Samstag, 21. September 2013

Bill Callahan: Der Räsonierer

Bill Callahan
„Dream River“

(Drag City)

Das erste, was man von dieser neuen Platte zu hören bekam, war eine – naja, etwas ungewöhnliche Dub-Version des Titels „Javelin Unlanding“. Dazu Fotoaufnahmen des Mannes von der Ostküste, die ihn mit einem gelösten Lächeln im Gesicht erwischten, Grund genug also sich zu fragen: Alles anders jetzt bei Bill Callahan? Iwo. Der große Umsturz ist ausgeblieben, auch auf „Dream River“ präsentiert sich Callahan als der unaufgeregte Räsonierer, der wie kein zweiter Alltagsbetrachtungen mit Lebensweisheiten verknüpft – klar, ernst, und manchmal verteufelt essentiell. Wenn der einsame Mann in der Hotelbar vor seinem Glas sinniert („Looking outa the window that isn’t there, locking on the carpet and the chair, and the only words I said today – ‘A beer, thankyou’”, A Sing), dann ist das ein kontemplatives Stillleben, das nicht mehr braucht als eben das – wenige Worte, ein Bier und einen offenen Blick. Und am Ende wird man mit der Erkenntnis belohnt: “We are all looking for a body, or a means to make one sing.“

Das Album ist voll von diesen kleinteiligen, zuweilen bewußtseinserweiternden Meditationen, da werden wieder Lautgedichte vertont, aus „Bar/room“ wird „barroom“, aus der Beschreibung die Begleitung. Natürlich viel Natur, Jahreszeitenwechsel, Callahan fliegt auf dem Pfeil durch die Landschaften, spinnt sein Garn und wird grundsätzlich: „I‘ve learnt when things are beautiful, just keep on…“ Und auch wenn er jetzt schon älter ist als es Thoreau jemals wurde – manchmal wirkt er wie ein früh gealterter Eremit, verinnerlicht und verzauselt, und trotzdem allzeit liebenswürdig. Zum Glück lehnt er es, wie gerade wieder in dem sehr lesenswerten Interview mit der SPEX, ab, sein Schaffen allzusehr zu reflektieren, man kann sich auch bei „Dream River“ sehr gut allein mit der Musik beschäftigen – meistenteils warme, einnehmend vertraute Klänge. Klanghölzer, Bongos, Flötentöne, selten werden, wie bei „Spring“, die Gitarren rauh und elektrisch, Marvin Gaye, vielleicht sogar Santana, Callahan bleibt der Meister eines reduzierten, nachhaltigen und hintergründig souligen Sounds. Das Album ist in der Summe vielleicht nicht ganz so störrisch wie „Apocalypse“, deshalb aber nicht weniger beeindruckend. http://www.dragcity.com/artists/bill-callahan

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