Sonntag, 10. November 2013

Miraculous Mule: White men's blues

Miraculous Mule
„Deep Fried“

(Bronze Rat)

Spätestens mit den ersten Tagen des heiligen Jon Spencer hat sich das Bild des weißen Blues doch gehörig gewandelt, vorbei die Zeiten der verwilderten, blassgesichtigen Wanderprediger, die eher dem Folk verfangen waren – hier kamen Punk, Rockabilly und Soul mit in den Topf und die Suppe schmeckte deshalb nicht schlechter. Mittlerweile existieren mannigfaltige Spielarten und Subgenres, Kapellen wie 16 Horsepower, Wovlot, Claw Boys Claw und Woven Hand bis hin zu Jack White’s Lieblingsspielzeug The Death Weather bereichern die Szenerie, selbst Depeche Mode oder Marilyn Manson sind ohne Blues nicht mehr zu denken – schwere Zeit für Puristen. Michael Sheehy, Pat McCarthy und Ian Burns nun spielten früher etwas, was sich „gothic American roots“ nannte, bevor sie diese einzigartige, explosive Mischung aus Rock’n Roll, Bluegrass, Psychobilly und Soul für sich entdeckten. Dabei hat sich ihr Sound von den traditionellen Wurzeln gar nicht so weit entfernt, auf dem Debüt „Deep Fried“ findet sich mit „I Just Can’t Keep From Crying“ ein Song, der eher an klassischen Gospel erinnert, Stücke wie „Run Out“ oder „Early In The Mornin‘“ ließen sich ohne weiteres um einige Jahrzehnte zurückdatieren. Dagegen steht allerdings ihr kantiger, smarter Auftritt, schwarze Gewänder, ernste Blicke, zum „Dangerous Blues“ trägt man gern mal furchterregende Wrestlermasken, keine Klischees, mehr Stil heißt die Devise. Nicht nur der Killertrack „Satisfied“ läßt vermuten, dass die Herren live noch mehr Biss haben müssen – der Sound schreit förmlich nach einer anständig verschwitzten Moshpit. Ach übrigens: Kahlköpfige Frauen sollten sich den Konzertbesuch besser sparen, die mögen die drei nämlich ebensowenig wie Zucker im Kaffee („Bal‘ Headed Woman“) – klare Ansage, immerhin. Also: Fair enough.

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