Little Boots
„Working Girl“
(Rycodisc)
Irgendwann muss es passiert sein. Da hat Madonna jahraus, jahrein den Tanzboden dominiert und mit jedem neuen Album den Trend gesetzt, die Messlatte wieder ein Stück weit höher gelegt – sie war im Gespräch. Und: Music was the cause. Doch mit oder nach “Hard Candy” ging role-model-mäßig nicht mehr viel zusammen, das Rebellentum der letzten Jahre wirkte schal bis antiquiert, von sich reden machte das einstige Girlie-Idol nur noch, wenn sie sich zu abenteuerlichen politischen Kommentaren verstieg, eine Treppenstufe übersah oder einem überraschten Jungstar um den Hals fiel. Warum das signifikant, aber nicht weiter tragisch ist? Weil diese (ihre) musikalische Kernkompetenz in Sachen Dancefloor mittlerweile an Damen wie Nicki Minaj, Iggi Azalea, Robyn, FKA twigs und La Roux weitergereicht worden ist. Und eben Little Boots.
Ganz davon abgesehen, dass man mit diesen ewigen Madonna-Vergleichen keiner Künstlerin einen wirklichen Gefallen tut, hat Victoria Christina Hesketh mit ihrer dritten Platte „Working Girl“ mal eben im Vorbeigehen die Tanzplatte dieses Sommers abgeliefert. So lässig und ironisch, wie sie mit dem Artwork der Platte weibliche Business-Stereotypen persifliert, so perfekt mischt sie den Funk und den House mit bunt schillernden Pop zusammen, schraubt noch ein paar smarte Gitarrenhooks dazu und schickt das Ganze in die Clubs – Motto: „Go Make Something happen!” Das zuckt und pulsiert ganz wunderbar, “You are my hero, I was your heroine” zu fetten Beats und hymnischen Synthieloops, selbst dezenten RnB im Stile von Aaliyah ("Taste It") scheut sie nicht.
Das Erstaunliche daran ist, dass alles an diesem Album so selbstverständlich und von leichter Hand gemacht klingt, das Federn und Wippen ist ein unablässiges und die kleinen, feinen Ideen und Verzierungen, die ihren Sound vom Durchschnitt trennen, gehen ihr offensichtlich nicht aus. Dass sie sich damit richtig wohl fühlt, hört man den Songs an, dem Independent sagte Hesketh dazu: “I live, breathe and die pop, so I write these big pop melodies but now I find the weirdest beats to work with or the most out-there producers. I marry both worlds – weird electronic music and really sugar-pop melodies. That’s my favourite marriage – pushing pop to somewhere new. It’s like hardcore pop.“ Gut möglich also, dass die besten Jahre von Little Boots gerade erst beginnen… http://www.littlebootsmusic.co.uk/workinggirl/
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