Donnerstag, 28. Februar 2013
Rock zu Pop
Azealia und kein Ende: Gerade erst den Stunk mit "Harlem Shake" halbwegs verdaut, schon kommt ein neuer Song um die Ecke. Nach Interpols "Slow Hands" covert die Banks den nächsten Rocksong - diesmal ist "Barely Legal" von den Strokes dran, nicht bitchy, sondern poppy und ganz ohne böse Rhymes - hier, bei Soundcloud.
Mädchen mit Mission
Kate Nash
„Girl Talk“
(Fontana)
Das soll jetzt nicht überheblich klingen, aber die Tatsache, dass es auch heute Musiker/innen um die zwanzig gibt, deren Werkbetrachtung sich nicht in den Worten “clever, gelungen, charmant” erschöpft, hat durchaus etwas Tröstliches. Insofern ist Britgirl Kate Nash gleich in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert, weil sie es sich und uns nicht eben einfach machen will, es nachgerade darauf anlegt, gegen die gängigen Konventionen zu arbeiten. Oder anders: Sie spielt das Spiel, soweit es irgend geht aber zu ihren eigenen Regeln. Nash liefert bekanntlich eine ganze Menge an Nebengeräuschen als Soundtrack zu ihrer eigentlichen Profession, den bisherigen drei Alben also, und je nach Betrachtungsweise macht sie dies angreifbarer oder interessanter als den überwiegenden Rest ihrer musizierenden Kollegen: Mit Podcasts, Fanzines oder ihrem Blog “My Ignorante Youth” hält sie das Gespräch mit der Außenwelt ebenso am Laufen wie durch ihre Projektarbeit mit dem Rock’n Roll For Girls After School Club – die Texte ihrer Songs waren und sind ehrlich und offensiv wie wenige und legen viele ihrer Wahrnehmungen, Empfindlichkeiten und Sehnsüchte bloß.
Nachdem ihre letzte Platte “My Best Friend Is You” – nun darf man es ja sagen – etwas zu brav und glatt geraten war, vollzieht “Girl Talk” den erhofften Schwenk und bringt endlich wieder Ton und Text in stimmigen Einklang. Zu ihrer Klage über den alltäglichen Sexismus (“Conventional Girl”, “Rap For Rejection”), Cyberbullying (“All Talk”), gesellschaftliche Zwänge (“Oh”) oder fremdbestimmte Rollenbilder (“Sister”), vorgetragen mit jeder Menge Wut und Ingrimm, gesellt sich nun auch wieder eine angenehme Härte und Sperrigkeit beim Begleitsound. Nichts übermäßig Erschreckendes, sie überfordert den Hörer beileibe nicht mit ihrer Version des Punk- oder Waverocks, aber den Songs steht es einfach besser zu Gesicht.
Schon bei “Part Heart” mit seiner unterschwelligen Aggressivität läßt sich Nash etwas tiefer in die beziehungswunde Seele blicken: “… how much I have to drink, … how loud I play my music, … what my good friends tell, … how much I hurt myself – it doesn’t matter.” Und es bleibt auf Kante genäht – von wenigen Ausnahmen (“Are You There, Sweetheart”, “OHMYGOD”) abgesehen kümmert sich die Londonerin über die ganze Länge um ihre höchsteigene Mission: musikalisch und textlich maßvoll zu verstören. Angstfrei pendelt sie zwischen Rapanleihen (“Rap For Injection”) und spleenigem Singspiel (“You’re so cool, I‘m so freaky“), konfrontiert die Männer- und wohl auch die Glamourwelt mit ihrer Art von rude speech: „Well, I’m sick of being the bitch that you think I am, well, I never understood, understood that man...“ (Conventional Girl) oder „You said some shit about me, but I don’t mind if you don’t respect me, all that means is that you can’t change me …” (All Talk).
Zum Quengeln, Schimpfen, Schreinen kratzen die Gitarren – Kate ist bockig und jeder darf es hören. Dass mit “3AM”, “Fri-end?” oder dem verspielten “Labyrinth” auch Gemäßigtes zu haben ist, bleibt dann eher eine Randnotiz. Spannend wird, wie der neue Stil “da draußen” ankommt, auch wenn nicht zu befürchten steht, dass Kate Nash sich groß um das Echo schert. Dem englischen Guardian teilte sie auf die Frage, was sie wohl mit 85 so anstelle, übrigens mit: “I'll always be playing shows. Even when I'm a crazy granny wearing weird old granny clothes and wandering around with dementia, I'll still be playing. Whether anyone else will turn up is another question.“ Nun, es gibt weiß Gott furchteinflößendere Zukunftsszenarien als diese.
Komplettstream des Albums bei Tape.TV
„Girl Talk“
(Fontana)
Das soll jetzt nicht überheblich klingen, aber die Tatsache, dass es auch heute Musiker/innen um die zwanzig gibt, deren Werkbetrachtung sich nicht in den Worten “clever, gelungen, charmant” erschöpft, hat durchaus etwas Tröstliches. Insofern ist Britgirl Kate Nash gleich in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert, weil sie es sich und uns nicht eben einfach machen will, es nachgerade darauf anlegt, gegen die gängigen Konventionen zu arbeiten. Oder anders: Sie spielt das Spiel, soweit es irgend geht aber zu ihren eigenen Regeln. Nash liefert bekanntlich eine ganze Menge an Nebengeräuschen als Soundtrack zu ihrer eigentlichen Profession, den bisherigen drei Alben also, und je nach Betrachtungsweise macht sie dies angreifbarer oder interessanter als den überwiegenden Rest ihrer musizierenden Kollegen: Mit Podcasts, Fanzines oder ihrem Blog “My Ignorante Youth” hält sie das Gespräch mit der Außenwelt ebenso am Laufen wie durch ihre Projektarbeit mit dem Rock’n Roll For Girls After School Club – die Texte ihrer Songs waren und sind ehrlich und offensiv wie wenige und legen viele ihrer Wahrnehmungen, Empfindlichkeiten und Sehnsüchte bloß.
Nachdem ihre letzte Platte “My Best Friend Is You” – nun darf man es ja sagen – etwas zu brav und glatt geraten war, vollzieht “Girl Talk” den erhofften Schwenk und bringt endlich wieder Ton und Text in stimmigen Einklang. Zu ihrer Klage über den alltäglichen Sexismus (“Conventional Girl”, “Rap For Rejection”), Cyberbullying (“All Talk”), gesellschaftliche Zwänge (“Oh”) oder fremdbestimmte Rollenbilder (“Sister”), vorgetragen mit jeder Menge Wut und Ingrimm, gesellt sich nun auch wieder eine angenehme Härte und Sperrigkeit beim Begleitsound. Nichts übermäßig Erschreckendes, sie überfordert den Hörer beileibe nicht mit ihrer Version des Punk- oder Waverocks, aber den Songs steht es einfach besser zu Gesicht.
Schon bei “Part Heart” mit seiner unterschwelligen Aggressivität läßt sich Nash etwas tiefer in die beziehungswunde Seele blicken: “… how much I have to drink, … how loud I play my music, … what my good friends tell, … how much I hurt myself – it doesn’t matter.” Und es bleibt auf Kante genäht – von wenigen Ausnahmen (“Are You There, Sweetheart”, “OHMYGOD”) abgesehen kümmert sich die Londonerin über die ganze Länge um ihre höchsteigene Mission: musikalisch und textlich maßvoll zu verstören. Angstfrei pendelt sie zwischen Rapanleihen (“Rap For Injection”) und spleenigem Singspiel (“You’re so cool, I‘m so freaky“), konfrontiert die Männer- und wohl auch die Glamourwelt mit ihrer Art von rude speech: „Well, I’m sick of being the bitch that you think I am, well, I never understood, understood that man...“ (Conventional Girl) oder „You said some shit about me, but I don’t mind if you don’t respect me, all that means is that you can’t change me …” (All Talk).
Zum Quengeln, Schimpfen, Schreinen kratzen die Gitarren – Kate ist bockig und jeder darf es hören. Dass mit “3AM”, “Fri-end?” oder dem verspielten “Labyrinth” auch Gemäßigtes zu haben ist, bleibt dann eher eine Randnotiz. Spannend wird, wie der neue Stil “da draußen” ankommt, auch wenn nicht zu befürchten steht, dass Kate Nash sich groß um das Echo schert. Dem englischen Guardian teilte sie auf die Frage, was sie wohl mit 85 so anstelle, übrigens mit: “I'll always be playing shows. Even when I'm a crazy granny wearing weird old granny clothes and wandering around with dementia, I'll still be playing. Whether anyone else will turn up is another question.“ Nun, es gibt weiß Gott furchteinflößendere Zukunftsszenarien als diese.
Komplettstream des Albums bei Tape.TV
Tanz der Teilchen
Bewegung mit Stil: Im Video zur aktuellen Single der Atoms For Peace "Ingenue" gibt sich Thom Yorke wie auch schon in Radioheads "Lotus Flower" (s.u.) seiner Leidenschaft, dem Ausdruckstanz hin. Regie führte Garth Jennings, Zu sehen gibt's das Ganze bei Tape.TV.
Mittwoch, 27. Februar 2013
Me, Myself And I
Dem Mann sind Attitüde und gesteigertes Selbstwertgefühl nicht fremd: Adrian Thaws aka. Tricky wird Ende Mai sein neues Album "False Idols" vorstellen - mit dabei unter anderem Peter Silberman von den Antlers und Francesca Belmonte, letztere hat an der ersten Single "Nothing's Changed" mitgewerkelt - hier via Soundcloud. Trickys Kommentar zur kommenden Platte läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig:
"This new album I'll stand behind every track. I don't care whether people like it. I'm doing what I want to do, which is what I did with my first record. That's what made me who I was in the beginning. If people don't like it, it don't matter to me because I'm back where I was."
"This new album I'll stand behind every track. I don't care whether people like it. I'm doing what I want to do, which is what I did with my first record. That's what made me who I was in the beginning. If people don't like it, it don't matter to me because I'm back where I was."
Haimsuchung
Okay, die Überschrift ist so selten blöd, dass sie fast schon ... Doch nicht? Egal, jedenfalls frönen Haim ihrer offensichtlichen Liebe für die beiden deutschen Großstädte Köln und Berlin, die sie im November letzten Jahres schon im Programm hatten, nun also:
01.05. Köln, Gebäude 9
02.05. Berlin, Lido
Dazu sei noch einmal auf das aktuelle Video der Mädels zum Song "Falling" hingewiesen, hier bei Tape.TV.
01.05. Köln, Gebäude 9
02.05. Berlin, Lido
Dazu sei noch einmal auf das aktuelle Video der Mädels zum Song "Falling" hingewiesen, hier bei Tape.TV.
