Tame Impala
„Currents“
(Caroline/Universal)
Hat da gerade wer „Kiffermucke“ gerufen? War ja früher, also zu Zeiten von Jimi Hendrix, Jerry García und Jim Morrison, mal Schimpfwort und üble Nachrede, aber wie sich im Laufe der Jahrzehnte der Blick auf Hanfblatt, Pilz, Chemiecocktail und die Beatpoeten geändert hat, so durfte sich auch die dazugehörige Musik einer neuen, wohlwollenderen Bewertung erfreuen – die Urväter des verrauchten Raps Cypress Hill touren gerade wieder mal im Dienste der Tüte und die Liste junger Bands, die sich in der Tradition des Psychedelic Rock sehen, will nicht abreißen – Toy, MGMT, Temples, The Horrors, Unknown Mortal Orchestra und eben auch Tame Impala. Ob die Jungs um Kevin Parker jetzt bewußtseinserweiternden Substanzen besonders aufgeschlossen gegenüberstehen, müsste an anderer Stelle geklärt werden, musikalisch geben sie sich jedenfalls große Mühe, das Genre um ein paar Facetten zu bereichern.
Zu Beginn glaubt man zunächst, Tame Impala hätten den Rock mit dem Pop getauscht, so melodieverliebt und locker kommt „Let It Happen“ daher. Gleich mal knappe acht Minuten mit sanft pluckernden Drumbeats, ruckenden Loops und Vocoderschnipseln zu füllen darf man ruhig als Statement verstehen, es geht hier über weite Strecken gemäßigter und entspannter zu als noch auf „Innerspeaker“ und „Lonerism“. Softe Egotrips wie „Yes I’m Changing“ und „The Less I Know It Better“, letzteres mit gebremstem Funk versetzt, machen weiter im Stile der 90er, mal dick aufgetragen, mal zart verschnitten, dazu croont Parker mit markantem Falsett und klagt über Liebesleid und das Leben im Allgemeinen.
Richtig lustig wird’s später in „’Cause I’m A Man“, wenn er sich getreu dem Motto „Hier stehe ich und kann nicht anders“ für die Versäumnisse des eigenen Geschlechts entschuldigt: „Cause I'm a man, woman, don't always think before I do, ‘cause I'm a man, woman, that's the only answer I've got for you, ‘cause I'm a man, woman, not often proud of what I choose, I'm a human, woman, a greater force I answer to …” Hübsches Alibi, kennt frau ja, andererseits ist das zumindest ehrlich gemeint und weit entfernt vom üblichen Imponiergehabe anderer Kollegen. Neben den zuckersüßen Pet-Shop-Boys-Harmonien („Love/Paranoia“) gibt’s natürlich auch Krautrock und Gitarrenblues, für manchen vielleicht zu wenig davon (die SPEX benannte die Band deshalb kurzerhand zu ‚Lame Impala‘ um) – für’s augenblickliche Wohlgefühl ist „Currents“ dennoch ein schönes Hausmittel. http://www.tameimpala.com/
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