Mittwoch, 29. Juli 2015

On An On: Ziemlich clevere Masche

On An On
„And The Wave Has Two Sides“
(Roll Call Records)

Schon verrückt: Neulich war im Promotext zum Zweitwerk einer bekannten deutschen Elektronikband zu lesen, ihr erstes Album wäre bei Produzenten von Fernsehfilmen, -serien und Werbespots noch immer sehr gefragt. Frage: Ist das eine Nachricht, mit der man heute schon hausieren gehen kann/darf? Oder sollte man sich an dieser Stelle besser jegliche Angeberei verkneifen und die Nachfrage wegen des Verrufs eher stillschweigend zur Kenntnis nehmen? Ob auch das Trio On An On aus Minneapolis seine Musik schon an eifrige Drehbuchschreiber ausgeliehen hat, ist bislang nicht bekannt, Interesse dürften sie aber schon mit ihrem Debüt „Give In“ im Jahr 2013 geweckt haben. Allerdings ist ebenfalls anzunehmen, dass Nate Eiesland, Alissa Ricci und Ryne Estwing dort auch für einige Irritationen gesorgt haben, denn ganz so glatt und gefällig, wie man sich das für’s große Gefühlskino resp. den Bauernfänger so wünscht, sind ihre Songs nun wirklich nicht. Und das gilt auch für das gerade erschienene neue Album.

Wenn wir also kurz mal die Replay-Taste drücken, dann kommt natürlich “Ghosts” in Erinnerung, ein Song, der schon im Netz die große und deshalb erfolgreiche Runde drehte. Aber neben diesem Leckerbissen fand sich eben auch “Bad Mythology”, ein gitarren(g)riffiges Stück Psychrock, das trippige “Cops” und natürlich die grelle Indiehymne “Panic”. Ähnlich vielgestaltig und unstet geht es auch auf “And The Wave …” zu, wieder finden sich neben fabelhaft eingängigem und schwelgerischem Popsentiment wie “Behind The Gun” und “Alright Alright” der smarte und einfach gestrickte Boy-/Girlbandsound (“It’s Not Over”, vgl. Haim) sowie die dunkel gefärbten Post-Punk-Anleihen von „Stay The Same“/“You Were So Scared“. Und wie sich das für clever gemachten Pop gehört, hat man bei allen Songs des Albums das Gefühl, man kenne sie schon ewig und kann sie deshalb auch schon nach dem zweiten Durchlauf problemlos mitsummen. Und zwar ohne, dass es einem peinlich ist – keine kleine Leistung. http://www.itsonanon.com/

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