Hausnummer
Metz, Orangehouse, München, 26. Februar 2013
Support: Kitty Empire
Es kommt nicht häufig vor, dass die Vorband ein längeres Set spielt als der Headliner des Abends. Aber es ist nun mal so, dass kanadischer Noisepunk nicht nur in punkto Intensität, sondern auch bei der Geschwindigkeit deutlich vor dem braven Postrock aus Augsburg zu liegen kommt, noch dazu haben Metz aus Toronto nicht mehr als die knapp vierzig Minuten ihres Debüts, verteilt auf elf Songs plus einen Neuling im Angebot – „otherwise we can play the whole set again and again and...“, lies der Bassist verlauten, war natürlich ein Scherz. Man möchte die körperliche Fitness der drei ja nicht in Frage stellen, aber viel länger hätten selbst geübtere Musikanten dieses Brachialprogramm nicht durchgehalten: Schon bei den ersten Tönen, die aus den Amps platzten, nestelten nicht wenige der knapp hundertfünfzig Zuhörer nervös an ihren Gehörschutzstöpseln herum, zweifelnd, ob diese dem infernalischen Lärm wohl standhalten würden. Wer ohne gekommen war, hatte Pech und durfte das Versäumnis und den nachträglichen Tinitus mit entsprechendem Enthusiasmus überspielen. Das Programm selbst war denkbar einfach: grelles Weißlicht ohne sonstiges Showgedöns, von der Bühne das Brett – Schreien, Springen, Schreddern, Prügeln, nach drei Stücken war Sänger Alex Edkins schon gewaltig am Schnaufen, der Schweiß rann in Sturzbächen, von Schonung jedoch keine Spur. Wie so häufig steckten hinter dem beinharten Krawall auch hier smarte und sympathische Musiker, was ihr Vortrag im Gegensatz zum Album an Zwischentönen vermissen ließ, machten sie mit selbstlosem Einsatz am Arbeitsgerät und launigen Kommentaren wieder wett. Man ahnt, dass Metz in größeren und besser gefüllten Clubs mit ihrer Wucht für deutlich mehr Bewegung im Publikum sorgen können – insofern war dieser Abend nicht mehr als eine erste Hausnummer, es darf dann zukünftig auch vor der Bühne etwas weniger reserviert zugehen.
27.02. Nürnberg, K4
28.02. Leipzig, NATO
01.03. Hannover, Café Glocksee
02.03. Berlin, Berhain (Kantine)
03.03. Hamburg, Molotow
Support: Kitty Empire
Es kommt nicht häufig vor, dass die Vorband ein längeres Set spielt als der Headliner des Abends. Aber es ist nun mal so, dass kanadischer Noisepunk nicht nur in punkto Intensität, sondern auch bei der Geschwindigkeit deutlich vor dem braven Postrock aus Augsburg zu liegen kommt, noch dazu haben Metz aus Toronto nicht mehr als die knapp vierzig Minuten ihres Debüts, verteilt auf elf Songs plus einen Neuling im Angebot – „otherwise we can play the whole set again and again and...“, lies der Bassist verlauten, war natürlich ein Scherz. Man möchte die körperliche Fitness der drei ja nicht in Frage stellen, aber viel länger hätten selbst geübtere Musikanten dieses Brachialprogramm nicht durchgehalten: Schon bei den ersten Tönen, die aus den Amps platzten, nestelten nicht wenige der knapp hundertfünfzig Zuhörer nervös an ihren Gehörschutzstöpseln herum, zweifelnd, ob diese dem infernalischen Lärm wohl standhalten würden. Wer ohne gekommen war, hatte Pech und durfte das Versäumnis und den nachträglichen Tinitus mit entsprechendem Enthusiasmus überspielen. Das Programm selbst war denkbar einfach: grelles Weißlicht ohne sonstiges Showgedöns, von der Bühne das Brett – Schreien, Springen, Schreddern, Prügeln, nach drei Stücken war Sänger Alex Edkins schon gewaltig am Schnaufen, der Schweiß rann in Sturzbächen, von Schonung jedoch keine Spur. Wie so häufig steckten hinter dem beinharten Krawall auch hier smarte und sympathische Musiker, was ihr Vortrag im Gegensatz zum Album an Zwischentönen vermissen ließ, machten sie mit selbstlosem Einsatz am Arbeitsgerät und launigen Kommentaren wieder wett. Man ahnt, dass Metz in größeren und besser gefüllten Clubs mit ihrer Wucht für deutlich mehr Bewegung im Publikum sorgen können – insofern war dieser Abend nicht mehr als eine erste Hausnummer, es darf dann zukünftig auch vor der Bühne etwas weniger reserviert zugehen.
27.02. Nürnberg, K4
28.02. Leipzig, NATO
01.03. Hannover, Café Glocksee
02.03. Berlin, Berhain (Kantine)
03.03. Hamburg, Molotow
Dienstag, 26. Februar 2013
Wiener Untergrund
Fast scheint es so, als könnten in Österreich dieser Tage alle alles: Skifahren, Oskars reiheweise einsacken und auch noch ab und an eine ordentliche Musik kredenzen: Fünf jungen Menschen aus Wien präsentieren unter dem Namen Sex Jams ab diesem Freitag ihr neues Album "Trouble, Honey" bei Siluh Records und gehen mit der Scheibe alsbald auch hierzulande unter die Leute. Den Song "Deicer" gibt's via Soundcloud schon als freien Download, die Termine dann wie folgt:
25.04. Berlin, Schokoladen
26.04. Berlin, Magnet
30.04. Dresden, Ostpol
01.05. Lüneburg, Jekyll And Hyde
02.05. Hamburg, Molotow
03.05. Trier, ExHaus
04.06. Bonn, Bla-Bonn
05.06. Frankfurt, Elfer
06.06. Oberhausen, Druckluft
07.06. Nürnberg, Zentralcafé
08.06. Darmstadt, Oettinger Villa
09.06. Jena, Café Wagner
14.06. München, Café Marat
25.04. Berlin, Schokoladen
26.04. Berlin, Magnet
30.04. Dresden, Ostpol
01.05. Lüneburg, Jekyll And Hyde
02.05. Hamburg, Molotow
03.05. Trier, ExHaus
04.06. Bonn, Bla-Bonn
05.06. Frankfurt, Elfer
06.06. Oberhausen, Druckluft
07.06. Nürnberg, Zentralcafé
08.06. Darmstadt, Oettinger Villa
09.06. Jena, Café Wagner
14.06. München, Café Marat
Wassermusik
Auch der eiskalte Engel Wesley Eisold hat Neues anzubieten, sein Projekt Cold Cave wird demnächst die EP "Oceans With No End" veröffentlichen, daraus hier der Titeltrack. Der Nachfolger zur letzten Platte "Cherish The Light Years" wird dann später nachfolgen.
Kurzgeschichten
Der Tipp kommt von sueddeutsche.de, die Kurzrecherche bringt noch einiges mehr zu Tage: Die Mailänder Kreativ-Agentur H-57 hat sich den Pictogrammen und deren begrenzten Visualisierungs-möglichkeiten verschrieben, es gibt unter dem Sammelbegriff "Shortology" ein Buch im Fischer/Scherz Verlag mit dem Untertitel "Das Leben in 5 Sekunden" und auf Youtube ein paar wirklich amüsante 20sekünder zu den Themen Beatles, Michael Jackson, Dinosaurier, Alice im Wunderland und den netten Weihnachtsgruß hier unten.
"We have a nice live" [Update]
Ein Satz wie eine Drohung. Stammen tut er von Tilda Swinton, die im Video zu "The Stars (Are Out Tonight)", dem zweiten hochoffiziellen Leak zur neuen Platte von David Bowie dessen durchgeknallte Frau gibt, die das dann doch recht spießige Leben des Ehepaares unfreiwillig etwas aufpeppen wird. Gedreht hat im Übrigen Floria Sigismondi, die schon bei den Clips "Little Wonder" und "Dead Man Walking" von Bowie Regie führte und auch für Interpol, Tricky, die White Stripes und Muse die Fäden zog. Dank GEMA gibt's den Spot zur Zeit nur bei den Sklavenhändlern von Amazon zu sehen - sei's drum: hier.
Update: Jetzt gibt's das Ganze auch bei Dailymotion - für die Gutmenschen und Korrektkäufer.
Update: Jetzt gibt's das Ganze auch bei Dailymotion - für die Gutmenschen und Korrektkäufer.
Hurra, es ist ein - Bastard!
Und zwar wie zu erwarten einer aus Rock, Pop und großer Oper: Die erste Single der Yeah Yeah Yeahs "Sacrilege" ist raus, zusammen mit Schmirgelgitarren, gemäßigten Beats und Gospelchor. Schwer, von diesen vier Minuten schon Rückschlüsse auf's Album "Mosquito" zu ziehen - muss ja auch niemand. Hier bei AwkwardSound.
Montag, 25. Februar 2013
Des alten Mannes Zorn
"My motivation in making any record with the group at this point is no longer personal. It's just a pig-headed fucking thing I have that a real fucking group, when they're an older group, they also make fucking records. They don't just go and twiddle around on stage to make a bunch of fucking money. And then go, "oh! It wouldn't be as good!" This is not the fucking Smashing Pumpkins, we've got the bald guy and whoever. No. The only thing I really have left to say is the Stooges are a real group."
Der Jugend eine Chance
Palma Violets
„180“
(Rough Trade)
Frage: Gibt es überhaupt noch irgendwen, der sich völlig unvoreingenommen an eine Platte wie diese setzen kann und aus dem Bauch heraus sein Urteil abzugeben in der Lage ist? Antwort: Wenn wir von einer volljährigen Person ausgehen wollen - wohl kaum, je älter, desto unwahrscheinlicher. Und so ist es kaum verwunderlich, dass die Londoner Palma Violets, bisher nur einem überschaubaren Konzertpublikum bekannt, für ihr Debüt mit einer Mischung aus ängstlichem Abwarten, genervtem „Nicht schon wieder!“ resp. „Don’t believe the hype!“ und vorauseilendem Mitleid bedacht werden. So relativiert der Guardian: „Still, age is on their side“, die BBC trauert schon mal voraus: „So many have tried, so many have failed“ und selbst der NME, der die vier Jungs auf‘s Cover hob, ahnt schon: „The Strokes in ‘01, The Libertines in ‘02 or Arctic Monkeys in ‘05. Faced with a bar set that high, Palma Violets could do nothing but disappoint.“
So neu ist der Super-Retro, mit dem die Band hausieren geht, in der Tat nicht, der Sound ihrer scheppernden Gitarren läßt sich schnell zwischen Ende der 60er und Anfang der 70er verorten, Stones, Velvets, Modern Lovers, ein bisschen Iggy Pop, ein wenig frühe Clash, es kommt so einiges zusammen. Das klingt dabei gar nicht mal so schlecht – die Single „Best Of Friends“ zum Start kratzt angenehm im Mittelohr, der „Rattlesnake Highway“ wummert, dass es eine Freude ist und mit „Chicken Dippers“ gelingt dem Quartett um Sänger Sam Fryer ein veritabler Ohrwurm. Auch dazwischen nicht viel, an dem es Schwerwiegendes auszusetzen gäbe, sie rocken das Haus und schenken sich nichts.
