Martial Canterel „You Today“ (Weird Records)
Besonders findige und leidenschaftliche Fans von Depeche Mode versuchen dieser Tage via Flashmob deren erste Single „Dreaming Of Me“ vom Debütalbum „Speak & Spell“ mittels Downloadkauf auf Platz 1 der Singlecharts zu pushen – quasi als Geburtstagsegschenk zum 30jährigen Jubiläum. Schaut man sich im Forum der Band um, dann sind die Meinungen zu dieser Aktion durchaus zwiegespalten, verkürzt wiedergegeben: Nette Idee, schon klar – aber nicht dieser Song, nicht diese Zeit.
An diese möchte nämlich keiner der Hardcoreanhänger wirklich erinnert werden, sahen ihre Idole doch damals eher aus wie alberne Kleiderständer mit peinlicher Föhnwelle, dem Stimmbruch gerade entwachsen – man hat es jetzt gern männlicher, möchte ernstgenommen werden. Der Sound, und das vergißt manch einer schnell, war allerdings damals alles andere als albern – was die Jungs aus der englischen Provinz damals ihren Synthesizern entlockten, war für die elektronische Musik ebenso wegweisend wie Kraftwerk oder Throbbing Gristle, mag die Darbietung auch etwas befremdlich und unbeholfen ausgesehen haben.
Klangen seine ersten Alben deutlich dunkler und eher nach Vorbildern wie Fad Gadget, schreit auf der neuen Platte von Sean McBride aka. Martial Canterel nahezu jeder Song den Namen des Quartetts aus Basildon, auch Yazoo dürften prächtig in den Kanon passen. Was früher Synthiepop hieß, wird heute unter Minimal Wave und Electro gehypt, die Parallelen sind jedoch mehr als deutlich zu hören. Das verwendete Equipment ist natürlich – Ehrensache – auch dasselbe: analoge Synthesizer, Sequenzer und Drum Machines. Mit diesen fabriziert McBride eine nervöse, flirrende Mischung aus hastigen Beats, mal kühlen, mal verträumten Melodiebögen – dass die Stimme nicht immer trägt, ist nicht so wichtig, auch ein Dave Gahan klang in seiner Jugend eher, naja – kleinlaut.
Bloßes Epigonentum mag man ihm aber trotzdem nicht vorwerfen, bedenkt man, wie beliebt der Synthiepop im Allgemeinen und diese Phase im Speziellen noch immer sind, könnte man die Platte von Martial Canterel richtiggehend mutig nennen. Zudem beweißt er bei Stücken wie „The Empty Streets“ oder „Some Days“ frühere Qualitäten und zeigt, dass er es auch experimenteller, schwergängiger hinbekommt – bei „Don’t Let Me Go“ fällt einen sogar ein leichter Schauer an. Zum Chartstürmer wird es wohl trotzdem nicht reichen, aber für hier und für jetzt ist die Platte sicher keine schlechte.
http://www.myspace.com/martialcanterel
Besonders findige und leidenschaftliche Fans von Depeche Mode versuchen dieser Tage via Flashmob deren erste Single „Dreaming Of Me“ vom Debütalbum „Speak & Spell“ mittels Downloadkauf auf Platz 1 der Singlecharts zu pushen – quasi als Geburtstagsegschenk zum 30jährigen Jubiläum. Schaut man sich im Forum der Band um, dann sind die Meinungen zu dieser Aktion durchaus zwiegespalten, verkürzt wiedergegeben: Nette Idee, schon klar – aber nicht dieser Song, nicht diese Zeit.
An diese möchte nämlich keiner der Hardcoreanhänger wirklich erinnert werden, sahen ihre Idole doch damals eher aus wie alberne Kleiderständer mit peinlicher Föhnwelle, dem Stimmbruch gerade entwachsen – man hat es jetzt gern männlicher, möchte ernstgenommen werden. Der Sound, und das vergißt manch einer schnell, war allerdings damals alles andere als albern – was die Jungs aus der englischen Provinz damals ihren Synthesizern entlockten, war für die elektronische Musik ebenso wegweisend wie Kraftwerk oder Throbbing Gristle, mag die Darbietung auch etwas befremdlich und unbeholfen ausgesehen haben.
Klangen seine ersten Alben deutlich dunkler und eher nach Vorbildern wie Fad Gadget, schreit auf der neuen Platte von Sean McBride aka. Martial Canterel nahezu jeder Song den Namen des Quartetts aus Basildon, auch Yazoo dürften prächtig in den Kanon passen. Was früher Synthiepop hieß, wird heute unter Minimal Wave und Electro gehypt, die Parallelen sind jedoch mehr als deutlich zu hören. Das verwendete Equipment ist natürlich – Ehrensache – auch dasselbe: analoge Synthesizer, Sequenzer und Drum Machines. Mit diesen fabriziert McBride eine nervöse, flirrende Mischung aus hastigen Beats, mal kühlen, mal verträumten Melodiebögen – dass die Stimme nicht immer trägt, ist nicht so wichtig, auch ein Dave Gahan klang in seiner Jugend eher, naja – kleinlaut.
Bloßes Epigonentum mag man ihm aber trotzdem nicht vorwerfen, bedenkt man, wie beliebt der Synthiepop im Allgemeinen und diese Phase im Speziellen noch immer sind, könnte man die Platte von Martial Canterel richtiggehend mutig nennen. Zudem beweißt er bei Stücken wie „The Empty Streets“ oder „Some Days“ frühere Qualitäten und zeigt, dass er es auch experimenteller, schwergängiger hinbekommt – bei „Don’t Let Me Go“ fällt einen sogar ein leichter Schauer an. Zum Chartstürmer wird es wohl trotzdem nicht reichen, aber für hier und für jetzt ist die Platte sicher keine schlechte.
http://www.myspace.com/martialcanterel
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