The Maccabees
„Marks To Prove It“
(Caroline/Universal)
Früher war das irgendwie alles viel übersichtlicher eingeteilt: Der politisch und gesellschaftlich korrekte, halbwegs alternative Konsensrock großen Stils (puh!) war im Grunde auf zwei Paar Schultern verteilt – für’s leidenschaftliche Breitwandformat zeichneten U2, für die zarteren Zwischentöne R.E.M. verantwortlich und alles war gut so. Aber nicht lange, denn der sympathischere Michael Stipe hatte irgendwann keine Lust mehr auf die Schulterklopferei und olle Bono, der bereitwillig auch Stipe‘s Part übernommen hätte, wollte am Ende doch lieber Jesus, aber mindestens Nobelpreisträger oder wenigstens Apple-Chef werden und macht(e) sich somit komplett unmöglich. Und als dann auch noch Chris Martin und in seinem Gefolge haufenweise Coldplay-Clones auf der Bildfläche auftauchten, war aber gleich mal alles im Eimer. Und heute? Gibt es das Gute und Böse so nicht mehr, sind die Großen nicht per se zu verteufeln, kommen sie doch alle (wie Coldplay im Übrigen auch) aus eher kleinen Verhältnissen – Arcade Fire, Modest Mouse, Death Cab For Cutie, Interpol, die Foals, alles Superacts für die Super-Arenen dieser Welt, die sich nach und nach sehr breit gemacht haben.
Und das meint auch die Musik, den Sound und das meint ebenso: The Maccabees. Auch diese haben vor Jahren ganz winzig, ja schrullig angefangen (wer sich mal das Debüt “You Make Noise, I Make Sandwiches” anhört, weiß wie lang der Weg war) – mit Album Nummer vier ist das Quintett aus London nun aber endgültig in die Premierleague aufgestiegen. Schon der Vorgänger “Given To The Wild” vor zwei Jahren war ein deutlicher Hinweis, wohin die Reise gehen sollte, aus jetziger Sicht ein fast logischer Zwischenschritt. Wem das jetzt nach Meckerei klingt, der missversteht hier was, denn: “Marks To Prove It” ist ohne Abstriche ein ganz und gar wunderbares Album geworden, eine, die – um das Klischee mal zu befeuern – der Glanztat “Reflektor” am allernächsten kommt. Elf Stücke, ach was, Hymnen finden sich auf der Platte, wobei man sich von der kracherten Kurzatmigkeit des Titelstücks nicht täuschen lassen sollte – es geht hier schon eher um stimmungsvolle, großvolumige, komplexe Arrangements, es muss schon was hermachen.
Tut es auch – “Kamakura” protzt mit dunklen und geheimnisvollen Melodien, “Ribbon Road” setzt den Beat zu schneidigen Westerngitarren und die Single “Spit It Out” schmeisst sich einem im schmachtenden Stil der Smiths an den Hals. Und das wird nicht weniger, nicht bescheidener, “River Song”, “Slow Sun” – herrlich, mit Saxophon, heller Trompete, funkelnden Gitarrenhooks, nicht zu vergessen die immer wieder leicht überkippende Stimme von Orlando Weeks. Das ist dann nicht nur einfach dick, sondern sehr gekonnt aufgetragen, viele Töne, viele Spuren, aber keine falschen dabei. Klar fällt einem auch mal das vergleichsweise puristische “No Kind Words” früherer Tage ein, aber das war dann eben anders gut. In diesem, sehr jetztzeitigen Album steckt jedenfalls eine Unmenge an großartigen Ideen, an Sentiment und Melancholie, an Sinn für’s Schöne. Und ganz ehrlich, wer wollte den Maccabees dafür gram sein … ? http://www.themaccabees.co.uk/
21.08. Berlin, Heimathafen
28.01. Köln, Kantine
31.01. Hamburg, Markthalle
01.02. Frankfurt, Batschkapp
02.02. München, Theaterfabrik
2 Kommentare:
Gut gesagt. Nur eine Sache: die Maccabees sind ein Quintett, kein Quartett ;)
Da hast Du wohl recht - fünf statt vier, korrigiert ;-)
Kommentar veröffentlichen