Einziger Haken: Sie kommen spät damit und es wirkt bei wiederholtem Hören etwas arg kalkuliert und routiniert. Ausgenommen vielleicht „14“, das mit seinen acht Minuten und diversen Brüchen vom Haudrauf-Schema abweicht und ein wenig von der Wirkung ahnen läßt, die man auf den Konzerten der Palma Violets bestaunen darf – beim Rest bleibt dennoch das Gefühl, dass man es vielleicht in ein paar Wochen nicht mehr wird hören wollen. Ungerecht, kein Zweifel, den Strokes hat zu „Is This It“ solche Sätze wie die obigen kein Kritiker in’s Stammbuch geschrieben, auch „Up The Bracket“ brauchte sich mit derlei Klugscheißereien noch nicht herumärgern – was also tun? Nun, man könnte ihnen zum Beispiel ein wenig Zeit geben, sich zu beweisen. Wenn’s nicht klappt, darf man sich im Lichte der Allwissenheit sonnen, wenn doch, umso besser.
Komplettstream des Albums auf der bandeigenen Website.
„180“
(Rough Trade)
Frage: Gibt es überhaupt noch irgendwen, der sich völlig unvoreingenommen an eine Platte wie diese setzen kann und aus dem Bauch heraus sein Urteil abzugeben in der Lage ist? Antwort: Wenn wir von einer volljährigen Person ausgehen wollen - wohl kaum, je älter, desto unwahrscheinlicher. Und so ist es kaum verwunderlich, dass die Londoner Palma Violets, bisher nur einem überschaubaren Konzertpublikum bekannt, für ihr Debüt mit einer Mischung aus ängstlichem Abwarten, genervtem „Nicht schon wieder!“ resp. „Don’t believe the hype!“ und vorauseilendem Mitleid bedacht werden. So relativiert der Guardian: „Still, age is on their side“, die BBC trauert schon mal voraus: „So many have tried, so many have failed“ und selbst der NME, der die vier Jungs auf‘s Cover hob, ahnt schon: „The Strokes in ‘01, The Libertines in ‘02 or Arctic Monkeys in ‘05. Faced with a bar set that high, Palma Violets could do nothing but disappoint.“
So neu ist der Super-Retro, mit dem die Band hausieren geht, in der Tat nicht, der Sound ihrer scheppernden Gitarren läßt sich schnell zwischen Ende der 60er und Anfang der 70er verorten, Stones, Velvets, Modern Lovers, ein bisschen Iggy Pop, ein wenig frühe Clash, es kommt so einiges zusammen. Das klingt dabei gar nicht mal so schlecht – die Single „Best Of Friends“ zum Start kratzt angenehm im Mittelohr, der „Rattlesnake Highway“ wummert, dass es eine Freude ist und mit „Chicken Dippers“ gelingt dem Quartett um Sänger Sam Fryer ein veritabler Ohrwurm. Auch dazwischen nicht viel, an dem es Schwerwiegendes auszusetzen gäbe, sie rocken das Haus und schenken sich nichts.
Einziger Haken: Sie kommen spät damit und es wirkt bei wiederholtem Hören etwas arg kalkuliert und routiniert. Ausgenommen vielleicht „14“, das mit seinen acht Minuten und diversen Brüchen vom Haudrauf-Schema abweicht und ein wenig von der Wirkung ahnen läßt, die man auf den Konzerten der Palma Violets bestaunen darf – beim Rest bleibt dennoch das Gefühl, dass man es vielleicht in ein paar Wochen nicht mehr wird hören wollen. Ungerecht, kein Zweifel, den Strokes hat zu „Is This It“ solche Sätze wie die obigen kein Kritiker in’s Stammbuch geschrieben, auch „Up The Bracket“ brauchte sich mit derlei Klugscheißereien noch nicht herumärgern – was also tun? Nun, man könnte ihnen zum Beispiel ein wenig Zeit geben, sich zu beweisen. Wenn’s nicht klappt, darf man sich im Lichte der Allwissenheit sonnen, wenn doch, umso besser.
Komplettstream des Albums auf der bandeigenen Website.
Freitag, 22. Februar 2013
Wider das Klischee
Marius Ziska
„Recreation“
(Broken Silence)
Wohl dem, der ohne die üblichen Klischees über den Parcours kommt – aber wem fallen zu den Färöer nicht Unmengen von Schafen, wollbemützte und vollbärtige Naturburschen und natürlich Rudi Völler ein? Ja, Rudi Völler – denn dem war die zerklüftete Insellandschaft mitsamt seiner Einwohnerschaft seit jeher suspekt, sie veranlasste ihn 2002 nach einem denkbar knappen Sieg seiner Mannschaft zu der später maßgeblichen Lehrmeinung, im Fussball gäbe es keinen “Kleinen” mehr und im übrigen sei er “froh, dass dieses Spiel vorbei ist.” Vielleicht sollte unsere Tante Käthe ein Ohr für Marius Ziska, den Mann aus dem 500-Seelen-Dörfchen Søldarfjørður riskieren, denn ebenjenem Ziska könnte nicht nur als erstem Färinger der Sprung nach Mitteleuropa gelingen – sein Album „Recreation“ hat sogar das Zeug, einen paar gängige Vorurteile über das Land und seine Leute zu widerlegen.
Schnell wird nämlich klar, dass auf den Färöer neben den Lebensaufgaben Ackerbau und Viehzucht oder grimmigem Wahlschlächter sehr wohl noch andere Berufsbilder zu Auswahl stehen – man kann es, wie Ziska und sein Quartett eindrucksvoll beweisen, mit dem entsprechendem Talent auch zu einem anständigen Singer/Songwriter schaffen. Ob’s nur an der väterlichen Plattensammlung lag, die reichlich mit passenden Vorbildern wie Bob Dylan, John Lennon und E.L.O. gefüllt war, dass der Junge diesen Weg erfolgreich gehen konnte – wer weiß? Geschadet hat es sicher nicht, „Recreation“ vereint jede Menge solide, folkige Popsongs, einfach arrangiert und deshalb auch sehr anhänglich.
Ziskas Vocals erinnern manchmal etwas an die von Chris Martin, auch mancher Takt in „Nice Day“ könnte man bei Coldplay verorten. Glücklicherweise verharrt die Band nicht stur bei einer Klangfarbe, sondern variiert von Song zu Song – so gibt es einen ganzen Schwung von quicklebendiger Instrumente inklusive Slideguitar und Schafsblöken (kein Scheiß!) bei „Into The Silence“, gutgelaunte Bigbandatmo in „One In The Masses“ und natürlich das stimmungsvolle und nahezu perfekte „Love“. Mit Stücken wie „The Middle Way“ füllen Mumfords Söhne mittlerweile ganze Alben und Arenen und das rührige „Sound Of You“ erinnert einen daran, dass auch die beiden Schmachthappen von Simon And Garfunkel daheim im Regal standen. Geschenkt, der Liedermacher liefert von solide bis hochklassig und rückt dabei noch das eine oder andere Weltbild gerade, was – bitteschön – kann man mehr erwarten?
Marius Ziska "Love" als Download bei Soundcloud und auf Tour:
21.03. Lübeck, Blauer Engel
22.03. Husum, Live In The Living
23.03. Kiel, Prinz Willy
24.03. Berlin, Loophole
25.03. Berlin, White Trash
26.03. Dresden, Thalia Kino
27.03. Leipzig, Lu99
28.03. Duisburg, Grammatikoff
29.03. Biel, Ufo (CH)
30.03. Freiburg, Räng Teng Teng
31.03. München, Milla
03.04. Chemnitz, Aaltra
05.04. Eckernförde, Das Haus
„Recreation“
(Broken Silence)
Wohl dem, der ohne die üblichen Klischees über den Parcours kommt – aber wem fallen zu den Färöer nicht Unmengen von Schafen, wollbemützte und vollbärtige Naturburschen und natürlich Rudi Völler ein? Ja, Rudi Völler – denn dem war die zerklüftete Insellandschaft mitsamt seiner Einwohnerschaft seit jeher suspekt, sie veranlasste ihn 2002 nach einem denkbar knappen Sieg seiner Mannschaft zu der später maßgeblichen Lehrmeinung, im Fussball gäbe es keinen “Kleinen” mehr und im übrigen sei er “froh, dass dieses Spiel vorbei ist.” Vielleicht sollte unsere Tante Käthe ein Ohr für Marius Ziska, den Mann aus dem 500-Seelen-Dörfchen Søldarfjørður riskieren, denn ebenjenem Ziska könnte nicht nur als erstem Färinger der Sprung nach Mitteleuropa gelingen – sein Album „Recreation“ hat sogar das Zeug, einen paar gängige Vorurteile über das Land und seine Leute zu widerlegen.
Schnell wird nämlich klar, dass auf den Färöer neben den Lebensaufgaben Ackerbau und Viehzucht oder grimmigem Wahlschlächter sehr wohl noch andere Berufsbilder zu Auswahl stehen – man kann es, wie Ziska und sein Quartett eindrucksvoll beweisen, mit dem entsprechendem Talent auch zu einem anständigen Singer/Songwriter schaffen. Ob’s nur an der väterlichen Plattensammlung lag, die reichlich mit passenden Vorbildern wie Bob Dylan, John Lennon und E.L.O. gefüllt war, dass der Junge diesen Weg erfolgreich gehen konnte – wer weiß? Geschadet hat es sicher nicht, „Recreation“ vereint jede Menge solide, folkige Popsongs, einfach arrangiert und deshalb auch sehr anhänglich.
Ziskas Vocals erinnern manchmal etwas an die von Chris Martin, auch mancher Takt in „Nice Day“ könnte man bei Coldplay verorten. Glücklicherweise verharrt die Band nicht stur bei einer Klangfarbe, sondern variiert von Song zu Song – so gibt es einen ganzen Schwung von quicklebendiger Instrumente inklusive Slideguitar und Schafsblöken (kein Scheiß!) bei „Into The Silence“, gutgelaunte Bigbandatmo in „One In The Masses“ und natürlich das stimmungsvolle und nahezu perfekte „Love“. Mit Stücken wie „The Middle Way“ füllen Mumfords Söhne mittlerweile ganze Alben und Arenen und das rührige „Sound Of You“ erinnert einen daran, dass auch die beiden Schmachthappen von Simon And Garfunkel daheim im Regal standen. Geschenkt, der Liedermacher liefert von solide bis hochklassig und rückt dabei noch das eine oder andere Weltbild gerade, was – bitteschön – kann man mehr erwarten?
