Nun kann man die Wartezeit ja verschiedentlich nutzen – wer die entsprechende Nervenstärke besitzt, der geht einfach am Tag der Veröffentlichung in den Laden und kauft sich das Album. So einfach, so unmöglich. Dafür halten die vermeintlichen und die wirklichen Superstars von heute im Netz einfach zu viele Dinge für den ausgehungerten Fan bereit, die zu ignorieren schwer gelingen kann. Depeche Mode zum Beispiel posten schon seit Wochen kurze Studioclips auf den einschlägigen Seiten, in denen sie mal mehr mal weniger ernsthaft vor sich hinträllern, sie geben Interviews voller Andeutungen und Verweise, diesmal haben sie sich zudem noch einen personalisierten iTunes-Season-Pass einfallen lassen, um auch das letzte noch so kleine Aufmerksamkeitsdefizit zu killen. In fein dosierten, fast schon homöopathischen Mengen werden nach und nach Details der Produktion von der Plattenfirma gestreut, also Cover, Tracklisting, Formate, Singleauskopplungen, Tourdaten etc. Hinzu kommt natürlich noch allerhand halblegales Songmaterial, leakware also in meist dürftiger Qualität, die auf Filesharing-Seiten und in Fanblogs herumschwirrt – selbstgebastelte Tracks zuweilen, in rührender Heimarbeit zusammengeklebt, wohl meilenweit vom Original entfernt und doch mangels Alternativen gierig verschlungen. Und trotzdem noch so lang hin ...
3 Kommentare:
Es drängt mich zur Tastatur. Kennst Du das Gefühl, daß sich etwas Unbenamstes in Dir aufstaut und du mußt es loswerden. Sofort! In so einem Zustand befinde ich mich an diesem harmlosen Freitagabend. Warum? Elbow wimmert aus den Boxen, Altmännergemurmel, fade untermalt von elektronischem Geplixel, hin und wieder eine ekstatische Frauenstimme. Bläsersätze am Anfang, sinn- und gundlos eingestreut. Und was erzählt mir mein Lieblingskollege, den ich mit Deiner Seite angefixt habe und der mittlerweile jeden Deiner Blogergüsse gierig in sich aufsaugt? "Mensch, der Mann hat die gleichen musikalischen Vorlieben wie ich." Ja,ja musikalisch sozialisiert von Depeche Mode, einen Becher Starbuckskaffee in der Hand, Stöpsel in den Ohren und milde mitwippend. Langweile legt sich wie Mehltau übers Land. Und was machen unsere Hoffnungsträger? Sie wippen milde mit und flippen aus, wenn Elbow in den höchsten Tönen greint. Ich habe mich bei Wikipedia erkundigt: Die Jungs langweilen ja schon seit 1990. Immerhin haben sie ihre Umwelt sieben Jahre in Ruhe gelassen. Nichts für ungut. Ich lege jetzt Dave Edmonds auf oder eine meiner Vinyls: Mountain! Misissipi Queen. Musik, die mir liegt. Der Bassist schreit wie am Spieß und der Trommler schlägt mit blanken Händen auf sein Gerät. Jetzt wird der Freitagabend doch noch was.
Depeche mode! Ist mir aus der Erinnerung entschwunden. Plötzlich Aufregung! Die kommen nach München. Ins Olympiastadion. Ich lache mich tot. 80.000 Ewiggestrige lauschen für 80 Euro ergriffen den Musikfetzen, die es bis unter das Stadiondach schaffen. Wellcome in den 80ern. Leute, die Zeit hat sich geändert, ihr seid doch nicht besser als die Night of the Proms Enthusiastiker. Zugegeben, das klingt jetzt böse. Ist aber auch so gemeint. Schon auf dem Tina Turner Konzert gewesen? Und AC/DC touren ja derzeit auch. Anonymus wünscht viele livehaftige Hörgenüsse.
Au Backe, da ist aber jemand ganz schön böse und hat keinen Punching Ball zur Hand. Mensch Franz, mach langsam, sonst muß ich mir noch Sorgen machen! Und bei Gelegenheit erzählste mir mal wie das klingt, wenn der Schlagzeuger "mit blanken Händen auf sein Gerät haut" - denn dann müßte doch d e r schreien wie am Spieß, oder?
Kommentar veröffentlichen