Dienstag, 23. Juni 2020

TRIXSI: Zwischen Spaßpunk und Randalerock

TRIXSI
„Frau Gott“
(Glitterhouse Records)

Wie sagt man’s wohl am besten, ohne gleich den Spielverderber zu geben? Nun, die Freude war durchaus groß, als es hieß, da hätte sich eine bunte Truppe an Musikern verschiedener Bands zusammengetan, um ihrer Spielfreude die lange Leine und dem klischeebehafteten Genre des Deutschrock einen neuen Anstrich zu geben. Paul Konopacka, Torben Leske, Kristian Kühl und Klaus Hoffmann (ergo Jupiter Jones, Findus, Herrenmagazin) warfen ihren Hut in den Ring und – die wohl wichtigste Personalie – Jörkk Mechenbier von der Trierer Punk-Kapelle Love A das Mikrophon hinterher, es war ein großes Versprechen. „Bisschen Keller, bisschen dreckig, bisschen Rock, ganz viel Hamburg“ sollte es werden und als die erste Single „Wannabe“ hereinplatzte, schien die Sache aufgegangen zu sein. Ordentlich knackige Riffs, gutes Tempo und ein paar zornige Verse an eine Gesellschaft aus Fingerzeigern, Meinungsfaulen und Mitläufern („Ein jeder läßt sich vor den Karren spannen, doch der Karren steckt weiter im Dreck, so kann man nicht mal gegen Wände fahrn, so kann man nie mehr hier weg“, und weiter: „Frag nicht, was sie verkaufen, frag dich lieber: Was kaufst du?“



Dass der gute Eindruck nicht über die ganze Spiellänge vorhält, liegt verzwickterweise auch an Mechenbier selbst. Denn wer seine zerknirschte, fiebrige Performance bei Love A im Laufe der Jahre schätzengelernt hat, die/der wird sich mit dem Großteil der Songs auf diesem Album, die weniger auf Nachdenklichkeit und mehr auf Krawall gebürstet sind, vielleicht etwas schwertun. Zu beiläufig und uninspiriert oftmals die Texte, an anderer Stelle dann wieder zu plakativ – der Titelsong „Frau Gott“ will wohl provozieren, wirkt aber leider recht bemüht („Ich hab von Gott geträumt, sie war schwarz, sie war lesbisch, sie war ziemlich müde…“), der Report vom Raser als versklavtem „Wichser auf der Autobahn“ läßt auch nicht eben viele Zwischentöne übrig, „Menschen“ nervt derweil mit seiner übertriebenen Geschwätzigkeit. Und beim einzig wirklichen Hamburg-Bezug, den sie ja eingangs versprochen hatten, landen wir schlußendlich im „IroCityExpress“ mit Funpunk Marke Brieftauben, der irgendwie nicht mehr ganz zu den mittelalten Herren passen möchte. Möglich, dass diese Einschätzung furchtbar ungerecht ist und die neue Attitüde probehalber nicht nur den Musikern selbst gefällt (sonst hätten sie es ja wohl nicht versucht), sondern auch genügend Zuspruch findet. Zu festgefügte resp. Große Erwartungen sind jedenfalls in diesem Fall mal der schlechteste Ratgeber.

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