Marius Ziska "Love" als Download bei Soundcloud und auf Tour:
21.03. Lübeck, Blauer Engel
22.03. Husum, Live In The Living
23.03. Kiel, Prinz Willy
24.03. Berlin, Loophole
25.03. Berlin, White Trash
26.03. Dresden, Thalia Kino
27.03. Leipzig, Lu99
28.03. Duisburg, Grammatikoff
29.03. Biel, Ufo (CH)
30.03. Freiburg, Räng Teng Teng
31.03. München, Milla
03.04. Chemnitz, Aaltra
05.04. Eckernförde, Das Haus
Nun mal langsam
Nichts verlernt
Die Könige des Zweieinhalbminutenpops sind zurück: Im März wird "Nanobots", das sechszehnte Album von They Might Be Giants erscheinen und daraus gibt es mit "You're On Fire" bei Stereogum den ersten Download zu hören und zu holen.
(Unvergessen natürlich auch die älteren Sachen wie das famose "Ana ng" vom zweiten Album "Lincoln" aus dem Jahr 1988 - s.u.)
(Unvergessen natürlich auch die älteren Sachen wie das famose "Ana ng" vom zweiten Album "Lincoln" aus dem Jahr 1988 - s.u.)
Zum Verrücktwerden
Nicht ganz so einfach, dieses Beziehungsleben, und das danach natürlich auch nicht - das weiß auch Kate Nash. Dank ihrer Gabe, daraus eine unterhaltsame Musik zu stricken, gibt es zum Thema nun den Song "3 AM", zuzüglich eines amüsanten Videos bei Clipfish. "Girl Talk", die Platte zum Lied, kommt dann am 1. März.
Donnerstag, 21. Februar 2013
Wo bleibt der Ton?
Da ist es die Nachricht, die zählt: Gerade erst hat der frischgebackene Brit-Awards-Gewinner Frank Ocean bekanntgegeben, dass er für ein neues Album schon mehr als zehn Songs aufgenommen hätte, da überrascht Depeche-Mode-Frontmann David Gahan in einem Interview mit der Entertainment Weekly durch folgende Wortmeldung:
"We were in the studio in New York, and we were filming and recording some live tracks toward the end of the session... An assistant came up to me in between songs and said, 'Do you mind? Frank Ocean is here working in another studio and really wants to meet you guys, I wouldn't have thought he would have even known who we are, but it turns out he's a big fan ... Martin and Christoffer Berg ended up doing a track with him, which I think is going to be part of his new record. Martin did some electronics and some modular synthesizer stuff he really wanted."
Und dann sitzt man hier und hat nichts mehr als diese Zeilen und keinen Ton sonst - life's hard. (Bleibt - im Folgenden, Bewährtes...)
"We were in the studio in New York, and we were filming and recording some live tracks toward the end of the session... An assistant came up to me in between songs and said, 'Do you mind? Frank Ocean is here working in another studio and really wants to meet you guys, I wouldn't have thought he would have even known who we are, but it turns out he's a big fan ... Martin and Christoffer Berg ended up doing a track with him, which I think is going to be part of his new record. Martin did some electronics and some modular synthesizer stuff he really wanted."
Und dann sitzt man hier und hat nichts mehr als diese Zeilen und keinen Ton sonst - life's hard. (Bleibt - im Folgenden, Bewährtes...)
Elefantenrunde
Das trifft sich ja: Hot Chip mischen "My Number" von den Foals neu ab und alle wippen mit - hier bei Soundcloud.
Mittwoch, 20. Februar 2013
Wieder unterwegs
Nicht wenige sahen in ihr schon 2009 die legitime Nachfolgerin von Alison Goldfrapp, ihr selbstbetiteltes Debüt gelangte damals mit einigen Meriten als Import über den Ärmelkanal: Polly Scattergood, sechsundzwanzigjährige Musikerin aus dem englischen Colchester, wird Mitte Juni bei Mute Records ihr zweites Album "Arrows" veröffentlichen, daraus gibt es jetzt schon den Song "Wanderlust" als Radio Edit und Remix (Charli XCX) zu hören und als kostenlosen Download.
Immer schön leise
Die Meldung so leise und unauffällig wie die Band selbst: Ende Mai, also ganze sechszehn Jahre nach ihrer letzten Studioplatte, wird ein neues Album der Glasgower Indiehelden The Pastels erscheinen - "Slow Summits" (Domino Records) soll es heißen und als Einstieg gibt es einen kleinen Vorabteaser zu sehen.
Arty Bondage
Wer die Bilder allesamt interpretieren möchte, der darf sich etwas Zeit nehmen: Primal Scream haben für die erste Hörprobe ihres im Mai erscheinenden Albums "More Light" ein einigermaßen verstörendes Video abgeliefert - künstlerisch und irgendwie auch künstlich, fesselnd sowieso. An der Gitarre im Übrigen Kevin Shields, unser Mann bei MBV - der Clip bei Noisey.
Belcanto mit Bassantrieb
Atoms For Peace
“AMOK”
(XL Recordings)
Why so afraid? Zugegeben, nicht alles, was in den letzten Jahren ‘Supergroup’ genannt wurde, war dann auch wirklich richtig super. Aber die Aufnahmen von 2010, als die Atoms For Peace mangels Selbstgemachtem noch Yorke’s Solokompositionen auf dem Fuji-Festival zur Aufführung brachten und eben dort veredelten, sind hinlänglich bekannt. Auch das DJ-Set von Yorke und Godrich aus dem MoMa, das man hätte auch als clevere Werbeveranstaltung für das Werkzeug mit dem angebissenen Apfel missverstehen können, war ja durchaus gelungen. Was sollte da also schiefgehen? Erwartungsdruck scheint nicht das zu sein, womit sich der Frontmann von Radiohead quälen muss, seine Mitmusiker Flea, Joey Waronker und Mauro Refosco sind ebenso über jeden Zweifel erhaben – ergo ist “AMOK”, das Debüt der Fünferbande, genau das geworden, was erhofft war: Eine richtig gute Platte.
Fast hätte man sie allerdings gar nicht erkannt – der anfängliche Latinogroove von “Before Your Very Eyes” vermag einen kurz zu überraschen. Loops, Samples, Geräusche, einfach an den richtigen Stellen miteinander verknotet und fertig ist die Laube – tja, “einfach”, als ob man es nicht besser wüsste. Etwas mehr gehört wohl schon dazu, damit es an der richtigen Stelle poppt und ploppt – die Technobeats von “Default”, der Wassertropfen als Taktgeber bei “Ingenue” und das dunkle Wummern und Pochen, mit dem “Dropped” eröffnet und das sich dann zaghaft aufhellt und belebt. Der Part von Flea geht dabei deutlich über den einer Assistentenstelle hinaus – die Stücke auf “AMOK” hätten ohne ihn ganz sicher nicht den Vibe, mit dem sie hier glänzen.
Auch wenn die eher düsteren, ja paranoiden Texte auf’s erste nicht ganz so zum flirrenden Sound passen wollen, das gewohnt emotionale Belcanto von Yorke harmoniert einmal mehr erstaunlich gut mit der nervösen Maschinenmusik der Band. Ein permanent tickendes Schlagwerk untermalt die klug gesetzten Gitarrenspuren von “Stuck Together Peaces”, “Judge Jury And Executioner” wird von Flea regelrecht durch die Membranen gejagt, auch dem Schlußstück dient sein Bass als Grundgerüst, auf welchem sich allerlei Instrumente zum vielstimmigen Finale treffen. Man darf sich also ein Runde ungetrübter Freude gönnen, muss danach aber gleich ans Tagesgeschäft denken und mit jeder Menge Stoßgebeten dafür sorgen, dass Atoms For Peace nicht nur dieses eine Mal im Berliner Berghain stoppen, sondern noch ein paar Termine dazubuchen – wir jedenfalls wären sicher vor Ort.
Komplettstream des Albums unter http://amok.atomsforpeace.info/
“AMOK”
(XL Recordings)
Why so afraid? Zugegeben, nicht alles, was in den letzten Jahren ‘Supergroup’ genannt wurde, war dann auch wirklich richtig super. Aber die Aufnahmen von 2010, als die Atoms For Peace mangels Selbstgemachtem noch Yorke’s Solokompositionen auf dem Fuji-Festival zur Aufführung brachten und eben dort veredelten, sind hinlänglich bekannt. Auch das DJ-Set von Yorke und Godrich aus dem MoMa, das man hätte auch als clevere Werbeveranstaltung für das Werkzeug mit dem angebissenen Apfel missverstehen können, war ja durchaus gelungen. Was sollte da also schiefgehen? Erwartungsdruck scheint nicht das zu sein, womit sich der Frontmann von Radiohead quälen muss, seine Mitmusiker Flea, Joey Waronker und Mauro Refosco sind ebenso über jeden Zweifel erhaben – ergo ist “AMOK”, das Debüt der Fünferbande, genau das geworden, was erhofft war: Eine richtig gute Platte.
Fast hätte man sie allerdings gar nicht erkannt – der anfängliche Latinogroove von “Before Your Very Eyes” vermag einen kurz zu überraschen. Loops, Samples, Geräusche, einfach an den richtigen Stellen miteinander verknotet und fertig ist die Laube – tja, “einfach”, als ob man es nicht besser wüsste. Etwas mehr gehört wohl schon dazu, damit es an der richtigen Stelle poppt und ploppt – die Technobeats von “Default”, der Wassertropfen als Taktgeber bei “Ingenue” und das dunkle Wummern und Pochen, mit dem “Dropped” eröffnet und das sich dann zaghaft aufhellt und belebt. Der Part von Flea geht dabei deutlich über den einer Assistentenstelle hinaus – die Stücke auf “AMOK” hätten ohne ihn ganz sicher nicht den Vibe, mit dem sie hier glänzen.
Auch wenn die eher düsteren, ja paranoiden Texte auf’s erste nicht ganz so zum flirrenden Sound passen wollen, das gewohnt emotionale Belcanto von Yorke harmoniert einmal mehr erstaunlich gut mit der nervösen Maschinenmusik der Band. Ein permanent tickendes Schlagwerk untermalt die klug gesetzten Gitarrenspuren von “Stuck Together Peaces”, “Judge Jury And Executioner” wird von Flea regelrecht durch die Membranen gejagt, auch dem Schlußstück dient sein Bass als Grundgerüst, auf welchem sich allerlei Instrumente zum vielstimmigen Finale treffen. Man darf sich also ein Runde ungetrübter Freude gönnen, muss danach aber gleich ans Tagesgeschäft denken und mit jeder Menge Stoßgebeten dafür sorgen, dass Atoms For Peace nicht nur dieses eine Mal im Berliner Berghain stoppen, sondern noch ein paar Termine dazubuchen – wir jedenfalls wären sicher vor Ort.
Komplettstream des Albums unter http://amok.atomsforpeace.info/
Traumgestalten
Ganz so bedrohlich, wie es auf den ersten Blick wirkt, sind sie dann doch nicht: Im Video zur aktuellen Single "Lillies" von Bat For Lashes schlägt sich Natasha Khan mit allerlei ulkigen Monstern herum, die so ausschauen, als seien sie aus dem Fundus von Spike Jonze' Verfilmung des Kinderbuchklassikers "Wo die wilden Kerle wohnen" geborgt, spooky, aber lieb - Regie Peter Sluszka, Bild und Ton bei Clipfish.
