Screaming Females
„Rose Mountain“
(Don Giovanni/Cargo)
Ganz am Anfang schaut man ein wenig irritiert, weil doch Marissa Paternoster, meistenteils äußerst zornige Frontfrau der Screaming Females, gerade im Chorus zu „Empty Head“ mit der Frage kommt „Why must I be the angry one?“ Na weil genau das der Deal ist, denkt man sich, der Grund also, warum einem das Punkrock-Trio aus New Jersey über die Jahre ans Herz gewachsen ist. Wenige können so schön wüten wie die Frau mit dem unvergleichlichen Namen und nur ganz wenige schreiben so gute Songs darüber. Natürlich war das ein kleines Missverständnis, der Kontext des Openers ist ein komplett anderer, Beziehungsärger, beiderseitiges Unverständnis, Ratlosigkeit, solche Sachen. Und überhaupt: Keinerlei Grund sich Sorgen zu machen um Paternosters besagte Primärtugend, denn auch die zehn Stücke des neuen, mittlerweile sechsten Albums haben ausreichend Feuer. Es ist diesmal jedoch nicht der sperrige Punk der Vorgängers „Ugly“, der begeistert, vielmehr schwankt „Rose Mountain“ zwischen dem zerhackten, hochenergetischen Indierock von Sleater-Kinney und dem alternativen, metallischen Noise des bislang unerreichten Frühwerkes „Gish“ der Smashing Pumpkins.
Tempoverschleppungen und-wechsel, wohltönend schiefer Gitarrenkrach, abrupte Breaks und jede Menge Aggressivität – die Screaming Females haben sich breiter aufgestellt und trauen sich auch mal (wie bei „Wishing Well“ oder dem wunderbaren „Hopeless“), eine eingängige Melodie über mehrere Takte hinaus zu entwickeln. Möglicherweise erkennt man hier die Handschrift des Produzenten – hatte die letzte Platte noch Rohklang-Guru Steve Albini in den Händen, so haben sich die drei für das aktuelle Werk Matt Bayles an die Regler geholt, einen Mann, der auch schon mit Isis, Pearl Jam, den Screaming Trees und The Blood Brothers gemeinsame Sache machte. Vielleicht deshalb jetzt die psychedelischen Anklänge, ein paar Orgeln und das Piano (!) zu Schluss. Geschadet hat es keinesfalls, die Screaming Females sind weniger leicht auszurechnen und an Kraft haben sie nichts verloren. Ach ja, und eines hat Marissa Paternoster noch versprochen: „On the next try I’ll be much sweeter, in the next life I’ll be better“ ("Wishing Well") – für diesen Moment wirklich sehr tröstlich. http://screamingfemales.com/
26.04. Bielefeld, AJZ
27.04. Berlin, Berghain Kantine
02.05. Hamburg, Astra-Stube
05.06. Wien, Fluc
06.05. München, Kafe Kult
07.05. Düdingen, Bad Bonn
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