BADBADNOTGOOD and Ghostface Killah
„Sour Soul“
(Lex Records)
Mancher wird sich ein ungläubiges Staunen nicht verkneifen können: Wenn man sich die Liste der Künstler anschaut, mit denen das kanadische Trio BADBADNOTGOOD schon zusammengearbeitet hat, dann mag man gar nicht glauben, dass Matthew Tavares, Alexander Sowinski und Chester Hansen gerade mal Mitte zwanzig sind. Doch auch wenn die drei aussehen wie milchgesichtige Collegeboys, so standen sie doch schon mit oder für RZA, Ryan Hemsworth, Earl Sweatshirt, Tyler the Creator und Frank Ocean im Studio und selbst Peppers-Bassist Flea postet seine Verehrung eifrig über alle verfügbaren Kanäle. Dabei ist die Musik der Band nicht gerade das, was man als unbedingt mehrheitsfähig bezeichnen wollte – elektronischer, gesampelter Instrumental-Jazz, herzlich willkommen in der Nische. Einer ganzen Reihe feiner Remixarbeiten und ebenjenen Kollaborationen aber ist es zu verdanken, dass BBNG zumindest in ihrer Heimat weitaus populärer sind, als es das Subgenre vermuten lässt. Die Verbindung zu Ghostface Killah erscheint da fast zwangsläufig, sorgte doch dessen Hip-Hop-Kollektiv Wu-Tang Clan vor über zwei Jahrzehnten für die Aufweichung bis dato festgefügter Reviergrenzen und kombinierte Rap u.a. mit Jazzeinflüssen – ihnen und den gleichermaßen vorausschauenden The Roots verdankt der Hip Hop zu großen Teilen seine heutige Stilvielfalt und nachhaltige Bedeutung.
Die Stücke auf „Sour Soul“ sind denn auch recht verschiedener Natur, die Rhymes von Ghostface Killah (und den Gästen Danny Brown, Elzhi, Tree, MF Doom) unterlegen BBNG mal mit klassischen Souljams, Bläserblech und dicken Streicherarrangements („Ray Gun“), an anderer Stelle gibt’s entspanntes Barpiano („Food“) oder trockene, rauhe Gitarrenakkorde zu drängenden Beats („Mind Playing Tricks“), alles so abwechslungsreich, dicht und vielschichtig, dass es problemlos auch ohne Vocals funktionieren würde (allen, die auf den Geschmack gekommen sind, sei an dieser Stelle unbedingt „III“, das aktuelle Album von BBNG empfohlen – noch dunkler, noch elektrischer, und eben komplett stimmlos). Natürlich mag man die Lyrics nicht missen, schließlich arbeiten sie sich bei „Sour Soul“, „Six Degrees“ oder „Street Knowledge“ in erwartbarer und gebotener Härte an gesellschaftlichen Missständen ab, auch dieser Kontrast zur eher feinverästelten Soundkulisse ist ein reizvoller. Eine Platte also, die kaum weniger beeindruckt als D’Angelo’s Überraschungscoup „Black Messiah“ wenige Wochen zuvor und die, bei allem Resepkt, das selbstverliebte Gehabe eines Kanye West ziemlich lächerlich erscheinen lässt.
Der komplette Stream des Albums findet sich momentan bei Soundcloud.
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