Dienstag, 19. Februar 2013
Klotzen
Chelsea Light Moving
„Chelsea Light Moving“
(Matador)
Das muß man Thurston Moore, dem Heiligen Vater des Noise-Punks, ja lassen: Trotz seiner mittlerweile knapp 55 Jahre ist an Altersmilde, geschweige denn an einen Rücktritt in die zweite Reihe überhaupt nicht zu denken. Zwar wurde bei seiner angestammten Hauptprofession Sonic Youth wegen persönlicher Differenzen die Schaffenspause ausgerufen, dennoch lässt er sich nicht lumpen und gründet zusammen mit Samara Lubelski, Keith Wood und John Moloney kurzerhand die Nebenerwerbsformation Chelsea Light Moving, welche die Pausen zwischen seinen Soloauftritten mit kreativem Output füllen kann – Chapeau!
Auch über die Marschrichtung des Quartetts besteht kein Zweifel – nach den ersten beiden Songs ist klar, dass es sich bei CLM um Moores’ neues Lieblingspielzeug handeln muss und dass dessen Sound sich ziemlich genau im großen, alternativen Dreigestirn der 90er verorten lässt, nämlich zwischen Sonic Youth, Nirvana und den Smashing Pumpkins (wobei man anmerken darf, dass wenigstens das Wirken der Sonics weit über diesen Zeitraum hinaus von Bedeutung war und ist). Schon “Sleeping Where I Fall” also legt mit knapp sechs Minuten Krachgewitter, eingebettet in akkustische Ausfransungen, die Meßlatte ziemlich hoch, beim infernalischen Achtminüter “Alighted” – hier sind wir fraglos beim Metal von Corgans “Mellon Collie…”, seinem letzten wirklichen Geniestreich gelandet – wird dann in Punkto Lärmpegel nochmals nachgebessert.
Wer danach immer noch dabei ist, darf sich die feinen Vorauskopplungen des Albums “Groovy And Linda”, “Burroughs”, “Empires Of Time” und “Frank O’Hara Hit” noch einmal im Kontext eines kompletten Albums anhören – mal mit derben Cobain’schen Grungegitarren gefüttert, dringlicher, auch schneller, später ein niedlicher “Lalala”-Chorus und natürlich wieder haufenweise bleischweres Gepolter und Gekreisch, Himmel, haun’ die rein… Das Schlußstück “Mohawk” beschränkt sich hernach auf Feedbackgedengel und Off-Monologe, das also eher die Handschrift von Sonic Youth. Alles in allem ist das deutlich mehr als ein Zwischenspurt, vom Alterswerk wollen wir erst gar nicht sprechen. Was Thurston Moore, der selbst jetzt noch mit dem verschmitzten Grinsen eines Collegeboys aufwarten kann, da aus den Pedalen gezaubert hat, ist jedenfalls aller Ehren wert. http://chelsealightmoving.blogspot.de/
„Chelsea Light Moving“
(Matador)
Das muß man Thurston Moore, dem Heiligen Vater des Noise-Punks, ja lassen: Trotz seiner mittlerweile knapp 55 Jahre ist an Altersmilde, geschweige denn an einen Rücktritt in die zweite Reihe überhaupt nicht zu denken. Zwar wurde bei seiner angestammten Hauptprofession Sonic Youth wegen persönlicher Differenzen die Schaffenspause ausgerufen, dennoch lässt er sich nicht lumpen und gründet zusammen mit Samara Lubelski, Keith Wood und John Moloney kurzerhand die Nebenerwerbsformation Chelsea Light Moving, welche die Pausen zwischen seinen Soloauftritten mit kreativem Output füllen kann – Chapeau!
Auch über die Marschrichtung des Quartetts besteht kein Zweifel – nach den ersten beiden Songs ist klar, dass es sich bei CLM um Moores’ neues Lieblingspielzeug handeln muss und dass dessen Sound sich ziemlich genau im großen, alternativen Dreigestirn der 90er verorten lässt, nämlich zwischen Sonic Youth, Nirvana und den Smashing Pumpkins (wobei man anmerken darf, dass wenigstens das Wirken der Sonics weit über diesen Zeitraum hinaus von Bedeutung war und ist). Schon “Sleeping Where I Fall” also legt mit knapp sechs Minuten Krachgewitter, eingebettet in akkustische Ausfransungen, die Meßlatte ziemlich hoch, beim infernalischen Achtminüter “Alighted” – hier sind wir fraglos beim Metal von Corgans “Mellon Collie…”, seinem letzten wirklichen Geniestreich gelandet – wird dann in Punkto Lärmpegel nochmals nachgebessert.
Wer danach immer noch dabei ist, darf sich die feinen Vorauskopplungen des Albums “Groovy And Linda”, “Burroughs”, “Empires Of Time” und “Frank O’Hara Hit” noch einmal im Kontext eines kompletten Albums anhören – mal mit derben Cobain’schen Grungegitarren gefüttert, dringlicher, auch schneller, später ein niedlicher “Lalala”-Chorus und natürlich wieder haufenweise bleischweres Gepolter und Gekreisch, Himmel, haun’ die rein… Das Schlußstück “Mohawk” beschränkt sich hernach auf Feedbackgedengel und Off-Monologe, das also eher die Handschrift von Sonic Youth. Alles in allem ist das deutlich mehr als ein Zwischenspurt, vom Alterswerk wollen wir erst gar nicht sprechen. Was Thurston Moore, der selbst jetzt noch mit dem verschmitzten Grinsen eines Collegeboys aufwarten kann, da aus den Pedalen gezaubert hat, ist jedenfalls aller Ehren wert. http://chelsealightmoving.blogspot.de/
Aus der Trickkiste
Das Album gehört mit Sicherheit zu den angenehmen Überraschungen des Jahres 2013: "Awayland" von den Villagers kommt als clever gemachter Gitarrenpop daher, garniert mit klugen, elektronischen Spielereien - für das Video zum Song "The Bell" haben die Jungs in die Trickkiste gegriffen und so ihren Proberaumaufenthalt etwas aufgehübscht - hier bei Dailymotion.
Montag, 18. Februar 2013
Hors d'oeuvre
Da isser also - der erste Song vom neuen Album der Jungs aus der Stadt der Könige: "Bankrupt!" von Phoenix wird Mitte April erscheinen und "Entertainment" soll Hunger auf mehr machen. Allein, tut es das? Etwas asiatisch anmutendes Brimborium, sonst klingt's etwas simpel und aufgeplustert, da ist also noch genügend Luft nach oben ...
Ganze Arbeit (ohne Kamelle)
"It's not over 'til ..." - nö, bitte nicht schon wieder diesen Spruch: Gossip arbeiten immer noch, man mag es kaum glauben, ihr Album "A Joyful Noise" aus dem vergangenen Jahr ab, jetzt ist es der Song "Get A Job", der ein visuelles Update erhält - leider ein paar Tage zu spät für den Karneval, hier bei Tape.TV.
Live zur Halbzeitpause
Man wünschte sich, es würde mehr dahinter stecken, es sind aber nur die Termine: Im Sommer kommen Portishead für drei Konzerte nach Deutschland - sie werden am 18. Juni in der Berliner Zitadelle und vom 21. bis 23. Juni auf dem Hurricane und dem Southside gastieren. Wer es nicht erwarten kann, für den gibt's unten einen kompletten Konzertmitschnitt von Canal+ vom Mai 2008 in Paris. Was ein neues Album betrifft, so befinden wir uns derzeit wohl in der Halbzeit, soll heißen: Fünf der üblichen zehn Jahre zwischen zwei Alben sind bald geschafft.
Sonntag, 17. Februar 2013
Azealia vs. CC P. Stonebridge vs. Baauer
Irgendwie hat Schätzchen Azealia Banks das Talent, jeden Fettnapf mitzunehmen und gleicht damit, sorry, dann wieder unserem tapsigen Problem-Per Steinbrück - nennen wir ihn mal der Situation angemessen CC P. Stonebridge (CC natürlich für 'candidate for chancellor'). Ms. Banks jedenfalls bringt sich gerade kurz vor Veröffentlichung ihrer CD "Broke With Expensive Taste" mit der wenig freundlichen Übernahme des Tracks "Harlem Shake" des Brooklyner Produzenten Baauer ins Gespräch - angeblich hatte sie dafür seine Erlaubnis, davon weiß aber wieder keiner etwas. Egal, sieht gut aus und klingt auch ganz ordentlich - heißer Scheiß, so oder so. Zeit für den "Hamburg Shake"...
Freitag, 15. Februar 2013
Gib dir die Kugel!
Noch einmal Audiolith - manchmal kann man von denen einfach nicht genug bekommen: Das Zürcher Duo Saalschutz kommt Mitte März mit einem neuen Album, es ist das amtlich vierte und soll "Saalschutz, Nichtsnutz" heißen. Das Ganze gibt's zum Termin mit Gatefoldcover, Doppel-Vinyl und Doppel-CD, weil Live ist auch noch dabei. Das erste Stück von der Diskokugel heißt übrigens "Und alle so yeah" und ist schon als Clip zu bewundern.
Heartbeats
„Eiscafé Ravetto“
(Audiolith)
Das geht ja heute. Dass man mit nichts mehr als ein paar verteufelt klugen Maschinchen und einer wunderbar zarten Stimme eine Musik machen kann, die sich den Raum greift, in die Magengrube haut und das Herz im Sturm nimmt – alles auf einmal. Und hallo – nicht Berlin! Gestatten: Tubbe, München. Das geht also heute auch, coole Musik aus der Stadt der selbstverliebten Langweiler und Schönwetterposer. Und dabei sind Tubbe, also Steffi Jacobs und Klaus Scheuermann, cool nur im Nebenfach, zuallererst bekommen sie mal einen Sound lebendig, den man früher hergenommen hat, um sich stundenweise wegschalten zu können, um den Schädel zu betäuben – Rave, Techno. Die zwei schreiben Techno mit weichem „ch“, also nicht die Gabba-Hardcore-Variante mit dem Dreifach“K“, die einen mehr verprügelt denn antreibt – das hier fühlt sich gut an und macht trotzdem high. Wiederkennen? Klar, auch, aber da ist nichts von dem Kleinmädchenhaften von Kerstgens‘ Kleeblättchen und auch nicht das (sorry) Dauerbrünftige einer Inga Humpe in ihrer 2Raumwohnung.
