ist) und zuweilen gelingt ihr das auch ganz anständig: Das mantraartige, zickige „I Just Love You More“ läßt kurz an Karen O. oder auch Übermutter Kim Gordon denken, mit dem wütenden Sprechgesang im „Mansion Song“ verdient sie sich offenkundig ihren „Parental Advisory …“-Sticker. Die Texte einmal mehr übervoll von Reflektionen über unerfüllte Erwartungen und falsches Anspruchsdenken (Doo-Wah-Doo), Generationskonflikte, kleine Fluchten (Take Me To A Higher Plane) und die ganz persönlichen Verluste, Niederlagen und geheimnisvollen Momente (I’ve Got A Secret, I Hate Seagulls), kaum ein Song bleibt ungebrochen und ohne bewußt gesetzte Kontrapunkte. Weniges klingt so gefällig wie „Kissed That Grrrl“ oder das verspielte „Early Christmas Present“, der Widerspruch wird zum selbstbefohlenen Programm. Es ist abzusehen, dass ihr diese betonte Unentschiedenheit, dieser Verzicht auf den schnellen Erfolg einiges an Akzeptanz beim formatverwöhnten Chartpublikum kosten wird und man kann nur hoffen, dass sie etwas mehr Ausdauer besitzt als ihre Schwester im Geiste Lily Allen. Als Statement im Sinne von „Gekommen um zu bleiben“ war diese Platte trotz aller Ecken aber womöglich genau der richtige Schritt.
http://www.katenash.co.uk/
Darf man dem deutschen Rolling Stone Glauben schenken, so herrscht gerade auf dem Sektor der weiblichen Solosangeszunft eine geradezu unmenschliche Leistungsdichte. Im Big Business tummeln sich hier mit Katie Melua, Norah Jones, Lily Allen, Adele und Amy Macdonald mit zwar recht unterschiedlichen musikalischen Stilen, jedoch hoch ambitioniert die sattsam bekannten Stars, wobei der Altersdurchschnitt selbst dieser vermeintlich arrivierten Solistinnen nur knapp über der amtlichen Volljährigkeit liegen dürfte. Der Nachwuchs drängt mit La Roux, Ellie Goulding oder der Harfenzupferin Joana Newsom unerbittlich von hinten nach, da ist es schwer, die Übersicht zu behalten und ebenso schwer, die hart erkämpfte Popularität zu behaupten. Auch Kate Nash hat vor drei Jahren mit ihrem Debüt „Made Of Bricks“ in und außerhalb ihrer britischen Heimat für einiges Aufsehen gesorgt und auch sie muß – was ist eigentlich die weibliche Entsprechnung von Platzhirsch? – um ihren Stammplatz in der Hörergunst bangen und kämpfen. Dem neuen Album ist dieser Kampfeswille deutlich anzumerken, „My Best Friend Is You“ möchte deutlich reifer, härter und unangepaßter klingen als der Vorgänger. Die Losung lautet: Heraus aus der Nettigkeitsfalle (in welche Kollegin Macdonald gerade erst ungebremst gerauscht ist) und zuweilen gelingt ihr das auch ganz anständig: Das mantraartige, zickige „I Just Love You More“ läßt kurz an Karen O. oder auch Übermutter Kim Gordon denken, mit dem wütenden Sprechgesang im „Mansion Song“ verdient sie sich offenkundig ihren „Parental Advisory …“-Sticker. Die Texte einmal mehr übervoll von Reflektionen über unerfüllte Erwartungen und falsches Anspruchsdenken (Doo-Wah-Doo), Generationskonflikte, kleine Fluchten (Take Me To A Higher Plane) und die ganz persönlichen Verluste, Niederlagen und geheimnisvollen Momente (I’ve Got A Secret, I Hate Seagulls), kaum ein Song bleibt ungebrochen und ohne bewußt gesetzte Kontrapunkte. Weniges klingt so gefällig wie „Kissed That Grrrl“ oder das verspielte „Early Christmas Present“, der Widerspruch wird zum selbstbefohlenen Programm. Es ist abzusehen, dass ihr diese betonte Unentschiedenheit, dieser Verzicht auf den schnellen Erfolg einiges an Akzeptanz beim formatverwöhnten Chartpublikum kosten wird und man kann nur hoffen, dass sie etwas mehr Ausdauer besitzt als ihre Schwester im Geiste Lily Allen. Als Statement im Sinne von „Gekommen um zu bleiben“ war diese Platte trotz aller Ecken aber womöglich genau der richtige Schritt.
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