The Wedding Present
„Going, Going …“
(Scopitones)
Es fällt nicht schwer, in David Gedge einen unbeirrbaren Geist zu erkennen, einen, der sich nicht von Weg und Ziel abbringen läßt. Im vergangenen Jahr, lange nach der letzten, mäßig erfolgreichen Veröffentlichung "Valentina" sagte er einem Netzportal: „I’ve never wanted to be just an album/tour/another album/another tour type of artist and so I’m always trying to think up new challenges.” Was ungefähr soviel bedeutet wie: ‘Wie sich ein Album verkauft und was meine Zuhörer von mir erwarten, ist mir eigentlich ziemlich schnuppe, solange ich selbst zufrieden bin.’ Die aktuelle Challenge jedenfalls dauert ganze 78 Minuten und bevor Gedge sich doch an Altbekanntes wagt – also den aufgekratzten Schrammelrock der frühen Jahre – wird der/die Käufer/in zunächst auf eine einigermaßen harte Probe gestellt. Die vier Eingangsstücke nämlich kommen allesamt als instrumentale, teils experimentelle Soundskizzen daher, wie der Rest der Platte auf Kurzfilme verlinkt, die Gedge während seiner Reisen mit der Fotografin Jessica McMillan quer durch die USA machte. Mit “Two Bridges” startet dann der erwartete Teil des Unterhaltungsprogramms, wird munter drauflos geschreddert, mal kurz und schnell wie zu Gründungszeiten (“Secretary”, “Kill Devil Hills”), an anderer Stelle mit feedbacksatter Wall Of Sound.
Desöfteren kombiniert Gedge Gitarrenlärm mit Streicher- oder Pianoakkorden, lädt zum verträumten Schwelgen ein (“Bells”, “Lead”), unterstützt durch die zarte Stimme von Bassistin Katharine Wallinger. Nicht jeder Song wirkt dabei rund und schlüssig, nicht selten zerfasern die Stücke, so als wüssten sie nicht so genau, in welche Richtung sie nun sollten. Die ganz großen Ausbrüche sind auch hier nicht zu hören, Stücke wie die längeren “Fifty Six” oder “Santa Monica” reichen leider nicht an das Potential früherer Glanztaten wie “Brassneck” oder gar “Take Me!” heran. Geschenkt – auch wenn sich die Platte in ihrer Opulenz wie eine abschließende Dokumentation des Gesamtschaffens ausnimmt, wird Gedge nicht die Jukebox einschalten, dann mal lieber gegen den Strich und schnell ein paar walisische Verse eingestreut. Ganz schön störrisch, der Mann, aber eben auch sympathisch. Kann demnach gut sein, dass er sich extra für dieses neunte Album der Karriere von Wedding Prensent den Satz ihres größten Verehrers John Peel zu eigen machen wird, der zu Lebzeiten belehrte: “The boy Gedge has written some of the best love songs of the 'Rock ‘n’ Roll' era. You may dispute this, but I’m right and you’re wrong!” https://www.scopitones.co.uk/
15.10. Bremen, Lagerhaus
16.10. Hamburg, Hafenklang
17.10. Berlin, Privatklub
18.10. Leipzig, Werk 2
21.10. Wien, Chelsea
22.10. Lugau, Landei
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