„Balladesker Tanzwahnsinn für Liebeskummerige und Feierwütende, für Nachtbadende und Sonnenverweigerer, für Diskomondschein und abendliches Fahrradfahren“, so nennen’s Jacobs und Scheuerrnann selbst und natürlich stimmt das alles. Das Verwirrspiel mit den Geschlechterrollen, mal ulkig in Szene gesetzt für’s Video zu „Mess“, dann mit durchaus dringlichem Tonfall bei „This One“, gehört ebenso dazu wie die Liebe, irgendwie und sowieso. Bemerkenswert: Fast jeder Song, der das große Wort im Titel führt, befaßt sich eher mit der Abwesenheit derselben: Liebe anstatt, Liebe.Ende, Bei aller Liebe. So verführerisch die Beats, so anrührend die Texte: „Manchmal wünscht‘ ich wirklich meine Tränen wären Wein, und ich könnte endlich mal von mir selbst betrunken sein“, hadert Jacobs zu fetten Drums in „Heute und hier“, später böse „Bei aller Liebe“: „Ich glaub dir jedes Wort, du lügst in ganzen Sätzen.“ Herrliches Clubfutter, Workout und Seelenmassage in einem, wem das und mehr nicht nahegeht, dem ist tatsächlich nicht zu helfen.
22.02. Potsdam, Waschhaus
23.02. Bischofswerda, East Club
28.02. Hamburg, Molotow (Bar)
07.03. München, Atomic Café (Album Release)
08.03. Traunreut, Szenit
13.03. Nürnberg, MUZ Club
16.03. Augsburg, Direktorium
05.04. Wiesbaden, Schlachthof
06.04. Braunschweig, Nexus
09.04. Dresden, Scheune
10.04. Berlin, Berghain Kantine
30.04. Hammelburg, Wasserhaus
03.05. Chur, Selig
04.05. Reutlingen, Sturm & Klang Festival
Beyond Skyscrapers
Auch schön: Depeche Mode reichen eine live eingespielte Studio-Version ihrer aktuellen Vorabsingle "Heaven" samt Video nach, natürlich in stimmungsvollem Schwarz und Weiß - zu finden bei NPR.
Alles wie immer
Product Placement - für die einen ist es ein "NoGo", für Lana Del Rey eine mittlerweile schon gewohnte Fingerübung: Im Werbespot für einen Sportwagen der Marke Jaguar gibt die Chanteuse mal wieder den einsamen Vamp samt rauchiger Stimme - "Burning Desire", was sonst.
Donnerstag, 14. Februar 2013
Richtige Richtung
Beach Fossils
„Clash The Truth“
(Captured Tracks)
Macht man sich die Mühe und hört sich durch das, was Dustin Payseur, Sänger der New Yorker Beach Fossils, unter dem Titel „Beach Fossils Guide to Punk“ als sein ureigenstes Wurzelwerk zusammengemixt hat, darf man schon staunen: Jede Menge alleredelsten Krawalls urbritischer Prägung, versetzt mit etwas heimatlichem Hardcore – muss der drauf sein. Der Gegensatz zum ersten und selbstbetitelten Debüt seiner Band fiel dann auch denkbar krass aus – melodischer Dreampop, butterweich, schwärmerisch. Hart ist anders. Doch dabei ist es nicht geblieben – die Beach Fossils anno 2013 gehen auf ihrem neuen Album wenn schon nicht übermütig, so doch etwas straighter zu Werke, Anleihen bei den Rakes oder auch dem surfigen Wavepop der Drums lassen den Sound nun kompakter, geradliniger erscheinen – beileibe noch kein Krach, aber die Richtung gefällt.
Die elf Stücke, unterbrochen von kurzen Instrumentals, sind allesamt recht ähnlich aufgebaut – fein gewirkter, kühler Gitarrenpop, mal mit dem Effektpedal veredelt („Burn You Down“), als Duett angelegt („In Vertigo“ mit der zauberhaften Kazu Makino von Blonde Redhead), schief angespielt wie „Taking Off“ und „Caustic Cross“ oder, einmal nur, etwas verträumt („Sleep Apnea“). Wie bei den angesprochenen Vorbildern haben auch die Beach Fossils ein gutes Gespür für die richtigen Töne zur richtigen Zeit, ihre Akkorde geraten anmutig, ohne zu süß oder gar kitschig zu klingen, der Song „Birthday“ gibt das beste Beispiel für diese nahezu perfekt austarrierten Arrangements. So ist „Clash Of Truth“ vielleicht nicht der ganz große, der revolutionäre Wurf, es beansprucht einen nicht über die Maßen, ist aber gerade richtig für den kleinen Hunger und das Wohlgefühl danach und genau deshalb so gut zu haben.
Komplettstream des Albums bei Hypemachine.
„Clash The Truth“
(Captured Tracks)
Macht man sich die Mühe und hört sich durch das, was Dustin Payseur, Sänger der New Yorker Beach Fossils, unter dem Titel „Beach Fossils Guide to Punk“ als sein ureigenstes Wurzelwerk zusammengemixt hat, darf man schon staunen: Jede Menge alleredelsten Krawalls urbritischer Prägung, versetzt mit etwas heimatlichem Hardcore – muss der drauf sein. Der Gegensatz zum ersten und selbstbetitelten Debüt seiner Band fiel dann auch denkbar krass aus – melodischer Dreampop, butterweich, schwärmerisch. Hart ist anders. Doch dabei ist es nicht geblieben – die Beach Fossils anno 2013 gehen auf ihrem neuen Album wenn schon nicht übermütig, so doch etwas straighter zu Werke, Anleihen bei den Rakes oder auch dem surfigen Wavepop der Drums lassen den Sound nun kompakter, geradliniger erscheinen – beileibe noch kein Krach, aber die Richtung gefällt.
Die elf Stücke, unterbrochen von kurzen Instrumentals, sind allesamt recht ähnlich aufgebaut – fein gewirkter, kühler Gitarrenpop, mal mit dem Effektpedal veredelt („Burn You Down“), als Duett angelegt („In Vertigo“ mit der zauberhaften Kazu Makino von Blonde Redhead), schief angespielt wie „Taking Off“ und „Caustic Cross“ oder, einmal nur, etwas verträumt („Sleep Apnea“). Wie bei den angesprochenen Vorbildern haben auch die Beach Fossils ein gutes Gespür für die richtigen Töne zur richtigen Zeit, ihre Akkorde geraten anmutig, ohne zu süß oder gar kitschig zu klingen, der Song „Birthday“ gibt das beste Beispiel für diese nahezu perfekt austarrierten Arrangements. So ist „Clash Of Truth“ vielleicht nicht der ganz große, der revolutionäre Wurf, es beansprucht einen nicht über die Maßen, ist aber gerade richtig für den kleinen Hunger und das Wohlgefühl danach und genau deshalb so gut zu haben.
Komplettstream des Albums bei Hypemachine.
FKK für Malmö
Man darf natürlich drüber schimpfen, ob das denn wirklich sein muss. Man darf sich den Song von La Brass Banda aber auch gern mal anhören - am besten eine Aufnahme aus dem Münchner Ampere vom Januar diesen Jahres - bitteschön, "Nackert".
Schaumermal
Dieser zweite Teaser ist noch mal eine gute Gelegenheit, das schauerliche und dennoch irgendwie faszinierende Cover des kommenden Albums "Mosquito" der Yeah Yeah Yeahs zu posten, auch wenn man sich damit die ganze Blog-Optik versaut.
Nach den ersten, recht krachigen Eindrücken gibt der neuerliche Schnipsel nun wieder ein anderes Bild - Karen O dazu: "Well… it’s definitely different from the last album. So I guess you could say that hasn’t changed about us! It’s all over the place. The sound of the record is, I guess, a bit more lo-fi sounding and slightly more influenced by roots reggae. There's a lot of delay on stuff and there’s a more raw sound to it than there was last time." Schaumermal...
Nach den ersten, recht krachigen Eindrücken gibt der neuerliche Schnipsel nun wieder ein anderes Bild - Karen O dazu: "Well… it’s definitely different from the last album. So I guess you could say that hasn’t changed about us! It’s all over the place. The sound of the record is, I guess, a bit more lo-fi sounding and slightly more influenced by roots reggae. There's a lot of delay on stuff and there’s a more raw sound to it than there was last time." Schaumermal...
Oldschool
Nach dem etwas verwunderlichen "One Way Trigger" war man auf alles gefaßt, doch nun gibt's tatsächlich Traditionelles: The Strokes veröffentlichen ihre erste echte Single "All The Time" vom neuen Album "Comedown Machine", das Ende März bei RCA das Licht der Welt erblicken soll. Hier also - mit Soundcloud.
Vorfreuen
Bis zum Sommer ist ja noch etwas hin, mit ein paar Grad im Plusbereich wäre man momentan ohnehin zufrieden, und doch gibt's hier schon mal einen kleinen Ausblick auf die warmen Monate: Dann nämlich erscheint mit "June Gloom" das neue Album des Londoner Duos Big Deal. Der erste Song daraus - "Teradacol" - wird nun noch einmal von Mute Records als Gratisdownload nachgereicht, dazu gibt's das Versprechen, dass dieses Stück von wegweisendem Charakter für das komplette Album sein soll. So wie's da am Krachen ist, kann das nichts Schlechtes bedeuten.
Mittwoch, 13. Februar 2013
Nicht schön und doch gut
Iceage
„You’re Nothing“
(Matador)
Es passiert ja nicht alle Tage, dass aus dem eigentlich recht behütet, zuweilen auch verschlafen wahrgenommenen Königreich Dänemark dieser Tage kulturell Maßgebliches ins Sichtfeld des sehr von sich eingenommenen Mitteleuropäers rückt – Peter Høeg und Lars von Trier für den Intellekt, Volbeat für’s grobe, die Olsenbande und ein wenig Royality für’s einfache Gemüt – that’s it. Umso erstaunlicher: Kaum ein anderes Punk-Album der letzten Jahre hat wohl derart aufhorchen lassen und für bemerkenswert einhelliges Kritikerlob gesorgt wie das Debüt des Kopenhagener Quartetts Iceage. Seit 2008 sind die Jungs um Sänger Elias Rønnenfelt als Band aktiv, 2011 kam dann besagtes „New Brigade“ auch über die Landesgrenzen hinaus zu verdientem Erfolg und nun folgt mit „You’re Nothing“ die zweite Platte.
Würde man aus den Texten zu jedem Song des aktuellen Werks jeweils ein Schlagwort destillieren und diese wiederum gesammelt in ein passendes Suchregister eingeben – man käme zwangsläufig und ohne die Musik dazu gehört zu haben zum Oberbegriff Punkrock: Pressure, Excess, Misadventure, Grace, Disappear, Violence, Lost, Waiting, Uncertain, Mistrust, Nothing – elf Begriffe, die sinnbildlich für die Adoleszenz in den Problemzonen moderner Großstädte stehen, die für Iceage auch den ‚Soundtrack of our lives‘ definieren. Schmerzvoll klirrende Gitarrenparts, dreckig gurgelnder Bass und kompromisslose Drums, die Stimme dazu ein Stöhnen, Wüten und sich überschlagendes Schreien, oft unverständlich oder von der Wucht der Instrumente überwältigt.
Irgendwie erinnert Rønnenfelts Auftreten doch ein wenig an die gepeinigte Attitüde eines Ian Curtis, auch wenn der Band selbst natürlich die Melodieverliebtheit und rythmische Präsenz des Post-Punk komplett abgehen. Ihre Sache ist, auch auf dem neuen Album, die lautstarke Auflehnung, die Anklage, das Lamento. „In pleasant cages through adolescense, we’re out of time, it’s closing in...“ heißt es in „Awake“, kurz zuvor haben sie den Zuhörer mit „It Might Hit First“ dem nächsten Tinitus schon einen Schritt näher gebracht. Nicht eben leichte Kost also, aber ein archaisches Vergnügen für den, der sich drauf einlässt. Und live ganz gewiß wieder einer der heißesten Tipps dieses noch jungen Jahres. http://iceagecopenhagen.blogspot.de/
Komplettstream des Albums auf Pitchfork.Advance.
07.03. Leipzig, UT Connewitz
08.03. Münster, Gleis 22
10.03. Hamburg, Hafenklang
„You’re Nothing“
(Matador)
Es passiert ja nicht alle Tage, dass aus dem eigentlich recht behütet, zuweilen auch verschlafen wahrgenommenen Königreich Dänemark dieser Tage kulturell Maßgebliches ins Sichtfeld des sehr von sich eingenommenen Mitteleuropäers rückt – Peter Høeg und Lars von Trier für den Intellekt, Volbeat für’s grobe, die Olsenbande und ein wenig Royality für’s einfache Gemüt – that’s it. Umso erstaunlicher: Kaum ein anderes Punk-Album der letzten Jahre hat wohl derart aufhorchen lassen und für bemerkenswert einhelliges Kritikerlob gesorgt wie das Debüt des Kopenhagener Quartetts Iceage. Seit 2008 sind die Jungs um Sänger Elias Rønnenfelt als Band aktiv, 2011 kam dann besagtes „New Brigade“ auch über die Landesgrenzen hinaus zu verdientem Erfolg und nun folgt mit „You’re Nothing“ die zweite Platte.
Würde man aus den Texten zu jedem Song des aktuellen Werks jeweils ein Schlagwort destillieren und diese wiederum gesammelt in ein passendes Suchregister eingeben – man käme zwangsläufig und ohne die Musik dazu gehört zu haben zum Oberbegriff Punkrock: Pressure, Excess, Misadventure, Grace, Disappear, Violence, Lost, Waiting, Uncertain, Mistrust, Nothing – elf Begriffe, die sinnbildlich für die Adoleszenz in den Problemzonen moderner Großstädte stehen, die für Iceage auch den ‚Soundtrack of our lives‘ definieren. Schmerzvoll klirrende Gitarrenparts, dreckig gurgelnder Bass und kompromisslose Drums, die Stimme dazu ein Stöhnen, Wüten und sich überschlagendes Schreien, oft unverständlich oder von der Wucht der Instrumente überwältigt.
Irgendwie erinnert Rønnenfelts Auftreten doch ein wenig an die gepeinigte Attitüde eines Ian Curtis, auch wenn der Band selbst natürlich die Melodieverliebtheit und rythmische Präsenz des Post-Punk komplett abgehen. Ihre Sache ist, auch auf dem neuen Album, die lautstarke Auflehnung, die Anklage, das Lamento. „In pleasant cages through adolescense, we’re out of time, it’s closing in...“ heißt es in „Awake“, kurz zuvor haben sie den Zuhörer mit „It Might Hit First“ dem nächsten Tinitus schon einen Schritt näher gebracht. Nicht eben leichte Kost also, aber ein archaisches Vergnügen für den, der sich drauf einlässt. Und live ganz gewiß wieder einer der heißesten Tipps dieses noch jungen Jahres. http://iceagecopenhagen.blogspot.de/
Komplettstream des Albums auf Pitchfork.Advance.
07.03. Leipzig, UT Connewitz
08.03. Münster, Gleis 22
10.03. Hamburg, Hafenklang
Warnblinkanlage
Was uns der nette, grauhaarige Kerl hier wohl sagen will? Vielleicht: Für solche Clips wurde also extra das Kürzel NSFW angeschafft, mutmaßlich als kleine virtuelle Warnblinkanlage von Mann zu Mann - für Unkundige: Not Safe For Work. Dass die Musik von Abel Tesfaye alias The Weeknd auch ohne ein paar nackte Brüste bestens funktionieren kann, das weiß der geneigte Leser natürlich schon seit langem, dennoch hier der Vollständigkeit halber das Video zum aktuellen Song "Twenty Eight" aus seiner nach wie vor großartigen Songsammlung "Trilogy" - auf Dailymotion via rap.de.
Fehlerfrei
Die wollen's wirklich wissen: Von Haim kursieren im Netz ja schon so viele Vorschußlorbeeren wie Songs und kein schlechter ist bisher dabei. Nun kommt mit "Falling" der nächste dazu und die drei Kalifornierinnen machen schon wieder nichts falsch - hier, bei Soundcloud.
Der Philosoph als Hampelmann
Darwin Deez
„Songs For Imaginative People“
(Universal)
Mit dem jungen Mann aus New York ist das eine vertrackte Sache. "Everybody has an imagination. And it's an invitation for people to just listen to the lyrics, 'cause all songs are songs for imaginative people, all music is music for emotional people." Diese zwei Sätze diktierte er neulich der Huffington Post in den Block. Und auch wenn diese Art von Gebrauchsanweisung sicherlich nicht das ist, was man als Hörer auf eine Platte geklebt haben möchte, in diesem speziellen Falle könnte sie einem den Zugang zum vorliegenden Album etwas erleichtern. Vor knapp vier Jahren kam wohl kein Tape, das man dem angehimmelten Kassettenmädchen seiner Wahl (gibt’s so etwas eigentlich noch?) verschämt in die Hand drückte, ohne „Constellations“ von Darwin Deez über die Runden – der Song war ein perfekter Traum aus Pop und für die Angebetete war man in nullkommanix der geschmackssichere Auskenner – Begeisterung! Auch die Platte zum Song war gelungen, ein süßes Versprechen, das hatte Charme und Hirn.
Nun kommen also die „Lieder für Phantasten“ und irgendwie ist alles etwas schwieriger geworden. Deez trennt nun, siehe oben, nach Wort und Ton und weiß man das, beginnt man unweigerlich, mit dem eigenen Urteil ebenso zu verfahren. Textlich ist dieser Junge der überbordende Springquell an Ideen, Geschichten und Gespinsten wie zu Zeiten seines Debüts geblieben. Er liebt das Philosophieren, das existenzialistische Gedankenspiel, das bildhafte Chaos und den Raum für Interpretation, er hat Nietzsche gelesen und sich mit ihm überworfen („I was reading too much ..., and I couldn't handle it. It wasn't for me“), er provoziert und irritiert gern, verrennt sich und will trotzdem alles auf einmal, das Große (800/Human) und das Kleine (You Can’t Be My Girl). Das ist unterhaltsam, da will man sich gern drin verlieren und mit dem Jungen den einen oder anderen Looping versuchen.
Allein, was es einem schwer macht, bei der Sache zu bleiben, ist die zweite, die musikalische Komponente. War das erste Album noch einigermaßen ausgewogen und durchaus mit Gespür für Tempi und Klangfülle produziert, so gehen Deez für den Nachfolger sämtliche Pferde durch. Manch einer mag diesen quietschfidelen Wirrwarr als kreative Meisterleistung empfinden, oft geht er einem einfach nur auf die Nerven. Jeder Song hampelt und zappelt, hüpft und stolpert ausgelassen umher – brumm!, schrill!, dengel!, zisch!, wie Sprechblasen in einem wildgewordenen Comicstrip reiht sich Stück an Stück, keine Chance zum Luftholen, ADHS-Pop, always on the run. Die einzelnen Versatzstücke sind dabei nicht einmal so schlecht, die Funk-Gitarre bei „Moonlit“, die Verballhornung der Soup Dragons bei „Free (The Editorial Me)“, nur in der Summe wirkt das alles doch eine Spur zu aufgedreht und sprillig. Gegen Ende kehrt dann zum Glück ein klein wenig mehr Ruhe ein, gönnt Deez sich selbst und dem Hörer mal ein paar Akkorde im Gleichklang und plötzlich werden aus „Redshift“, „All In The Wrist“ und „Chelsea’s Hotel“ feine, federnde Stücke. Deshalb ein fast väterlicher Rat: „Nur die Ruhe.“ http://darwindeez.com/
Komplettstream des Albums bei musikmitherz.de
20. Februar Köln, Gloria
21. Februar Hamburg, Knust
22. Februar Berlin, Bi Nuu
„Songs For Imaginative People“
(Universal)
Mit dem jungen Mann aus New York ist das eine vertrackte Sache. "Everybody has an imagination. And it's an invitation for people to just listen to the lyrics, 'cause all songs are songs for imaginative people, all music is music for emotional people." Diese zwei Sätze diktierte er neulich der Huffington Post in den Block. Und auch wenn diese Art von Gebrauchsanweisung sicherlich nicht das ist, was man als Hörer auf eine Platte geklebt haben möchte, in diesem speziellen Falle könnte sie einem den Zugang zum vorliegenden Album etwas erleichtern. Vor knapp vier Jahren kam wohl kein Tape, das man dem angehimmelten Kassettenmädchen seiner Wahl (gibt’s so etwas eigentlich noch?) verschämt in die Hand drückte, ohne „Constellations“ von Darwin Deez über die Runden – der Song war ein perfekter Traum aus Pop und für die Angebetete war man in nullkommanix der geschmackssichere Auskenner – Begeisterung! Auch die Platte zum Song war gelungen, ein süßes Versprechen, das hatte Charme und Hirn.
Nun kommen also die „Lieder für Phantasten“ und irgendwie ist alles etwas schwieriger geworden. Deez trennt nun, siehe oben, nach Wort und Ton und weiß man das, beginnt man unweigerlich, mit dem eigenen Urteil ebenso zu verfahren. Textlich ist dieser Junge der überbordende Springquell an Ideen, Geschichten und Gespinsten wie zu Zeiten seines Debüts geblieben. Er liebt das Philosophieren, das existenzialistische Gedankenspiel, das bildhafte Chaos und den Raum für Interpretation, er hat Nietzsche gelesen und sich mit ihm überworfen („I was reading too much ..., and I couldn't handle it. It wasn't for me“), er provoziert und irritiert gern, verrennt sich und will trotzdem alles auf einmal, das Große (800/Human) und das Kleine (You Can’t Be My Girl). Das ist unterhaltsam, da will man sich gern drin verlieren und mit dem Jungen den einen oder anderen Looping versuchen.
Allein, was es einem schwer macht, bei der Sache zu bleiben, ist die zweite, die musikalische Komponente. War das erste Album noch einigermaßen ausgewogen und durchaus mit Gespür für Tempi und Klangfülle produziert, so gehen Deez für den Nachfolger sämtliche Pferde durch. Manch einer mag diesen quietschfidelen Wirrwarr als kreative Meisterleistung empfinden, oft geht er einem einfach nur auf die Nerven. Jeder Song hampelt und zappelt, hüpft und stolpert ausgelassen umher – brumm!, schrill!, dengel!, zisch!, wie Sprechblasen in einem wildgewordenen Comicstrip reiht sich Stück an Stück, keine Chance zum Luftholen, ADHS-Pop, always on the run. Die einzelnen Versatzstücke sind dabei nicht einmal so schlecht, die Funk-Gitarre bei „Moonlit“, die Verballhornung der Soup Dragons bei „Free (The Editorial Me)“, nur in der Summe wirkt das alles doch eine Spur zu aufgedreht und sprillig. Gegen Ende kehrt dann zum Glück ein klein wenig mehr Ruhe ein, gönnt Deez sich selbst und dem Hörer mal ein paar Akkorde im Gleichklang und plötzlich werden aus „Redshift“, „All In The Wrist“ und „Chelsea’s Hotel“ feine, federnde Stücke. Deshalb ein fast väterlicher Rat: „Nur die Ruhe.“ http://darwindeez.com/
Komplettstream des Albums bei musikmitherz.de
20. Februar Köln, Gloria
21. Februar Hamburg, Knust
22. Februar Berlin, Bi Nuu
Ein erstes Ausrufezeichen
Das darf man gern noch nachreichen: !!! haben gerade erst mit dem Namen ihres nächsten Albums für Aufsehen gesorgt - "Thr!!!er" soll es heißen, nun kommen die New Yorker mit dem ersten Track um die Ecke. Und der federt ganz wunderbar - "Slyd", bitteschön.
Dienstag, 12. Februar 2013
Schlecht für's Karma
Nicht jeder steht auf den sonnigen Blumenkinderkram am Palmenstrand - im neuen Video des Unknown Mortal Orchestra zum Song "So Good At Being In Trouble" gibt's reichlich Ärger in der Idylle - bei Tape.TV. Garantiert friedlich sind die Aussichten für die kommende Tour der Band:
12.05. Frankfurt, Zoom
13.05. München, Strom
14.05. Köln, Luxor
20.05. Hamburg, Prinzenbar
12.05. Frankfurt, Zoom
13.05. München, Strom
14.05. Köln, Luxor
20.05. Hamburg, Prinzenbar
Vervollkommnung [Live Update]
Nick Cave And The Bad Seeds
„Push The Sky Away“
(Rough Trade)
Irgendwie hat es so klingen müssen. Nach der wuchtig, trotzigen Auflehnung der Grindermänner und ihrem jähen und viel zu frühen Ende (trotz einiger Livetermine in diesem Jahr) war klar, dass Cave mit den Bad Seeds trotz nahezu identischer Besetzung (Ellis, Casey und Sclavunos sind ja mit dem Meister selbst doppelt besetzt) einen Schwenk, einen harten Bruch würde vollführen müssen. Und so landet das aktuelle Bad-Seeds-Album stilistisch wieder weit näher bei den früheren Veröffentlichungen der Band als viele es ihm zugetraut und manche es sich gewünscht hätten. Keine laute Platte, keine unheilvoll hervorbrechenden Klangkaskaden, wenig auch vom knochenklappernden Teufelstanz, dessen Runden Cave ja nicht ungern dreht, sondern: Kammermusik, reduziert, bedächtig und konzentriert und in dieser Form wohl am ehesten dem Album „No More Shall We Part“ der Jahrtausenwende vergleichbar.
Dennoch: Die Themen, an denen sich Cave in Begleitung abarbeitet, unterscheiden sich nicht wesentlich von denen seines kürzlich verschiedenen Bluesrockquartetts, nur die Ausdrucksweisen haben sich gewandelt: Das Alter und das Altern treibt die Männer in eine Form von abgeklärter, milder Enttäuschung, wo laute Wut war, sind jetzt Bitterkeit und Sarkasmus. Einsamkeit und Unabänderlichkeit werden reell, was bleibt ist bestenfalls die Liebe und wenn die nicht zu haben ist, all die sehnsuchtsvollen Trug- und Traumbilder von ihr. Der Blick in die „Wide Lovely Eyes“ kündet ebenso davon wie der Klagegesang an die „Mermaids“, der käuflichen Liebe selbst beraubt ist für Hoffnung („Jubilee Street“) in der Tat nur noch wenig Platz. „You grow old and you grow cold“ heißt es in „Water’s Edge“, an anderer Stelle „... all the ones who come, all the ones who go, down to the water“ – die Dinge gehen ihren nicht eben erfreulichen Weg, die Dummheit schreitet voran („Wikipedia is heaven, when you don’t remember anymore“, We Real Cool), da kann man schon mal missmutig werden.
Musikalisch ist das alles wundervoll angerichtet, alles schimmert dunkel, kein Ton ist zuviel – die Bad Seeds in heutiger Zusammensetzung sind offenbar noch immer Männer von maximalem Fachverstand, auch Cave bezeugt ja nicht ohne Grund in den Linernotes: „Ask anyone who has seen them at work. They are unlike any other band on earth for pure, instinctive inventiveness.” Mal graviätisch mit Chor („Wide Lovely Eyes“), dann balladeskes Schunkeln („Water’s Edge“), für „Jubilee Street“ kurz die Gitarren etwas härter angefaßt, bevor bei „We Real Cool“ nur noch der dunkel dräuende Bass die Arbeit erledigt. „Higgs Boson Blues“ kratzt angenehm im Ohr, der Titelsong am Ende begnügt sich mit synthetischen Schleifen und dumpfem Grollen – fade out. Es sind große, wohlgeratene Songs geworden, allesamt, mit Bildern, die im Hirn gemächlich spazieren gehen und Melodien, die man so schnell nicht vergessen wird. „New in an old school kind of way“ sagt Cave selbst dazu, mehr war nun wirklich nicht zu erwarten. Jahresbestleistung, bis jetzt.
Komplettstream des Albums beim Guardian.
Nichts Doch noch Neues zum Thema 'Live unterwegs':
13. Februar Berlin, Admiralspalast
28. Juli Berlin, Greenville Festival
10. November Hamburg, Sporthalle
12. November Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
13. November Offenbach, Stadthalle
21. November München, Zenith
„Push The Sky Away“
(Rough Trade)
Irgendwie hat es so klingen müssen. Nach der wuchtig, trotzigen Auflehnung der Grindermänner und ihrem jähen und viel zu frühen Ende (trotz einiger Livetermine in diesem Jahr) war klar, dass Cave mit den Bad Seeds trotz nahezu identischer Besetzung (Ellis, Casey und Sclavunos sind ja mit dem Meister selbst doppelt besetzt) einen Schwenk, einen harten Bruch würde vollführen müssen. Und so landet das aktuelle Bad-Seeds-Album stilistisch wieder weit näher bei den früheren Veröffentlichungen der Band als viele es ihm zugetraut und manche es sich gewünscht hätten. Keine laute Platte, keine unheilvoll hervorbrechenden Klangkaskaden, wenig auch vom knochenklappernden Teufelstanz, dessen Runden Cave ja nicht ungern dreht, sondern: Kammermusik, reduziert, bedächtig und konzentriert und in dieser Form wohl am ehesten dem Album „No More Shall We Part“ der Jahrtausenwende vergleichbar.
Dennoch: Die Themen, an denen sich Cave in Begleitung abarbeitet, unterscheiden sich nicht wesentlich von denen seines kürzlich verschiedenen Bluesrockquartetts, nur die Ausdrucksweisen haben sich gewandelt: Das Alter und das Altern treibt die Männer in eine Form von abgeklärter, milder Enttäuschung, wo laute Wut war, sind jetzt Bitterkeit und Sarkasmus. Einsamkeit und Unabänderlichkeit werden reell, was bleibt ist bestenfalls die Liebe und wenn die nicht zu haben ist, all die sehnsuchtsvollen Trug- und Traumbilder von ihr. Der Blick in die „Wide Lovely Eyes“ kündet ebenso davon wie der Klagegesang an die „Mermaids“, der käuflichen Liebe selbst beraubt ist für Hoffnung („Jubilee Street“) in der Tat nur noch wenig Platz. „You grow old and you grow cold“ heißt es in „Water’s Edge“, an anderer Stelle „... all the ones who come, all the ones who go, down to the water“ – die Dinge gehen ihren nicht eben erfreulichen Weg, die Dummheit schreitet voran („Wikipedia is heaven, when you don’t remember anymore“, We Real Cool), da kann man schon mal missmutig werden.
Musikalisch ist das alles wundervoll angerichtet, alles schimmert dunkel, kein Ton ist zuviel – die Bad Seeds in heutiger Zusammensetzung sind offenbar noch immer Männer von maximalem Fachverstand, auch Cave bezeugt ja nicht ohne Grund in den Linernotes: „Ask anyone who has seen them at work. They are unlike any other band on earth for pure, instinctive inventiveness.” Mal graviätisch mit Chor („Wide Lovely Eyes“), dann balladeskes Schunkeln („Water’s Edge“), für „Jubilee Street“ kurz die Gitarren etwas härter angefaßt, bevor bei „We Real Cool“ nur noch der dunkel dräuende Bass die Arbeit erledigt. „Higgs Boson Blues“ kratzt angenehm im Ohr, der Titelsong am Ende begnügt sich mit synthetischen Schleifen und dumpfem Grollen – fade out. Es sind große, wohlgeratene Songs geworden, allesamt, mit Bildern, die im Hirn gemächlich spazieren gehen und Melodien, die man so schnell nicht vergessen wird. „New in an old school kind of way“ sagt Cave selbst dazu, mehr war nun wirklich nicht zu erwarten. Jahresbestleistung, bis jetzt.
Komplettstream des Albums beim Guardian.
13. Februar Berlin, Admiralspalast
28. Juli Berlin, Greenville Festival
10. November Hamburg, Sporthalle
12. November Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
13. November Offenbach, Stadthalle
21. November München, Zenith
Wir sind Mattuschka
"Huch, roter Rauch im Union-Block. Heißt das, Torsten Mattuschka wird neuer Papst?"
#bfcfcu # freistosspontifex @zeitonline, Hertha BSC vs. Union Berlin, 11.02.2013
#bfcfcu # freistosspontifex @zeitonline, Hertha BSC vs. Union Berlin, 11.02.2013
Danke.
Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden zum neuen Layout der alten SPEX. Endlich, ENDLICH wieder lesbar, Schluß mit infantilem Krickelkrackel und gestalterischen Blindflug der letzten Ausgaben. Vorausgesetzt, der Inhalt bleibt so hochprozentig wie bisher, ist diese Zeitschrift, die ja nun auch etwas häufiger erscheinen wird, einmal mehr das einzige ernstzunehmende Musikmagazin (sorry!) zum Popdiskurs. Ein Editorial zu Berlin '80, Bowie, Cave und Kinderriegel gibt's von Torsten Groß: hier.
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