Montag, 30. März 2009

Hören+Sehen



WIRE, Feierwerk Hansastraße, 29.03.2009
Der letzte Song aus der Konserve vor Konzertbeginn: "Run Run Run" von Velvet Underground, mehr Knistern als Klang - man darf es ruhig als Statement nehmen, will sagen: Wir sind einen weiten Weg gegangen, von 1977 bis 2009 und nenn' es, wie du willst - Punk, Post-Punk, Electro, Pop, NewWave, NoWave - wir waren überall dabei, nicht ständig present, aber auch nie wirklich weg. Keine Band also, die um Authentizität betteln, auch keine, die ihre stilbildenden Einflüsse ständig vor sich her schreien muß. Wire ist schon mit ihrem Erstling "Pink Flag" einen dermaßen großen Wurf gelungen, auf dem sie sich bestens hätten ausruhen können. Und doch haben sie sich über die Jahre stets an neuem versucht, die Folgealben "Chairs Missing", "154" oder "The Ideal Copy" könnten unterschiedlicher nicht sein und haben doch jedes für sich zahlreiche Bewunderer und Nachahmer gefunden. Selbst das neue Werk "Object 47" muß sich, obschon deutlich ruhiger, hinter den alten Sachen kaum verstecken. Und nun stehen die drei da oben auf der Bühne - Legenden allesamt - Colin Newman, Bruce Gilbert und Robert Grey. Und statt des erwarteten Synthesizers gibts noch eine (sehr zurückhaltende) Frau am Bass obendrauf und damit ist auch klar, wo an diesem Abend die Reise durch die Werkschau hingeht: Es regiert das Brett. Gut, der Mittelteil wird dann schon etwas melodischer, zurückgenommener, Stücke wie "One Of Us" vom neuen Album oder auch das charmante "Silk Skin Paws" aus den 80er Mute-Jahren sind aber eher die Ausnahme. Die Regel: Gut abgehangener Punkrock, kurz, schnell, präzise - herrliche Zweiminüter aus den frühen Jahren, "12XU" natürlich, "106 Beats That", "Lowdown". Gut, sehr gut anzuhören und beruhigend zu wissen, dass es auch heute noch abseits aller Peinlichkeit und Zeitgeistanbiederei für eine Band mit dieser Vita ein dankbares, wenn auch überschaubares Publikum gibt.
Wire "Heartbeat" 1979 Rockpalast

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