Mittwoch, 21. September 2016

Still Corners: Am besten im Halbschatten

Still Corners
„Dead Blue“

(Wrecking Light Records)

Nur nichts durcheinanderbringen: Hier geht es bitteschön um Synthpop für Fortgeschrittene, nicht nur um ein paar hübsch verdrahtete Melodien, die sich auch zu später Stunde auf der Tanzfläche ganz gut machen. Tessa Murray und Greg Hughes haben mit „Creatures Of An Hour“ und „Strange Pleasures“ schon zwei ähnlich hochklassige Alben abgeliefert, die mit dem gebrauchsfertigem Allerweltssound englischer oder skandinavischer Chartware ungefähr ähnlich viele Gemeinsamkeiten aufweisen wie Boris Johnson und Europa. Das Londoner Duo richtet noch immer ein großes Augenmerk auf unverwechselbare Hooklines und wenn diese dann noch so schön schummrig daherkommen wie im dunkel pumpenden Eingangstrack „Lost Boys“, ist die halbe Miete schon drinnen. Murray gibt mit zarter Stimme ihrer bzw. der Protagonistin Sehnsucht nach etwas Verruchtheit starke Worte: „There are boys, like fading coals, lost souls, switch blades in tribal ways, there's good and evil in their eyes. There are boys in the twilight zone, alone saints with sins and heroines, there's good and evil in their eyes … I love those boys“ – auch wenn es danach zwischenzeitlich etwas heller und entspannter wird, ihre besten Momente haben Still Corners nach wie vor im Halbschatten. Dort erinnern sie noch immer an die sagenhaften Cocteau Twins oder die wunderbar entrückte Frühphase einer Alison Goldfrapp, dankenswerterweise entscheiden sich die beiden gegen Ende der Platte, im Dienste ihres dramaturgischen Konzepts eben jenen düsteren Pfad einzuschlagen und können so mit „Dreamhorse“, „NightWalk“ und „River’s Edge“ endgültig überzeugen. Irrlichternde Loops, wabernde, dröhnende Soundgebilde – auch wenn die erzählte Geschichte eine traurige sein mag, die Zuhörer dürfen sich dennoch über ein überhaus gelungenes Album freuen. http://www.stillcorners.com/



Keine Kommentare: