„Ski Mask“
(Cargo Records)
Man möchte Nicholas Thorburn ja keinesfalls irreführende, gar böswillige Absichten unterstellen, noch weniger, nachdem man diese fabelhafte Platte seines Quartetts nun kennt und eben ausdrücklich mag. Aber es wäre schon interessant zu erfahren, was den Mann dazu getrieben hat, für die Verpackung dieser Sammlung wunderbarster Indiepop-Perlen eine so scheußliche Verpackung zu wählen. Wollte da einer mit aller Gewalt den großen Durchbruch verhindern, weil er wußte, dass Musik aus dem kanadischen Montreal (denn diesen Ursprungsort teilen seine Bandmitglieder mit – eben: Arcade Fire) zur Zeit da draußen Hysterie oder wenigstens grenzenlose Begeisterung auszulösen pflegt? Also schnell mal ein grinsenden Teerkopf auf’s Cover, da denkt alle Welt an Zola Jesus und deren kunstvoll gepflegtes Weltschmerzpathos oder sonstwelche Widrigkeiten, nur nie im Leben an lässiges, sympathisches Songwriting? Nun, die Platte wird es so jedenfalls etwas schwerer als nötig haben, ihr verdientes Publikum zu finden, unmöglich ist es natürlich nicht.
Die Stücke auf „Ski Mask“, dem mittlerweile fünften Album der Band, sind einfach zu gut, um lange verborgen zu bleiben. Wer Titel wie „Death Drive“, „Becoming The Gunship“ und „Shotgun Vision“ hört, denkt zwar eher an prügelhartes Gangstabrett oder martialischen Metal, die Songs entpuppen sich aber schnell als bestechend eingängige Popsongs, die so gar nichts Gewalttätiges an sich haben, sondern den Zuhörer eher mit feinen Harmonien und gewitzten, kurzweiligen Arrangements überrumpeln wollen. Ein bestimmter Stil läßt sich bei den Islands nicht ausmachen, mal mag man auf die Beach Boys tippen, dann wieder auf The Clash, in ihrer Begabung, auf kleinstem Raum erstaunlich Großes zu erschaffen, erinnern sie ab und an auch an They Might Be Giants. Letztenendes ist es ganz egal, wo auf was Bezug genommen wird und welches Zitat an wen gemahnt, Platten wie „Ski Mask“ sind kleine, seltene Geschenke, die das Zeug dazu haben, aus einem trüben einen goldenen Tag zu machen, gerade weil man es von ihnen so gar nicht erwartet hat. Und wer sich von so zauberhaften Liedern wie „Here Here“, „Of Corpse“ oder „Winged Beat Drums“ nicht das Herz weiten läßt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen. http://islandsareforever.com/
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